@geodeiWas ich dir dargelegt habe, die Strebsamkeit, ist die Grundlage, auf der die Leistungsgesellschaft fußt. Würdest du einem zentralafrikanischen Stamm ihr Prinzip aufzwingen, so hättest du zunächst erhebliche Schwierigkeiten und müsstest ihnen mit Gewalt das System beibringen. Das begründet sich durch ihre lange Tradition, in der sie sowohl im Sommer als auch im Winter bequem von dem leben konnten, was die Natur hervorbrachte.
Wie dem auch sei, sämtliche schlechten Konsequenzen unseres Wesenszuges der Strebsamkeit resultieren aus den Ausnutzungen dieser Beschaffenheit. Und daher sind es nicht die negativen Folgen, die wir verbieten sollten, sondern ihre Ursachen die es zu eliminieren gilt.
Es ist einfach zu meinen, wir stünden in der Pflicht, die Leistungsgesellschaft abschaffen, denn ein solch pauschales Urteil würde eigentlich implizieren, dass man den Anarchismus des Schlaraffenlandes postuliert (keiner muss etwas leisten - keiner muss sich an Regeln halten)... Man darf es sich schlicht und greifend nicht so simpel vorstellen, denn so wie Gründe für die Fülle an Gesetzen existieren lässt sich auch eine Vielzahl von Maßnahmen und Unterlassungen im Hinblick auf unsere Fragestellung erklären.
Am Arbeitsplatz darf man etwa nicht überwacht werden, es gilt, eine Obergrenze für die Arbeitszeit zu schaffen und jedem Freizeit zugestehen, es gilt die Spitze eines jeden größeren Unternehmens teilweise demokratisch zu stellen, damit nicht nur geldgierige Aktionäre das Ruder in der Hand halten, sondern auch Mitarbeiter, die auf das Wohl der Angestellten und die guten Zustände im Betrieb zusteuern.
So etwas lässt sich durchführen und so etwas ist vernünftig - nicht aber dagegen ein absurder Schritt zu einer abstrusen Struktur namens Anarchie, der überdies noch paradiesische Verhältnisse voraussetzt.