Émile (2) in Haut-Vernet (F) tot aufgefunden
26.03.2025 um 16:05Als ehemalige Schwester nicht. Diesen Mann hat etwas so sehr in seinen (katholischen) Grundfesten erschüttert und ich habe eine leise Idee, dass er mit Vorwürfen von außen und seinem Inneren (aufgrund des strikten und rigiden Glaubens) massiv konfrontiert war.Blutgräfin schrieb:Als ehemalige Katholikin wundert mich dieser Suizid auch sehr, der Mann war ja offenbar wirklich überzeugt von seinem Beruf, seiner Berufung - wie verzweifelt muss er gewesen sein, um sich selbst zu töten und damit
Ausschlaggebend war für mich der Beitrag:
Wenn die Familie V. so extrem und fundamentalistisch in ihrer Religion ist, dann wird schon das nicht getätigte Ritual ein Vorwurf an den Priester gewesen sein; zudem Emile dann auch offensichtlich nicht in die Erwartungen und Vorstellungen des Großvaters gepasst hat, weil zu lebendig, weil er wohl im Gottesdienst eben nicht ruhig dasaß, usw.jeandArc schrieb:Auf Nachfrage von @CharliesEngel hier die Quelle:
Im Jahr 2020 taufte er Émile in der Kapelle der Grauen Büßer. Eine Erinnerung, die er besonders in Ehren hielt, wie die Taufanmeldung beweist, die sorgfältig auf einem Regal in seiner Wohnung aufbewahrt wurde. "Es war während Covid", erzählte er uns drei Jahre später mit Emotionen. Aus gesundheitlichen Gründen wollte ich ihm kein Salz auf die Zunge schmieren, um den Teufel fernzuhalten, wie es das traditionelle Ritual verlangt. Er weinte an diesem Tag viel, und Colomban und Marie hatten mir gegenüber gescherzt: "Das liegt daran, dass du ihm keine Prise Salz gegeben hast!" »
https://www.parismatch.com/actu/faits-divers/affaire-emile-le-pretre-qui-a-baptise-le-petit-garcon-sest-suicide-249186
Es gibt sehr lebendige Kinder; auch ohne ADHS (ich mit mit ADHS eine Schlaftablette).
In meiner Klosterzeit hatte ich einige fundamentalistische Gläubige kennengelernt (und nach der Zeit sogar hier auf allmy) und diese vermuteten hinter jedem für sie negativ auslegbaren Verhalten einen Angriff des Teufels.
Aufgrund des ausbleibenden Rituals während der Taufe war Emile also mindestens vom Teufel bedroht; so die fundamentalistische Ansicht. Dazu das lebendige Verhalten (und ggf. etwas für die Familie Unpassendes während der Messe gesagt) tja…
Zudem vermittelt die Bibel, dass Gewalt ein probates Mittel zur Durchsetzung des (Gottes) Willens ist. Heißt ja schon in den Sprüchen Salomos (Kap. 13, V14): "Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn lieb hat, der züchtigt ihn beizeiten."
Und wie du selbst schon angesprochen hast, ist in dem Fall die Art und Weise, wie man mit dem Priester im Nachhinein umgegangen ist, sehr auffällig. Brutalste Taten innerhalb der Kirche werden gedeckt, verschwiegen und vertuscht und bei so einer, im Vergleich dazu, harmlosen Situation (Weitergabe des Fotos) wird der Mann fast exkommuniziert.
Da dürfte sehr viel mehr im Hintergrund gewesen sein.
Der Priester tut mir unheimlich leid.
Aber wenn man ihm von so vielen Seiten Vorwürfe gemacht hat und er sich selbst vielleicht auch noch; immerhin muss er ja auch diesem strikten Glauben gefolgt sein…dann ist für mich ein Suizid eine logische Folge. Sich selbst das Himmelreich verwehren, weil man sich schuldig fühlt.
Ich bin heilfroh, dass meine Partnerin (war ebenfalls Schwester) durch ihr Sterben dafür gesorgt hat, aus dem Orden auszutreten. Erst in der Zeit habe ich das ganze falsche Gesicht der katholischen Kirche wahrgenommen, obwohl meine Mitschwestern tolle Frauen waren/sind.
Aber in diesen strikten Glaubens-/Religionsstrukturen, wie sie in solchen Gemeinschaften wie in der Familie V. oder der Bruderschaft der Grauen Büßer geliebt werden, wird jegliches als nicht religionskonformes Verhalten (das natürlich auch gerne willkürlich so ausgelegt wird) massivst geahndet und bestraft.
Das wird Emile leider auch zu spüren bekommen haben…ob physisch oder psychisch.
Es ist alles so traurig. Zwei Menschenleben hat dieses Glaubenskonstrukt schon gekostet. Zwei zuviel.
Ein 2jähriger musste sterben.
Er hat sein Leben noch vor sich gehabt.
War es wirklich vorsätzlich, wonach es aktuell aussieht, hoffe ich, dass es angemessene Urteile für die Verantwortlichen gibt.
Traurig und stimmt einen nachdenklich…denn es gibt noch viele solcher Familien.