Bedarf es wirklich der Annahme der Existenz dunkler Materie?
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Bedarf es wirklich der Annahme der Existenz dunkler Materie?
21.12.2023 um 00:26THX1138 schrieb:Die rote Kurve zeigt wie es "sein sollte", die Kurve ist ne schöne Kurve, die Gravitation fällt mit dem quadrat der entfernung ab?Bei der blauen Kurve siehst du (wie bei rot) erst einen fast linearen Anstieg. Das ist der Bulg, dort ist Materie so dicht, das es fast einem starren Körper entspricht -> linearer Anstieg. Das ist bei beiden gleich.
Die blaue aber beschreibt ne ganz andere "entwicklung"... abgesehen davon das sich ihre krümmung ändert (nicht gleichmässig)
Nach dem Bulg wird die sichtbare Materie aber so dünn, das die Geschwindigkeit schnell abnehmen müsste, Wurzel(1/r) etwa. Das ist aber nicht der Fall, stattdessen bewegt sie sich als ob da viel mehr Materie wäre, als man sehen kann.
Bedarf es wirklich der Annahme der Existenz dunkler Materie?
21.12.2023 um 00:32Dank für die Erklärungen Hinweise und links, ich hoffe mein Bild wird dadurch klarer;)
Andere Frage:
Tatsächlich werden ja die Berechnungen herangezogen die primär für unser Sonnensystem herangezogen werden, die Keplerschen Gesetze?
Wenn dem so ist, ist es dann auch so das praktisch auch unser System selbst davon betroffen wäre, die Bebachtungen aber ausserhalb der Messgenauigkeit liegen um Abweichungen zu erkennen?
Andere Frage:
Tatsächlich werden ja die Berechnungen herangezogen die primär für unser Sonnensystem herangezogen werden, die Keplerschen Gesetze?
Wenn dem so ist, ist es dann auch so das praktisch auch unser System selbst davon betroffen wäre, die Bebachtungen aber ausserhalb der Messgenauigkeit liegen um Abweichungen zu erkennen?
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21.12.2023 um 15:38THX1138 schrieb:Wenn dem so ist, ist es dann auch so das praktisch auch unser System selbst davon betroffen wäre, die Bebachtungen aber ausserhalb der Messgenauigkeit liegen um Abweichungen zu erkennen?Die Dichte wäre so gering, dass sie sich nicht auswirken würde. Ich war mir wegen des konkreten Werts nicht mehr ganz sicher, kurzes googeln hat mehrere Treffer mit 10-27 kg/m3 ergeben. (Edit: Die Angabe variieren teilweise erheblich. der Wert ist allerdings meist sehr niedrig.)
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23.12.2023 um 01:29andy2 schrieb:Durch den Zeitdilatationseffekt kommen sowohl gravitative als auch optische Informationen hier nur verzerrt an. Mich würde eben interessieren, wie denn ein entzerrtes Bild aussieht, mit anderen Worten: Wie sieht unsere Milchstraße wirklich aus. Erst dann kann man doch anfangen, festzustellen, ob es Anomalien gibt, für die man eine "dunkle Materie" heranziehen muss..Kann man machen, die Laufzeitentfernung, die mitbewegte Entfernung, die Winkeldurchmesser Entfernung und die Leuchtkraftentfernung berechnen. So sieht die Milchstraße in Simulationen wirklich aus. Da kommen dann nur die schon längst nicht mehr vorhandenen Sterne dazu, aber daraus lässt sich kein Erkenntnisgewinn ableiten.
andy2 schrieb:Denke dir mal ein Raumschiff das mit konstanter Geschwindigkeit direkt in ein schwarzes Loch fliegt: Aus deiner Sicht außerhalb wird es sich in die Länge ziehen und dort - tatsächlich zunächst als "Standbild" verharren. Im Laufe der Zeit wird sich die Länge des für dich sichtbaren Raumschiiffs langsam - und je näher du dich dem schwarzen Loch näherst immer langsamer - verkürzen.Nein, es verharrt nichts als Standbild in geeigneter Nähe zu einem schwarzen Loch, was du ansprichst ist eine Koordinaten Singularität der Schwarzschild Koordinaten die sich durch geeignete Eddington Finkelstein Koordinaten auflösen lässt.
Wichtig ist der Umstand die Relativitästheorie führt Beobachterabhängig zu physikalisch gleichberechtigten Sichtweisen aber niemals zu gleichberechtigten physikalischen Realitäten. Alle Paradoxa lassen sich auflösen.
Allgemein zu deinen Vorstellungen:
Man kann über raumartige Hyperflächen eine „Gegenwart“ einführen. Statt einer Gegenwart handelt es sich aber um eine unendliche Menge an raumartigen Schnitten durch die Raumzeit. Die ART besagt nun das diese Schnitte miteinander verträglich sind. Tatsächlich ist das aber keine EINE Gegenwart, es sind Äquivalenzklassen. Zeitdilatierte Objekte ob nun schwarze Löcher oder was auch immer die deswegen nicht beobachtbar sind fallen deswegen als Ersatz für dunkle Materie heraus.
Die Einführung einer beobachterabhängigen globalen Zeit funktioniert in der SRT, aber nicht in der ART da eine globale Zeitkoordinate in der ART unphysikalisch ist. Es gibt nur eine physikalische Zeit und das ist die Eigenzeit eines Beobachters.
@andy2
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23.12.2023 um 14:54BoostInvarianz schrieb:Nein, es verharrt nichts als Standbild in geeigneter Nähe zu einem schwarzen Loch, was du ansprichst ist eine Koordinaten Singularität der Schwarzschild Koordinaten die sich durch geeignete Eddington Finkelstein Koordinaten auflösen lässt.Da hast du zwar recht, aber @andy2 hat schon auch recht. Denn in der „physikalisch gleichberechtigten Sichtweise“ eines hinreichend weit entfernten externen Beobachters wird ein Objekt den Ereignishorizont nicht in endlicher Zeit überqueren. Wobei es dann natürlich optisch nicht wirklich verharren sondern eher unsichtbar werden würde (extrem rotverschhoben). Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Koordinatensingularität in geeigneten Koordinaten nicht auftaucht. (Wobei ich Raindrop-Koordinaten am anschaulichsten finde, wie überhaupt das gesamte Rivermodell.) Das bedeutet natürlich in der Tat nicht, dass das Schwarze Loch aus Sicht eben jenes externen Beobachters nicht wachsen würde. Stichwort „physikalische Realität“.
BoostInvarianz schrieb:Zeitdilatierte Objekte ob nun schwarze Löcher oder was auch immer die deswegen nicht beobachtbar sind fallen deswegen als Ersatz für dunkle Materie heraus.Deine Begründung erschließt sich mir ehrlich gesagt (noch) nicht. Vollkommen unabhängig von wie auch immer gewählten Gleichzeitigkeitshyperflächen haben bspw. Schwarze Löcher aufgrund eben jener von dir erwähnten einen „physikalischen Realität“ doch messbare Effekte. Damit will ich nicht sagen, dass man damit die DM komplett wegdiskutieren kann. Aber dass z.B. primordiale Schwarze Löcher schon alleine deshalb nicht in Frage kommen, um zumindest einen Teil des Effekte zu erklären, erschließt sich mir nicht.
andy2
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24.12.2023 um 01:16erst mal danke für alle Anworten. Bin leider zur Zeit sehr beschäftigt und kann mich damit im Einzelnen erst später auseinandersetzen.
Nur kurz:
Ich frage mich die ganze Zeit, wie ein Foto einer Frontalkollision zweier schwarzer Löcher aussähe..
Einerseits steht die Zeit ja ab dem jeweiligen Ereignishorizont still. Die Anziehung führt in der Echtzeit (aus Sicht der schwarzen Löcher) zu einer Kollision in extrem hoher Geschwindigkeit. Anderseits führen zwei Faktoren dazu, dass aus unserer Sicht die Löcher an Geschwindigkeit verlieren. Einmal die Massen und einmal die erreichte (wohl annähernde) Lichtgeschwindigkeit. Das sind wohl die krassesten Gegensätze die sich hier gegenüberstehen. Ich denke aber, gegen einen Stillstand der Zeit kann auch die größte Geschwindigkeit keine Chance haben. M.E. müsste ein Foto zwei verzerrte schwarze Löcher zeigen, die als Zwilling ewig verharren (als Standbild)...
Zu der Aussage, es gebe keine "wirkliche" Zeit ist zu sagen, dass es einfach sprachliche Grenzen gibt, sich in diesem Bereich auszudrücken.
In meinem gerade genannten Beispiel dauert die "tatsächliche" Kollision wohl nur Sekunden, für uns aber eine Ewigkeit..
Da wir dennoch Gravitationswellen messen können aus solchen Ereignissen zeigt, dass wir faktisch etwas - für uns eigentlich noch nicht Geschehenes - messen können. Das ist logisch nur schwer nachzuvollziehen, aber dennoch wohl tatsächlich der Fall.
Logisch gedacht muss also auch aus unserer Sicht die Kollision längst vergangen sein, auch wenn wir bei einer direkten Betrachtung noch die "Vorstufe" sehen. ..
Nur kurz:
Ich frage mich die ganze Zeit, wie ein Foto einer Frontalkollision zweier schwarzer Löcher aussähe..
Einerseits steht die Zeit ja ab dem jeweiligen Ereignishorizont still. Die Anziehung führt in der Echtzeit (aus Sicht der schwarzen Löcher) zu einer Kollision in extrem hoher Geschwindigkeit. Anderseits führen zwei Faktoren dazu, dass aus unserer Sicht die Löcher an Geschwindigkeit verlieren. Einmal die Massen und einmal die erreichte (wohl annähernde) Lichtgeschwindigkeit. Das sind wohl die krassesten Gegensätze die sich hier gegenüberstehen. Ich denke aber, gegen einen Stillstand der Zeit kann auch die größte Geschwindigkeit keine Chance haben. M.E. müsste ein Foto zwei verzerrte schwarze Löcher zeigen, die als Zwilling ewig verharren (als Standbild)...
Zu der Aussage, es gebe keine "wirkliche" Zeit ist zu sagen, dass es einfach sprachliche Grenzen gibt, sich in diesem Bereich auszudrücken.
In meinem gerade genannten Beispiel dauert die "tatsächliche" Kollision wohl nur Sekunden, für uns aber eine Ewigkeit..
Da wir dennoch Gravitationswellen messen können aus solchen Ereignissen zeigt, dass wir faktisch etwas - für uns eigentlich noch nicht Geschehenes - messen können. Das ist logisch nur schwer nachzuvollziehen, aber dennoch wohl tatsächlich der Fall.
Logisch gedacht muss also auch aus unserer Sicht die Kollision längst vergangen sein, auch wenn wir bei einer direkten Betrachtung noch die "Vorstufe" sehen. ..
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28.12.2023 um 02:21Arrakai schrieb am 23.12.2023:BoostInvarianz schrieb:Von vorne weg, du weisst das Koordinaten und Koordinatenzeiten physikalisch irrelevant sind? Schwarzschild Schwarze Löcher sind zudem mathematisch dermassen idealisiert, ich wüsste jetzt nicht ob die in der Natur überhaupt realisiert sind.
Nein, es verharrt nichts als Standbild in geeigneter Nähe zu einem schwarzen Loch, was du ansprichst ist eine Koordinaten Singularität der Schwarzschild Koordinaten die sich durch geeignete Eddington Finkelstein Koordinaten auflösen lässt.
Da hast du zwar recht, aber @andy2 hat schon auch recht. Denn in der „physikalisch gleichberechtigten Sichtweise“ eines hinreichend weit entfernten externen Beobachters wird ein Objekt den Ereignishorizont nicht in endlicher Zeit überqueren. Wobei es dann natürlich optisch nicht wirklich verharren sondern eher unsichtbar werden würde (extrem rotverschhoben). Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Koordinatensingularität in geeigneten Koordinaten nicht auftaucht. (Wobei ich Raindrop-Koordinaten am anschaulichsten finde, wie überhaupt das gesamte Rivermodell.) Das bedeutet natürlich in der Tat nicht, dass das Schwarze Loch aus Sicht eben jenes externen Beobachters nicht wachsen würde. Stichwort „physikalische Realität“.
Dennoch, es kommt eben bei der Verwendung von Schwarzschild Koordinaten zu einer Koorsinatensingularität was einen auf den Ereignishorizont einfallenden Testkörper betrifft und der Beobachter extrem weit entfernt ist. Das ist dieser „frozen effect“. Schwarzschild Koordinaten sind eben singulär,. Raindrop oder E.F. Koordinaten sind regulär und deswegen geeignet dieses Scheinproblem zu lösen.
Mathematisch sieht der Unterschied Raindrop so aus:
Raindrop: (tR, rR) → Schwarzschild: (t = tR + f(rR), r = rR)
f(r) ist singulär für r = rS, d.h. f(r) damit wird in die Schwarzschildkoordinaten eine Koordinatensingularität eingeführt.
Wird dieses Scheinproblem physikalisch angegangen ist es so das Gravitations Rotverschiebung ein Verlust von Strahlungsenergie von Photonen ist die einem Gravitationsfeld entkommen möchten(Photonen deshalb weil sonst ja gar keine Beobachtung möglich wäre).
Am Ereignishorizont eines schwarzen Lochs wird Gravitations Rotverschiebung unendlich weil jede Strahlung geschluckt wird. Und genau dieser Umstand zeigt das jeder einfallende Testkörper auch für einen extrem weit entfernten Beobachter immer weiter rotverschobener wird und schließlich verschwindet durch Erreichen des Ereignishorizonts.
Eigentlich ist es keine unendliche unendliche Rotverschiebung wo der einfallende Testköper aus weit entfernter Beobachtersicht niemals den Ereignishorizont erreicht, die Gravitative Rotverschiebung existiert einfach nicht mehr weil der Testkörper weg ist.
Wäre es nicht so würde man tatsächlich 2 unterschiedliche physikalische Realitäten vorfinden.
Arrakai schrieb am 23.12.2023:BoostInvarianz schrieb:Der TE hat offensichtlich das Problem stillschweigend von einer absoluten Gleichzeitigkeit auszugehen, was wie geschrieben auch in Untersuchungsmethoden wie dem ADM Formalismus erwünscht ist, nur sind das streng genommen Äquivalenzklassen die auch keine „Echte“ Gleichzeitigkeit herstellen. Es gibt keine globale Zeitkoordinate.
Zeitdilatierte Objekte ob nun schwarze Löcher oder was auch immer die deswegen nicht beobachtbar sind fallen deswegen als Ersatz für dunkle Materie heraus.
Deine Begründung erschließt sich mir ehrlich gesagt (noch) nicht. Vollkommen unabhängig von wie auch immer gewählten Gleichzeitigkeitshyperflächen haben bspw. Schwarze Löcher aufgrund eben jener von dir erwähnten einen „physikalischen Realität“ doch messbare Effekte. Damit will ich nicht sagen, dass man damit die DM komplett wegdiskutieren kann. Aber dass z.B. primordiale Schwarze Löcher schon alleine deshalb nicht in Frage kommen, um zumindest einen Teil des Effekte zu erklären, erschließt sich mir nicht.
Es ist nicht möglich lokal in einer Galaxie sichtbare, also observable Massen bzw messbare vorzufinden und lokal in dieser Galaxie in einer falschen Gleichzeitigkeit von so extrem zeitdilatierten Objekten auszugehen die weder observabel noch messbar sind die dunkle Materie ersetzen könnten. Und da ist es egal ob das Schwarze Löcher sind oder was auch immer, so war das gemeint.
Ja natürlich haben schwarze Löcher messbare Effekte und so etwas wie Saatlöcher könnten einen Anteil dunkler Materie stellen. Es gibt Gründe dagegen wie kosmische Inflation, es gibt Gründe dafür wie nachgewiesene Kollisionen Schwarzer Löcher anhand von Gavitationswellen die zu wenig Masse haben um stellare schwarze Löcher zu sein.
@Arrakai
Verständlicher?
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28.12.2023 um 07:08BoostInvarianz schrieb:Wäre es nicht so würde man tatsächlich 2 unterschiedliche physikalische Realitäten vorfinden.Also zunächst mal vielen Dank für diesen interessanten Beitrag, damit habe ich endlich mal wieder was zum nachdenken. :)
Nun aber zu meiner Frage, sind unterschiedliche physikalische Realitäten tatsächlich noch ein Problem? Ich gehe eigentlich davon aus, dass wir mit den Relativitätstheorien im Besitz geeigneter Werkzeuge sind, mit dem Phänomen unterschiedlicher Realitäten umzugehen.
Abgesehen davon, gibt es überhaupt so etwas wie eine physikalische Realität? Ist es nicht vielmehr so, dass abgesehen von der Invarianz der Lichtgeschwindigkeit in allen Bezugssystemen quasi jede "Realität" relativ ist? Wir mögen ja in unserem Alltag wenig von relativistischen Effekten mitbekommen, da sie in der Regel vernachlässigbar klein sind, dennoch spiegeln sie die Natur so wieder, wie sie wirklich ist, nämlich relativ (zumindest nach derzeitigem Stand).
Bedarf es wirklich der Annahme der Existenz dunkler Materie?
28.12.2023 um 10:15Peter0167 schrieb:Nun aber zu meiner Frage, sind unterschiedliche physikalische Realitäten tatsächlich noch ein Problem? Ich gehe eigentlich davon aus, dass wir mit den Relativitätstheorien im Besitz geeigneter Werkzeuge sind, mit dem Phänomen unterschiedlicher Realitäten umzugehen.So wie ich BoostInvarianz verstanden habe, meinte er damit wohl eher, daß es dann keine zwei beobachterspezifischen Realitäten mehr wären, wenn der externe Beobachter beim Schwarzen Loch das Erreichen des Ereignishorizonts eines einfallenden Objektes niemals sehen würde, weshalb die beobachtete Rotverschiebung des Objekts auch irgendwann verschwindet.
Abgesehen davon, gibt es überhaupt so etwas wie eine physikalische Realität? Ist es nicht vielmehr so, dass abgesehen von der Invarianz der Lichtgeschwindigkeit in allen Bezugssystemen quasi jede "Realität" relativ ist? Wir mögen ja in unserem Alltag wenig von relativistischen Effekten mitbekommen, da sie in der Regel vernachlässigbar klein sind, dennoch spiegeln sie die Natur so wieder, wie sie wirklich ist, nämlich relativ (zumindest nach derzeitigem Stand).
Ne Definition einer physikalischen Realität ist ja eh so ne Sache, da bereits die Relativitätstheorie, nicht zuletzt durch die beobachtungstechnisch begründete Wahrnehmungsdifferenz relativ zueinander bewegter Bezugssysteme, unsere Anschauung von Raum und Zeit ziemlich strapazieren kann und auch die Beobachtungen aus der Quantenmechanik es nicht gerade einfacher machen, ohne hierbei jetzt ins Philosophische abdriften zu wollen. Ein besseres Verständnis vom Prozess der Messung könnte hierbei natürlich irgendwann Abhilfe schaffen (Siehe auch Dekohärenz). Aber ob uns das bzgl. des Realitätsbegriffs irgendwann vollständig gelingen wird, bleibt abzuwarten.
Bedarf es wirklich der Annahme der Existenz dunkler Materie?
28.12.2023 um 10:50@Libertin
Da ich eh immer alles fehlinterpretiere, wird es bei dem von mir zitierten Satz wohl auch so sein. :D
Ich habe es so aufgefasst, dass es nur eine physikalische Realität geben würde, und jede Abweichung davon wäre quasi eine "Schein-Realität", die zwar messbar wäre, in der Natur so aber nicht realisiert ist.
Nun habe ich aber irgendwann gelernt, dass Bezugssysteme in den Relativitätstheos alle gleichberechtigt sind, und es daher keine Bevorzugung gibt. Damit ist auch jede Messung, egal von welchem Bezugssystem aus durchgeführt, absolut real.
Nehmen wir mal als Beispiel das Myonenexperiment. Myonen entstehen (wie jeder weiß), wenn energiereiche Teilchen auf die oberen Atmosphärenschichten der Erde treffen (ca. 10km Höhe). Myonen haben aber eine extrem kurze Halbwertszeit, d.h. sie sind in nullkommanix nach ihrer Entstehung auch schon wieder verschwunden.
Ein Beobachter auf der Erdoberfläche rechnet sich also aus, dass so gut wie keine Myonen hier unten ankommen dürften, da sie trotz relativistischer Geschwindigkeit bereits nach einigen hundert Metern zerfallen sein müssten. Nun wollte man es aber doch genau wissen, und hat einfach mal nachgemessen ... und siehe da, es kommen immer noch Unmengen an Myonen auf der Oberfläche an, ... wie ist das möglich?
Also ist man ins Labor gegangen, und hat die Zerfälle neu untersucht, kann ja sein man hat sich vermessen. Hat man aber nicht. Die Myonen zerfallen so schnell, dass hier unten niemals so viele ankommen dürften.
Die Lösung fand man in den Effekten der Relativitätstheorie, genauer gesagt der SRT. Für den Beobachter auf der Erde beträgt die durchlaufene Strecke in der Atmosphäre ca. 10km. Aber! Das Myon ist mit fast LG unterwegs, daher kontrahiert der Weg den das Myon zurücklegen muss, auf wenige hundert Meter.
Für das Myon sind nun die wenigen hundert Meter genauso real, wie für den Beobachter auf der Erde "seine" 10km. Beide haben recht, was im Umkehrschluss bedeutet, dass es mehrere Realitäten für ein und denselben Vorgang gibt. Alles nur eine Frage der Perspektive.
Da ich eh immer alles fehlinterpretiere, wird es bei dem von mir zitierten Satz wohl auch so sein. :D
Ich habe es so aufgefasst, dass es nur eine physikalische Realität geben würde, und jede Abweichung davon wäre quasi eine "Schein-Realität", die zwar messbar wäre, in der Natur so aber nicht realisiert ist.
Nun habe ich aber irgendwann gelernt, dass Bezugssysteme in den Relativitätstheos alle gleichberechtigt sind, und es daher keine Bevorzugung gibt. Damit ist auch jede Messung, egal von welchem Bezugssystem aus durchgeführt, absolut real.
Nehmen wir mal als Beispiel das Myonenexperiment. Myonen entstehen (wie jeder weiß), wenn energiereiche Teilchen auf die oberen Atmosphärenschichten der Erde treffen (ca. 10km Höhe). Myonen haben aber eine extrem kurze Halbwertszeit, d.h. sie sind in nullkommanix nach ihrer Entstehung auch schon wieder verschwunden.
Ein Beobachter auf der Erdoberfläche rechnet sich also aus, dass so gut wie keine Myonen hier unten ankommen dürften, da sie trotz relativistischer Geschwindigkeit bereits nach einigen hundert Metern zerfallen sein müssten. Nun wollte man es aber doch genau wissen, und hat einfach mal nachgemessen ... und siehe da, es kommen immer noch Unmengen an Myonen auf der Oberfläche an, ... wie ist das möglich?
Also ist man ins Labor gegangen, und hat die Zerfälle neu untersucht, kann ja sein man hat sich vermessen. Hat man aber nicht. Die Myonen zerfallen so schnell, dass hier unten niemals so viele ankommen dürften.
Die Lösung fand man in den Effekten der Relativitätstheorie, genauer gesagt der SRT. Für den Beobachter auf der Erde beträgt die durchlaufene Strecke in der Atmosphäre ca. 10km. Aber! Das Myon ist mit fast LG unterwegs, daher kontrahiert der Weg den das Myon zurücklegen muss, auf wenige hundert Meter.
Für das Myon sind nun die wenigen hundert Meter genauso real, wie für den Beobachter auf der Erde "seine" 10km. Beide haben recht, was im Umkehrschluss bedeutet, dass es mehrere Realitäten für ein und denselben Vorgang gibt. Alles nur eine Frage der Perspektive.
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28.12.2023 um 17:06BoostInvarianz schrieb:Von vorne weg, du weisst das Koordinaten und Koordinatenzeiten physikalisch irrelevant sind?Kann man so m.E. nicht sagen bzw. hängt davon ab, was du mit "physikalisch" meinst. Alle Beobachter sind gleichberechtigt. Sie können aufgrund unterschiedlicher Koordinaten unterschiedliche Beobachtungen machen, und die sind aus meiner Sicht auf jeden Fall ebenfalls physikalisch relevant da z.B. messbar. Dass man Koordinateneffekte mathematisch betrachtet durch die Wahl geeigneter Koordinaten immer wegtransformieren kann, ist zwar korrekt. Aber du kannst deine Koordinaten als realer Beobachter (Mensch, Stein, ...) eben nicht beliebig frei wählen.
BoostInvarianz schrieb:Schwarzschild Schwarze Löcher sind zudem mathematisch dermassen idealisiert, ich wüsste jetzt nicht ob die in der Natur überhaupt realisiert sind.Wahrscheinlich sind sie nirgends realisiert, denn sie werden wohl alle rotieren.
BoostInvarianz schrieb:Dennoch, es kommt eben bei der Verwendung von Schwarzschild Koordinaten zu einer Koorsinatensingularität was einen auf den Ereignishorizont einfallenden Testkörper betrifft und der Beobachter extrem weit entfernt ist.Auch bei Kerr oder Kerr-Newman (um zwei gängigen zu nennen) bleibt die Koordinatensingularität am Ereignishorizont erhalten (kommt natürlich ebenfalls auf die Wahl der Koordinaten an). Abgesehen davon dass statt r=2M dann r=M+√(M²-a²) gilt, unterscheidet sich da wenig. Interessant werden die Unterscheide eigentlich erst durch den (bzw. hinter dem) Cauchyhorizont, da Freifaller nicht zwingend "in" einer Singularität "landen" bzw. es nicht mal zwingend eine geben muss.
BoostInvarianz schrieb:Am Ereignishorizont eines schwarzen Lochs wird Gravitations Rotverschiebung unendlich weil jede Strahlung geschluckt wird. Und genau dieser Umstand zeigt das jeder einfallende Testkörper auch für einen extrem weit entfernten Beobachter immer weiter rotverschobener wird und schließlich verschwindet durch Erreichen des Ereignishorizonts.Das ist doch gerade das, was ich geschrieben habe und weshalb @andy2 mit seiner Anmerkung eben auch nicht unrecht hat. Wobei ein Testkörper deutlich vor Erreichen des Ereignishorizonts so stark rotverschoben sein wird, dass er aus Sicht des hinreichend weit entfernten externen Beobachters verschwindet.
BoostInvarianz schrieb:Eigentlich ist es keine unendliche unendliche Rotverschiebung wo der einfallende Testköper aus weit entfernter Beobachtersicht niemals den Ereignishorizont erreicht, die Gravitative Rotverschiebung existiert einfach nicht mehr weil der Testkörper weg ist.Weg, ja, kann man schon so sagen denke ich. Aus Sicht des hinreichend weit entfernten externen Beobachters wird der Testkörper den (sozusagen "ursprünglichen") Ereigbishorizont des Schwarzen Lochs nicht in endlicher Zeit überqueren (das Problem mit der Gleichzeitigkeit hattest du angesprochen). Aber er wird hinter dem (sozusagen "neuen") Ereignishorizont verschwinden, der sich aus der gemeinsamen Masse des Scharzen Lochs und des Testkörpers bildet. Kommt am Ende für den Beobachter aber bzgl. Testkörper auf dasselbe raus, er verschwindet halt...
BoostInvarianz schrieb:Verständlicher?Der zweite Punkt ja, danke, ich weiß jetzt wie du es meinst.
Bedarf es wirklich der Annahme der Existenz dunkler Materie?
28.12.2023 um 17:15Peter0167 schrieb:Abgesehen davon, gibt es überhaupt so etwas wie eine physikalische Realität? Ist es nicht vielmehr so, dass abgesehen von der Invarianz der Lichtgeschwindigkeit in allen Bezugssystemen quasi jede "Realität" relativ ist? Wir mögen ja in unserem Alltag wenig von relativistischen Effekten mitbekommen, da sie in der Regel vernachlässigbar klein sind, dennoch spiegeln sie die Natur so wieder, wie sie wirklich ist, nämlich relativ (zumindest nach derzeitigem Stand).Ich denke du meinst die Tatsache, dass alle Beobachter gleichberechtigt sind. Es gibt allerdings Beobachtungen, die jeder Beobachter machen wird. Wenn das Schwarze Loch in einem Bezugssystem wächst, dann muss es in allen Bezugssystemen wachsen, sonst hättest du in der Tat unterschiedliche Realitäten. Hatten wir mal über das Bell'sche Raumschiffsparadoxon diskutiert? Das Seil reißt in allen Bezugssystemen. Es kann ja nicht für den einen Beobachter reißen und für den anderen nicht.
Bedarf es wirklich der Annahme der Existenz dunkler Materie?
28.12.2023 um 17:17Peter0167 schrieb:Nun habe ich aber irgendwann gelernt, dass Bezugssysteme in den Relativitätstheos alle gleichberechtigt sind, und es daher keine Bevorzugung gibt. Damit ist auch jede Messung, egal von welchem Bezugssystem aus durchgeführt, absolut real.Oh. Immer alles auflesen lesen, bevor man schreibt... Also ja, genau das was ich verstanden habe, hast du offenkundig auch gemeint. :)
Bedarf es wirklich der Annahme der Existenz dunkler Materie?
30.12.2023 um 17:21Wer schreibt eigentlich vor dass es die Materie Schwarzer Löcher ist, die zu den beschriebenen Effekten führt?
Wenn es irgendeinen noch unbekannten physikalischen Effekt geben sollte der Schwerkraft generiert (und zwar im großen Maßstab) ohne Materie zu sein so wäre das Problem der leider nicht beobachtbaren Schwarzen Materie gelöst. Es würde dann nämlich keine geben.
Ja ich weiß: Ich habe gerade ein Problem durch ein anderes ersetzt, denn was könnte das für ein Effekt sein?
Mein Beitrag soll auch nur deutlich machen dass wir uns nicht allzu eng an die uns bekannte Physik anlehnen.
Ist klar, wir können nur das diskutieren, was wir kennen.
Leider sind wir aber nicht allwissend. Und das Thema "Dunkle Materie" gehört offenbar zum Komplex "dunkles (unbekanntes) Wissen". Wir wissen ja nocht einmal was Schwerkraft ist (wie sie generiert wird), kennen nur ihre Effekte.
Da werden wir so schnell nicht weiter kommen.
Wenn es irgendeinen noch unbekannten physikalischen Effekt geben sollte der Schwerkraft generiert (und zwar im großen Maßstab) ohne Materie zu sein so wäre das Problem der leider nicht beobachtbaren Schwarzen Materie gelöst. Es würde dann nämlich keine geben.
Ja ich weiß: Ich habe gerade ein Problem durch ein anderes ersetzt, denn was könnte das für ein Effekt sein?
Mein Beitrag soll auch nur deutlich machen dass wir uns nicht allzu eng an die uns bekannte Physik anlehnen.
Ist klar, wir können nur das diskutieren, was wir kennen.
Leider sind wir aber nicht allwissend. Und das Thema "Dunkle Materie" gehört offenbar zum Komplex "dunkles (unbekanntes) Wissen". Wir wissen ja nocht einmal was Schwerkraft ist (wie sie generiert wird), kennen nur ihre Effekte.
Da werden wir so schnell nicht weiter kommen.
OmegaMinus
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11.01.2024 um 15:07Lupo54 schrieb am 30.12.2023:Wir wissen ja nocht einmal was Schwerkraft ist (wie sie generiert wird), kennen nur ihre Effekte.So gesehen wissen wir nichts in der Physik. Wir beschreiben, machen Moedelle, Vorhersagen ... aber was das eigentlich ist, das weiß keiner.
Andererseits, was ist ein Schweinebraten?
Grüße
Omega Minus
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