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Kunstraub in Dresden

939 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gold, 2019, Schloss ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Kunstraub in Dresden

17.05.2023 um 08:11
@Do-X

Das Finanzielle steht sicher noch auf einem ganz anderen Blatt. Wahrscheinlich werden auf die Täter hohe Schadensersatzforderungen zukommen, die sie nie begleichen können. Auch Privatinsolvenzen helfen da nicht, denn die gilt nicht für solche Fordeungen die aus einer krimnellen Handung entstanden sind.


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Kunstraub in Dresden

17.05.2023 um 12:24
Zitat von LentoLento schrieb:Wahrscheinlich werden auf die Täter hohe Schadensersatzforderungen zukommen, die sie nie begleichen können. Auch Privatinsolvenzen helfen da nicht, denn die gilt nicht für solche Fordeungen die aus einer krimnellen Handung entstanden sind.
Aber selbst wenn es gelingen sollte, von den Tätern Schadensersatz zu erhalten, so nützt das am Ende nur wenig, denn solche Objekte wie die immer noch verschwundenen Stücke kann man nicht einfach "nachkaufen". Allenfalls der Schaden an der Einrichtung des Museums lässt sich so ersetzen.


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Kunstraub in Dresden

17.05.2023 um 15:12
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:so nützt das am Ende nur wenig, denn solche Objekte wie die immer noch verschwundenen Stücke kann man nicht einfach "nachkaufen".
Was mich an diesem Kriminalfall regelrecht verletzt, ist, dass es sich nicht nur um rein materielle Werte handelt, die gestohlen worden sind (es sind ja keine Lastwagenladungen Zigaretten oder Kupferleitungen von der Eisenbahn verloren gegangen), sondern zentrale Zeugnisse Europäischer Kulturgeschichte. Wenn man genau hinschaut, liegt in der konkreten Auswahl der Beute ein krasses Moment der Verachtung, der Respektlosigkeit und der willkürlichen Vernichtung, das so nicht gegeben wäre, wenn die Täter sich "nur" auf einen millionenschweren Geldtransporter oder einen Bankraub konzentriert hätten. Das hat etwas von den Buddhas von Bamiyan. Und es ist ja kein Einzelfall, solche Taten sind in Deutschland schon mehrfach vorgekommen, man denke nur an den vollendeten Raub an den keltischen Goldmünzen aus Manching und den versuchten an dem Schatz in Trier. Schade, dass dieses brutale Movens, Geschichte für immer auslöschen zu wollen, keine Rolle bei der Strafzumessung spielt.


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Kunstraub in Dresden

17.05.2023 um 21:11
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Die Frage ist, ob man überhaupt noch um den Rest bemüht ist?
Ich meine, hier geht es auch weiterhin um Millionen! Wenn die das bereits zu Bargeld gemacht haben, steht denen das ja auch nicht zu oder?
Vermutlich haben die Täter die restlichen Beutestücke (die zugleich auch als die wertvollsten gelten) als eine Art "Pfand" einbehalten, damit zukünftige Angeklagte ebenfalls Strafminderung bekommen, wenn sie die Stücke dann zurückgeben.


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Kunstraub in Dresden

18.05.2023 um 08:00
Zitat von PeterWimseyPeterWimsey schrieb:liegt in der konkreten Auswahl der Beute ein krasses Moment der Verachtung, der Respektlosigkeit und der willkürlichen Vernichtung
Zitat von PeterWimseyPeterWimsey schrieb:Schade, dass dieses brutale Movens, Geschichte für immer auslöschen zu wollen, keine Rolle
Ich empfinde das genauso und kann nicht verstehen, wie man diesen Punkt übersehen/übergehen kann.

Hier wurde Kulturgeschichte mit Füßen getreten.


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Kunstraub in Dresden

18.05.2023 um 12:03
@Lostless
@PeterWimsey
Die Mischung aus Dummheit, Überheblichkeit und Brutalität ist halt ganz besonders brisant; ich kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, wie man so was angemessen in ein Strafmaß einbauen kann.
Was ich jetzt schreibe, soll diesen Raub in keiner Weise verharmlosen, im Gegenteil, das sage ich schon mal vorab:
Was uns von den frühesten erhaltenen Kunstwerken bis heute als eine scheinbar lückenlose, kontinuierliche Kulturgeschichte erscheint, sind eigentlich alles Dinge, die zufällig übrig geblieben sind, von den ersten Felsmalereien bis zu den Werken der frühen Neuzeit. Das meiste ist verloren oder zerstört, vieles davon mutwillig Z.B. sind von einem der größten Maler, Matthias Grünewald (Isenheimer Altar) nur relativ wenige Bilder erhalten, die meisten sind der protestantischen Bilderstürmerei zum Opfer gefallen. Ignoranz, ideologische bzw. religiöse Verblendung, Machtgeprotze, - ich glaube nicht, dass man dem durch Strafen beikommen kann, vielleicht sogar eher im Gegenteil, die Leute fühlen sich noch aufgewertet. Was nicht heißen soll, dass ich der Meinung bin, man sollte das nicht bestrafen. Ich weiß nur nicht, ob sich dadurch was ändert, ich glaube nicht.


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Kunstraub in Dresden

18.05.2023 um 12:25
Zitat von PeterWimseyPeterWimsey schrieb:Was mich an diesem Kriminalfall regelrecht verletzt, ist, dass es sich nicht nur um rein materielle Werte handelt, die gestohlen worden sind .... sondern zentrale Zeugnisse Europäischer Kulturgeschichte. Wenn man genau hinschaut, liegt in der konkreten Auswahl der Beute ein krasses Moment der Verachtung, der Respektlosigkeit und der willkürlichen Vernichtung, ...
Das hat etwas von den Buddhas von Bamiyan. Und es ist ja kein Einzelfall, solche Taten sind in Deutschland schon mehrfach vorgekommen, man denke nur an den vollendeten Raub an den keltischen Goldmünzen aus Manching und den versuchten an dem Schatz in Trier. Schade, dass dieses brutale Movens, Geschichte für immer auslöschen zu wollen, keine Rolle bei der Strafzumessung spielt.
@PeterWimsey
Sehr gut formuliert. Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen.
Als ich vom Raub der keltischen Goldmünzen las, ging mir das ganz genau so.
Etwas Einmaliges ist verschwunden

Ich glaube aber, dass man - auch wenn sich die Nackenhaare sträuben- genau überlegen muss,
was man fordert.

Ich gebe dir ein Beispiel und würde sehr gerne lesen, was du dazu denkst.

1) Eine kinderlose Frau wird vergewaltigt und ermordet. Der Täter wird gefasst und für den Mord - nach dem Gesetz - bestraft.

2) Eine Mutter von zwei unmündigen Kindern wird ermordet. Der Täter weiss, dass sie Kinder hat.
Sollte hier die Strafe höher ausfallen?

Sollten härtere Strafen vorgesehen sein, wenn Kulturgüter geraubt oder zerstört werden?
Und wie sollte man das formulieren? Das liefe auf einen "Banausen-Paragraphen" hinaus.

Soll das bedeuten, dass Täter, die ohne Kultur aufgewachsen sind, die noch nicht mal wissen, wer die Kelten waren
und wann sie gelebt haben, härter bestraft werden?

Ist es nicht auch unser aller Aufgabe, unsere Kulturschätze zu sichern und zu pflegen?
Ich war schon sehr erschüttert, als ich las, wie dilettantisch der Schatz in Dresden gesichert war.
Allein dieses Fenstergitter: unbemerkt aufgesägt----
Und dabei wurde dieser Schatz öffentlich gelobt, sein Wert wurde betont

Natürlich ist eine Sicherung, die hinter der Zeit ist, keine Einladung zum Klauen. Aber rechnen muss man doch mit Überfällen.
Was der Remo-Clan "zu leisten" im stände ist, wissen wir doch.
Und dass es den Mitgliedern nur um Kohle geht, dass sie nicht vor den Vitrinen andächtig stehen bleiben.

Dass ein Teil des Schmuckes ramponiert zurückgegeben wurde sagt doch alles.


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Kunstraub in Dresden

18.05.2023 um 13:23
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Ist es nicht auch unser aller Aufgabe, unsere Kulturschätze zu sichern und zu pflegen?
Ich war schon sehr erschüttert, als ich las, wie dilettantisch der Schatz in Dresden gesichert war.
Allein dieses Fenstergitter: unbemerkt aufgesägt----
Und dabei wurde dieser Schatz öffentlich gelobt, sein Wert wurde betont
Das gehört auch zu den Fragen, die ein wenig unter den Tisch fallen: Wie gut sind eigentlich Museen geschützt? Wie oft sind Alarmanlagen technisch veraltet und wie oft wird die Bewachung an etwas dubiose Sicherheitsdienste ausgelagert weil es billiger ist als eigenes Personal? Und wieweit ist auch die Politik bereit, entsprechende Mittel zur Verfügung zu stellen?

Ich will hier ausdrücklich nichts gegeneinander aufrechnen, aber mit Schlaglöchern, Radwegen und renovierungsbedürftigen Schultoiletten kann man als (Lokal-) Politiker eben mehr Wählerstimmen einfahren als mit einer neuen Alarmanlage fürs Museum. Auf den Zug springt man dann erst auf wenn es zu spät ist und man sich mit "Law an Order" profilieren kann.


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Kunstraub in Dresden

18.05.2023 um 13:30
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Ist es nicht auch unser aller Aufgabe, unsere Kulturschätze zu sichern und zu pflegen?
Ich war schon sehr erschüttert, als ich las, wie dilettantisch der Schatz in Dresden gesichert war.
Allein dieses Fenstergitter: unbemerkt aufgesägt----
Das sehe ich ähnlich. Jenes zum Zeitpunkt des Raubes angewendete Sicherheitskonzept stand doch in keinem Verhältnis zu dem Wert der in dem Museum ausgestellten Kunstobjekte. Die Tatdurchführung begann schon mit dem präparierten Fenstergitter Tage vor dem eigentlichen Raub - ohne das es irgendjemand mitbekommen hatte. Dazu kommt noch, dass zwei bedauernswerte Wachmänner die Tat via Bildschirmübertragung beobachten mussten, aus Sicherheitsgründen jedoch nur die Polizei verständigen, aber nicht selbst eingreifen durften.

Nach dem Raub ist das Sicherheitskonzept an vielen Stellen angepasst worden. Mir stellt sich aber die Frage, warum vorher erst etwas passieren muss, damit solche Überarbeitungen vorgenommen werden.


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Kunstraub in Dresden

18.05.2023 um 13:57
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das gehört auch zu den Fragen, die ein wenig unter den Tisch fallen: Wie gut sind eigentlich Museen geschützt?
@brigittsche
Richtig. Ganz genau.
Und da ist die Frage, was sind UNS unsere Kunst- und Kulturschätze Wert?

Auf der einen Seite werden sie als Identitätsstiftend herausgestellt. Und es werden Einnahmen
über Eintrittskarten erzielt. Ein Schatz, wie der geraubte in Dresden, ist darüber hinaus ja auch
ein Touristenmagnet für Stadt und Region.
Es darf einfach nicht sein, dass das Klauen dann letztlich so einfach ist. Jedenfalls einfach für eine
kriminell erfahrene Truppe.

Darüber hinaus möchte ich an dieser Stelle aber auch die Kirchen erwähnen, die ebenfalls beraubt werden.
In meiner Kindheit wurde unsere kleine Dorfkirche ausgeraubt. Nichts so besonders Kostbares, aber das waren
schon Dinge (Kruzifix etc), die damals ein paar Tausend DM Wert waren.
Und obwohl ich nicht zu den Gläubigen gehöre, fand ich das traurig und sehr schade.
Auch der Gedanke: Noch nicht einmal vor Kirchen machen die Halt...
Das war ja damals direkt ein Trend: Kirchen beklauen.
Eine Kirche muss in meinen Augen rund um die Uhr offen stehen, damit Menschen, die Krisen durchmachen,
dort zur Ruhe kommen können.
Und damit war es dann vorbei, weil man die Kirchen verschlossen hat.

In dem kleinen Ort, in dem ich jetzt lebe, ist das so: Es wird angeschlagen, wenn die Kirche offen steht.
Das ist zu den Gottesdiensten. Und ansonsten ist sie zu.
Ich finde das falsch und traurig.
Die Tür müsste immer offen sein.
Andererseits möchte ich aber auch nicht, dass hier die Heiligenfigur aus dem 14Jh. weg kommt.


Nach dem ich die Nachricht vom Raub in Dresden gehört habe - ich war wirklich komplett erschüttert,
da dachte ich: von mir aus könnten gut auch gemachte Imitate ausgestellt werden.
Es sollte heute möglich sein, solche Dinge 1:1 nachzuahmen.

Die Pieta im Vatikan ist ja - so weit ich weiss- auch als Nachahmung ausgestellt.
Nach dem die echte wurde bei einem gezielten Anschlag übel zugerichtet worden war.

Vielleicht sollten wir auch mal den Kult um das Original überdenken?
Also wie man mit Originalen auch umgehen könnte. Vielleicht nicht jeden Tag ausstellen?

Ich sehe auch lieber das Echte. Aber wenn es geklaut ist, was dann?

Am hier erwähnten Keltenschatz, der wohl nie wieder auftauchen wird:
meine Güte! Macht solche Münzen doch einfach nach. Wozu diese alten Geldstücke in eine Vitrine legen?
Das kann ich nicht nachvollziehen.
Bei Gemälden, Schmuckstücken kann man sich ja streiten.


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Kunstraub in Dresden

18.05.2023 um 17:31
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Und es werden Einnahmen
über Eintrittskarten erzielt.
Das ist allerdings kein Argument mit dem man weit kommt: Kein Museum kann sich alleine aus den Einnahmen der Eintrittsgelder re-finanzieren, selbst der normale laufende Betrieb ist meist nicht davon abgedeckt, ganz zu schweigen von Sonderausstellungen, Restaurierungen, Neuankäufen...
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Ein Schatz, wie der geraubte in Dresden, ist darüber hinaus ja auch
ein Touristenmagnet für Stadt und Region.
Das ist eher stichhaltig. Wobei man aber auch da sagen muss, dass die meisten Touristen und Besucher nicht wirklich wissen, was es mit den einzelnen Objekten auf sich hat - da geht man halt ins Grüne Gewölbe, so wie man eben auch in die Frauenkirche geht. Oder in die Gemäldegalerie zur Sixtinischen Madonna, weil man die süßen Engel ja von seiner Kaffeetasse kennt. Ob da nun eine Diamantbrosche mehr oder weniger in der Vitrine liegt, fällt nicht auf. Trotzdem hast Du natürlich Recht, dass das sehr identitätsstiftend ist, insgesamt.
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Am hier erwähnten Keltenschatz, der wohl nie wieder auftauchen wird:
meine Güte! Macht solche Münzen doch einfach nach. Wozu diese alten Geldstücke in eine Vitrine legen?
Das kann ich nicht nachvollziehen.
Das wird auch in vielen Fällen so gemacht. Aber man muss vorsichtig sein, dass die Diskussion dann nicht in die falsche Richtung geht. Dann fragt nämlich der auf Einsparung bedachte Politiker schnell, warum man denn dieses oder jenes Stück überhaupt noch restaurieren soll, wenn man in der Ausstellung doch eine Kopie hat. In Bibliotheken z. B. ist es massiv in der Diskussion, alte Zeitungen, die aufgrund des schlechten Papiers zerfallen, nicht zu restaurieren, sondern zu digitalisieren und dann wegzuwerfen, weil man ja das Digitalisat hat.


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Kunstraub in Dresden

18.05.2023 um 21:21
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das ist allerdings kein Argument mit dem man weit kommt: Kein Museum kann sich alleine aus den Einnahmen der Eintrittsgelder re-finanzieren, selbst der normale laufende Betrieb ist meist nicht davon abgedeckt, ganz zu schweigen von Sonderausstellungen, Restaurierungen, Neuankäufen...
@brigittsche
Nein, dafür reicht es auf keinen Fall.
Aber es gibt verschiedene Ausstellungsmodelle, die man überdenken könnte.
Ich bin von Kindertagen an gewöhnt, dass Ausstellungsbesuche in Berlin erschwinglich sind.
Während meiner Schulzeit gab es sogar einen Tag, an dem der Eintritt für große staatliche Museen kostenlos war.
Ich glaube, das ist Jet wieder so.
Das war eine prima Sache, denn der Eintritt war- sozusagen "niederschwellig". Und das war ja auch so gewollt.
Als ich dann später durch die Welt gereist bin, sah ich mir Ausstellungen an, - also da musste ich schon schlucken.
Das waren Sonderausstellungen: 16 Gemälde von van Gogh für 16 Euro.
Das sind dann schon eher elitäre Veranstaltungen.
Und auch in meiner Stadt wurden die Sonderausstellungen irgendwann teurer.
Das wurde begründet mit den extrem hohen Versicherungsgebühren.

Ein Schatz, wie der aus dem Grünen Gewölbe, könnte vielleicht anders ausgestellt werden.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das ist eher stichhaltig. Wobei man aber auch da sagen muss, dass die meisten Touristen und Besucher nicht wirklich wissen, was es mit den einzelnen Objekten auf sich hat - da geht man halt ins Grüne Gewölbe
Ich war mehrmals Dresden, habe das grüne Gewölbe nie besucht. Und trotzdem hatte ich es immer im Hinterkopf.

Wenn du Berlin besuchst, könntest du die Nofretete sehen, das Brandenburger Tor usw.
Selbst wenn man die Attraktionen nicht abklappert. Man schafft ohnehin nicht alles,
machen sie eine Stadt attraktiver.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Aber man muss vorsichtig sein, dass die Diskussion dann nicht in die falsche Richtung geht. Dann fragt nämlich der auf Einsparung bedachte Politiker schnell, warum man denn dieses oder jenes Stück überhaupt noch restaurieren soll, wenn man in der Ausstellung doch eine Kopie hat. In Bibliotheken z. B. ist es massiv in der Diskussion, alte Zeitungen, die aufgrund des schlechten Papiers zerfallen, nicht zu restaurieren, sondern zu digitalisieren und dann wegzuwerfen, weil man ja das Digitalisat hat.
Das habe ich als Argument tatsächlich noch nie gehört.
Die digitalen Kopien werden als backup verstanden. Für den Notfall: Feuer - Hochwasser - Einsturz
(Stadtarchiv Köln - Hätten wir doch nur,..
Aber auch gegen Zerstörung durch Pilze etc.

Welche Partei würde denn mit einer Kopie zufrieden sein?

Es ist doch so, dass in unserer Kultur ein großer Kult um das Original getrieben wird.
Das ist ja heute,- bei den Kopiermöglichkeiten nicht mehr nachzuvollziehen.


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Kunstraub in Dresden

18.05.2023 um 21:42
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Das waren Sonderausstellungen: 16 Gemälde von van Gogh für 16 Euro.
Das sind dann schon eher elitäre Veranstaltungen.
Und auch in meiner Stadt wurden die Sonderausstellungen irgendwann teurer.
Das wurde begründet mit den extrem hohen Versicherungsgebühren.
Nicht nur die Versicherungsgebühren, sondern auch die Transportkosten sind extrem hoch. Sowas kann man nicht einfach in den Kofferraum legen und mal schnell 'rüberfahren. Das betrifft dann auch materiell weniger wertvolle Objekte.
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Das habe ich als Argument tatsächlich noch nie gehört.
Doch, das ist durchaus ein Thema. Natürlich sind Zeitungen nicht mit Unikaten vergleichbar, aber die Diskussion gibt es im Bibliotheks- und Archivwesen durchaus, wo man es mit Unmengen von zerfallendem, säurehaltigem Papier zu tun hat, dessen Restaurierung alleine gewaltige Kosten verursachen würde, von der schieren Masse mal abgesehen.
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Es ist doch so, dass in unserer Kultur ein großer Kult um das Original getrieben wird.
Das ist ja heute,- bei den Kopiermöglichkeiten nicht mehr nachzuvollziehen.
Wer mal eine echte Skulptur aus der Werkstatt von Andreas Schlüter gesehen hat, der kann über die Imitationen am neuen "Stadtschloss" nur müde lächeln. Es gibt halt handwerkliche Fähigkeiten, die man erst einmal haben muss.

(So, damit lasse ich es aber jetzt auch gut sein, sonst kommen wir völlig vom Thema ab)


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Kunstraub in Dresden

18.05.2023 um 22:58
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:In Bibliotheken z. B. ist es massiv in der Diskussion, alte Zeitungen, die aufgrund des schlechten Papiers zerfallen, nicht zu restaurieren, sondern zu digitalisieren und dann wegzuwerfen, weil man ja das Digitalisat hat.
Nicht nur Zeitungen, auch Bücher, und es wird nicht nur diskutiert, sondern längst umgesetzt:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/zur-zukunft-der-bibliotheken-eine-datei-ersetzt-kein-buch-100.html
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Es ist doch so, dass in unserer Kultur ein großer Kult um das Original getrieben wird.
Das ist ja heute,- bei den Kopiermöglichkeiten nicht mehr nachzuvollziehen.
In den USA, unserem kulturellen Idol, ist es an der Tagesordnung, nicht nur Zeitungen, sondern auch alte Bücher nach dem Digitalisieren containerweise in den Müll zu werfen. Das ist barbarisch und dumm, ein kulturelles Verbrechen, weit schlimmer als die Zerstörung des Dresdener Raubguts.

Keines der heutigen Speichermedien kann einen Wissenstransfer über ein halbes Jahrtausend garantieren, CD's sind schon nach wenigen Jahrzehnten unbrauchbar.

Oder man denke nur an so wichtige sekundäre Hinweise wie die Griffelglossen, also handschriftliche Randbemerkungen ohne Tinte, nur eingedrückt. So etwas lässt sich nicht an einem Digitalisat feststellen. Dazu braucht es das Original.
Wikipedia: Griffelglosse

Selbst mit Feder und Tinte geschriebene Anmerkungen, die wichtige Informationen enthalten können, gehen verloren, wenn von jeder Druckschrift immer nur EIN Exemplar digitalisiert wird, wie das aus Kostengründen ja häufig geschieht. Da wird nur das Münchner Exemplar abgelichtet, aber nicht das aus Berlin... Bei Handschriften ist es einsichtig, aber auch bei Drucken gilt: Keiner ist mit dem anderen identisch.

Von heutigen Politikern erwarte ich nichts anderes als kulturlose Sparvorschläge zu Lasten der Allgemeinheit. Wer aber als Bibliothekar der Digitalisierung das Wort redet, um seine Bestände kostengünstig zu entsorgen, der sollte dringend den Beruf wechseln.


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Kunstraub in Dresden

18.05.2023 um 23:47
Die Ignoranz gegenüber Geschichte und Werken früherer Generationen erlebe ich generell bei der jungen Generation (zu der ich mit Anfang 30 selbst gehöre) momentan häufiger. Da werden verstorbene Schriftsteller dem Vorwurf des Rassismus ausgesetzt, nur weil sie vor 50 Jahren Worte benutzt haben, die heute geächtet sind. Das Grundgesetz-Denkmal und Bilder werden beworfen ohne Rücksicht darauf, dass die Maler/Bildhauer wochenlang daran gearbeitet haben. Unsere Bundestagsabgeordnete Fr. Fester kennt weder Bismarck noch Georg Elser.


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Kunstraub in Dresden

19.05.2023 um 10:50
@Trimalchio
Ich bin sehr beeindruckt von Ihrem Beitrag, gestern Abend 22:58 Uhr, zu dem Dresdner Kunstraub. Ich sehe das genauso, wie Sie schreiben.

Es ist gerade nicht so, dass in unserer gegenwärtigen Gesellschaft ein Kult um das Original getrieben würde, wie @frauZimt
meint. Es handelt sich wohl eher um einen Kult um die Möglichkeit der Virtualität! Das Original ist lästig: Es beansprucht Platz, riecht schlecht, ist schmutzig, staubig und enthält Wahrheiten, die schwer auszublenden sind... Das digitalisierte Medium ist da viel leichter zu handeln, wenn es nicht mehr in den Kram passt, politisch nicht mehr korrekt ist: Dann löscht man es einfach - ganz oder partiell - und dann einmal für alle - und führt den Diskurs wieder in die richtige Richtung!... Das Wahrheitsministerium lässt grüßen.

Ein weiterer Beitrag zum Thema aus berufenem Mund:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/

Meiner Meinung nach ist die einzige Rettung unserer Kultur die Dezentralisierung von Wissen, also mit anderen Worten, das private Sammeln.

Richard Ovenden hat in seiner beeindruckenden Kulturgeschichte der stets bedrohten Bibliotheken unter dem Titel "Burning the books" ein Plädoyer für die Bibliothek als Bewahrer der Kultur gehalten, andererseits dann aber geradezu ein Beispiel an das andere gereiht, wie gerade die Zentralisierung von Wissen in Bibliotheken erst die gründliche Vernichtung von Wissen möglich gemacht hat. Das Internet und die Digitalisierung sind neue Formen der Zentralisierung von Wissen. Die Informationen die allen Menschen dienen sollten, werden in die Hand von den Wenigen gelegt, die den Ausschalter betätigen können.

Nur das Vorhandensein von Originalen und ihre breite Streuung kann diese Gefahr beseitigen.

Das gilt für Sammlungsgegenstände wie den geraubten Dresdner Schmuck oder den Keltenschatz von Manching genauso, wie für die Buchbestände der Geschichte in unseren traditionsreichen Bibliotheken.

Man könnte den Remmos unterstellen, daß es ihnen neben der Bereicherung auch darum geht, eine Kultur, die sie verachten, partiell auszulöschen. Aber ich glaube, nachdem ich noch mal darüber nachgedacht habe, fast, soweit denken diese Burschen gar nicht. Das sind eher einfältige große Buben, denen die kulturelle Substanz der einzuschmelzenden Gegenstände völlig egal ist und die sich bei ihren Aktionen wie Disney's "Panzerknacker" fühlen möchten. Die eigentliche Gefahr für unser Kulturerbe sind nicht die Remmos, sondern Leute wie Martin Lätzel.


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Kunstraub in Dresden

19.05.2023 um 12:20
Zitat von PeterWimseyPeterWimsey schrieb:Meiner Meinung nach ist die einzige Rettung unserer Kultur die Dezentralisierung von Wissen, also mit anderen Worten, das private Sammeln.
Was dann aber dazu führt, dass a) schnell nicht mehr bekannt ist, wo sich was befindet und b) entscheidet dann eine Privatperson über die Zugänglichkeit. Und wenn man schon unterstellt, öffentliche Institutionen würden Zensur betreiben, dann tun Privatpersonen das aber nicht, oder wie?
Zitat von PeterWimseyPeterWimsey schrieb:Man könnte den Remmos unterstellen, daß es ihnen neben der Bereicherung auch darum geht, eine Kultur, die sie verachten, partiell auszulöschen. Aber ich glaube, nachdem ich noch mal darüber nachgedacht habe, fast, soweit denken diese Burschen gar nicht. Das sind eher einfältige große Buben, denen die kulturelle Substanz der einzuschmelzenden Gegenstände völlig egal ist und die sich bei ihren Aktionen wie Disney's "Panzerknacker" fühlen möchten.
Ich denke auch, dass die gar nicht wirklich wussten, was genau es damit auf sich hat, was sie da klauen. Denn dann müsste man konsequenterweise auch fragen, was denn z. B. August der Starke überhaupt mit dem zu tun hat, was die Remmos an unserer Kultur verachten. Dass der nun ein Vorkämpfer für Toleranz und Gleichberechtigung der Frau gewesen wäre, und man sich heute in diesen Fragen ständig auf ihn beruft, kann man ja nun auch nicht behaupten.

Sondern es ging mehr um die Demonstration "Seht her, ihr könnt uns nicht aufhalten mit Eurer lächerlichen Polizei und Eurer Kuscheljustiz!". Die hätten wahrscheinlich auch etwas anderes geklaut, wenn es denn ebenso spektakulär gewesen wäre und genauso schlecht gesichert. Ich erinnere an die Goldmünze aus dem Bode-Museum, die ja nun bei weitem keine so große kulturelle Bedeutung hatte wie das Grüne Gewölbe


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Kunstraub in Dresden

23.05.2023 um 10:58
Es geht in die nächste Runde.
Der Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe wird ein Fall für das oberste Gericht! Bisher haben drei Remmos Revision gegen die im Mai verhängten Urteile eingelegt.
Bisher haben drei Remmos Revision eingelegt, so ein Sprecher des Landgerichtes Dresden. Die Frist läuft allerdings noch bis Mitternacht. Daher ist es möglich, dass die zwei weiteren verurteilten Remmos noch nachziehen.
Quelle: https://www.bild.de/regional/dresden/dresden-aktuell/einbruch-im-gruenen-gewoelbe-remmos-akzeptieren-urteil-nicht-revision-eingelegt-84027084.bild.html


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