shionoro
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Wir sollten Gefängnisse langfristig abschaffen
14.02.2021 um 10:05Nicht die gesellschaft ist am sichersten, die alle Kriminellen ins Gefängnis steckt, sondern die, die möglichst wenig Menschen ins Gefängnis stecken muss.
Und ob eine Gesellschaft das bei vielen oder wenig Menschen muss, kann sie selbst beeinflussen.
Wenn man über Sicherheitspolitik redet, spricht man oft von mehr/besser ausgerüsteter Polizei oder härteren gesetzen. Aber es sind nicht die Staaten mit den härtesten gesetzen auf der Welt, die die niedrigste Kriminalität haben.
Im gegenteil: Dort, wo die Polizei martialisch auftritt, hat sie häufig enorme Vertrauenseinbußen (die USA wären da ein beispiel, Frankreich ein anderes).
Um einen kurzen überblick zu gewinnen: Deutsche Gefängnisse haben eine resozialisierungsrate (Zahlen von 2016) von ca 52%. Also wird fast die Hälfte wieder straffällig.
https://www.welt.de/vermischtes/article157651744/Fast-jeder-zweite-Straftaeter-wird-rueckfaellig.html
Es bringt also gar nicht so schrecklich viel, jemanden ins gefängnis zu stecken. Raus kommen die aller, aller meisten sowieso (relativ egal ob noch 2 oder 20 jahren) und dann machen sie weiter, weil wir es nicht schaffen, sie zu resozialisieren.
Wie sieht es bei Bewährungsstrafen oder anderweitigen Strafen aus=
https://www.sueddeutsche.de/panorama/statistisches-bundesamt-straftaeter-bekommen-meistens-bewaehrung-1.32731
Nur jeder dritte Straftäter bekommt eine echte Strafe. Jetzt könntet ihr sagen 'ist doch was du willst', aber nein, ich will ja, dass keine Straftaten begangen werden und halte die Abschreckungswirkung von Bewährungsstrafen für recht gering. Denn:
https://www.univerlag.uni-goettingen.de/bitstream/handle/3/isbn-978-3-941875-17-3/GSK6_weigelt.pdf?sequence=1
Seite 266: Auch bei denen, die keine Freiheitsstrafe bekommen, gibt es ca 30% Rückfallquote. Das ist im vergleich gering, aber andererseits doch recht hoch.
Trotzdem stellen wir fest: Wer nicht ins Gefängnis kommt, begeht unwarscheinlicher wieder eine Straftat. Würden wir es also schaffen, unsere Gesellschaft sicher zu halten und gleichzeitig möglichst wenige Menschen ins gefängnis zu bringen, würden wir damit einen weiteren antikriminalitätsschub erreichen.
Es gibt Vorbilder:
Wikipedia: Incarceration in Norway
Norwegen hat diverse Kniffe gefunden, um weniger Leute überhaupt ins gefängnis zu bringen und dann die zahld erer, die dort sind, sehr effektiv zu resozialisieren.
Punkt 1 kommt man in Norwegen als Straffälliger Jugendlicher nicht schnells ins gefängnis, bekommt aber auch nicht nur eine Bewährungsstrafe. Stattdessen bekommt man Hausarrest bei kleineren Delikten. Diese Strafe hat sich als enorm effektiv erwiesen. Man zwingt jugendliche aus ihrer peer group heraus, lässt sie aber weiterhin in der schule und lässt sie nicht mit kriminellen im gefängnis in Kontakt kommen. Und das schon bei kleinsten delikten.
Wenn in Deutschland jemand die 5te Bewährungsstrafe sammelt wegen kleinkriminalität, weil man ihn nicht in den knast stecken will (klar, es gibt sozialstunden, aber letztendlich sind das vereinzelte maßnahmen), wird in norwegen schon beim ersten ladendiebstahl Hausarrest verhängt, sodass man nicht mehr mit seiner Gruppe unterwegs sein kann.
Man kommt also weniger schnell ins gefängnis, bekommt aber dennoch eine strafe.
Punkt 2 sind die gefängnisse quasi jugendherbergen. Es gibt einen hochsicherheitstrakt. Da kommt man hin, wenn man vollkommen unkooperativ ist. Die meisten kommen da nicht hin, weil sie gerne fernsehen gucken und spaß haben. Das können sie im gefängnis und werden dort sehr nah betreut um arbeit zu finden oder anderweitige problema anzugehen. Resozialisierung haben wir hier auch, dort wird das aber viel effektiver gemacht.
Ich will jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, aber mein punkt ist: Wenn wir über sicherheit und kriminalität sprechen, müssen wir eigentlich darüber sprechen, wie man so wenige Menschen wie möglich ins gefängnis steckt, während man die sicherheit der bevölkerung gewährleistet. Nicht darüber, wie man mehr von ihnen dort reinsteckt.
Es wird eventuell immer einzelne geben, die man wegsperren muss. Aber es sollte keien Selbstverständlichkeit sein, dass das so ist. Wir sehen, wie stark diese Effekt sind.
Wo wir eine deutlich niedrigere gefängnisinsassesnrate haben als Frankreich, hat Norwegen eine deutlich niedrigere Rate als wir (und eine neidrigere Kriminalitätsrate gleich mit). Wir sollten uns langfristig also lieber daran machen, möglichst viele maßnahmen zu finden, die leute aus gefängnissen fern halten oder die gefängnisse möglichst eher zu weiterbildungsstätten als zellen machen, anstatt darüber nachzudenken, wie wir mehr kriminelle hart bestrafen.
Und ob eine Gesellschaft das bei vielen oder wenig Menschen muss, kann sie selbst beeinflussen.
Wenn man über Sicherheitspolitik redet, spricht man oft von mehr/besser ausgerüsteter Polizei oder härteren gesetzen. Aber es sind nicht die Staaten mit den härtesten gesetzen auf der Welt, die die niedrigste Kriminalität haben.
Im gegenteil: Dort, wo die Polizei martialisch auftritt, hat sie häufig enorme Vertrauenseinbußen (die USA wären da ein beispiel, Frankreich ein anderes).
Um einen kurzen überblick zu gewinnen: Deutsche Gefängnisse haben eine resozialisierungsrate (Zahlen von 2016) von ca 52%. Also wird fast die Hälfte wieder straffällig.
https://www.welt.de/vermischtes/article157651744/Fast-jeder-zweite-Straftaeter-wird-rueckfaellig.html
Es bringt also gar nicht so schrecklich viel, jemanden ins gefängnis zu stecken. Raus kommen die aller, aller meisten sowieso (relativ egal ob noch 2 oder 20 jahren) und dann machen sie weiter, weil wir es nicht schaffen, sie zu resozialisieren.
Wie sieht es bei Bewährungsstrafen oder anderweitigen Strafen aus=
https://www.sueddeutsche.de/panorama/statistisches-bundesamt-straftaeter-bekommen-meistens-bewaehrung-1.32731
Nur jeder dritte Straftäter bekommt eine echte Strafe. Jetzt könntet ihr sagen 'ist doch was du willst', aber nein, ich will ja, dass keine Straftaten begangen werden und halte die Abschreckungswirkung von Bewährungsstrafen für recht gering. Denn:
https://www.univerlag.uni-goettingen.de/bitstream/handle/3/isbn-978-3-941875-17-3/GSK6_weigelt.pdf?sequence=1
Seite 266: Auch bei denen, die keine Freiheitsstrafe bekommen, gibt es ca 30% Rückfallquote. Das ist im vergleich gering, aber andererseits doch recht hoch.
Trotzdem stellen wir fest: Wer nicht ins Gefängnis kommt, begeht unwarscheinlicher wieder eine Straftat. Würden wir es also schaffen, unsere Gesellschaft sicher zu halten und gleichzeitig möglichst wenige Menschen ins gefängnis zu bringen, würden wir damit einen weiteren antikriminalitätsschub erreichen.
Es gibt Vorbilder:
Wikipedia: Incarceration in Norway
Norway has one of the lowest recidivism rates in the world, currently 20% within 2 years,[1][2] with approximately 3,933 offenders in prison,[3] and one of the lowest crime rates in the world.Wie schafft es Norwegen, dass bei denen nur 20% der Straftäter in den Gefängnissen wieder Straffällig werden (für die anderen habe ich leider keine Zahlen)?
Norwegen hat diverse Kniffe gefunden, um weniger Leute überhaupt ins gefängnis zu bringen und dann die zahld erer, die dort sind, sehr effektiv zu resozialisieren.
Punkt 1 kommt man in Norwegen als Straffälliger Jugendlicher nicht schnells ins gefängnis, bekommt aber auch nicht nur eine Bewährungsstrafe. Stattdessen bekommt man Hausarrest bei kleineren Delikten. Diese Strafe hat sich als enorm effektiv erwiesen. Man zwingt jugendliche aus ihrer peer group heraus, lässt sie aber weiterhin in der schule und lässt sie nicht mit kriminellen im gefängnis in Kontakt kommen. Und das schon bei kleinsten delikten.
Wenn in Deutschland jemand die 5te Bewährungsstrafe sammelt wegen kleinkriminalität, weil man ihn nicht in den knast stecken will (klar, es gibt sozialstunden, aber letztendlich sind das vereinzelte maßnahmen), wird in norwegen schon beim ersten ladendiebstahl Hausarrest verhängt, sodass man nicht mehr mit seiner Gruppe unterwegs sein kann.
Man kommt also weniger schnell ins gefängnis, bekommt aber dennoch eine strafe.
Punkt 2 sind die gefängnisse quasi jugendherbergen. Es gibt einen hochsicherheitstrakt. Da kommt man hin, wenn man vollkommen unkooperativ ist. Die meisten kommen da nicht hin, weil sie gerne fernsehen gucken und spaß haben. Das können sie im gefängnis und werden dort sehr nah betreut um arbeit zu finden oder anderweitige problema anzugehen. Resozialisierung haben wir hier auch, dort wird das aber viel effektiver gemacht.
Ich will jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, aber mein punkt ist: Wenn wir über sicherheit und kriminalität sprechen, müssen wir eigentlich darüber sprechen, wie man so wenige Menschen wie möglich ins gefängnis steckt, während man die sicherheit der bevölkerung gewährleistet. Nicht darüber, wie man mehr von ihnen dort reinsteckt.
Es wird eventuell immer einzelne geben, die man wegsperren muss. Aber es sollte keien Selbstverständlichkeit sein, dass das so ist. Wir sehen, wie stark diese Effekt sind.
Wo wir eine deutlich niedrigere gefängnisinsassesnrate haben als Frankreich, hat Norwegen eine deutlich niedrigere Rate als wir (und eine neidrigere Kriminalitätsrate gleich mit). Wir sollten uns langfristig also lieber daran machen, möglichst viele maßnahmen zu finden, die leute aus gefängnissen fern halten oder die gefängnisse möglichst eher zu weiterbildungsstätten als zellen machen, anstatt darüber nachzudenken, wie wir mehr kriminelle hart bestrafen.