Clainem schrieb:Mathematisch sind aber alle gegenüberliegenden Kräfte die dich beeinflussen gleich groß (bzw. so gleich groß dass du sie als gleichgroß empfindest). Du findest in dir kein Gefühl, keinen Gedanken oder irgend etwas anderes, was dir sonst helfen könnte eine Entscheidung zu treffen. In dem Moment bist du zwangsweise frei in deiner Entscheidung.
Nur dass die mathematische Analogie nicht auf die menschliche Entscheidungsfindung anwendbar ist.
Entscheidungen werden nicht nur rational, sondern auch intuitiv getroffen. Das, was Du beschreibst, ist eine Zwickmühle. Menschen "entkommen" Zwickmühlen, indem sie rational gleichwertige Situationen ungleich machen. Z.B. indem sie Bewertungsmaßstäbe ändern. Oder ganz plump eine Münze werfen.
Bei einer Maschine, die vor eine ähnliche Situation gestellt wird, hängt es alleine von deren Programmierung zur Entscheidungsfindung ab.
Wenn diese nur darin besteht, stets die Lösung mit der größten Erfolgswahrscheinlichkeit zu wählen, wird sie nichts tun, wenn die Möglichkeiten mit den höchsten Wahrscheinlichkeitswerten gleiche Werte aufweisen.
Aber das ist eben nur eine Frage, wie ich den Entscheidungsprozess vor gebe. Füge ich für diesen Fall eine weitere Option hinzu - z.B. eben eine Zufallskomponente - kann auch die Maschine diese Situation lösen.
Zahnrad schrieb:Er muss zu aller erst Argumente sammeln können und sie dann in Pro und Contra einteilen bzw. in Was-ist-gut und Was-ist-schlecht für mich und/oder die anderen.
Das stimmt für rationale Entscheidungsfindung. Bei der intuitiven macht er das gerade nicht.
Zahnrad schrieb:Sie sind nicht nur Kommunikationsmittel, sondern ermöglichen überhaupt die Unterteilung in Gut und Schlecht. Sie allein ermöglichen erst Moral, Gewissen und Emphatie.
Nein. In eine rationale Abwägung können selbstverständlich auch emotionale Aspekte ein fließen. Die Frage, wie meine Entscheidung auf andere wirkt, ist per se rational. Ich muss nur in der Lage sein, die emotionalen Komponenten wahr zu nehmen. Die wahrgenommenen emotionalen Aspekte kann ich dann rational in die Entscheidung ein binden.
Zahnrad schrieb:Aber ohne Gefühle ist der Mensch überhaupt nicht in der Lage zu entscheiden. Das bedeute, wenn nicht er entscheidet, wird er "entschieden".
Natürlich ist er das. Es ist dann eben eine rein rationale Entscheidung. Kaufe ich ein Auto oder nicht. Tröste ich das weinende Kind oder nicht. Wohin fahre ich in den Urlaub.
Alle diese Entscheidungen könnten rein rational, rein intuitiv oder gemischt getroffen werden.
Katori schrieb:Wenn man einen Einfluss auf alles hat, könnte man dann selber nicht Krankheiten komplett vermeiden?
Man hat nie Einfluss auf alles, da der menschliche Wirkbereich begrenzt ist. Und zwar zwingend.
Und wenn man auf alles Einfluss hätte, würde es davon abhängen, wie relevant dieser Einfluss für das Ergebnis ist.
Wenn ich am Strand stehe, habe ich Einfluss darauf, wie manche Sandkörner liegen - aber dann weht der Wind oder das Meer überspült die Stelle und mein Einfluss auf die Lage der Sandkörner wird reduziert oder schwindet ganz.