Mitarbeiter in Werbeagenturen haben ein niedriges Ansehen: Warum?

@univerzal

Die Gegenbeispiele sind existent, das verneine ich nicht. Insbesondere spezialisierte Kleinverlage ziehen eh nur eine kleine Gruppe von Inserenten an, der redaktionelle Inhalt und die Anzeigen ergänzen sich, da braucht es keine Manipulation.

Kriminell wird es dann, wenn Publikationen mit sehr hohen Auflagen (Bild, Die Welt, FAZ, Spiegel etc.) und breitgefächerten, für die Masse bestimmten Themen auf dem Kurs der Inserenten bleiben müssen. Gerade bei Printmedien - um mal thematisch bei diesen zu bleiben - ist das umso mehr der Fall als bei thematisch spezialisierten Kleinverlagen.

@SirMaunz-A-Lot
Ich arbeite für keinen Kleinverlag, es sein denn, man betrachtet eine Auflage von über einer Millionen Ausgaben als klein. Auch die Kunden kann man nicht als klein oder vereinzelt betrachten, wenn man bedenkt, dass sämtliche Werbeetats von drei- bis siebenstellig in unseren Ausgaben vertreten sind. Die Ergänzung von Werbung und redaktionellen Inhalten nennt man PRs und sind handelsübliche Werbemittel, also ein Zuckerl, müssen aber auch als solche gekennzeichnet werden und haben daher mit ordentlichen, redaktionellen Inhalten nichts zu tun. Thematisch spezialisiert sind wir übrigens auch nicht, das Gegenteil ist sogar unser Verlagsmotto. Soviel dazu.

Wie gesagt, vor allem Magazine die von ihrer Reputation leben, dazu zähle ich Focus, Bild und Konsorten nicht dazu, können sich kaum solche Praktiken im grossen Stil erlauben. Dennoch kann ich schlecht für andere Verlage sprechen und daher dein Beispiel widerlegen.

Die Gegenbeispiele sind existent, das verneine ich nicht.. das klang vorhin noch selbstsicherer: Die Praxis gilt für sämtliche Medien.

@univerzal

Du sagst mir überhaupt nichts neues. Um mal ganz konkret zu werden: Ich habe meine Ausbildung in einer Werbegesellschaft absolviert und kenne die relevanten Zahlen, wie z.B. den Impactfactor etc. und was daraus abgeleitet wird. Ich habe ebenso Kleininserenten wie Grosskunden verwaltet, obwohl ich ein "kleiner Fisch" innerhalb der Ausbildung und danach meiner Festanstellung war.
Unter anderem war ich auch Assistent der wichtigsten Abteilung, der Mediaberatung. Dort habe ich Statistiken bis zum Geht-Nicht-Mehr verinnerlicht.

Du hackst auf Details herum, die komplett irrelevant sind: Die Menschen nerven sich ab überhäufter, verdummender, manipulierender, teurer und somit kostentreibender Werbung. DARUM geht es im Thread.

@SirMaunz-A-Lot
Eigentlich geht es in dem Thread um das schlechte Image der Werber, du nennst dafür die Ursachen, die ich bereits auf Seite 3 in drei Sätzen zusammengefasst habe, sogar mit prägnanten Beispiel. Aber wenn wir schon als Nebenschauplatz die Arbeitsweise zwischen Verlagen und Kunden beleuchten, was thematisch sicherlich nicht verkehrt sein kann, dann sollte dies richtig gemacht werden. Verrenn dich einfach nicht, auch hier ist die pauschale Keule fehl am Platz, selbst wenn sie für Viele in der Branche angebracht ist.

btw: Du musst nicht mit deiner Vita protzen, ich nehm dich auch so ernst. Aber bedenke, bin ebenfalls vom Fach.

univerzal schrieb:Aber wenn wir schon als Nebenschauplatz die Arbeitsweise zwischen Verlagen und Kunden beleuchten, was thematisch sicherlich nicht verkehrt sein kann, dann sollte dies richtig gemacht werden.

Aber wenn wir schon... Dieses "Aber" ist den Wenigsten bewusst und sehr relevant.

Du arbeitest noch in der Branche, verdienst Dein gutes Geld damit - ja, man verdient darin sehr gut. Ich stehe ausserhalb und kritisiere sie. Du kennst bestimmt den Spruch mit dem "Elch" und der "Kritik".

@SirMaunz-A-Lot
Ich will dir nichts unterstellen, aber im Moment ist das grad dein Problem: Du schiesst ein wenig zu früh Cowboy. Fakt ist, dass ich aktuell meinen Urlaub damit verbringe, nach einen anderen Job Ausschau zu halten. Nicht weil ich gefährdet bin, 2011 war ein verdammt gutes Jahr für mich, hab erst vor ein paar Monaten ein eigenes, kleines Team bekommen. Auch nicht, weil ich ein moralisches Problem mit der Branche habe, ich war beispielsweise schon Personalvermittler, das ist mMn ein richtig abgefucktes Biz, dagegen ist die Werbewelt ein Feenland. Nein, ich suche deshalb, weil ich für meine Begriffe, also meinen Fähigkeiten und meiner Verantwortung die ich akt. inne hab, woanders mehr verdiene. Das liebe Geld isses, wie immer.

Das wäre mein Beitrag zu den Elchen und 'welch Brot ich fress..', usw. usf. Hoffe damit können wir die Personalie verzal schliessen und wieder ein wenig mehr Objektivität in die Diskussion bringen.

@univerzal

Mit meinem "Outing" und dem, was ich insgesamt geschrieben habe, gibt es diesbezüglich von meiner Seite sowieso nichts mehr zu sagen.

Nehmt die Aussage der Umfrage ernst: Die Menschen mögen keine Manipulatoren, die jedem auf den Senkel gehen und dadurch verdammt viel verdienen.

Alle anderen Details der Branche und der Manipulation kennen Otto Normal und Lieschen Müller nicht, was aber nicht heisst, dass sie blöd sind, wie hier im Thread oftmals suggeriert wird. "Die kennen nicht mal den Unterschied zwischen Callcentern und..." Wir Profis wissen, was. ABER EBEN NICHT NUR WIR.

Alles klar? Ok, gute Nacht, univerzal. Im Gegensatz zu Doors schreibst Du nicht nur Klamauk, sondern Beiträge, die ich ernst nehmen kann. Nicht nur in diesem Thread. :)

@SirMaunz-A-Lot
Daher widerspreche ich deinen Beiträgen grundsätzlich nicht, weil du hier sehr viel Wahrheit erzählst, unwiderlegbar. Insbesondere deine kleine Glosse über Manipulation und Überzeugungspsychologie nennt die Tatsachen, besser hätte ich es nicht schreiben können, obwohl ich ja offiziell auf der Gegenseite stehe. Noch. Aber bevor wir uns hier in den Armen liegen und gegenseitig Küsschen aufdrücken: Vielen Dank für die Blumen, dir auch eine gute Nacht. ;)

Im Grunde hat @SirMaunz-A-Lot auch irgendwie recht, in dem was er sagt. -Irgendwie- erscheint mir das aber sehr gefiltert und wie eine Teilwahrheit.

Ich mein, zB. die Occupybewegung ist auch aus einer Agentur heraus entstanden, die kanadische Werbeagentur Adbusters hat unter anderem auch den Buy Nothing Day ins Leben gerufen. Werber haben ja oft auch sehr progressive Gedanken, während die Unternehmen gewisse althergebrachte Dienstleistungen abfordern sind die jungen Kreativen von ihrem Potenzial her zu wesentlich mehr imstande.

Es ist auch meines Erachtens einseitig gedacht, die Werber generell für ihr Tun abzustrafen und zu meinen - ohne werbung ist alles besser.

Das Kapitalistische System ( bitte nicht gleich den Hahnenkamm aufstellen ) fördert nunmal Wettbewerb, Produkte die gewisse, nicht unbeträchtliche Entwicklungsphasen hatten und die Geld Zeit und Ressourcen kosten, müssen auch auf den Markt gebracht und verkauft werden. Wenn keiner kauft, wird auch nicht produziert, wird nicht einmal entwickelt.

Ohne Werbung, sei es für eine Forschungseinrichtung, sei es für ein Produkt oder eine Dienstleistung, die gezielt Interesse weckt und sensibilsiert für gewisse Bedürfnisse gibt es keinen Wettbewerb. Die Werbung dient doch auch als Leitsystem um sich in dem Dschungel an Angeboten zurechtzufinden.

Menschen werden manipuliert - das ist korrekt. Aber Menschen manipulieren sich untereinander auch, ständig.Das ist die Menschliche Natur. Das kollektive, das in uns Menschen drin ist. Das manche Männer auf PS-Starke Autos stehen und manche Frauen auf schöne Kleider hat nichts mit Werbung zu tun. Dahinter steht eine wesentlich tiefgreifendere und einfachere Logik, als der Glauben anzunehmen wir sähen uns einer Verschwörung der Medien ausgesetzt. Werbung bedient Bedürfnisse.Und obwohl die Schönheitsindustrie alle Hebel in Bewegung setzt, zieht es doch an vielen Menschen nur so vorbei und sie können sich damit nicht identifizieren. Komisch oder, dass Du, und der, und der andere auch selbst entscheidet, was er gut findet - und was nicht. Aber dem Gros der Mehrheit sprechen wir dieses Selbstbewusstsein per se ab.

Klassenunterschiede, Schönheitsideale, Selbstdarstellung und Statusbewusstsein gab es auch schon vor der Werbung übrigens.