Vermisster Onkel in Frankreich / Besatzungskinder
02.06.2010 um 02:05
"Dazu möchte ich mal eine ziemliche traurige Geschichte aus dem Leben meiner Familie erzählen, ich denke ich kann das hier, weil die Betroffenen entweder nicht mehr leben bzw. unbekannt sind.
Nicht zu vergessen, dass damals die Zeiten härter waren, allerding für mich trotzdem bezeichnend.
Mein Großvater, er wäre heute 101 Jahre alt, war damals wie so viele deutsche Soldaten der Wehrmacht in Frankreich stationiert. Er hatte kurz vor seinem Einzug meine Großmutter kennengelernt, allerdings war da noch nicht wirklich was "ernsthaftes", man kannte sich halt.
Meine Großmutter war damals mit Ihrer großen Liebe verheiratet und hatte mit diesem Mann auch eine Tochter. Dieser Mann fiel in Russland.
Also sass Großmutter mit KInd alleine da. Nachdem mein Großvater dann aus dem Krieg zurückkehrte, lernte man sich kennen, heiratete und Großmutter bekam meine Mutter.
Irgendwann kurz nach Geburt meiner Mutter kam ein Brief aus FRankreich an, was genau da drinne stand kann ich heute nicht mehr nachvollziehen, ich weiss es nur aus sporadischen Erzählungen. Fakt war, Großvater hatte mit einer Französin ein Kind gezeugt.
Dies war auch immer mal wieder Gesprächsthema. Großvater erzählte mir manchmal heimlich, das dieser Sohn wohl Jermain hiess, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mir als damals kleinem KInd mehr Wahrheiten anvertraute, als allen anderen. Ich fragte ihn warum Jermain und er sagte wg. German-deutsch. Also wusste ich es gab da noch ein Kind. Großmutter, von mir kindlich befragte sagte, ja diesen Brief hätte sie abgefangen und hat "dieser" Frau wohl zurückgeschrieben, dass sie mit Großvater verheiratet wäre und mit ihm auch ein Kind hätte, aber sie würde ihn freigeben, so behauptete sie jedenfalls, darauf schrieb diese FRau wohl zurück, sie würde verzichten und er soll mit seiner Familie in Deutschland glücklich werden.
Dies waren die einzigen Aussagen die ich dazu kannte. Irgendwann so um 2008, ich hatte mit Großmutter keinen Kontakt mehr, erfuhr ich dann, das genau dieser Sohn sie wohl besucht haben muss. Ich kann jetzt hier nur verschiedene Aussagen über 3 Ecken wiedergeben, aber ihr werdet merken um was es mir dabei geht.
Also:
Dieser Sohn ist wohl von seiner Mutter danach in ein Heim gebracht worden. (Besatzungskind und wahrscheinlich war die arme Frau total verzweifelt) Diesen Sohn hat eine russische Auswandererfamilie adoptiert und er hiess nund Sergeij. Kurz vor dem Tod seiner Adoptivmutter hat Sergeij wahrscheinlich mit deren Hilfe dann versucht seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Sergeij war damals auch schon MITTE 60! Man hat schnell den Namen meiner Großmutter übers Telefonbuch gefunden, ist ein sehr seltener Name und auch die Stadt war eindeutig.
Lange Rede kurzer Sinn, dieser Mann fragte ob er meine Großmutter besuchen dürfte, immerhin die Frau die seinen Vater kannte, er suchte sich nach irgendeiner Identität. Und was macht meine Großmutter?
Sie bestellt diese Leute zu sich nach Hause und erzählt diesem Sohn, was für ein Dreckskerl ihr Mann doch eigentlich war. Ich möchte nicht wissen was für widerliche Details sie alles zu Tage gefördert hat.
Dazu muss man sagen, meine Großmutter war nie glücklich mit Großvater, sie hat immer ihren gefallenen ersten Mann geliebt.
Großvater aber hat sie sehr gelibt. Vor allem aber auch meine Mutter.
Was will ich euch damit sagen?
Diese Frau hat trotzdem sie meinen Großvater angeblich nicht wirklich liebte, aber immer noch 60 Jahre nach dem Krieg nix besseres zu tun, als ihre kleinen privaten Befindlichkeiten gegenüber diesem "Störfakor" anzubringen.
Ist das nicht furchtbar traurig? Aus diesen und anderen Gründen habe ich eben keinen Kontakt mehr. Ich wüsste so gerne wo genau dieser Mann lebt, wie genau er heisst, aber auch da eisiges Schweigen, ich würde ihm so gerne sagen, das sein Vater ein toller Mensch war, ein Mensch der vielleicht zu feige war sich von dieser deutschen Zicke nicht zu trennen, ein Mensch der aber auch Verantwortung übernommen hat, und ein Mensch der diesen "Fernen Sohn" nie vergessen hat.
Ich denke wenn Großvater noch leben würde, wäre er froh diesen Sohn zu treffen. Ich denke Großvater hat den Mut nicht gehabt, mit der Faust auf den Tisch zu hauen.
Ich finde es so traurig, dass da jetzt ein fast 70jähriger Mensch irgendwo in Frankreich in seinem Weinberg sitzt und seine Wurzeln nicht kennt.
Ich finde es ebenso traurig solch eine ignorante Familie zu haben. Aber gut die kann man sich nicht aussuchen.
Deswegen, heute sind andere Zeiten, aber ermögliche dem Kind den Kontakt und halte ihn für dein Kind, bis es alt genug ist zu entscheiden was es selbst will.
Mein unbekannter "Onkel" hatte diese Möglichkeit nicht. Und gerade was das angeht müssen alle Befindlichkeiten zurückstehen. Sicher haben wir heute keinen Krieg mehr der Menschen trennt, aber was ist mit Krankheiten oder dgl.
Auch ich musste ohne Vater aufwachsen, und dieses Stück Identität fehlt mir manchmal. "
dies meine geschichte nur angedeudet und aus dem zusammenhang gerissen.