Wem gehört die Welt? Den Menschen, den Tieren oder der Natur?
17.10.2011 um 10:20
Das ist eine sehr philosophische Frage, Respekt.
Man muss sich wohl überlegen, was der Begriff ,,gehören" überhaupt bedeutet und wie er zu Stande kommt.
Einfach ist es natürlich bei von Menschen hergestellten Sachen. Wenn jemand eine Hose näht, sie mir und nur mir gibt, während er gleichzeitig seine Rechte daran ablegt, dann gehört sie mir.
Schwieriger wird es aber eben bei natürlichen Gütern.
Wer bestimmt, wem eine Wiese ,,gehört"? Oder ein Baum?
Ich denke, das ,,gehören" von natürlichen Objekten, Gebieten und anderen Dingen in der Natur kommt durch das Beanspruchen zu Stande, durch die Anerkennung anderer, möglicher Interessenten und durch die Fähigkeit, den Anspruch zu halten.
Nehmen wir mal einen Tiger: Ein Tiger lebt in einem Waldgebiet. Dadurch, dass er seine Krallenspuren an bestimmten Punkten hinterlässt oder seine Duftmarken beansprucht er dieses Gebiet.
Er drückt sozusagen aus:,,Hier lebe ich! Das ist mein Gebiet! Es gehört mir, hier darf nur ich jagen und abhängen!"
Andere Tiger können das entweder akzeptieren oder aber diesen Anspruch dadurch anfechten, dass sie in das Gebiet gehen, selbst ihre Marken und Zeichen hinterlassen und mit dem ,,Besitzer" einen Kampf anfangen. Wenn der Besitzer kräftig genug ist, um den Eindringling abzuwehren, dann kann er seinen Besitzanspruch halten.
Im Falle von Menschen sehe ich es ähnlich: Irgendwann, als es noch keine Besitztümer gab, wird es ebenfalls mit Jagdgründen und Sammelgebieten angefangen haben. Ein bestimmtes Gebiet konnte nur einer bestimmten Gruppe Nahrung und Lebensraum bieten. Also vertrieb und bekämpfte sie andere Gruppen von Menschen, um selbst in ihrem ausgewählten Gebiet überleben zu können.
Das setzte sich wahrscheinlich fort.
Ein Speer, den sich ein Jäger selbst gemacht hatte, war ein Mittel zur Verteidigung und zur Jagd. Es war vielleicht schwierig, ihn herzustellen, weil wenig Material vorhanden war. Wenn einfach jemand anders sich den Speer geschnappt hätte, dann hätte das eventuell großen Schaden für diesen Mann angerichtet. Also wird der Anspruch entstanden sein:,,Das ist MEIN Speer. Den darf nur ich benutzen!"
Das konnten andere entweder anerkennen oder aber versuchen, sich den Speer trotzdem zu holen. Wenn sie es schafften, dann gehörte er ihnen.
Und so hat sich das fortgesetzt, von ganz direkt mit dem Überleben verbundenen Besitzansprüchen, bis zu immer abstrakteren und vielfach unverständlicheren Ansprüchen.
Immer unter den Prämissen, dass jemand etwas beanspruchte, dies von der Gemeinschaft um ihn herum anerkannt wurde und er auch in der Lage war, diesen Anspruch zu halten, zu verteidigen.
Irgendwann kam die Moral hinzu und die Menschen begannen, die Vorstellung zu entwickeln, dass auch Objekte oder Gebiete jemandem weiterhin gehören können, wenn er nicht mehr in der Lage ist, diese zu verteidigen. Also ein Diebstahl nicht mehr einen Besitzwechsel bedeutet, sondern ein Verbrechen und das gestohlene Objekt eigentlich immer noch dem ursprünglichen ,,Besitzer" gehört.
Je komplexer das Zusammenleben der Menschen wurde, desto komplexer wurde auch das Verständnis vom ,,Gehören".
In Deutschland haben wir heutzutage eine extrem hohe Komplexität.
Nahezu ganz Deutschland, jedes Stück Land, ,,gehört" irgendjemandem im Sinne von ,,er proklamiert den Besitz für sich". Dieser Anspruch kann durchgesetzt werden mit Polizei, mit Gerichten, im Rahmen von Gesetzen.
Philosophisch ist nun die Frage, ob dies denn rechtens sei, nicht vielmehr alles gerade in der Natur jedem ,,gehören" würde.
Ich würde sagen, auch in Bezug auf Natur:
Wenn ich einen Anspruch vertrete auf ein Gebiet und in der Lage bin, diesen Anspruch auch durchzusetzen und zu halten, dann besitze ich auch dieses Gebiet.
Wenn niemand in der Lage ist, mich zu vertreiben, es mir abzunehmen, es gegen meinen Willen zu benutzen, dann ,,gehört" es mir insofern, als das ich dort bestimmen kann.
Ich ,,nehme" mir sozusagen das Gebiet und kann es auch halten.
Wem gehört nun die Welt?
Nun, kein Mensch und auch kein Tier (die ,,Natur" ist kein einzelnes Wesen) ist in der Lage, die ganze Welt zu besitzen und unliebsame Menschen oder unliebsame Tiere von ihr fern zu halten. Im Falle von Tieren bliebe allenfalls noch die Ausrottung, aber das lasse ich jetzt mal außen vor.
Somit ist auch niemand in der Lage, seinen Besitzanspruch auf ,,die Welt" durchzusetzen, er kann nicht überall gleichzeitig sein, um sein ,,Revier" zu verteidigen, das ist unmöglich.
Wenn niemand die Welt beanspruchen kann, dann kann er auch keinen Anspruch verteidigen und niemand kann den Anspruch angreifen.
Letzendlich sage ich also zur Frage, wem die Welt gehöre: ,,Niemandem."
Die Welt gehört niemandem, sie kann niemandem gehören im Sinne eines Besitzes.