Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

Die Flutkatastrophe ist jetzt drei Monate her, die Medien berichten nur noch sehr wenige, die Zeitungen schreiben auch kaum mehr davon, dabei ist es dort immer noch sehr sehr schlimm...jetzt wo die Tage dunkler werden, kälter werden, Weihnachten steht vor der Tür... Die Menschen haben kaum perspektiven. Die Anträge lassen auf sich warten, die Gelder fließen kaum , die Handwerker würden helfen haben aber aufgrund der Coronakriese kaum Arbeitsmaterial.

In welchen Gebieten Deutschlands wäre eigentlich noch wegen der Topographie und der Wasserundurchlässigkeit des Gesteins eine genau so verheerende Flutkatastrophe möglich?

Überall wo Berge oder zumindest steile Hügel und Siedlungen in Wassernähe sind (was sie fast überall sind). Also im Alpenraum, in den Niedergebirgen, eigentlich überall wo steil abfallende Hänge mit Häusern am unteren Ende sind. An der Wasserundurchlässigkeit hängt das nicht unbedingt, wenn bei einem Starkregen zu viel Wasser auf einmal vom Himmel kommt, denn bis Wasser im Gestein versickert dauert das auch seine Zeit. Bis dahin muß das Wasser erst mal oberirdisch seinen Weg finden, und das ist der Zeitpunkt wo die Gebäudeschäden entstehen.

Es werden jetzt nur noch zwei Leute vermisst. Eine Person wurde in Rotterdam gefunden - es handelt sich laut der Suchgruppe „Vermisst im Ahrtal Flutkatastrophe“ wohl um die Nachbarin der Familie Hans, Ella und Frank. Hans und Ella sind leider verstorben, Frank wird immernoch gesucht…

https://www.rnd.de/panorama/seit-flutkatastrophe-vermisst-frau-aus-ahrtal-tot-in-rotterdam-geborgen-G73UN6ATJN4K7SK3JNHSIES7VE.html

Ich gehe selbst davon aus, dass die restlichen Vermissten ebenfalls weit abgetrieben sind und frage mich, wie die Kommunikation zwischen den Niederlanden und Deutschland funktioniert. Wird da jeder nicht zu identifizierende Leichenfund abgeglichen? Wie schnell geht das?

T.Rick schrieb:eigentlich überall wo steil abfallende Hänge mit Häusern am unteren Ende sind.

Exakt, Hänge sind da super gefährlich. Egal ob es nur als Oberflächenwasser hinunter läuft, oder ob der Regen weiter weg geschehen ist und aus diesem Grund ein (durch Hänge begrenzter) Bach zur Flutwelle wird…

Wir schauen uns momentan nach Häusern in den USA um, dort wird bei den Häuseranzeigen direkt der Flutindex angegeben. Ich frage mich, ob es eine solch detaillierte Auflistung von möglichen Überschwemmungsgebieten auch offen zugänglich für Deutschland gibt. Glaube aber wirklich nicht, dass man sich jemals sicher sein kann, dass nichts passiert.

Cheaha schrieb:und frage mich, wie die Kommunikation zwischen den Niederlanden und Deutschland funktioniert. Wird da jeder nicht zu identifizierende Leichenfund abgeglichen? Wie schnell geht das?

Das geht ziemlich schnell, die Kommunikation mit Frankreich, Belgien und Co. übrigens auch. Im Rhein und seinen Zuläufen kommen ja immer mal wieder Menschen ums Leben, Boote treiben ab und sonstwas, das ist ja eine vielbefahrene Schifffahrtsstraße sowohl für kommerzielle als auch für Freizeitschiffer. Da gibt es seit über hundert Jahren grenzüberschreitende Zusammenarbeit in allen Belangen der Polizei, des Zolls und der Umweltbehörden, nur zeitweise mal durch die Kriege unterbrochen.

Cheaha schrieb:Wir schauen uns momentan nach Häusern in den USA um, dort wird bei den Häuseranzeigen direkt der Flutindex angegeben. Ich frage mich, ob es eine solch detaillierte Auflistung von möglichen Überschwemmungsgebieten auch offen zugänglich für Deutschland gibt. Glaube aber wirklich nicht, dass man sich jemals sicher sein kann, dass nichts passiert.

Man braucht sich doch nur eine gewöhnliche detaillierte Wanderkarte mit Höhenangaben anschauen. Die kriegt man für jedes Gebiet in Deutschland. Steile Hänge = Risiko, entweder Schlammrutsche (Erde) oder Steinschlag möglich. Und alles was sehr flach und an Gewässern dran ist, niedriger als 5 Meter über dem Wasser, ist potentielle Überschwemmungszone. Einfacher geht es doch wirklich nicht.

T.Rick schrieb:Man braucht sich doch nur eine gewöhnliche detaillierte Wanderkarte mit Höhenangaben anschauen. Die kriegt man für jedes Gebiet in Deutschland. Steile Hänge = Risiko, entweder Schlammrutsche (Erde) oder Steinschlag möglich. Und alles was sehr flach und an Gewässern dran ist, niedriger als 5 Meter über dem Wasser, ist potentielle Überschwemmungszone. Einfacher geht es doch wirklich nicht.

Wenn du meinst.
Gab aber anscheinend doch genug Interesse an einer Prognosekarte: https://geoportal.bafg.de/karten/HWRM/

Klar gibt es Prognosekarten, wo obendrein noch das ortstypische Wettergeschehen, die Entwässerung des Gebiets über Kanalisation, durchlässigen Untergrund oder natürliche Gewässer etc. mit einberechnet werden, aber wer unmittelbar neben einem "harmlosen" Bach wohnt, dem muß von vornherein klar sein, daß dieser Bach bei Starkregen mal ganz frech zu Besuch im Haus kommen könnte. Selbst die besten Karten decken nicht jede Eventualität ab oder ersetzen den gesunden Menschenverstand.

Was man bei der Beurteilung von Hochwassergefahren auch nicht vergessen darf, ist der Umstand, daß manche Flüsse durch fortwährende Ablagerung mitgeführter Sedimente ihr Flußbett gegenüber der Umgebung erhöht haben (sogenannter Dammuferfluß). Wenn ein derartiger Fluß über das Ufer schreitet, dann kommt es sehr schnell zu großräumigen Überschwemmungen mit schnell steigenden Wasserspiegel. In wie weit sind die Ahr und andere Flüsse im nördlichen Eifelgebiet Dammuferflüsse? Zumindest die verheerenden Zerstörungen in Blessem dürften auf den Umstand zurückzuführen gewesen sein, daß dort die Erft höher liegt als fas Umland.

Cheaha schrieb:Gab aber anscheinend doch genug Interesse an einer Prognosekarte: https://geoportal.bafg.de/karten/HWRM/

Die hier dargestellten Karten sind durch eine EU-Richtlinie entstanden, der Hochwasserrisikorichtlinie (HWRM). Dabei wurden Risikogewässer definiert und identifiziert (u.a. spielte das Schadenspotenzial eine Rolle) und die Überschwemmungsgebiete für häufige, mittlere und seltene berechnet und auch deren Schadenspotenzial z.B. auf die Infrastruktur ermittelt. Darauf aufbauend wurden Pläne für das Hochwasserrisikomanagment erarbeitet. Aber dies wurde eben nur für die Risikogewässer bearbeitet und nicht für alle Gewässer. Von daher:

T.Rick schrieb:aber wer unmittelbar neben einem "harmlosen" Bach wohnt, dem muß von vornherein klar sein, daß dieser Bach bei Starkregen mal ganz frech zu Besuch im Haus kommen könnte. Selbst die besten Karten decken nicht jede Eventualität ab oder ersetzen den gesunden Menschenverstand.

sollte man dies auch im Hinterkopf haben, vor allem bei Hochwasser in den "harmlosen" Bächen durch Starkregen.

Marfrank schrieb:Was man bei der Beurteilung von Hochwassergefahren auch nicht vergessen darf, ist der Umstand, daß manche Flüsse durch fortwährende Ablagerung mitgeführter Sedimente ihr Flußbett gegenüber der Umgebung erhöht haben (sogenannter Dammuferfluß). Wenn ein derartiger Fluß über das Ufer schreitet, dann kommt es sehr schnell zu großräumigen Überschwemmungen mit schnell steigenden Wasserspiegel. In wie weit sind die Ahr und andere Flüsse im nördlichen Eifelgebiet Dammuferflüsse? Zumindest die verheerenden Zerstörungen in Blessem dürften auf den Umstand zurückzuführen gewesen sein, daß dort die Erft höher liegt als fas Umland.

wäre dafür eine Ursache der Maisanbau? in vielen Gegenden leiden die Menschen darunter, dass seit Mais angebaut wird, es immer wieder zu Schlamm auf Straßen, in Gärten/Grundstücken gibt.

Durchaus möglich, aber manche Flüsse führen auch von Natur aus sehr viel Schlamm mit sich.

Daß ein Gewässer infolge angesammelter Ablagerungen beim nächsten Hochwasser spontan sein Bett verlagert, ist ein ganz natürlicher Prozeß und vor allem bei den großen deutschen Strömen, Donau und Rhein, in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen, bevor man wasserbauliche Maßnahmen einleitete per künstlicher Verbauung und wenn nötig, ausbaggern. Oder indem man einen stark ablagerungstragenden Zufluß umleitete, um größere Tiefe im Hauptstrom zu erreichen, wie im Fall Dhünn/Rhein, wo im Mittelalter ebenfalls eine sehr große seichte Stelle im Bett des Rheins war.
Der Rhein hat bis ins späte Mittelalter hinein immer wieder mal spontan sein Bett verlagert, ganz ohne Maisanbau. Diese Karte zeigt die (bekannten) früheren Verläufe: https://www.historisches-seckenheim.de/index.php/ueber-den-kirchturm-hinaus/79-der-rhein-und-sein-wilder-geselle