Angst vor Konflikten

Hi Leute,

ich habe, insbesondere auf der Arbeit, das Problem , dass ich selbst Konfliktängste in mir habe. Wenn ich den Mund aufmache und was sage, steigt bei mir automatisch nämlich die Erwartungshaltung, dass das so auch gesehen wird und umgesetzt wird. Die Garantie dafür hat man natürlich net. Des Weiteren ist es ja auch so, dass auch wenn man etwas anspricht sich überhaupt darüber aufregt, wie sich andere denn "herausnehmen" sich überhaupt so zu verhalten.

Geht es euch ähnlich?

Ich hatte früher Angst vor Konflikten, weil ich die Meinung anderer gefürchtet habe. Also ich hatte auch sehr dünnes Fell und habe sehr viel persönlich genommen. 

speedforce schrieb:ich habe, insbesondere auf der Arbeit, das Problem , dass ich selbst Konfliktängste in mir habe.

Du meinst, dass du deine Überzeugung vertreten musst und bei Gegenfragen nicht mehr Herr der Situation bist?

speedforce schrieb:Wenn ich den Mund aufmache und was sage, steigt bei mir automatisch nämlich die Erwartungshaltung, dass das so auch gesehen wird und umgesetzt wird.

Du meinst, dass die anderen deine Lösung sofort akzeptieren sollen, auch wenn sie nicht begriffen haben, warum das die Lösung sein könnte?
Dann solltest du wie bei Punkt eins sofort klarstellen können, warum das die Lösung ist.
Du musst das, was du anbietest, auch vernünftig darlegen können.

speedforce schrieb:Des Weiteren ist es ja auch so, dass auch wenn man etwas anspricht sich überhaupt darüber aufregt, wie sich andere denn "herausnehmen" sich überhaupt so zu verhalten.

Das passiert nicht, wenn du überzeugend deine Strategie erklärst und sie nicht für dich behälst.
Die anderen müssen deine Sicht nachvollziehen können.

@speedforce
Das Gefühl kenne ich. Es zeugt mMn von einem besonders hohen harmoniebedürfnis. Kann man mMn auch nicht ändern, muss man eben hinnehmen und versuchen so gut wie es geht damit zu leben.

es gibt zwei seiten

1. harmoniebedürfnis

sollte ein konflikt vorliegen habe ich große bedenken diese harmonie zu zerstören, andererseits werfe ich mir aber dann innerlich vor, dass ich mich nicht durchgesetzt habe

2. durchsetzen

würde ich mich durchsetzen, habe ich eben große angst davor bzw gebe mir die schuld, dass die andere person sich nicht wohl fühlt auch wenn ich mich aus meiner perspektive im recht fühle

also ingesamt zwei schrauben und dreh ich an der einen, ist automatisch die andere natürlich in die andere richtung gedreht

@speedforce
Kommt bei mir auf die Tagesverfassung drauf an. Heute zB würde ich keinen Konflikt scheuen, ich würde sogar einen herauf beschwören :troll: 

Dann gibt es eben Tage, da gehe ich dem lieber aus dem weg :) 

speedforce schrieb:würde ich mich durchsetzen, habe ich eben große angst davor bzw gebe mir die schuld, dass die andere person sich nicht wohl fühlt auch wenn ich mich aus meiner perspektive im recht fühle

Einen Lösungsweg im Beruf vorzuschlagen hat nichts mit Wohlfühlen zu tun. Oder geht es um persönliche Angelegenheiten?

Ich hatte diese Angst in der Schule!

Nun, wo ich arbeite, ist sie weg.

Kommt immer darauf an, wie man gelernt hat mit Konflikten umzugehen.

Ich z.B habe das nie gelernt und gehe grundsätzlich Konfrontationen und Konflikten aus dem Weg. 

Wenn es aber wirklich eine Situation ist, die Handlungsbedarf erfordert, sollte man über seinen Schatten springen und aus sich heraus kommen. 

Ich gehe keinen Konflikten aus dem Weg, da ich sie manchmal sogar als notwendig empfinde, um etwas zu klaeren- wie ein Gewitter, das sich entladen muss.
Allerdings sollte das dann sachlich und mit Respekt voreinander geschehen.
Von Rumschreien, Beleidigungen und Beschimpfungen halte ich nichts.
Schlimm finde ich es auch, wenn man im Streit auseinander geht.Ich weiss dann nie, wie ich der anderen Person in Zukunft gegenueber treten soll.

Das Problem dabei, Konflikten so lang wie möglich aus dem Weg zu gehen, ist aber, dass man sich hochschaukelt. Es brodelt immer weiter, und bricht irgendwann aus. Das ist der denkbar ungünstigste Weg, etwas zu lösen.

Übrigens ist das Gegenteil von konfliktscheu sein nicht Durchsetzen, sondern lösungsorientiert handeln.

"Konflikte" sind erst einmal nichts schlimmes. Zwei verschiedene Meinungen sind vorhanden. Schlimm wird es eben nur, wenn einer dann so lange zurückhält bis es aus einem herausbricht, und dann hat man wirklich die Kacke am dampfen. (ich kenn das selbst von mir sehr gut, deswegen habe ich daran auch gearbeitet, und tue es immer noch)

Viel besser ist es doch, dann in einem guten, entspannten Moment zu sagen "hey, ich habe hier ein Problem, wie können WIR das gemeinsam lösen?". Hierbei geht es nicht darum, dass man sich auf biegen und brechen durchsetzt, sondern darum, dass man einen gemeinsamen Kompromiss findet. So etwas kann man z.B. bei kleineren Sachen üben bevor man sich an die "großen" traut. Sich vorher überlegen: 

wann geh ich auf jemanden zu? (ein guter Moment, wenn der andre grade auch entspannt ist, gut gelaunt und Zeit hat) 
wie geh ich auf jemanden zu? (offen, freundlich, respektvoll, mit einem ruhigen Ton)
wie führe ich das Gespräch? (ruhig, mehr zuhören als selbst reden, die Position des anderen zu verstehen versuchen, Fragen stellen die man sich evtl vorher schon überlegt hat, erst einmal die Position des anderen kennenlernen)

Hier kann man dann sogar eine Pause einlegen, dem andren unbedingt danken, und dann können beide überlegen, wie ein Kompromiss aussehen könnte. Nicht "durchsetzen" sondern "Kompromiss", bei dem man auch die Position des anderen einbezieht.

Findet man einen guten hat sich nämlich alles gelöst, die Gespräche waren harmonisch, und die Situation miteinander bleibt es auch.

Konflikten kann man nicht aus dem Weg gehen. Sie folgen einem - je schneller man wegläuft, desto schneller holen sie einen ein. Je öfter man zurück weicht, desto stärker wird der Gegner nachsetzen - und das so lange, bis man keinen bewegungsspielraum mehr hat.

Deshalb ist rechtzeitiges Setzen von Grenzen sinnvoll: Bis hierhin und nicht weiter!

Man kann lernen, sich zu wehren: In der Familie, in der Schule, an der Uni, am Arbeitsplatz, in der Politik, im Freundeskreis, in einer Partnerschaft. Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt.