Deutschland und Europa in 10 Jahren - Eure Einschätzung
28.10.2016 um 17:28
Ich denke, ein wesentlicher oder vermutlich sogar der wesentlichste Grund, warum sich viele Menschen im Westen verstärkt rechtsradikalen Positionen zuwenden, liegt insgesamt in einer großen Veränderung der gesamten Erde begründet. Dabei spiegeln sich solche Positionen nicht nur im europäischen, sondern auch beispielsweise im nordamerikanischen Raum wieder - wir sehen es unter anderem exemplarisch an den Wahlen in den USA.
Diese Veränderungen sind auf Dauer einschneidend und werden in naher oder ferner Zukunft die Welt neu sortiert haben. Kulturen treffen so intensiv aufeinander wie nie zuvor. Das hat Reibungen zur Folge. Vor allem aber geht das ganze immer schneller vonstatten, so wie vieles andere. Das Problematische ist nun, dass diese ultra-komplexen, realen Umwelten und Veränderungen oft nur mit komplexen Erklärungen erläutert werden können.
Für diese komplexen Erklärungen sind viele Menschen aber nicht empfänglich oder besser gesagt, sie sind empfänglicher für einfache Erklärungen. Das wäre an sich kein Problem, weil es in einer Demokratie in ruhigen Zeiten relativ egal ist, ob sich ein bestimmter Prozentsatz überhaupt nicht für Politik interessiert und daran partizipiert - vielleicht ist das sogar besser. Wenn nun aber so viele große Veränderung im Gange sind, von denen der größte, inhaltliche Teil nicht adäquat erfasst wird und sowohl positive aber eben auch negative Folgen mit sich bringt, dann kommt die Unsicherheit. Und diese Unsicherheit bzw. diese Sorgen suchen sich Ventile, die beispielsweise in einer Rückbesinnung auf irgendeine kollektive Identität fußen können. Das erleben wir de facto in fast ganz Europa und in Übersee.
Zu alledem kommt ein massives Misstrauen in Politik und Politiker, realer und/oder gefühlter Wohlstandsverlust bzw. die Sorge vor Wohlstandsverlust, aber eben auch die (berechtigte) Sorge vor anderen Veränderungen, zum Beispiel im Bereich der Kriminalitätsentwicklung oder der Entwicklung der Gesellschaftsstruktur. Letztlich ist das Erstarken von rechtsradikalen Parteien lediglich ein Symptom tiefergreifender Konflikte und ich habe leider das Gefühl, dass daran auch nur herumkuriert wird. Dass die Problematik tiefer sitzt, erkennt man daran, dass es eben kein lokal begrenztes Phänomen ist, sondern sich quasi durch die gesamte westliche Welt zieht. Dieses komplexe Problematik erstmal greifbar zu machen, darzustellen, erfordert eine Blick aus der Vogelperspektive. Jedenfalls fügen sich diese einzelnen Mosaike zu einem ganzen zusammen, das Radikale stärker werden lässt - im Übrigen nicht bloß Rechtsradikale.
Die Welt in zehn Jahren könnte sich durch die Nutzung von vielen Chancen und Möglichkeiten tatsächlich positiv entwickeln. Ich vermute allerdings eher, dass sich vieles zum Negativen wandelt. Die Frage wird sein, was danach passiert. Denn ich denke nicht, dass all diese Entwicklungen ohne Konsequenzen verpuffen. Wenn man einem Oswald Sprengler Glauben schenken möchte, dann hat das Abendland irgendwann ausgedient (das möchte ich aber nicht vertiefen). Klingt vielleicht alles ziemlich düster, aber mehr als meine Gefühle dahingehend soll dieses Statement nicht berücksichtigen.
Das war's erstmal, ich muss weg. :D
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