@einfach-ichHof - Im Peggy-Prozess deutet sich nach fünf Verhandlungstagen eine Wende an: Möglicherweise ist das am 7. Mai 2001 verschwundene - damals neunjährige - Mädchen noch am Leben. Dann wäre der Tötungsvorwurf gegen den Angeklagten Ulvi K. gegenstandslos. Nach bisher nicht bekannten Ermittlungsergebnissen rückt in diesem Zusammenhang immer mehr der ehemalige Lebensgefährte von Peggy Mutter, Susanne Knobloch, ins Interesse der Prozessbeteiligten.
Der aus der Türkei stammende Erhan Ünal fragte Tage nach dem Verschwinden von Peggy Knobloch in einem von der Polizei überwachten Telefongespräch: "Was würde mir passieren, wenn ich Peggys Schwester Jasmin in die Türkei entführe?" Nach Angaben des Kripo-Beamten Ralf Behrendt hätte er Susanne Knobloch "am liebsten umbringen" wollen.
Die aufschlussreichen Details finden sich nur in einer Nebenakte zu dem Prozess - was nach Auffassung der Verteidiger des angeklagten Gastwirtssohns Ulvi K. (25) ein bezeichnendes Licht auf die Arbeit der Polizei wirft: "Es wäre auch deren Aufgabe, entlastendes Material für unseren Mandanten zu sammeln", sagte Anwalt Wolfgang Schwemmer. Er deutete an, dass die seit zweieinhalb Jahren vermisste Neunjährige noch leben könnte - in der Türkei. Obwohl die Staatsanwaltschaft von der Schuld des angeklagten geistig Minderbemittelten überzeugt ist, gibt es eine Reihe unbeantworteter Fragen. So gab es selbst von einem V-Mann der tschechischen Polizei Hinweise darauf, dass Erhan Ünal in die Entführung Peggys in die Türkei verwickelt gewesen sein könnte. Die deutschen Beamten meldeten ihren türkischen Kollegen konkrete Verstecke, die aber offenbar auf Grund von Kommunikationsproblemen nicht rechtzeitig untersucht wurden. Nur fünf Tage nach Peggys Verschwinden meldete zudem eine Zeugin, sie habe das Kind in Pforzheim gesehen. In ihrer Begleitung: eine Frau, die Erhan Ünals Schwägerin verblüffend ähnlich sah. Und das verräterische Zitat Ünals fiel ausgerechnet in einem Telefonat mit einer Freundin aus Pforzheim.
Ulvi K. selbst beharrt darauf, zur Zeit des Verschwindens von Peggy mit einem Bekannten Holz geschichtet zu haben. Der 63-Jährige bestätigte dieses Alibi gestern, wurde aber von der Nebenklage als "unglaubwürdig" bezeichnet. Grund: Der Rentner erinnerte sich genau an die Arbeit mit Ulvi K., nicht aber an die Zeit davor und danach. Staatsanwalt Gerhard Heindl hielt ihm außerdem vor, einen anderen Zeugen beeinflusst zu haben, ebenfalls zu Gunsten von Ulvi K. auszusagen.
Die Widersprüche ließen sich nicht klären. Doch auch die Aussage des Polizeikommissars provozierte mehr Fragen als Antworten: So sei erst im Sommer bei einem Bekannten Peggys aus Halle eine CD mit kinderpornografischen Bildern beschlagnahmt worden. Darauf fanden sich auch Bilder von Peggy - allerdings bekleidet.
Er hat kein wasserdichtes Alibi für den 7. Mai 2001, er trug bei seiner Vernehmung ein Amulett mit dem Bild Peggys. Dennoch habe sich laut Kriminalhauptkommisar Ralf Behrendt auch in diesem Fall "der Tatverdacht nicht erhärtet".