karlottoh schrieb:Ich meine: Wie kommt ein Naturgesetz zu Stande? Wer legt es fest?
Besser (bzw. weniger suggestiv) wäre die Frage: Wodurch sind Naturgesetze
bestimmt...?
Und ja, das ist wirklich eine verdammt gute Frage! Und es ist auch wieder die gute alte Frage, woher der
Kosmos kommt. Heute denken beim Wort "Kosmos" alle an ein Synonym für "Universum", assoziieren im nächsten Schritt dann die Frage nach einer Ursache für das Universum, denken dann an den Urknall und möglicherweise an das "Nichts", aus dem alles zufällig, ganz spontan und ohne jeglichen Grund "aufploppt"... Nur ist das nicht nur keine Erklärung, sondern ignoriert vor allem auch die eigentliche, ursprüngliche Fragestellung!
'Kosmos' kommt ursprünglich aus dem Griechischen, wo es so viel wie
'Ordnung' bedeutet. Und die Frage war und ist eben, woher die
Ordnung (unterschieden vom
Chaos) kommt. Ordnung entsteht aber nicht zufällig und spontan. Wer bspw. noch das gute alte weiße Rauschen auf einem analogen Fernseher kennt...
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...der weiß, dass man da nicht nur buchstäblich eine Ewigkeit darauf warten kann, bis da mal eine
geordnete Struktur zu sehen ist, sondern dieses Rauschen vor allem auch keinerlei bestimmten
Regeln unterliegt. Und ja, bei
unendlich viel Zeit würden zwar früher oder später alle
2^{width x height} Konfigurationen - zufällig - vorkommen, nur sind erstens die Konfigurationen mit einer gewissen Ordnung (d.h. niedriger Entropie) um etliche Größenordnungen unwahrscheinlicher als Konfigurationen, die bloßes Rauschen darstellen (also mit hoher Entropie), zweitens fehlen hier dann immer noch die
Regeln, wie sie bspw. im Falle von
Conway's Game of Life gegeben sind und dort von einem anfänglich chaotischen Zustand ("Rauschen") zu einem geordneten Zustand führen:
Conway's Game Of Life (chaotic)
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Der Unterschied zum o.g. weißen Rauschen sollte damit hoffentlich deutlich werden!
Woher kommen nun die Naturgesetze, die Ordnung, der Kosmos? Eine abschließende Antwort kann hier natürlich nicht gegeben werden, aber natürlich hatte man auch schon in der Antike sich so seine Gedanken darüber gemacht und vermutete eine Art
schöpferisches Prinzip oder Wesen, bspw. bei Platon als "Demiurg" bezeichnet:
Nach der Schilderung im Timaios gibt es vor der Schöpfung nur die ungeordnete Bewegung der Materie im Chaos, die der „Notwendigkeit“ folgt. In dieses Chaos greift der Demiurg ein. Er erschafft nicht aus dem Nichts, sondern ordnet die bereits existierende Materie, indem er sie durch Gestalt und Zahl formt und den Dingen Maß verleiht. So bringt er aus dem Chaos die Welt hervor, die er zum kugelförmigen Kosmos, dem wohlgeordneten Universum, gestaltet. Er sorgt für Harmonie zwischen den Bestandteilen des Alls und etabliert die mathematischen Gesetzen folgende bestmögliche Weltordnung. Seine schöpferische Tätigkeit führt er aus, indem er auf die Ideen „hinblickt“ und der ursprünglich formlosen Materie etwas vom Wesen der geistigen Vorbilder vermittelt. Dies vollbringt er jedoch nicht unmittelbar, sondern er benötigt dafür die Weltseele, die er als vermittelnde Instanz zwischen der rein geistigen Ideenwelt und dem physischen Weltkörper erschafft. Der Weltseele fällt die Aufgabe zu, den Kosmos zu beleben und zu lenken. Ein etwas später entstandenes Erzeugnis des Schöpfergotts ist der unvergängliche Teil jeder individuellen Menschenseele. Schließlich zieht sich der Demiurg zurück, obwohl die Schöpfung noch nicht vollendet ist; die restliche Schöpfungstätigkeit, darunter die Erschaffung des vergänglichen Seelenteils und des menschlichen Körpers, überlässt er untergeordneten Göttern, die seine Geschöpfe sind.Wikipedia: Demiurg#Sokrates und PlatonDavon kann man nun natürlich halten, was man will. In erster Linie geht's (mir) hier auch erst einmal nur noch einmal darum, die eigentliche hinter der oben zitierten Frage verborgene Problemstellung, die sich von der Antike bis in die Moderne bzw. Gegenwart zieht, noch einmal etwas genauer zu skizzieren. Und wer aktuellere Antworten sucht, wird wohl kaum um eine umfassendere Recherche (oder gar ein Studium) herumkommen. Und vermutlich wird es auch nicht genügen, einfach nur nach einem Grund für die Naturgesetze zu fragen. Hier geht es vielmehr wohl auch um die weitaus fundamentalere Fragestellung, wie denn überhaupt
Ordnung aus Chaos entstehen kann, was bspw. auch in Mathematik oder Informatik untersucht wird und etwa auch diverse Problemkreise rund um Selbstorganisation oder Strukturbildung uvm. tangiert.
Insgesamt also durchaus ein ziemlich spannendes und umfangreiches Thema, welches an dieser Stelle aber wohl leider ein wenig zu weit führen würde.