Was genau ist "Zufall"?

Arrakai schrieb:Das Ereignis ist p-fast sicher. D.h. der Affe tippt mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein beliebiges Werk, wenn er dafür unendlich viel Zeit hat.

Und das ist dann ja exakt die Weggabelung zwischen Wahrscheinlichkeit einerseits und Zufall andererseits.
Spannendes Thema, wie ich finde.

Noumenon schrieb:Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass alle Bildpunkte gerade weiß sind, liegt dann bei ca. 1:2^400000. Das ist eine Zahl mit ca. 120000 Nullen. Zum Vergleich: Im beobachtbaren Universum schätzt man die Zahl aller Atome auf ca. 10^80 - eine Zahl mit gerade mal 80 Nullen. Und hätte bspw. die Stringtheorie mit ihren 10^500 Universen recht... und in jedem Universum gäbe es 10^80 Atome... käme man dann auf ca. 10^40000 Atome.

Welcher Mensch (außer stoischen Insel-Nerds) ist da noch an Bord, vom Verständnis her?
Na klar, man kann sich mit sowas beschäftigen (mache ich mitunter sogar - auch, wenn es da nicht viel Handfestes gibt, außer dem sich in die Thematik Vertiefen und immer weiter Abdriften in Thesen, Theorien und ...)

@Noumenon
Und was mach ma daraus?
Dass zufällige Regeln nicht möglich sind?

@Yooo
Wie schaut denn der Ergebnisraum aus?

FlamingO schrieb:Ebenso, wie ein Affe lt. des Infinite-Monkey-Theorems jedes uns bekannte Werk schriftstellerischer Größe durch zufälliges Tippen auf der Tastatur verfassen würde, irgendwann.

Was der Wikiartikel allerdings nicht mit berücksichtigt ist, daß diese Zwangsläufigkeit nur bei Affen mit einer abnormalen Handanatomie und unnatürlichen Tippbewegungen eintreten würde, denn selbst bei einem völlig willkürlichen auf der Tastatur Rumgeklimper, würde es früher oder später zu regelmäßigen Buchstabenfolgen kommen. So klimpern auch wir (sofern nicht im Zwei-Finger-System) z.B. meist nur vom kleinen Finger bis zum Zeigefinger sowie alternierend mit der rechten und der linken Hand, in vielen anderen anderen Fingerfolgen dagegen so gut wie nie, was sich entsprechend auch auf die Tastenanschläge und ihre Auftretenswahrscheinlichkeit auswirkt und es so bei ausreichend langem Rumgetippe über kurz oder lang zu sich wiederholenden Mustern kommt. Wer (viel) Zeit und (viel) Lust hat, kann das auch gerne selbst mal z.B. auf nem leeren Word-Dokument ausprobieren. (Ne verstaubte Schreibmaschine wird wohl heutzutage kaum noch jemand Zuhause rumliegen haben)

Daher kann man so viele auf Schreibmaschinen hämmernde Affen hinsetzen wie Sandkörner in der Wüste rumliegen und trotzdem wird möglicherweise nie ein kompletter Shakespeare bei herauskommen.

Auch das Universum weist solche wiederkehrende "Rhythmen", Naturgesetze usw. auf, weshalb eben auch nicht wirklich alle Kombination an möglichen Ereignissen (wie etwa Zwillingswelten in einem unendlich großen Universum mit unendlich viel Materie) zwangsläufig eintreten müssen, sofern man diesen nur genügend Zeit gibt.

Noumenon schrieb:Wie schaut denn der Ergebnisraum aus?

Einfach nur die schwarz/weiß Beispiele genommen.
Beim Rauschen hat man der einfachheitshalber je eine 50:50 Chance.
Beim ersten Feld wird niemals eine Struktur entstehen, dessen Form auf vorherige Ereignisse aufbaut, auch wenn die für einen Moment identisch mit einem Game of Life Spielfeld sein kann.
Im Grunde genommen kann dennoch das gleiche wie beim Game of Life dargestellt werden und Schlüsse die man eventuell beim Betrachten zieht, es sei das Game of Life sind dann falsch.

Beide Felder zeigen das, wozu die aufgrund des Verhaltens der einzelnen Punkte hingezogen werden.
Aber es können ja niemals Strukturen mit eigenen Regeln entstehen, woher sollten auch die neuen Regeln kommen?
Demnach, ob 50:50 oder zurückverfolgbarer, neue Spielregeln macht das beides ja nun nicht.

Libertin schrieb:Was der Wikiartikel allerdings nicht mit berücksichtigt ist, daß diese Zwangsläufigkeit nur bei Affen mit einer abnormalen Handanatomie und unnatürlichen Tippbewegungen eintreten würde

Ja, die Tipptechnik zum einen ist da zu berücksichtigen, und zum anderen auch noch gewisse, nun ja ... den Affen eigentümliche Aktivitäten:

Also, die Tiere dazu zu bringen, auf der Tastatur zu tippen, war nicht besonders schwierig – Bonobos sind ja unglaublich neugierig. Komplizierter war es, die Tastatur so zu präparieren, dass sie nicht gleich kaputt geht. Unsere Tiere benutzen die auch gern mal als Werkzeug. Oder als Waffe. Oder sie fangen an, mit der Tastatur zu kopulieren.

;)

https://www.deutschlandfunk.de/studien-zum-infinite-monkey-theorem-sind-affen-die-besseren.691.de.html?dram:article_id=382800

FlamingO schrieb:Oder sie fangen an, mit der Tastatur zu kopulieren.

Ha! Endlich ist die Diskussion auf einem Niveau, auf dem auch ich mitmachen kann :Y:
Letzteres scheint mir kein Affen-exklusives Phänomen zu sein. Es scheint mir doch genug menschliche Autor*innen*etc zu geben, für die das ein hoher Grad an Selbstverwirklichung ist :troll:

Nemon schrieb:Ha! Endlich ist die Diskussion auf einem Niveau, auf dem auch ich mitmachen kann :Y:

:D Willkommen im Keller.

Nemon schrieb:Letzteres scheint mir kein Affen-exklusives Phänomen zu sein.

Ach? Erzähl doch ein wenig mehr von zuhause. ^^

Ob es dem Zufall geschuldet ist, welche Tasten da vermehrt beim Verlustieren in Mitleidenschaft gezogen werden, sodass eben gerade kein "Hamlet" und keine "Göttliche Komödie" zustandegeklöppelt werden können?

FlamingO schrieb:Ach? Erzähl doch ein wenig mehr von zuhause. ^^

Für mich ist das keine Selbstverwirklichung, sondern Beruf. Also sind Begeisterung und Erregung — auch im Home Office — professionell unter Kontrolle. Auch Forum. Meistens immer, jedenfalls manchmal 😜

Nemon schrieb:Es scheint mir doch genug menschliche Autor*innen*etc zu geben, für die das ein hoher Grad an Selbstverwirklichung ist :troll:

Dafür aber immerhin auf eine andern ... äh ... Bewusstseinsebene. ;)
Hoffentlich.

Nemon schrieb:Für mich ist das keine Selbstverwirklichung, sondern Beruf.

Kopulieren mit der Schreibmaschine? Jetzt überrascht Du mich aber etwas.

off-peak schrieb:Kopulieren mit der Schreibmaschine? Jetzt überrascht Du mich aber etwas.

Nein, der professionelle, sachgemäße Umgang mit dem, was du Schreibmaschine nennst. Wir nutzen heute elektronische Maschinen, mit denen man auch sogleich die Daten übermitteln kann. :idee: Der heutige Zufallsaffe hat ganz andere Hürden als zu deiner Zeit: Unboxing-Video machen, bei YT hochladen, Maschine anschmeißen, Microsoft-Lizenz erwerben oder sich dem Google-Imperium anschließen, Software anschmeißen, schreiben, bis sinnvolle Worte dabei herauskommen … YT Video draus machen, hochladen … 🐒
Alles viel einfacher aber viel komplizierter als früher.

Nemon schrieb:Der heutige Zufallsaffe hat ganz andere Hürden als zu deiner Zeit:

Also, "meine Zeit" ist noch nicht vorbei. ;)