Den Tod geschenkt bekommen....
04.07.2006 um 20:54Dieser Artikel erschien heute im Hamburger Abendblatt:
Kann es sein, daßkleine Kinder eine "Anbindung" an das Universum besitzen und auf diesem Wege dasÜberleben des Zweijährigen und seiner Mutter gesichert wurde?
Zufälle, die über Leben und Tod entschieden
Wasserflugzeug: Nach Absturzerliegt auch Pilot Verletzungen - wer sind die weiteren Opfer? Für Tostedter Vorwerk-Chefund Bremer Sterne-Koch war der Flug ein Geschenk. Nancy H. verließ mit ihrem Sohn (2)kurz vor dem Start die Unglücksmaschine.
Für einen Zweijährigen warder Lärm der Motoren gleich am Anfang zu laut - seine Mutter stieg mit ihm aus, sie unddas Kind überlebten. Ein 63jähriger wollte eigentlich schon am Sonnabend den Rundflugüber Hamburg antreten, dann mußte er unerwartet arbeiten, stieg erst am Sonntag in dasWasserflugzeug - und starb in den Trümmern auf den Veddeler Gleisen. Der Absturz desHafenfliegers von Pilot Jörg Steber: Scheinbar willkürlich schlug das Schicksal amSonntag vormittag zu, Zufälligkeiten entschieden über Leben und Tod. Wer sind die Opferdieser unfaßbaren Tragödie?
Es waren Minuten, die über das Schicksaleiner ganzen Familie entschieden: Eigentlich wollten am Sonntag auch die Mutter und derkleine Bruder von Aaron H. (12), der bei dem Absturz ums Leben kam, an dem Rundflug mitdem Wasserflugzeug teilnehmen. Es ist kurz vor 10.30 Uhr, als Nancy H. (38) und derkleine Nathan (2) schon im Hafenflieger sitzen. Zusammen mit Aaron, der den Flug zumGeburtstag geschenkt bekommen hatte, und Nancys Lebensgefährten Jürgen Z. (38).
Doch für Nathan ist es zu laut, die Mutter klettert mit dem Kleinkind wieder ausdem Wasserflugzeug. Eine Entscheidung, die den beiden mit größter Wahrscheinlichkeit dasLeben gerettet hat. Um 10.38 Uhr startet der Flieger.
Nancy H., ihrjüngster Sohn und andere Angehörige von Passagieren warten auf dem Ponton auf dieRückkehr. Plötzlich sehen sie in der Ferne einen Rauchpilz in die Luft steigen. Dann dieschreckliche Nachricht: Das Wasserflugzeug ist auf der Veddel abgestürzt. MinutenlangBangen, Zittern, Hoffen. Zwei Passagiere hätten überlebt, heißt es irgendwann, doch wer?
Nancy H. erfährt, daß ihr Sohn Aaron, ein fröhlicher Junge, der inseiner Freizeit im Kindertheater spielte, tot ist. Diese schreckliche Nachricht bekommenauch die Angehörigen von drei weiteren Passagieren. Aarons Stiefvater Jürgen Z. hatüberlebt, mit 40prozentigen Verbrennungen. Auch Pilot Jörg Steber (51) hat überlebt, mit80prozentigen Verbrennungen - doch er stirbt in der Nacht zu Montag.
Familienvater Jürgen Z. ist jetzt der einzige Überlebende - er liegt auf derSpezialstation des Unfallkrankenhauses Boberg. Seine Chancen, weiter zu überleben, liegennach Einschätzung von Experten bei rund 60 Prozent.
Den Absturz der DeHavilland Beaver DHC-2 - auch die Familie eines anderen Opfers mußte ihn am Sonntagmiterleben, auch sie hatte ihm den Flug geschenkt: Rüdiger K. (63), Chefkoch des BremerFeinschmecker-Restaurants "Grashoffs Bistro". Er wollte, so heißt es, eigentlich bereitsam Sonnabend mit der Maschine fliegen, dann aber mußte der Koch am Herd stehen - undstieg erst am Sonntag morgen in die Unglücksmaschine.
Seit mehr als 40Jahren hatte K. in dem Restaurant gearbeitet, das lange sogar einen Michelin-Stern besaß.Der gebürtige Elsässer bekochte dabei auch viele Prominente, servierte etwa StammgastLoriot seine Spezialitäten wie Hummer mit Spaghetti oder ein Gratin vom Eisbein. "Er hatmit unglaublicher Konstanz all die Jahre gekocht und war ein sehr sympathischer,bodenständiger Mensch", sagt Heinz Holtgrefe, Bremer Gastronomieexperte des"Weser-Kuriers". K., passionierter Radfahrer, der jeden Tag die zehn Kilometer von seinemEinfamilienhaus in einem Bremer Vorort in die Altstadt radelte, stand ein Jahr vor seinemRuhestand.
Der 63jährige hinterläßt eine Frau und einen erwachsenenSohn, der in Hamburg wohnt. Und er erlebt nicht mehr, wie es ist, Großvater zu werden:Seine Schwiegertochter ist schwanger.
Ein weiteres Opfer - er isteigentlich selbst einer, der im Ernstfall das Leben anderer Menschen rettet: Wilhelm R.aus einem Dorf bei Göttingen engagiert sich bei der Freiwilligen Feuerwehr. DerHandwerker hinterläßt ebenfalls eine Familie.
Im niedersächsischenTostedt zeigen die Mitarbeiter des Unternehmens Friedrich Vorwerk Rohrleitungsbau am Tagnach dem Absturz, bei dem ihr Chef Peter T. starb, ihre Hilflosigkeit und Trauer. "Wirversuchen, das Unfaßbare zu begreifen", sagen die Mitarbeiter immer wieder. BürgermeisterGünter Weiß (CDU): "Er war der Macher, der Unternehmer, der alles zusammenhielt." Für dasUnternehmen sei noch nicht absehbar, wie sich der Verlust auswirken werde, hieß es. T.unterstützte als Sponsor die Bundesliga-Tischtennis-Spielerinnen des MTV Tostedt . T.hatte sich laut Weiß so auf den Flug gefreut. Auch Peter T. hatte ihn geschenkt bekommen:Von seiner Tochter zum Geburtstag.
cd, kj, tis, vltg
erschienen am 4. Juli 2006
In Liebe
Re
Kann es sein, daßkleine Kinder eine "Anbindung" an das Universum besitzen und auf diesem Wege dasÜberleben des Zweijährigen und seiner Mutter gesichert wurde?
Zufälle, die über Leben und Tod entschieden
Wasserflugzeug: Nach Absturzerliegt auch Pilot Verletzungen - wer sind die weiteren Opfer? Für Tostedter Vorwerk-Chefund Bremer Sterne-Koch war der Flug ein Geschenk. Nancy H. verließ mit ihrem Sohn (2)kurz vor dem Start die Unglücksmaschine.
Für einen Zweijährigen warder Lärm der Motoren gleich am Anfang zu laut - seine Mutter stieg mit ihm aus, sie unddas Kind überlebten. Ein 63jähriger wollte eigentlich schon am Sonnabend den Rundflugüber Hamburg antreten, dann mußte er unerwartet arbeiten, stieg erst am Sonntag in dasWasserflugzeug - und starb in den Trümmern auf den Veddeler Gleisen. Der Absturz desHafenfliegers von Pilot Jörg Steber: Scheinbar willkürlich schlug das Schicksal amSonntag vormittag zu, Zufälligkeiten entschieden über Leben und Tod. Wer sind die Opferdieser unfaßbaren Tragödie?
Es waren Minuten, die über das Schicksaleiner ganzen Familie entschieden: Eigentlich wollten am Sonntag auch die Mutter und derkleine Bruder von Aaron H. (12), der bei dem Absturz ums Leben kam, an dem Rundflug mitdem Wasserflugzeug teilnehmen. Es ist kurz vor 10.30 Uhr, als Nancy H. (38) und derkleine Nathan (2) schon im Hafenflieger sitzen. Zusammen mit Aaron, der den Flug zumGeburtstag geschenkt bekommen hatte, und Nancys Lebensgefährten Jürgen Z. (38).
Doch für Nathan ist es zu laut, die Mutter klettert mit dem Kleinkind wieder ausdem Wasserflugzeug. Eine Entscheidung, die den beiden mit größter Wahrscheinlichkeit dasLeben gerettet hat. Um 10.38 Uhr startet der Flieger.
Nancy H., ihrjüngster Sohn und andere Angehörige von Passagieren warten auf dem Ponton auf dieRückkehr. Plötzlich sehen sie in der Ferne einen Rauchpilz in die Luft steigen. Dann dieschreckliche Nachricht: Das Wasserflugzeug ist auf der Veddel abgestürzt. MinutenlangBangen, Zittern, Hoffen. Zwei Passagiere hätten überlebt, heißt es irgendwann, doch wer?
Nancy H. erfährt, daß ihr Sohn Aaron, ein fröhlicher Junge, der inseiner Freizeit im Kindertheater spielte, tot ist. Diese schreckliche Nachricht bekommenauch die Angehörigen von drei weiteren Passagieren. Aarons Stiefvater Jürgen Z. hatüberlebt, mit 40prozentigen Verbrennungen. Auch Pilot Jörg Steber (51) hat überlebt, mit80prozentigen Verbrennungen - doch er stirbt in der Nacht zu Montag.
Familienvater Jürgen Z. ist jetzt der einzige Überlebende - er liegt auf derSpezialstation des Unfallkrankenhauses Boberg. Seine Chancen, weiter zu überleben, liegennach Einschätzung von Experten bei rund 60 Prozent.
Den Absturz der DeHavilland Beaver DHC-2 - auch die Familie eines anderen Opfers mußte ihn am Sonntagmiterleben, auch sie hatte ihm den Flug geschenkt: Rüdiger K. (63), Chefkoch des BremerFeinschmecker-Restaurants "Grashoffs Bistro". Er wollte, so heißt es, eigentlich bereitsam Sonnabend mit der Maschine fliegen, dann aber mußte der Koch am Herd stehen - undstieg erst am Sonntag morgen in die Unglücksmaschine.
Seit mehr als 40Jahren hatte K. in dem Restaurant gearbeitet, das lange sogar einen Michelin-Stern besaß.Der gebürtige Elsässer bekochte dabei auch viele Prominente, servierte etwa StammgastLoriot seine Spezialitäten wie Hummer mit Spaghetti oder ein Gratin vom Eisbein. "Er hatmit unglaublicher Konstanz all die Jahre gekocht und war ein sehr sympathischer,bodenständiger Mensch", sagt Heinz Holtgrefe, Bremer Gastronomieexperte des"Weser-Kuriers". K., passionierter Radfahrer, der jeden Tag die zehn Kilometer von seinemEinfamilienhaus in einem Bremer Vorort in die Altstadt radelte, stand ein Jahr vor seinemRuhestand.
Der 63jährige hinterläßt eine Frau und einen erwachsenenSohn, der in Hamburg wohnt. Und er erlebt nicht mehr, wie es ist, Großvater zu werden:Seine Schwiegertochter ist schwanger.
Ein weiteres Opfer - er isteigentlich selbst einer, der im Ernstfall das Leben anderer Menschen rettet: Wilhelm R.aus einem Dorf bei Göttingen engagiert sich bei der Freiwilligen Feuerwehr. DerHandwerker hinterläßt ebenfalls eine Familie.
Im niedersächsischenTostedt zeigen die Mitarbeiter des Unternehmens Friedrich Vorwerk Rohrleitungsbau am Tagnach dem Absturz, bei dem ihr Chef Peter T. starb, ihre Hilflosigkeit und Trauer. "Wirversuchen, das Unfaßbare zu begreifen", sagen die Mitarbeiter immer wieder. BürgermeisterGünter Weiß (CDU): "Er war der Macher, der Unternehmer, der alles zusammenhielt." Für dasUnternehmen sei noch nicht absehbar, wie sich der Verlust auswirken werde, hieß es. T.unterstützte als Sponsor die Bundesliga-Tischtennis-Spielerinnen des MTV Tostedt . T.hatte sich laut Weiß so auf den Flug gefreut. Auch Peter T. hatte ihn geschenkt bekommen:Von seiner Tochter zum Geburtstag.
cd, kj, tis, vltg
erschienen am 4. Juli 2006
In Liebe
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