LadyJ schrieb am 23.05.2022:Ich habe mal im Callcenter gearbeitet und vor jedem Anruf mit Herzrasen und Tränen gekämpft. Im Callcenter muss man ja Zeiten einhalten, wo ich war. Pro Anruf sieben Minuten oder so. Hab ich natürlich nicht geschafft, denn manche Probleme löst man nur in mehr als sieben Minuten. Bin da nicht mehr, zum Glück. Nie wieder Callcenter.
Das klingt für mich so, als habe da ein enormer Zeitdruck bestanden - irgendwie unmenschlich.
Je nachdem, wo man eingesetzt ist, sind die Leute, die da anrufen, ja auch oft verärgert, verzweifelt, entnervt und ich denke, die laden ihren Frust und Ärger dann u.U. bei demjenigen ab, der dem Anruf entgegen nimmt. Mir ist das selbst auch schon so gegangen und mir ist aufgefallen, dass die Mitarbeitenden in Hotlines da sehr unterschiedlich aufgestellt sind. Ich nehme an, dass es da auch Schulungen gibt
@LadyJ ?
In Hotlines rufe ich nicht so gerne an, denn oft muss man da sehr lange warten, bis man nach langem Gedudel dann endlich eine Person am Hörer hat. 20 bis 30 Minuten oder länger in einer Warteschleife finde ich schon ätzend. Und nicht jeder, der dann dran geht, ist wirklich kompetent. Manchmal gerät man auch an jemanden, der gar nicht so gut Deutsch kann. Das finde ich sehr anstrengend und frage mich, warum diese Leute eingesetzt werden. Ich hatte mal einen, der mein Anliegen gar nicht verstanden hat. So ein Anruf ist dann für die Bux.
Meine jüngere Tochter hat auch mehrere Jahre an zwei Nachmittagen in der Woche eine Hotline in ihrem Amt besetzt. Sie hat sich gleich nach der Ausbildung dafür gemeldet und hat dadurch noch einiges gelernt. Auch über Menschen und den Umgang mit ihnen, denke ich.
Es war aber mit der Zeit für sie immer unschöner, das zu machen und so war sie froh, dass sie das nach 3,5 bis 4 Jahren abgeben konnte. Sie hatte mich z.B. mal angerufen, als sie Hotline hatte und irgendwann sagte sie, sie müsse das Telefonat beenden, weil jetzt 11 Leute in der Warteschleife wären.
Eine Nachbarin hat längere Zeit in einem großen Möbelhaus gearbeitet und war da zuständig für Beschwerden und Reklamationen. Sie hat das irgendwann nervlich nicht mehr ausgehalten und hat sich eine neue Stelle gesucht.
Ich telefoniere privat eigentlich ganz gerne, wenn ich Freizeit habe und entspannt bin. Gerade wenn man mit jemandem schon länger keinen Kontakt mehr hatte ist das ein guter Weg, sich wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Ich telefoniere auch lieber mit dem Festnetz als mit dem Handy.
Bin aber nicht mehr so der Vieltelefonierer. Früher war das anders, als ich noch eine Freundin hatte, die weiter entfernt wohnte. Da telefonierten wir oft mehrere Stunden. Im Nachhinein betrachtet ging es da aber meist um Probleme, die sie hatte und mir in epischer Breite vortrug.
Meine Kinder machen öfters WhatsApp Video Anrufe. Das finde ich schön. So kann man sich nicht nur hören, sondern auch sehen. Da wird noch ein weiterer Sinn mit angesprochen.
Dienstliche Telefonate versuche ich professionell abzuwickeln. Da gibt es manchmal Kolleg:innen, die Fragen haben, die ich zu beantworten versuche. Meist klappt das auch ganz gut und oft ist es einfacher, Dinge am Telefon zu klären als in einer E-Mail. Das ist direkter und schneller und Missverständnisse kommen da gar nicht auf.
Ich bin aber auch froh, wenn sich das Anrufaufkommen in Grenzen hält, weil mich das dann doch jedes Mal aus meiner Arbeit rausbringt. Im Büro habe ich ein Headset. Telefonieren damit finde ich super, da ich dann die Hände frei habe.