Capitano
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2013
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
Trauerbewältigung: Erfahrungsberichte, Ratschläge
25.11.2016 um 22:09Guten Abend liebe Allmy-Gemeinde.
Muss mir etwas von der Seele reden, wusste nicht so Recht wohin damit - da das Thema Tod in diesem Forum allgegenwärtig ist denke ich mir passt es eventuell tatsächlich hier rein.
Als Vorwort möchte ich anmerken dass ich den Thread nicht in der Absicht erstelle, virtuelles Mitleid zu erhalten, aber insgeheim erhoffe ich mir dennoch durch eure Meinungen eventuell Tipps mitnehmen zu können, um diese dunkelste Stunde meines bisherigen Daseins hinter mir zu lassen.
Long Story short: Zum ersten Mal in meinem Leben muss ich derzeit einen WIRKLICH schmerzhaften Verlust verkraften, im allerengsten Familienkreis. Ich kannte eine solche Situation vorher überhaupt nicht, habe zwar durchaus bereits getrauert - zB um verstorbene Haustiere oder ein Kind dass wir abtreiben mussten. Aber diesmal trifft es mich wirklich hart und eine solche Situation kannte ich vorher nicht.
Ich denke auch die Gefühlswelt können wohl nur jene nachvollziehen die es bereits erlebt haben, da die Gedanken wirklich überall sind. Nicht nur bei der Trauer, sondern auch bei vielen vielen Erinnerungen.
Es bleibt wie in vielen Fällen natürlich nicht beim Verlust. Zum einen kommt dazu, dass ich nun an der Haushaltsauflösung beteiligt bin, und ich bin in dieser Wohnung aufgewachsen und habe fast mein gesamtes Leben dort verbracht. Dort hängen sämtliche Erinnerungen, nun fand ich diesen Ort der gefühlsmäßig immer noch mein Zuhause ist (obwohl ich seit ein paar Jahren nicht mehr dort lebe) als gottverlassenen Ort vor, teilweise bereits ausgeräumt, irgendwie erinnert nichts mehr an all die Jahre die ich dort gelebt habe, auf der anderen Seite aber unendlich vieles.
Mich plagt zudem ein schlechtes Gewissen da ich mich der Person gegenüber oft wirklich schlecht verhalten habe. Und mich nie wirklich dafür entschuldigt habe. Jetzt ist es eben zu spät, habe diesen Menschen außerdem seit Ewigkeiten nicht mehr besucht seit ich weg war, hatte es immer wieder versprochen, dann aber doch aufgeschoben, nie daran gedacht dass es irgendwann zu spät sein könnte. Nun war genau das der Fall. Erst am "Sterbebett" habe ich mich dann wieder blicken lassen als mir bewusst wurde dass es sonst wirklich zu spät ist. Da war aber dieser Mensch der mich mein ganzes Leben begleitet hat, schon nicht mehr ansprechbar, konnte auch kaum noch die Augen aufmachen. Hat ziemlich sicher auch gar nichts mehr von meinem Besuch mitbekommen.
Ich habe nun in der Wohnung bei der Haushaltsauflösung einige Andenken mitgenommen, in Form von Fotoalben oder anderen Dingen von persönlichem Wert. Dazu muss ich sagen - ich habe seit Jahren nicht mehr an meine Kindheit gedacht, seit ich umgezogen bin und eine Familie gegründet habe war mir alles was davor war, wirklich fern, und fühlte sich an als wäre es in einem anderen Leben passiert. Jetzt sehe ich mir die Fotos an und sämtliche Erinnerungen sind wieder allgegenwertig. Und zwar mehr denn je. Ich denke an Dinge, die ich längst vergessen hatte. Nicht nur diesen mir wichtigen Menschen betreffend, sondern auch mich selbst betreffend, da in den Fotoalben auch viele Bilder von mir aus früheren Tagen waren, und ich beim Räumen auch einige Dinge noch gefunden habe die mir gehör(t)en.
Ich war nie ein Mensch der viel mit Gefühlen zu tun hatte, habe immer mit dem Kopf entschieden (häufig trotzdem falsch), war niemals ein emotionaler Mensch, konnte immer alles mit einer "professionellen Distanz" betrachten. Es ist jetzt das erste Mal, dass ich eine derart intensive Emotion bei mir selbst wahrnehme weil ich an sovieles denke und da viele Gefühle mit dranhängen. Trauer, Wut, Verzweiflung - schlechtes Gewissen - und eine ordentliche Portion Sentimentalität, ich hab schon Angst dass ich spinnen anfange.... Sehe mir Bilder an und wünsche mir die Zeit zurückdrehen zu können. Wünsche mir, ich könnte diese Dinge noch einmal erleben, anstelle meines Lebens das ich jetzt habe. Und denke wie gesagt an soviele Dinge zurück, an einen wichtigen Menschen, an mein Zuhause, an meine Kindheit. Die Wohnung können wir nicht behalten da ich nicht einziehen könnte und die Wohnung zusätzlich zu bezahlen ist finanziell nicht drin. Auch sonst kann in der Familie niemand die Wohnung erhalten, ein Monat ist noch Zeit um sie zur Übergabe fertig zu machen. Das bricht mir irgendwo das Herz, weil ich nicht nur einen Menschen, sondern auch "mein Zuhause" verliere. Als ich dort war nach so langer Zeit, hatte ich die ganze Zeit ein wirklich "beklemmendes" Gefühl, es fiel mir wirklich schwer. Das schlimmste ist dass mich aktuell sogar die positiven Erinnerungen einfach nur traurig machen.... weil das alles eben auch ein wirklich trauriges, um nicht zu sagen unwürdiges, Ende nimmt.
Und ich merke, dass ich mit der Situation absolut nicht umgehen kann. Ich überlege mir, was ich diesem Menschen alles sagen würde wenn wir noch ein letztes Mal miteinander reden könnten, wohlwissend dass das nicht mehr möglich ist. Ich rechne 30x infolge meine Finanzen durch wie ich die Wohnung erhalten würde, wohlwissend dass es a.) nicht möglich ist und b.) abgesehen vom emotionalen Aspekt auch "umsonst" wäre. Ich gehe Situationen durch die ich erlebt habe, zB Dinge, Fehler die ich gemacht habe und spiele im Kopf durch wie ich es anders/besser mache. Wohlwissend, dass auch das nicht möglich ist. Kann mich auf nichts mehr konzentrieren, bin immer in Gedanken. Nehme das Hier und Jetzt fast nicht mehr wahr. Zumindest interessiert es mich nicht sonderlich.
Ich wiederhole mich nochmal: Ich schreibe das hier nicht für Mitleid oder irgendwelche virtuellen Drücker... aber ich weiß aus dem Gedenken-Thread dass hier bei Allmy viele User sind, die bereits diese Situationen erlebt haben und Verluste hinnehmen mussten und hoffe, dass genau jene sich vielleicht an diesem Thread beteiligen, ihre Geschichte erzählen und ob/wie sie den Verlust verarbeiten konnten bzw abschließen konnten, was man tun könnte um leichter mit dieser Situation fertig zu werden. Mir geht es hier nicht nur darum meine Story hier zu erzählen und Feedback zu bekommen, vielleicht gibt es ja auch noch andere denen es gleich geht wie mir.
Sollte wirklich jemand den ganzen Text bis hier unten durchgelesen haben: Danke dafür. Freue mich auf Antworten.
Muss mir etwas von der Seele reden, wusste nicht so Recht wohin damit - da das Thema Tod in diesem Forum allgegenwärtig ist denke ich mir passt es eventuell tatsächlich hier rein.
Als Vorwort möchte ich anmerken dass ich den Thread nicht in der Absicht erstelle, virtuelles Mitleid zu erhalten, aber insgeheim erhoffe ich mir dennoch durch eure Meinungen eventuell Tipps mitnehmen zu können, um diese dunkelste Stunde meines bisherigen Daseins hinter mir zu lassen.
Long Story short: Zum ersten Mal in meinem Leben muss ich derzeit einen WIRKLICH schmerzhaften Verlust verkraften, im allerengsten Familienkreis. Ich kannte eine solche Situation vorher überhaupt nicht, habe zwar durchaus bereits getrauert - zB um verstorbene Haustiere oder ein Kind dass wir abtreiben mussten. Aber diesmal trifft es mich wirklich hart und eine solche Situation kannte ich vorher nicht.
Ich denke auch die Gefühlswelt können wohl nur jene nachvollziehen die es bereits erlebt haben, da die Gedanken wirklich überall sind. Nicht nur bei der Trauer, sondern auch bei vielen vielen Erinnerungen.
Es bleibt wie in vielen Fällen natürlich nicht beim Verlust. Zum einen kommt dazu, dass ich nun an der Haushaltsauflösung beteiligt bin, und ich bin in dieser Wohnung aufgewachsen und habe fast mein gesamtes Leben dort verbracht. Dort hängen sämtliche Erinnerungen, nun fand ich diesen Ort der gefühlsmäßig immer noch mein Zuhause ist (obwohl ich seit ein paar Jahren nicht mehr dort lebe) als gottverlassenen Ort vor, teilweise bereits ausgeräumt, irgendwie erinnert nichts mehr an all die Jahre die ich dort gelebt habe, auf der anderen Seite aber unendlich vieles.
Mich plagt zudem ein schlechtes Gewissen da ich mich der Person gegenüber oft wirklich schlecht verhalten habe. Und mich nie wirklich dafür entschuldigt habe. Jetzt ist es eben zu spät, habe diesen Menschen außerdem seit Ewigkeiten nicht mehr besucht seit ich weg war, hatte es immer wieder versprochen, dann aber doch aufgeschoben, nie daran gedacht dass es irgendwann zu spät sein könnte. Nun war genau das der Fall. Erst am "Sterbebett" habe ich mich dann wieder blicken lassen als mir bewusst wurde dass es sonst wirklich zu spät ist. Da war aber dieser Mensch der mich mein ganzes Leben begleitet hat, schon nicht mehr ansprechbar, konnte auch kaum noch die Augen aufmachen. Hat ziemlich sicher auch gar nichts mehr von meinem Besuch mitbekommen.
Ich habe nun in der Wohnung bei der Haushaltsauflösung einige Andenken mitgenommen, in Form von Fotoalben oder anderen Dingen von persönlichem Wert. Dazu muss ich sagen - ich habe seit Jahren nicht mehr an meine Kindheit gedacht, seit ich umgezogen bin und eine Familie gegründet habe war mir alles was davor war, wirklich fern, und fühlte sich an als wäre es in einem anderen Leben passiert. Jetzt sehe ich mir die Fotos an und sämtliche Erinnerungen sind wieder allgegenwertig. Und zwar mehr denn je. Ich denke an Dinge, die ich längst vergessen hatte. Nicht nur diesen mir wichtigen Menschen betreffend, sondern auch mich selbst betreffend, da in den Fotoalben auch viele Bilder von mir aus früheren Tagen waren, und ich beim Räumen auch einige Dinge noch gefunden habe die mir gehör(t)en.
Ich war nie ein Mensch der viel mit Gefühlen zu tun hatte, habe immer mit dem Kopf entschieden (häufig trotzdem falsch), war niemals ein emotionaler Mensch, konnte immer alles mit einer "professionellen Distanz" betrachten. Es ist jetzt das erste Mal, dass ich eine derart intensive Emotion bei mir selbst wahrnehme weil ich an sovieles denke und da viele Gefühle mit dranhängen. Trauer, Wut, Verzweiflung - schlechtes Gewissen - und eine ordentliche Portion Sentimentalität, ich hab schon Angst dass ich spinnen anfange.... Sehe mir Bilder an und wünsche mir die Zeit zurückdrehen zu können. Wünsche mir, ich könnte diese Dinge noch einmal erleben, anstelle meines Lebens das ich jetzt habe. Und denke wie gesagt an soviele Dinge zurück, an einen wichtigen Menschen, an mein Zuhause, an meine Kindheit. Die Wohnung können wir nicht behalten da ich nicht einziehen könnte und die Wohnung zusätzlich zu bezahlen ist finanziell nicht drin. Auch sonst kann in der Familie niemand die Wohnung erhalten, ein Monat ist noch Zeit um sie zur Übergabe fertig zu machen. Das bricht mir irgendwo das Herz, weil ich nicht nur einen Menschen, sondern auch "mein Zuhause" verliere. Als ich dort war nach so langer Zeit, hatte ich die ganze Zeit ein wirklich "beklemmendes" Gefühl, es fiel mir wirklich schwer. Das schlimmste ist dass mich aktuell sogar die positiven Erinnerungen einfach nur traurig machen.... weil das alles eben auch ein wirklich trauriges, um nicht zu sagen unwürdiges, Ende nimmt.
Und ich merke, dass ich mit der Situation absolut nicht umgehen kann. Ich überlege mir, was ich diesem Menschen alles sagen würde wenn wir noch ein letztes Mal miteinander reden könnten, wohlwissend dass das nicht mehr möglich ist. Ich rechne 30x infolge meine Finanzen durch wie ich die Wohnung erhalten würde, wohlwissend dass es a.) nicht möglich ist und b.) abgesehen vom emotionalen Aspekt auch "umsonst" wäre. Ich gehe Situationen durch die ich erlebt habe, zB Dinge, Fehler die ich gemacht habe und spiele im Kopf durch wie ich es anders/besser mache. Wohlwissend, dass auch das nicht möglich ist. Kann mich auf nichts mehr konzentrieren, bin immer in Gedanken. Nehme das Hier und Jetzt fast nicht mehr wahr. Zumindest interessiert es mich nicht sonderlich.
Ich wiederhole mich nochmal: Ich schreibe das hier nicht für Mitleid oder irgendwelche virtuellen Drücker... aber ich weiß aus dem Gedenken-Thread dass hier bei Allmy viele User sind, die bereits diese Situationen erlebt haben und Verluste hinnehmen mussten und hoffe, dass genau jene sich vielleicht an diesem Thread beteiligen, ihre Geschichte erzählen und ob/wie sie den Verlust verarbeiten konnten bzw abschließen konnten, was man tun könnte um leichter mit dieser Situation fertig zu werden. Mir geht es hier nicht nur darum meine Story hier zu erzählen und Feedback zu bekommen, vielleicht gibt es ja auch noch andere denen es gleich geht wie mir.
Sollte wirklich jemand den ganzen Text bis hier unten durchgelesen haben: Danke dafür. Freue mich auf Antworten.