RAix schrieb:Hmm dann ist ja klar, das freidenkende Menschen für solche Institutionen eine Gefahr darstellen.
Das ist typisch billige Glattbügelei für die eigene Ideologie. Luther hat der katholischen Kirche genauso massiv widersprochen wie sie ihm. Das war ein Streit der Lehren und nicht ein Angstgeplänkel wegen Machtverlust. Deswegen fing es ja auch an mit der Aufstellung von 95 Thesen, die Luther zu einer öffentlichen gelehrten Disputation zur Kenntnisnahme und Diskussion stellte. Es ging um einen theologischen Streit der Lehre, ganz im katholischen Rahmen.
Bis zur Päpstlichen Bulle und dem Kirchenbann 1521 fand die Reformation vor allem im Rahmen der Katholischen Kirche statt. Erst danach fingen die Reformatoren an, eine Art eigener Kirche mit eigener Kirchenordnung usw. zu installieren Bis 1521 war Luther für Rom nur eine Frage von "Häretiker ja oder nein". Selbst Luther verlangte noch 1520 nach einem katholischen Konzil, der quasi damals noch höchsten Autorität statt des Papstes, zumindest neben ihm. Es ging um Fragen der Lehre, nicht der Macht.
Die kam erst später, als viele deutsche Landesfürsten sich mit der Reformation von Rom und von der Macht des Kaisers entfernten. Sie wurden zu defacto-Kirchenoberhäupter, was Rom den Zugriff auf die Kirche in weiten Teilen Deutschlands entzog.
Wäre es für Rom eine Machtfrage gewesen, so wären sie mit Luther gleich anders umgegangen wie weiland ein Jahrhundert zuvor mit Jan Hus, dessen Verurteilung (und Hinrichtung) fast ganz Böhmen für rund hundert Jahre von Rom abspaltete. Inhaltlich waren die Bezügezwischen Luther und Hus ja nicht zu übersehen, auch nicht der nationale Zuspruch. Nein, eine Machtfrage war es nicht, es wurde erst eine, von alleine, aber nicht als römisches Motiv für den Konflikt.