Wenn die Opferseite Vertrauen in den Verlauf der Ermittlungen verliert
06.09.2023 um 13:48Hallo,
Schwerpunkt dieses Threads ist die Frage, was Opfer von Straftaten oder deren Angehörige bzw. Hinterbliebene unternehmen können, wenn sie den Eindruck haben, dass in ihrem Fall die zuständige Polizeibehörde oder Staatsanwaltschaft nicht ausreichend ermittelt, Fehler macht oder sogar Fehler vertuscht hat. Welche Fälle gibt es? Ist bekannt, was die Betroffenen unternommen und erreicht haben? Ideal wäre es, wenn hier auch Fachkenntnisse eingebracht würden (z. B. juristische, kriminalistische, psychologische).
Gemeint sind damit allgemeine Informationen. Persönliche Einzelfall-Beratung dürfte gegen die Allmystery-Regeln verstoßen.
Es muss sich nicht nur um schwerste Verbrechen oder um schlagzeilenträchtige Straftaten handeln. Zum Beispiel auch für Betrugs- oder Einbruchsopfer kann es eine Zusatzbelastung sein, wenn das Vertrauensverhältnis zu denjenigen Behörden gestört ist, von denen sie sich Hilfe erhofften.
Auch gibt es Fälle, in denen Angehörige oder Hinterbliebene von einem Verbrechen überzeugt sind, während die Ermittler von freiwilligem Verschwinden, Suizid oder alleinverursachtem Unfall des Opfers ausgehen.
Die meisten Betroffenen werden ihre Vorwürfe kaum beweisen können. Wiederum sind sicherlich nicht alle Vorwürfe begründet. Z. B. müssen auch Ermittler rechtliche Grenzen beachten, wie die Unschuldsvermutung.
Auch führen Personalmangel und fehlende Infrastruktur zu Ermittlungsstau:
Nicht auszuschließen ist auch, dass für manche Hinterbliebene der Gedanke, ein geliebter Mensch könnte den Freitod gewählt haben, unerträglich ist.
Jedenfalls werden sich Laien trotz berechtigter Vorwürfe ohne mindestens juristischen Beistand kaum wehren können. Das kann sich nicht jeder leisten.
Bedingung der Allmystery-Verwaltung ist, in diesem Thread keinen bestimmten Fall zu sehr in den Mittelpunkt zu rücken. Das u. g. gut dokumentierte Beispiel soll hier vor allem stützen, warum man m. E. solchen Vorwürfen mehr Beachtung schenken sollte:
Über entsprechende traumatische Erfahrungen in der eigenen Familie berichtete der ehemalige Hamburger LKA-Chef Wolfgang Sielaff in Interviews. Nach seiner Pensionierung lösten er und sein Team den Vermisstenfall seiner 1989 verschwundenen Schwester nach fast 30 Jahren. (Threads Die Göhrde-Morde und Die mutmaßlichen Taten des Kurt-Werner W. )
Herr Sielaff war im Jahr 2003 nach seiner Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft Lüneburg erschüttert. Er hatte so erfahren, dass überhaupt keine Ermittlungen zum Verschwinden seiner Schwester mehr erfolgt waren. Außerdem waren alle Beweismittel vernichtet.
Auf Fragen, was die Ungewissheit mit einem Menschen macht, antwortete er:
Die Frage, ob sein Vertrauen in den Rechtsstaat erschüttert sei, verneinte er, fasste aber seine Vorwürfe zusammen:
Allein auf Allmystery gibt es einige weitere Beispiele, z. B.:
Im Mordfall Elisabeth Schmidt hat die Polizei nicht die Brandwohnung versiegelt. Als das Obduktionsergebnis feststand, war die Wohnung schon ausgeräumt und somit eventuelle Beweise vernichtet.
Die Ermittlungen im Fall Der rätselhafte Tod der Schülerin Sajira S. in Lindau am Bodensee wurden eingestellt. Die Familie glaubt nicht an einen Selbstmord.
Ähnlich geht es auch der Familie im Fall einer ertrunkenen Rettungsschwimmerin. Thread Rätselhafter Todesfall am Bodensee - Isabelle Kellenberger
Sicherlich gibt es auch Beispiele, zu denen kein Thread existiert.
Es würde mich freuen, wenn dieser Thread euer Interesse weckt und vielleicht auch mancher Beitrag nützlich für Betroffene wäre.
Schwerpunkt dieses Threads ist die Frage, was Opfer von Straftaten oder deren Angehörige bzw. Hinterbliebene unternehmen können, wenn sie den Eindruck haben, dass in ihrem Fall die zuständige Polizeibehörde oder Staatsanwaltschaft nicht ausreichend ermittelt, Fehler macht oder sogar Fehler vertuscht hat. Welche Fälle gibt es? Ist bekannt, was die Betroffenen unternommen und erreicht haben? Ideal wäre es, wenn hier auch Fachkenntnisse eingebracht würden (z. B. juristische, kriminalistische, psychologische).
Gemeint sind damit allgemeine Informationen. Persönliche Einzelfall-Beratung dürfte gegen die Allmystery-Regeln verstoßen.
Es muss sich nicht nur um schwerste Verbrechen oder um schlagzeilenträchtige Straftaten handeln. Zum Beispiel auch für Betrugs- oder Einbruchsopfer kann es eine Zusatzbelastung sein, wenn das Vertrauensverhältnis zu denjenigen Behörden gestört ist, von denen sie sich Hilfe erhofften.
Auch gibt es Fälle, in denen Angehörige oder Hinterbliebene von einem Verbrechen überzeugt sind, während die Ermittler von freiwilligem Verschwinden, Suizid oder alleinverursachtem Unfall des Opfers ausgehen.
Die meisten Betroffenen werden ihre Vorwürfe kaum beweisen können. Wiederum sind sicherlich nicht alle Vorwürfe begründet. Z. B. müssen auch Ermittler rechtliche Grenzen beachten, wie die Unschuldsvermutung.
Auch führen Personalmangel und fehlende Infrastruktur zu Ermittlungsstau:
Fachkräftemangel - Gewerkschaften warnen vor »Personalkollaps« im öffentlichen DienstQuelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/fachkraeftemangel-gewerkschaften-warnen-vor-personalkollaps-im-oeffentlichen-dienst-a-5e9b4775-5763-4196-86f6-9494fac7e664
Nicht auszuschließen ist auch, dass für manche Hinterbliebene der Gedanke, ein geliebter Mensch könnte den Freitod gewählt haben, unerträglich ist.
Jedenfalls werden sich Laien trotz berechtigter Vorwürfe ohne mindestens juristischen Beistand kaum wehren können. Das kann sich nicht jeder leisten.
Bedingung der Allmystery-Verwaltung ist, in diesem Thread keinen bestimmten Fall zu sehr in den Mittelpunkt zu rücken. Das u. g. gut dokumentierte Beispiel soll hier vor allem stützen, warum man m. E. solchen Vorwürfen mehr Beachtung schenken sollte:
Über entsprechende traumatische Erfahrungen in der eigenen Familie berichtete der ehemalige Hamburger LKA-Chef Wolfgang Sielaff in Interviews. Nach seiner Pensionierung lösten er und sein Team den Vermisstenfall seiner 1989 verschwundenen Schwester nach fast 30 Jahren. (Threads Die Göhrde-Morde und Die mutmaßlichen Taten des Kurt-Werner W. )
Herr Sielaff war im Jahr 2003 nach seiner Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft Lüneburg erschüttert. Er hatte so erfahren, dass überhaupt keine Ermittlungen zum Verschwinden seiner Schwester mehr erfolgt waren. Außerdem waren alle Beweismittel vernichtet.
Auf Fragen, was die Ungewissheit mit einem Menschen macht, antwortete er:
Das war eine schlimme Zeit für uns alle. Angehörige und Hinterbliebene sind schließlich auch Opfer! Wenn ein schweres Verbrechen in eine Familie einschlägt, dann gerät das ganze Leben aus den Fugen (…).Auch langfristige Auswirkungen beschrieb er: Die Tochter des Opfers leide bis heute schwer, auch, weil ihr Vater verdächtigt wurde.
Wir als Familie konnten uns nicht mit dem offenkundigen Verbrechen auseinandersetzen und es verarbeiten. Meine Mutter hat 20 Jahre lang gehofft, dass sich die Tür öffnet und ihre Tochter hereinkommt. Sie hat in ihrer Verzweiflung zwei Suizidversuche unternommen.Quelle Interview 1: https://www.n-tv.de/leben/Als-das-Profiling-in-Deutschland-entstand-article22179374.html
Die Frage, ob sein Vertrauen in den Rechtsstaat erschüttert sei, verneinte er, fasste aber seine Vorwürfe zusammen:
Es hat damals allerdings ein großes Versagen von Polizei und Staatsanwaltschaft gegeben. Ein derartiges Maß an Desinteresse, Unterlassungen, Versäumnissen und Fehlentscheidungen ist mir noch nicht untergekommen. Fehlerkultur oder Selbstkritik? Fehlanzeige.Quelle Interview 2: https://www.daserste.de/unterhaltung/film/das-geheimnis-des-totenwaldes/hintergrund/das-geheimnis-des-totenwaldes-eiskalte-spur-interview-wolfgang-sielaff100.html
Allein auf Allmystery gibt es einige weitere Beispiele, z. B.:
Im Mordfall Elisabeth Schmidt hat die Polizei nicht die Brandwohnung versiegelt. Als das Obduktionsergebnis feststand, war die Wohnung schon ausgeräumt und somit eventuelle Beweise vernichtet.
Die Ermittlungen im Fall Der rätselhafte Tod der Schülerin Sajira S. in Lindau am Bodensee wurden eingestellt. Die Familie glaubt nicht an einen Selbstmord.
Ähnlich geht es auch der Familie im Fall einer ertrunkenen Rettungsschwimmerin. Thread Rätselhafter Todesfall am Bodensee - Isabelle Kellenberger
Sicherlich gibt es auch Beispiele, zu denen kein Thread existiert.
Es würde mich freuen, wenn dieser Thread euer Interesse weckt und vielleicht auch mancher Beitrag nützlich für Betroffene wäre.