Yuliana schrieb:Diese Räumerei geht ja nun schon eine ganze Weile
Das ist mir auch aufgefallen.
Was für einen jungen Menschen wie dich, wovon ich ausgehe, schnell erledigt ist, nämlich sich von angehäuften materiellen Dingen zu befreien, um neustarten zu können, ist für einen älteren Menschen nahezu eine emotionale Herausforderung. An vielen Dingen hängen Lebenserinnerungen, die man vllt. mit einem geliebten Menschen erlebt hat.
Das kann Alles sein, vom Möbelstück bis zum letzten benutzten Strohhalm, mit dem jemand getrunken hat. Das braucht ewig, wenn man ein sehr emotionaler Mensch ist.
Bei meinem letzten Umzug gingen sehr schnell sehr große Teile auf den Sperrmüll oder in den Gebrauchtmöbel-Discount, da ich sie in unserer nächsten Wohnung wegen des Schnitts nicht mehr verwenden konnte. Die Kisten, die ich mitnahm, beinhalteten mehr Dinge, von denen ich einfach bis heute nicht trennen kann, darin ist vergangenes Leben aufbewahrt. Ich müsste mich eigentlich wirklich davon befreien, seit zig Jahren schon, aber ich kann es noch nicht. Stück für Stück, nach und nach wird es aber immer weniger. Weißt du eigentlich wie schwer das ist?
Die Jugend hat es so viel leichter, weil sie sich dieser Emotionalität nicht unterwerfen möchte, sie möchte frei sein, sich schnell des angehäuften Ballasts entledigen, Frische einkehren lassen, neu starten. Das finde ich vollkommen in Ordnung. Ich wünschte mir manchmal auch noch mal diese Unbefangenheit, Unkompliziertheit. Alles schnell weg, nicht nachdenken, ob oder ob nicht noch gebraucht wird oder ob jetzt der Zeitpunkt da ist Tschüss zu sagen.
Aber eins steht fest, solange noch einige Dinge verstaut sind, ist der Lebensfaden noch nicht endgültig durchtrennt. Ob du Gleiches einmal erleben wirst, steht in den Sternen, manches braucht eben seine Zeit.