Ich halte das für eines der dicken publizistischen Märchen, Tigger, wonach ein
Markt sich selber reguliere. Das stimmt vielleicht, wenn niemand steuernd
eingreift. Aber wer (Markt-) Macht hat oder will, versucht Marktregulierung zu
seinen Gunsten umzubiegen. Ein Beispiel wäre der Druck von Handelskonzernen
auf Lieferanten bzw. neuerdings direkt auf Hersteller. Das ist ein System von
Treten nach unten und buckeln nach oben. Auf der Strecke bleiben kleine und
Mittelständische Unternehmen sowie Arbeitnehmer.
Ob die konservativen Kräfte sich nur ein wenig korrumpieren liessen, wie Du
schreibst, wage ich zu bezweifeln, denn eine "brutalstmögliche Aufklärung" in
diesen Fällen hat nie stattgefunden. Das aktuelle Beispiel VW-Hartz zeigt so ein
bisserl die Spitze eines gigantischen Eisberges, der unter unserem Land
herumdümpelt: Ohne Bakschisch läuft in weiten Teile der Wirtschaft kaum mehr
was. Wer einen Auftrag zu vergeben hat, hält die Hand auf - überall, seien es
Vorstände, Gewerkschaften, Beamte, Politiker. Diese Kaste der Handaufhalter
ist weitaus verbreiteter, als man annimmt. Ich erlebe dies ziemlich oft, wie man
sich anbietet wie eine alte verrunzelte Hure, auf allen Ebenen.
Das Thema Holger Pfahls ist publizistisch ziemlich in der Versenkung
verschwunden. Warum wohl? Vermutlich, damit die Protagonisten in aller Ruhe
ihren krummen Deal aushandeln können. Würde nämlich wirklich mal einer
auspacken, kämen erschütternde mafiöse Strukturen ans Tageslicht, etwa
vergleichbar mit denen Mitte der 80er, als es um die krummen Geschäfte von
katholischer Kirche, Mafia und Konservatismus in Italien ging. Wer zu tief grub,
wurde gleich in das Loch hineingestoßen und zugeschüttet.
Am Ende nämlich kommen bei diesen Dingen - um in Deutschland zu bleiben -
ziemlich stinkende faule Deals raus. So war das bei Kanther und so wird es bei
Pfahls bleiben, Kohl hatte keine Hemmungen, die Verfassung mittels Schweigen
mit Füßen zu treten - es waren komischerweise immer Einzeltäter, so ganz ohne
Netzwerk und das gesamte korrupte Geflecht drumherum. Trotzdem existiert
das alles noch, aber man stellt es sicher geschickter an. Oder warum schweigt
das Finanzministerium beispielsweise zu dem ungeheuerlichen Vorgang, die
Zollfahndung in Südbaden eingestellt zu haben? Warum nur? Weil die Schweizer
Grenze halt nicht weit weg ist und wer wollte schon seiner Klientel die Chancen
schmälern, sein Geld dem deutschen Steuerzahler vorzuenthalten? Der nämlich
muss am Ende zahlen für diese Geldtransfers/Steuerausfälle. Es soll
Geldjongleure geben, die auf einen Rutsch schon mal eine halbe Milliarde Euro
über die Grenze schaffen.
Noch einen kleinen, unscheinbaren Hinweis: Vielleicht kennt jemand das "Studio
Ludwigshafen"? Website
http://www.ifp-kma.de/ (Archiv-Version vom 01.09.2005) kommt auf den ersten Blick
ziemlich harmlos daher, aber wer das inoffizielle Geflecht Konservatismus,
Vatikan, Unternehmensmafia etc. zu durchleuchten versucht, wird recht bald
ernüchtert sein und vermutlich auch ziemlich erschrecken, wie stark man
versucht, alle – ! – Medien zu unterwandern und damit nicht nur Meinung zu
machen, sondern ein Land so zu lenken, daß man vor lauter Honiggekleister
schon gar nicht mehr merkt, welch bittere Dinge man schlucken muss. Wer am
Geld klebt, handelt wie ein Süchtiger und scheut auch nicht das Verbrechen.
Tja, an der Farbe erkennt man sie, die finsteren Strolche.