Ich habe in der Threadhistorie ein wenig nachgelesen, und fand die Darlegungen von
@Noumenon im Wechselspiel mit
@paxito und
@FlamingO bezüglich der Existenz des Bewusstseins und mentaler Zustände äußerst interessant. Eine sehr schöne, sich gegenseitig befruchtende Diskussion! Vielen Dank dafür. Das Video über Sophia von
@Noumenon erinnerte mich an ein ähnliches, über das ich vor Jahren selbst gestolpert bin (
SpoilerQuantic Dream's "Kara"
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) und sicher gibt es darüber auch schon weitergehende Diskussionen künstliche Intelligenz und Bewusstsein betreffend (
@Noumenon kann da sicher sofort eine ganze Reihe von Links auflisten...).
Manchmal habe ich den Eindruck, dass zwar immer ein wenig aneinander vorbeigeredet wird, was sich wohl nicht vermeiden lässt, aber in der Zusammenschau hat jede Meinung ihre Berechtigung und dir ihr eigene, innewohnende Wahrheit und regt zu weiterem Nachdenken an.
Leider hatte das alles nichts mit dem Threadthema zu tun, aber es war irgendwie aus dem Nichts heraus entstanden und insofern gehört es doch zu diesem Thread...
BTT (Mag sein, dass das, was ich jetzt schreibe, schon irgendwo hier gesagt wurde, aber ALLES wollte ich dann doch nicht nochmals nachlesen sondern einfach nur meine Meinung dazu sagen):
Was ist das Nichts? In seinem Eingangspost ist der TE darauf schon kurz eingegangen. Gibt es das Nichts? Nun, dadurch dass wir ein Wort dafür haben, es bezeichnen, meint man, es müsse etwas wie das Nichts geben. Man kann ja drüber reden, also muss es doch irgendwie existent sein. Das ist wie mit der Luft. "Luft ischt nicht nichts", versucht Emil Steinberger in einem Sketch einem imaginären Kind zu erklären. "Luft kann man anlangen. Mach einmal so... Spürscht du nichts? - Na, du hascht auch noch kleine Finger." (Aus dem Gedächtnis zitiert)
Der TE spricht vom Nichts als einem fehlenden Objekt an einer bestimmten Raumzeitkoordinate. Diese aber wiederum existiert ja nur, weil es einen Beobachter gibt, der die Raumzeitkoordinate benennt im Bezug zu sich selbst, weil es also einen Beobachter gibt, der "das Nichts" beobachtet.
Der Urknall war nirgends. Denn es gab ja keinen Raum, wo er hätte stattfinden können, dieser entstand ja erst mit dem Knall. Raum und Zeit entstanden mit dem Urknall. Es gab kein Vorher, weil es die Zeit nicht gab; es gab keinen Ort, weil der Raum nicht existent war.
Das ist nicht vorstellbar. Es ist einfach nur die Urknalltheorie konsequent logisch bis zum Anfang zurückgedacht. Ein Gedankenexperiment. Aber außerhalb des menschlichen Vorstellungsvermögens.
Einen anderen Urknall gibt es in der Mathematik.
@Noumenon hat sie dankenswerterweise schon erwähnt: Die leere Menge.
Noumenon schrieb am 24.02.2021:Die leere Menge ist, wie aus der Bezeichnung eigentlich schon hervorgeht, schlichtweg leer.
Alle Mathematik lässt sich in der Sprache der Mengenlehre darstellen, alle Objekte der Mathematik sind demnach in gewisser Weise nichts anderes als Mengen. Und diese Objekte existieren gedanklich nur deshalb, weil die Existenz einer ersten Menge gemäß dem Axiom: "Es gibt eine Menge, die kein Element enthält." postuliert wird. Ohne dieses Axiom lassen sich alle anderen Mengen gedanklich logisch nicht herstellen, weil es sie dann eben nicht gibt.
Es gibt eine Menge, die nichts enthält. Es gibt eine leere Menge. Nur weil dieser Satz als wahr vorausgesetzt wird, sind alle folgenden Sätze ebenfalls wahr, nur deshalb "existieren" die mit Hilfe der leeren Menge konstruierten weiteren Mengen, nur deshalb existieren überhaupt alle weiteren mathematischen Objekte. Wenn es diese leere Menge nicht gibt, gibt es nichts, nichts worauf logisch Bezug genommen werden könnte.
Alle Mengen, alle mathematischen Objekte lassen sich, ähnlich wie etwa eine russische Matroschka-Puppe, auseinandernehmen, bis ganz unten die leere Menge gefunden wird. Ganz ähnlich wie die Materie "in Wirklichkeit" aufgebaut ist aus Atomen, diese aus Elektronen, Protonen und Neutronen und diese wiederum aus noch kleineren Teilchen und so weiter. Und was ist zum Schluss drin? Nichts.
Es gibt noch ein anderes Gedankenexperiment, wo etwas aus nichts entsteht. Und damit meine ich meine eigene Existenz. Oder deine, der du dies liest.
Wann genau bist du entstanden und wo? War es an einem Punkt in der Welt, an einer bestimmten Raumzeitkoordinate, als sich Samenzelle und Eizelle trafen? Kann man sagen, dass dies der Beginn deiner Existenz gewesen ist? Oder warst du vorher schon da in dieser Samenzelle und in dieser Eizelle - und wann und wo genau entstanden diese? Oder bist du erst später entstanden, in die Existenz getreten, nach all den Zellteilungen, als das Gehirn des Fötus voll ausgebildet war und es anfing, Sinneswahrnehmungen zu haben? Oder erst nach der Geburt, als du zum ersten Mal dir selbst bewusst wurdest? Bist du dort in die Existenz eingetreten?
Ich weiß es nicht. Ich kann keinen Ort und keinen Zeitpunkt benennen, der den Urknall meines Eintretens in die Existenz bestimmt. Ich bin einfach da. Wie aus dem Nichts. In das "ich" dann wohl auch wieder eines Tages zurückkehre..
Ich fand
@Noumenon s Antwort auf die Frage von
@FlamingO, ob er bezweifle, dass der Tod das Ende des Lebens sei:
Noumenon schrieb am 27.09.2020:Ich habe da so meine Zweifel, ja.
sehr interessant, vor allem, wie er dabei blieb und das begründete, war sehr aufschlussreich. War an dieser Stelle etwa der Beginn der Diskussion über das Bewusstsein? Ist der Tod der Beginn des Lebens? Nichts und Etwas. Zwei Worte. Und unendlich viel mehr.