Definition Jungfrau in der Gesellschaft

@MysteriousFire

Wäre es aber in der Gesellschaft nicht noch immer so ein großes Thema, dann würde auch all der Druck nicht so extrem sein.
Wenn es nun egal wäre, ob man mit 16 oder mit 30 noch Jungfrau ist, jeder auf dieser Welt dies für sich bestimmen könnte.
Sexualität im allgemeinen sollte etwas Selbstbestimmtes sein, frei von Stigmata, Schubladendenken und frei von irgendwelchen gesellschaftlichen/religiösen Wertvorstellungen, die einem aufgezwungen werden.

Bedenkt man, dass es sogar Operationen gibt, die angeboten werden, wo sich junge Mädchen/Frauen ihr Jungfernhäutchen operativ erneuern lassen können. Und dieses Angebot wird auch zuhauf in Anspruch genommen. Schon alleine dies ist Abschreckung genug, dass so ein Stückchen Haut über das entscheidet, was für einen Wert man als Mensch hat.

-Anna- schrieb:dass so ein Stückchen Haut

Es ist keine Haut

Das, was gerne als "Jungfernhäutchen" bezeichnet wird, ist ein vaginaler Schleimhautkranz, auch Hymen genannt. Dieser verschwindet nicht nach dem ersten penetrativen Sex, sondern frau behält ihn das ganze Leben. Er verändert sich nur mit der Zeit, sagt die Gynäkologin Nora Szász. Der vaginale Schleimhautkranz ist so dehnbar, dass bei einer Geburt sogar ein Kind durchpasst.

Quelle: https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/mythos-jungfraeulichkeit-jungfernhaeutchen-gibt-es-nicht

Auch mit diesem Mythos muss endlich Schluss sein.

Ansonsten stimme ich deinem Beitrag vollstimmig zu. Daher nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich an dieser Stelle korrigierend einlenke. Ist nicht gegen Dich.

tudirnix schrieb:Daher nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich an dieser Stelle korrigierend einlenke. Ist nicht gegen Dich.

Ne Du keine Sorge, ich fasse es auch nicht so auf, dass es gegen mich gerichtet wäre.
Danke für das korrigierende Eingreifen. :)
Nun habe ich auch wieder etwas dazu gelernt. :Y:

https://www.plastischechirurgie-koeln.com/hymenrekonstruktion-koeln/


Hymenrekonstruktion ist allerdings recht beliebt wie es scheint.
Die Idee, sich die Jungfräulichkeit wieder herzustellen ist schon krass.

Damit kommt frau dann durch die "Kontrolle".
😑

Solange diese Begrifflichkeit gesellschaftlich "positiv" belegt ist, wird diese nicht verschwinden. Egal in welchem Zusammenhang. :)

em123456789012 schrieb am 17.08.2022:„Natürlich“ ist das Jungfrau sein vorbei wenn man einmal Sex hatte.

Ich habe das auch immer so verstanden, dass normalerweise beim ersten Geschlechtsverkehr das Jungfernhäutchen zerstört wird, wodurch die Frau dann keine "Jungfrau" mehr ist.

Da wurde früher ja ein wahnsinniger Bohai drum gemacht. Ein mit Blut beflecktes Bettlaken der Öffentlichkeit präsentiert und so. Oder dass jemand den Vollzug des Aktes bezeugen musste.
Das "Recht der ersten Nacht" eines Regenten/Gutsherren.
Mittelalterlich halt...

@nairobi
Das ist leider noch nicht vorbei, sondern wird wieder mehr.
Hier ein Artikel von 2009

https://www.zeit.de/online/2009/26/jungfrauenwahn

Was also tun? Vielen der Frauen ist schon mit einer Beratung, auch über genau diesen Sachverhalt, geholfen. Wenn sie die Angst vor einer Jungfräulichkeitsuntersuchung umtreibt, zu der sie die Familie zwingt, kann auch ein Anruf unter Kollegen helfen, sagte Tennhardt. Das heißt: Sie spricht vorab mit dem Gynäkologen, bei dem die Untersuchung erfolgen soll: "Ich selbst würde da immer sagen: Ja, sie ist noch Jungfrau

kann es zu einem Problem werden, wenn die Frau ihre Ehe mit einer Lüge beginnt. Meryem Schouler-Ocak etwa, Psychiaterin an der Charité und Leiterin der AG Migrations- und Versorgungsforschung, kennt Frauen, die später an körperlich unerklärlichen Unterleibsbeschwerden leiden, die vor allem beim Geschlechtsverkehr mit dem Ehemann auftreten.

Aber wir sehen weltweit Rückschritte", sagte Sibylle Schreiber von der Menschenrechtsorganisation "Terre des Femmes". In den USA zum Beispiel habe die christlich inspirierte Jungfräulichkeitsbewegung "True Love Can Wait" viele Anhänger.

Wie auch im Abtreibungdthread zu lesen ist, nimmt der Wahn wieder zu.
Opfer sind, wie so häufig, die Frauen.

Bundeskanzleri schrieb:kann es zu einem Problem werden, wenn die Frau ihre Ehe mit einer Lüge beginnt.

"Kann es zu einem Problem werden, wenn die Ehe mit einem solchen Anspruch einhergeht" -
warum wird es denn auch da so dargestellt, als würde die Frau selber lügen wollen?
Sie wird sich ja eher dazu gezwungen fühlen, weil es die dämliche Kultur so vorgibt.

Vielleicht hat sie ja gar nicht so ein Problem mit dem Sex, sondern damit, mit ihrem Mann nicht reden zu können,
weil da so elend viel Ignoranz herrscht.

@DalaiLotta

Ich lese nicht, dass die Frau das "will", vielmehr

Wenn sie die Angst vor einer Jungfräulichkeitsuntersuchung umtreibt, zu der sie die Familie zwingt,

Quelle: s.o.

Aber auch die Frau ist nunmal Teil der Kultur, das kann man nicht so einfach trennen.
Sie orientiert sich daran und versucht, innerhalb des Systems ihr Bestes. Sie WILL in diesem Moment als Jungfrau dastehen, aus diesen Zwängen befreit es sich nicht eben mal.

Bis man Frauen soweit stärkt, informiert, bildet, bis sie selber spürt, welchen Weg sie gehen möchte, das dauert.
Und die Frauen tragen diese Systeme mit. Die Schwiegermütter, die auf den blutigen Bettzeug bestehen, die Frauen, die ihre Töchter beschneiden usw usw.

Dass man aber verschweigt, schon einen Sexualpartner gehabt zu haben, ist ja hier auch nicht so ungewöhnlich.

Bundeskanzleri schrieb:innerhalb des Systems ihr Bestes.

Lügen ist ja nicht "gut", es ist sicher nicht "das Beste", was die Frauen ihren Männern zu geben hätten.
Wir wissen nicht, ob sie Lügen will, wir können nur annehmen, dass sie nicht ausgegrenzt werden will.

Wenn da steht, dass viele Frauen dann unter Symptomen leiden -

Bundeskanzleri schrieb:die später an körperlich unerklärlichen Unterleibsbeschwerden leiden, die vor allem beim Geschlechtsverkehr mit dem Ehemann auftreten.

dann könnte es sich da um den "Preis" handeln, den diese Frauen dafür zahlen, in einer völlig asymmetrischen Beziehung leben zu müssen.

Bundeskanzleri schrieb:das kann man nicht so einfach trennen.

Was genau?
Natürlich kann man Täter von Opfern trennen, man muss nur hinschauen.

Und wenn der Frau unterstellt wird, dass sie damit die Kultur "schützen" wolle und nicht sich selbst, geschieht genau das:
die Mär davon, dass Jungfräulichkeit irgendwie zum Gelingen der Beziehung beitragen würde,
wird auf ihre Kosten weitergegeben.
Und der Ehemann profitiert, wird gestärkt. Für die nächste Runde - mit ihren Söhnen und Töchtern.

Das wird eher "so einfach" weitergegeben, obwohl die eigentliche Lüge in meinen Augen darin besteht,
am Mythos der Jungfräulichkeit fest zu halten.

Bundeskanzleri schrieb:ist ja hier auch nicht so ungewöhnlich.

Sich davon zu lösen, was einem als Kind eingetrichtert wurde, ist nie leicht.
Das hat aber nicht wirklich was mit "Kultur" zu tun, sondern mit "Prägung" und Selbstbewusstsein.