azazeel schrieb am 07.12.2023:Es gibt ja einen grundsätzlich ähnlichen Bereich, in dem es eine entsprechende "Ideensammlung" gibt: Adoptionen. Da gibt es keine harte Altersgrenze aber eine Art Grundsatz:
Der Altersunterschied zum Adoptivkind sollte laut Bundearbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter jedoch einem natürlichen Abstand entsprechen.
In der Praxis geht man da auch von 40 Jahren aus - Freunde von uns haben adoptiert und es wurde ziemlich klar kommuniziert, dass sie keinen Säugling mehr bekommen, wenn sie über 40 sind. Da war es dann allerdings so, dass sie zwei Halbschwestern adoptiert haben, eine schon im Kindergartenalter und nach fünf Jahren eine weitere Halbschwester geboren wurde und das Jugendamt eine Ausnahme machte, dass diese Kinder gemeinsam aufwachsen konnten. Als allerdings drei Jahre später ein weiteres Baby hinterherpurzelte und das dritte Kind durch den Drogenkonsum der Mutter massiv geschädigt war, haben unsere Freunde darauf verzichtet, Kind #4 zu adoptieren.
Laura_Maelle schrieb:Geht mir ähnlich. Früher konnte ich die Kindererziehung noch mittragen, aber jetzt wär ich damit komplett überfordert. Und ich könnte auch keine Enkelgeneration mehr mitbetreuen.
Ich wurde ungeplant am Ende meines Studiums schwanger - ich lebte 10 Jahre unter dem Existenzminimum (Ausbildung + Abi + Studium) und habe dann meistens, trotz der drei Kindern Vollzeit gearbeitet. Ich habe mich dabei oft über die Grenze "gepusht". Schon allein daher hätte ich nun keine Nerven mehr, nochmals in die Vollen zu gehen. Mein Job fordert mich enorm, ich genieße es, mittags einfach in die Stille zu kommen, kurz mit meinen Teenies zu sprechen und dann aber mein berufliches Zeug erledigen zu können.
Laura_Maelle schrieb:Die Mutter meiner Mutter war auch schon 43, als sie meine Mutter entband. Also bis 45 finde ich es heutzutage gerade noch vertretbar, aber wenn eine Frau eindeutig in die Wechseljahre kommt, sollte man meiner Meinung nach auf den Ruf der Natur hören.
Ich würde es gar nicht an einer festen Altersgrenze festmachen. Aber 70 - das ist viel, viel, viel zu alt, gerade wenn man die natürliche Lebenserwartung zu Grunde legt.
off-peak schrieb:Ich würde allerdings diese beiden Fälle nicht als glich ansehen, da frau mit 50 noch von Natur aus, ohne medizinische Hilfsmittelchen, schwanger werden kann. Gerade das Alter von 49 ist gefürchtet - dann hat bei den meisten Damen ja bereits der Wechsel begonner, aber Schwangerschaften sind immer noch möglich. frau kann bis zu zwei Jahren nach der letzten Monatsblutung nämlich noch schwanger werden. Das haben schon viele unterschätzt.
Es ist halt trotzdem ein großer Unterschied, ob du mit 50 schwanger wirst - dann arbeitest du ja fast noch bis zur Volljährigkeit des Kindes oder bereits im Rentenalter. Mit 50 lässt sich wuppen, wenngleich auch schwerer, aber mit Hilfsangeboten kann ich mir das vorstellen. Aber mit 70 ....?
nairobi schrieb:Auch wenn ein Kind 18 ist, mag es zwar vom Gesetz her volljährig sein (früher war es mal 21), aber dadurch ist es nicht sofort reif und völlig selbstständig, sondern u.U. doch noch naiv und muss noch vieles lernen. Ich weiß nicht, wie das Schulsystem in Uganda ist, aber in Deutschland hat man mit 18 heutzutage meist auch noch keine abgeschlossene Ausbildung in der Tasche, sondern ist noch in der Lehre oder aber in der höheren Schule. D.h. nicht nur mental, sondern auch finanziell ist man da noch zum Teil einige Jahre auf die Eltern angewiesen.
Jupp. Meine Tochter studiert wirklich zügig, aber sie wird 24 oder 25 sein, bis das alles abgeschlossen ist.
nairobi schrieb:Selbst wenn man dieses hohe Alter erreicht ist es selten so, dass man da noch bei bester Gesundheit ist. Die meisten alten Menschen haben Knochenleiden (Hüfte, Knie, Schulter), sehen und hören nicht mehr gut, haben Zahnprothesen, gehen oft mit Gehhilfe. Viele sind auch tatsächlich dement. Der/die 90jährige, der/die noch eigenständig wohnt, sich selbst versorgt usw., ist eine große Ausnahme.
Ja, man ist in dem Alter froh, wenn es die Leute alleine oder mit wenig Hilfe leben können. Es gibt einige ältere Frauen, die das schaffen. Aber sie schaffen es eben, mit ein wenig Hilfe (oft mit Putzfrau, Einkaufshilfe, etc.) ihren Alltag zu bewältigen, das heißt nicht, dass sie den Alltag eines Kindes oder eines Jugendlichen normal mitgestalten könnten.
Frau.N.Zimmer schrieb:Eigentlich ist das alles wie ein schlechter Film, der da abläuft :( Einer Frau in dem Alter, wo man dringend geprüft werden sollte, ob man noch fähig ist ein Auto zu fahren, 3 Kinder einzupflanzen, nur weil man es KANN? Das ist doch eigentlich unfassbar.
Ich finde es ehrlich erschreckend, dass man diese Frage diskutieren muss. Ich arbeite an einer Brennpunktschule, da ist es oft so, dass, wenn die Eltern das Sorgerecht verlieren, man das Kind aber im Familienverband bleiben soll, die Großeltern das Sorgerecht übertragen bekommen. Oft ist es so, dass das gut hinhaut, bevor die Pubertät einsetzt - in der Pubertät sind oft beide Seiten mit der Konstellation überfordert, so dass dann da doch noch eine staatliche Inobhutnahme erfolgt - und leider oft sehr spät, da die Großeltern lange keine Hilfe zulassen, da sie davon ausgehen, dass sie es selbst hinbekommen.
Doors schrieb:Es fällt mir ohnehin schwer, über Menschen zu urteilen, die ich so wenig kenne wie ihre Beweggründe, etwas zu tun oder zu lassen. Ungern mische ich mich in die Lebensplanung anderer ein, vermutlich, weil ich auch nicht wünsche, dass sie dies bei mir tun.
Ich würde dir beipflichten, wenn es nur um den Menschen selbst geht - aber es geht um einen weiteren Menschen, dem man zumutet, dass er erst einmal nicht gesund auf die Welt kommt, weil jenseits der 40 alles eine Risikoschwangerschaft ist, dann, dass er nicht, wie andere junge Menschen, uneingeschränkt bei dem Elternteil leben kann - aller statistischen Wahrscheinlichkeit nach, wird er mit dem körperlichen Verfall oder dem Tod des Elternteils konfrontiert sein, bevor er 20 ist. Das halte ich für moralisch verwerflich.