zootier schrieb am 05.11.2022:Findest du die Frage normal? Ich habe als Kind auch losen Bekannten nicht gesagt wo ich hin will und wäre misstrauisch geworden.
Ich bezweifle das ganz stark und denke auch eher in Richtung Wasserwaage.
@zootierIch finde das total normal. Wenn Sandra jemandem vom Sehen kannte und nett und sympathisch fand, warum sollte sie mit dem nicht gesprochen haben? Ich meine : Warum sollte sie nicht geantwortet haben, wenn er sie ansprach?
Für sie war dieser Kontakt vielleicht so unbedeutend, dass sie zuhause nichts erzählt hat. 12 Jahre, das ist das Alter, in dem sich Kinder umgucken und eigene Erfahrungen machen wollen und müssen. Kinder erzählen nicht mehr alles und man kann sie nicht überwachen.
Und was sollte sie auch groß erzählen, wenn ein Nachbar aus der Straße nett lächelt, wenn er sie sieht?
Ich frage mich andersherum: warum sollte Sandra einem Wildfremden mit einer Wasserwaage helfen? Möglich ist das auch,- aber ich glaube eher, dass der Entführer damals im näheren Umfeld gewohnt hat und Sandra ihn zumindest vom Sehen kannte.
ThoFra schrieb:Am Hermannplatz gibt es z B auch eine Drogenszene, vll also nicht unbedingt die beste/sicherste Gegend?
Wo vll auch nicht immer so genau hingesehen wird, bzw sich nicht zwingend primär für ein 12-jähriges Mädchen interessiert wird.
Das werden allerdings User*innen, die in Berlin leben, wohl realistischer einschätzen können.
@ThoFraJa, die Drogenszene gibt es. Die Drogenszene ist am Hermannplatz konzentriert, zieht sich aber bis in die Seitenstraßen. Ich habe mal auf der Straßenseite gegenüber beobachtet, dass ein Typ seine Ware unter einem Zigarettenautomaten geklebt hatte. Der hat 5 m entfernt gestanden und wenn ein Kunde kam, ist er zum Automaten und hat da ein Stück von der Unterseite abgenommen. Schnell wurde Ware gegen Geld vertauscht und dann warte er wieder 5 m vom Automaten entfernt auf den nächsten Kunden.
Was wir wohnenden- rings um den Hermanplatz- mitgekriegt und gefürchtet haben: Wohnungseinbrüche.
Da ist wirklich viel passiert und viele Einbrüche gingen sicher auf die Drogenszene zurück. Die Gegend wurde in der Umgangssprache "Ghetto" genannt.
Aber so schlimm, wie sich das jetzt anhört, war es nun auch wieder nicht. Ich hab da gerne gelebt. Es gab in der Nähe kulturelle Einrichtungen, nette Cafés. Nur am Hermanplatz hat man seine Handtasche etwas fester gehalten, weil die Drogis da ganz offen um die U-Bahneingänge herumhingen
Ich wohnte damals zu Fuß 20min vom Hermannplatz entfernt, von 1994 bis 2004 ca. Hab damals aber nichts vom Verschwinden des Mädchens mitgekriegt. Hab keine Suchplakate gesehen. Ich war ab 2000 aber auch nur noch an den Wochenenden in Berlin. Vielleicht lag es daran?
Was deine Frage am Interesse dieser Szene an jungen Mädchen betrifft: Ich würde sagen, dass ein generelles Interesse dieser Leute an jungen Mädchen nicht vorhanden ist/war. Ich konnte am Hermannplatz z.B. keine gewerbsmäßige Prostitution beobachten. An Zuhälter, die ein Kind am helllichten Tag wegklauen und woanders in die Prostitution zwingen, glaube ich hier nicht.
Aber ich rede von "generellem" Interesse. jemand der dort täglich abhing konnte natürlich ein persönliches Interesse an Sandra gehabt haben.