Heute verlinke ich nun zwei Prozesstage. Weitere Prozesstage sind bis in den Dezember hinein terminiert.
Die beiden Angeklagten scheinen keine unbeschriebenen Blätter zu sein.
Es hat sich keinerlei Tatverdacht gegen die Angestellten der Asia-Perle ergeben.
Mich fasziniert die Darlegung der polizeilichen Ermittlungsarbeiten, vor allem weil seinerzeit kaum etwas davon an die Öffentlichkeit drang.
https://www.zvw.de/inhalt.backnang-stuttgart-prozess-asienperle-mord-angeklagte-sind-vorbestraft.4d742737-a444-4633-9ffa-f71697afc988.htmlDie Liste der Vorstrafen von Dumitru A. zeigt ein klares Muster: Siebenmal wurde der 42-jährige Rumäne bereits wegen Diebstahls verschiedener Schwere verurteilt. ...
In seiner Heimat hingegen wurde A. insgesamt fünfmal verurteilt, drei davon wurden als Raub eingestuft und in einem Fall wurde er zudem gar wegen schwerer versuchter Tötung verurteilt. Die drei schwerwiegendsten Urteile wurden am gestrigen Verhandlungstag ... verlesen.
Demnach brach Dumitru A. in den späten 90er-Jahren teilweise allein oder mit Komplizen in Wohnungen wohlhabender Leute aus seiner Heimatregion ein, bedrohte sie zum Teil mit Messern und verletzte manche von ihnen, beziehungsweise drohte ihnen Gewalt an. Besonders schwer wiegt der Raub an einem Paar, bei dem die 70-jährige Frau und der 76-jährige Mann durch Schnitte und Stiche mit einem scharfen Gegenstand schwer verletzt wurden. Laut Schreiben des zuständigen rumänischen Gerichts war dabei das Leben des Mannes ernsthaft in Gefahr gebracht worden. ... Über Sicherungsverwahrung wird in den kommenden Wochen entschieden.
Laut Richter Spieth liegt gegen den zweiten Angeklagten, Constantin C., nur eine Verurteilung aus Rumänien vor. Dabei soll es sich um einen Fall der Vergewaltigung und Körperverletzung mit Todesfolge sowie Hausfriedensbruch und eine Straftat gegen die Freiheit und Würde einer Person – dem Vernehmen nach seiner Patentante – handeln. Das Urteil selbst wurde jedoch gestern nicht eingebracht, da der Verteidiger von C., Boris Müller, dem widersprochen hat. ... Wichtig ist das Urteil gegen Constantin C. deshalb, weil eine mögliche Sicherungsverwahrung im Raum steht. ...
Einen weiteren Schwerpunkt des Verhandlungstages machte die Auswertung der Kameras in der Umgebung der Asien-Perle in der Nacht, in der Aie Wu getötet wurde, aus.
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Vielversprechender war da die Überwachungsanlage der benachbarten Autowerkstat. ... Mit Bestimmtheit konnte der Experte allerdings sagen: „Zur Tatzeit waren alle Personen dort, wo sie angaben, gewesen zu sein.“
Auf zwei Sequenzen glaubten die Ermittler auch Aie Wu zu erkennen, die gegen 22 Uhr mit einem Angestellten zum Einkauf aufbrach und gegen 23 Uhr wieder zurückkam. Zum angenommenen Tatzeitpunkt, kurz nach Mitternacht, ist im Untergeschoss noch Geschäftigkeit zu erkennen. ... Einmal schien es, als habe eine Kellnerin Verdacht geschöpft, denn sie streckte den Kopf aus ihrem Zimmer. Sie ging jedoch wieder hinein, ohne weiter nachzuforschen. In ihrer Vernehmung hatte die Frau zugegeben, seltsame dumpfe Schläge gehört zu haben. ...
https://www.zvw.de/inhalt.backnang-stuttgart-asien-perle-kurz-vor-dem-tod-sprachnachrichten-verschickt.fc560cef-b4ab-48a3-bb08-8c1f99839b05.html...
„Sie wollte auch die Einkäufe für das Restaurant am liebsten selbst machen.“ So wird auch ein Stück weit verständlich, warum Aie Wu so große Geldbeträge in ihrem Privatzimmer in der Asien-Perle aufbewahrte. In der Tatnacht waren dort etwa 20.000 Euro gestohlen worden, weitere Tausende Euros hatten sich noch im Zimmer befunden.
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In der Nacht, in der die 53-jährige Aie Wu getötet wurde, sei er noch nach 1 Uhr an der Asien-Perle vorbeigefahren, erzählt der Sohn. Ihm sei nichts Merkwürdiges aufgefallen, im Gastraum habe kein Licht mehr gebrannt. Dass auch jene Bediensteten, die im Untergeschoss des Restaurants übernachtet hatten, von der Tat nichts mitbekommen haben, verwundert den 24-Jährigen nicht. ...
Merkwürdiges hatte hingegen die Schwiegermutter seines Bruders Jian Wang zu berichten. In der Tatnacht habe sie noch über das Programm WeChat mit Aie Wu gesprochen. Beide Frauen hätten sich von 23.51 Uhr an gegenseitig Sprachnachrichten zugesandt. Anfangs sei es dabei um Möbel gegangen, die Aie Wu aus China bestellen wollte.
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Die 47-Jährige bezeichnete Wu als „nahe Verwandte“, mit der sie sich oft unterhalten habe. In jener Nacht sei Aie Wu jedoch kurz angebunden gewesen. Auch habe sie für gewöhnlich noch eine gute Nacht gewünscht – dafür gebe es bei WeChat ein besonderes Symbol, das Wu immer nutzte.
An jenem Abend fehlte auch das. Um 0.02 Uhr kam die letzte Sprachnachricht von Aie Wu auf dem Handy der 47-Jährigen an. Ihre Antwort, ... hat die 53-Jährige schon nicht mehr abgehört. ...
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... Über Streitigkeiten, in die Aie Wu verwickelt war, wusste die Gegenschwägerin nichts zu berichten, ...
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Dumpfe Geräusche, die zwei Kellnerinnen in der Tatnacht gehört haben wollen, konnte er [Anmerkung: der Koch] nicht bestätigen – er habe zu besagter Zeit Kopfhörer aufgehabt. Worüber er jedoch keine Zweifel hatte: Es habe in der Asien-Perle kein weißes Klebeband gegeben. Mit solchem war Aie Wu gefesselt worden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Angeklagten das Klebeband mitgebracht haben mussten.
Da der Prozess sehr umfangreich ist, wurden weitere Verhandlungstermine bis in den Dezember hinein festgelegt. Wann ein Urteil zu erwarten ist, steht noch nicht fest.