SagittariusB schrieb:Die Kräfte die da wirken übersteigen die Gravitation bei weitem.
Nein, das ist nicht korrekt. Die elektromagnetische Wechselwirkung ist zwar grundsätzlich stärker als die Gravitation. Aber sobald sich ein Ereignishorizont gebildet hat, nutzt das nichts mehr. Die Fluchtgeschwindigkeit, mit der ein Objekt den Bereich hinter dem Ereignishorizont verlassen könnte, wäre größer als die Vakuumlichtgeschwindigkeit. Dagegen kann in der Natur nach unserem Kenntnisstand keine andere Grundkraft etwas aurichten, auch nicht der Elektromagnetismus.
In der Realität liegt das natürlich auch daran, dass eben nicht nur eine Ladungsart im Schwarzen Loch verschwindet, sondern immer in etwa gleich viele positive wie negative Ladungen, natürlich ggf. mit einem gewissen Überschuss. Und wie gesagt, bis zu einem gewissen Grad kann ein Ladungsüberschuss kompensiert werden, weil jedes Teilchen neben seiner Ladung eben auch seine Masse mitbringt, die dann wiederum die Gravitation verstärkt. Wenn jetzt viele Elektronen zusammengedrückt werden, dann kostet das auch viel Energie, und auch die würde dann zur Energiedichte des Schwarzen Lochs beitragen und noch einen deutlich höheren Ladungsüberschuss ermöglichen.
ABER, wie bereits geschrieben, ein Schwarzes Loch mit einem extremen Ladungsüberschuss würde zu einer nackten Singularität werden. Selbst ein bestehender Ereignishorizont würde sich auflösen. So etwas wurde allerdings noch nicht beobachtet. Man geht auch davon aus, dass sich nackte Singularitäten in der Natur niemals realisieren (kosmische Zensur). Und okay, ja, ein hypothetisches Schwarzes Loch, das ausschließlich aus Elektronen besteht, würde ziemlich sicher zu einer nackten Singularität führen, mehr Ladungsüberschuss geht ja gar nicht. Es ist allerdings kaum vorstellbar, dass sich so viele Elektronen ballen, ohne das auch Protonen dabei sind...
SagittariusB schrieb:Gilt das dann nur entsprechend für geladene Teilchen?
Ungeladene sollten ja von der Elektrischen Ladung nichts mitbekommen. Aus ihrer Sicht müsste der Ereignishorizont ja noch existieren?
Nein. Eine Singularität wird entweder von einem Ereignishorizont umgeben, oder nicht, und das ganz unabhängig vom Beobachter (hier also die Teilchen). Alle Beobachter sind gleichberechtigt, niemand kann eine andere physikalische Realität sehen, der Ereignishorizont kann also nicht gleichzeitig für eines der Teilchen im Schwarzen Loch existieren, und für ein anderes nicht. ("Im Schwarzen Loch" ist nicht wirklich korrekt, aber hinter dem Ereignishorizont passt hier ja auch nicht, da fehlen mir die richtigen Worte...)
SagittariusB schrieb:Neutronensterne sind aber ungeraden. Was du meinst, ist das Pauli-Prinzip.
Nein, das passt schon, im Prinzip ist es nämlich dasselbe. Die Neutronen bauen einen Entartungsdruck (aka Fermidruck) auf, und der verhindert den weiteren Kollaps zum Schwarzen Loch. Der Entartungsdruck basiert allerdings auf dem Pauli-Prinzip, das passt also.
Im Prinzip passiert hier dasselbe wie bei Weißen Zwergen, auf die Peter ja hingewiesen hat, nur dass die Elektronen weniger Fermidruck aufbauen können, als die Neutronen. Er reicht aber, um den Kollaps vom Weißen Zwerg zum Neutronenstern zu verhindern.