Kriminalität: Ratlosigkeit und Angst in Celle
06.01.2007 um 17:25Plötzliche Ausbrüche von brutaler Gewalt, „Ehrenmorde“ – immer wieder sind es schlimmeMeldungen, die das Bild der rund 5000 in Celle lebenden Kurden prägen. Leider nichtvöllig zu Unrecht, wie sowohl Polizei als auch Politik bestätigen. Ihr ernüchterndesFazit: Von einer Integration weiter Teile besonders der jungen männlichen Kurden kannnicht gesprochen werden. Die Folge: Viele Celler leben in Angst vor einer aggressivenGeneration ohne Perspektive – ein Teufelskreis ohne Ausweg?
CELLE.Die Messerattacke eines jungen Celler Kurden, der in der Neujahrsnacht vor dem CellerSchloss zwei Männer mit Messerstichen fast getötet hat, ist nur ein Indiz von vielen:Viele Celler Kurden leben immer noch in einer abgeschotteten Parallelgesellschaft, in derin Deutschland häufig gebrauchte Begriffe wie Integration, Sozialisation, Prävention oder„Migrantenarbeit“ so gut wie keine Rolle spielen – dafür aber Begriffe wie „Ehre“ oder„Blutrache“.
Ein aktuelles Beispiel für diese archaischen Regeln ist der Todeines Celler Kurden-Oberhaupts – die dramatische Zuspitzung eines Familiendramas war nachCZ-Informationen der Grund, warum kurz vor Weihnachten die kurdische Ida-Ezi-Feier in derAlten Exerzierhalle ausfiel: Der Mann war von den Regeln seiner Gemeinschaft vor einegrausame Aufgabe gestellt worden. Sein Sohn liebt eine Frau aus einer anderen Kaste –ohne den Segen seiner Familie. Das zog deren Fluch nach sich: Der Vater sollte den jungenMann töten. Als er das nicht konnte, brachte er sich selbst um. „So wollte er dieFamilienehre reinwaschen“, sagt Celles Polizeichef Gerd Schomburg. Seinen Sohn habe ernicht fassen können, da dieser mit Hilfe der Behörden untergetaucht sei.
„Worthülse“ Integration: Im Celler Rathaus sieht man das spannungsgeladeneNebeneinander von Einheimischen und Zuwanderern mit Sorge. Oberbürgermeister MartinBiermann: „Natürlich beobachten wir die Situation sehr genau und stehen in engem Kontaktmit der Polizei. Wir haben in der Vergangenheit auf vielen Ebenen große Anstrengungen zurIntegration unternommen. Wir werden das auch weiterhin tun. Leider erfahren wir immerwieder Rückschläge. Es müssen beide Seiten bereit sein, diesen Weg zu gehen. Sonst bleibtIntegration eine leere Worthülse.“
Bei aller Toleranz dürfe man in Celle keineParallelgesellschaft dulden, in der das Töten von Menschen eine Option zur Lösung vonKonflikten sei, sagt FDP-Ratsfraktionsvorsitzender Joachim Falkenhagen: „Die kurdischeGemeinschaft sollte sich nicht in verschiedene Lager aufspalten, sondern als Ganzesüberlegen, wie man zu einem normalen Miteinander mit den Cellern finden kann – das mussmöglich sein.“
„Wir werden Ende Januar den Präventionsrat einberufen und unteranderem über Rechtsextremismus und die Gewalt junger Kurden beraten“, meint KarstenMoritz (CDU). Dass beide Themen zusammenhängen, zeigte sich kürzlich in Celle, alsRechtsextreme Jagd auf Kurden machten. Moritz: „Wir müssen in beiden Bereichen präventivvorgehen. Kurden-Gewalt ist leider ein Dauerthema.“
„Wie kommt man an die Kurdenran? Das ist die Frage“, sagt SPD-Fraktionschef Jens Rejmann. Integration könne schon imKindesalter fehlschlagen: „Wenn dann noch der Schulabschluss fehlt, hat irgendwann eineganze Generation keine oder falsche Ideale und null Perspektive. Das kann nicht gutgehen.“ Im Präventionsrat werde Rejmann „zuviel herumgeredet und philosophiert“: „Wirfordern eine Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses, damit wir beraten können, wie mandieses Thema endlich wirklich anpacken kann.“
„Der Weg zur Integration istlang“, sinniert Grünen-Fraktionsvorsitzender Bernd Zobel: Man sollte ihn auf jeden Fallbeschreiten, auch wenn solche Vorfälle wie jetzt natürlich schlimme Rückschläge sind.“
Warum Messer? Schon ganz einfache Dinge könnten Schritte auf dem Weg zurIntegration sein, sagt Schomburg: „In Gesprächen mit hochrangigen Kurden-Vertretern habeich kürzlich eine Frage gestellt, die sie an ihre jungen Leute weitergeben sollten: Warummuss man in Celle den ganzen Tag mit einem Messer in der Tasche herumlaufen? Das brauchtman hier nicht“, so der Polizeichef.
http://www.cellesche-zeitung.de/lokales/celle/341960.html
CELLE.Die Messerattacke eines jungen Celler Kurden, der in der Neujahrsnacht vor dem CellerSchloss zwei Männer mit Messerstichen fast getötet hat, ist nur ein Indiz von vielen:Viele Celler Kurden leben immer noch in einer abgeschotteten Parallelgesellschaft, in derin Deutschland häufig gebrauchte Begriffe wie Integration, Sozialisation, Prävention oder„Migrantenarbeit“ so gut wie keine Rolle spielen – dafür aber Begriffe wie „Ehre“ oder„Blutrache“.
Ein aktuelles Beispiel für diese archaischen Regeln ist der Todeines Celler Kurden-Oberhaupts – die dramatische Zuspitzung eines Familiendramas war nachCZ-Informationen der Grund, warum kurz vor Weihnachten die kurdische Ida-Ezi-Feier in derAlten Exerzierhalle ausfiel: Der Mann war von den Regeln seiner Gemeinschaft vor einegrausame Aufgabe gestellt worden. Sein Sohn liebt eine Frau aus einer anderen Kaste –ohne den Segen seiner Familie. Das zog deren Fluch nach sich: Der Vater sollte den jungenMann töten. Als er das nicht konnte, brachte er sich selbst um. „So wollte er dieFamilienehre reinwaschen“, sagt Celles Polizeichef Gerd Schomburg. Seinen Sohn habe ernicht fassen können, da dieser mit Hilfe der Behörden untergetaucht sei.
„Worthülse“ Integration: Im Celler Rathaus sieht man das spannungsgeladeneNebeneinander von Einheimischen und Zuwanderern mit Sorge. Oberbürgermeister MartinBiermann: „Natürlich beobachten wir die Situation sehr genau und stehen in engem Kontaktmit der Polizei. Wir haben in der Vergangenheit auf vielen Ebenen große Anstrengungen zurIntegration unternommen. Wir werden das auch weiterhin tun. Leider erfahren wir immerwieder Rückschläge. Es müssen beide Seiten bereit sein, diesen Weg zu gehen. Sonst bleibtIntegration eine leere Worthülse.“
Bei aller Toleranz dürfe man in Celle keineParallelgesellschaft dulden, in der das Töten von Menschen eine Option zur Lösung vonKonflikten sei, sagt FDP-Ratsfraktionsvorsitzender Joachim Falkenhagen: „Die kurdischeGemeinschaft sollte sich nicht in verschiedene Lager aufspalten, sondern als Ganzesüberlegen, wie man zu einem normalen Miteinander mit den Cellern finden kann – das mussmöglich sein.“
„Wir werden Ende Januar den Präventionsrat einberufen und unteranderem über Rechtsextremismus und die Gewalt junger Kurden beraten“, meint KarstenMoritz (CDU). Dass beide Themen zusammenhängen, zeigte sich kürzlich in Celle, alsRechtsextreme Jagd auf Kurden machten. Moritz: „Wir müssen in beiden Bereichen präventivvorgehen. Kurden-Gewalt ist leider ein Dauerthema.“
„Wie kommt man an die Kurdenran? Das ist die Frage“, sagt SPD-Fraktionschef Jens Rejmann. Integration könne schon imKindesalter fehlschlagen: „Wenn dann noch der Schulabschluss fehlt, hat irgendwann eineganze Generation keine oder falsche Ideale und null Perspektive. Das kann nicht gutgehen.“ Im Präventionsrat werde Rejmann „zuviel herumgeredet und philosophiert“: „Wirfordern eine Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses, damit wir beraten können, wie mandieses Thema endlich wirklich anpacken kann.“
„Der Weg zur Integration istlang“, sinniert Grünen-Fraktionsvorsitzender Bernd Zobel: Man sollte ihn auf jeden Fallbeschreiten, auch wenn solche Vorfälle wie jetzt natürlich schlimme Rückschläge sind.“
Warum Messer? Schon ganz einfache Dinge könnten Schritte auf dem Weg zurIntegration sein, sagt Schomburg: „In Gesprächen mit hochrangigen Kurden-Vertretern habeich kürzlich eine Frage gestellt, die sie an ihre jungen Leute weitergeben sollten: Warummuss man in Celle den ganzen Tag mit einem Messer in der Tasche herumlaufen? Das brauchtman hier nicht“, so der Polizeichef.