Der Fall Harry Wörz
04.02.2020 um 09:52marlonc schrieb:Als Ermittler sollte man doch auf der Suche nach der Wahrheit sein, da kann mir doch keiner erzählen, dass keiner von den Anwesenden der Neugierde widerstehen konnte, mal kurz die Hand auf die Motorhaube zu legen.In der Tat. Zumal Thomas H. (wie Harry W.) sofort zum Kreise der Verdächtigen zählte und man sogar befürchtete, er könne mit seiner Dienstwaffe noch Schlimmeres begehen.
Das ist auch nicht die einzige Merkwürdigkeit. Der Tatort wurde unzureichend abgesperrt. Die Plastiktüte, in der sowohl die Drogen als auch die bei der Tat verwendeten Handschuhe aufbewahrt worden waren, verschwand im Laufe der Verfahren. Und es gibt einige weitere Dinge, die den Verdacht aufkeimen lassen, die Polizei habe versucht, den Polizisten Thomas H. aus der Schusslinie zu bringen. Das ist ja leider immer wieder zu beobachten, dass der Korpsgeist bei Ermittlungen gegen Polizisten zu unrühmlichen Verhalten führt. Auch der Vater des Opfers, ebenfalls Polizist, spielte eine - sagen wir mal - schillernde Rolle.
Die Polizeiarbeit wurde dementsprechend im 3. Urteil des LG Mannheim kritisiert.
Aber auch der BGH agierte nicht immer ruhmreich. Die Aufhebung des 1. Freispruchs 2006 durch den BGH ist an Kleinlichkeit und Lächerlichkeit wirklich nicht zu überbieten. Da hat man auch den Eindruck, an Freisprüche seien wesentlich höhere Anforderungen zu stellen, denn an Verurteilungen. Und als müsse diese Verurteilung um jeden Preis gehalten werden. 2010 hatte dann der gleiche Senat zum Glück ein Einsehen und akzeptierte den Freispruch.
https://harrywoerz.de/neuimages/bgh-urteil-20061016.PDF (Archiv-Version vom 01.05.2016)