Hanna W. tot aus der Prien geborgen
26.03.2024 um 12:36Rabunsel schrieb:Also am 05.10. und am 06.10. hätte man schon schlußfolgern können, dass es keine eindeutigen Hinweise auf ein Sexualdelikt gibt.
Karajana schrieb:Diese Schlussfolgerungen sind für mich nicht nachvollziehbar. Er hat eben nur das erwähnt, was in der Presse stand. Und da dort nichts explizit von Vergewaltigung etc stand, hat er es eben auch nicht erwähnt.Das stimmt ja so aber nicht und es ist von Euch beiden mal wieder sehr verkürzt dargestellt. Wenn man sich die Berichterstattung von damals anschaut, dann steht in den allermeisten Artikeln so etwas wie "Auch ein Sexualdelikt kann nicht ausgeschlossen werden, die Polizei ermittelt in aller Richtungen." oder "Es gibt keine Anzeichen für ein Sexualdelikt."
A.M. hat ja aber eben ausgesagt, dass es sich um ein Sexualdelikt handelte, es aber nicht zu einer Vergewaltigung gekommen ist. Und das konnte er eben nicht aus den Medien haben.
Rabunsel schrieb:Irgendwie kann ich die Argumente Risiko und Naivität nicht ganz nachvollziehen, denn das Risiko bei einer Falschaussage aufzufliegen, weil einen die Richter durchschauen und deshalb belangt werden zu können, besteht doch immer. Trotzdem gibt es diese doch, sogar ohne offensichtliche Vorteilsnahme. Es ist doch lebensfremd immer nur von wahrheitsgetreuen Zeugenaussagen auszugehen, weil das Risiko zu hoch ist und Richter einen durchschauen könnten.Das passt ja aber eben nicht zu der Behauptung, die hier immer wieder gemacht wird, dem M. sei nicht zu trauen, weil es sich einen Vorteil bei seinem eigenen Verfahren von seiner Aussage erhoffte. Von einem solchen Vorteil kann er ja aber nur ausgehen, wenn ihm bei der Aussage keine Lüge nachgewiesen werden kann, da er dann ja sogar negativ auffallen würde und er dann - in der ihm hier unterstellten Logik eines erhofften Vorteils - sogar mit Nachteile rechnen würde (nämlich dass die Richterin statt besonderer Milde dann besondere Strenge ihm gegenüber walten lassen würde).
Insofern kann man bei dieser Voraussetzung nicht einfach das Argument bringen, dass ja auch andere Zeugen lügen würden und man mit der Argumentation nur davon ausgehen kann, dass alle Zeugen immer die Wahrheit sagen, weil sie Angst vor Entdeckung ihrer Lügen haben.
Im Gegensatz zu M. suchen sich diese Zeugen ja nicht freiwillig aus, eine Aussage zu machen. Sie wurden von der Polizei als Zeugen ermittelt und müssen dann aussagen, ob sie wollen oder nicht. Natürlich kann es da Motive geben, zu lügen, die stärker wiegen als die Angst vor Entdeckung der Lüge, z.B. dass man einen Freund nicht belasten will. Die Sorge dabei bei einer Lüge entlarvt zu werden, ist dann nicht mal so gewichtig. Was soll das Gericht tun, wenn es denkt, ein Zeuge lügt? Wenn es ein wichtiger Zeuge ist, und die Lüge offensichtlich, dann kann es den Zeugen unter Eid nehmen, so dass die Lügerei mit härteren Strafen bedroht ist. Aber sehr große Sorgen muss sich ein Zeuge erst mal nicht machen, was ihm droht, wenn er dabei erwischt wird, die Unwahrheit zu sagen.
M. war ja aber gerade in einer anderen Situation. Wenn die Argumentation der erhofften Vorteilsnahme stimmt, musste er sich massive Gedanken darüber machen, was passiert, wenn ihm eine Lüge nachgewiesen wird. Die ganze Aktion wäre ja dann für ihn ins Gegenteil umgeschlagen.
Rabunsel schrieb:Aus den uns zur Verfügung stehenden Infos, vermute ich, dass er das Risiko eher gering einschätzt. Da in der Vergangenheit seine Falschaussage vor Gericht nicht geahndet wurde, er sich auch sonst schon häufiger für die risikobehaftetere Unwahrheit entschieden haben dürfte, dadurch auch eine Gewisse Gewöhnung und Kompetenz beim Lügen entwickelt haben könnte und von ST wissen konnte, dass sich dieser nicht einlassen will.Und auch das stimmt in der Argumentation so einfach nicht. Für M. hatte es doch massive Folgen, dass seine Falschaussage damals in dem Familiengerichtsprozess aufgeflogen ist. Nicht von Seiten des Gerichts, denn der Richter war ja offenbar so erfahren in Familiengerichtssagen, dass er wusste, dass Kinder bei ihren Aussagen regelmäßig und oft sogar massiv von einem Elternteil manipuliert werden, um somit Munition gegen den anderen Elter zu haben. Genau das ist hier passiert und der Richter sah M. hier deshalb nicht als Täter (also jemanden der in seiner Zeugenaussagen lügt) sondern als Opfer, das von einer ihm sehr nahe stehenden Person dahingehend manipuliert und missbraucht wurde, nicht die Wahrheit zu sagen. Weshalb M. eben nicht vom Gericht für die Lüge im Zeugenstand sanktioniert wurde.
Aber von Seiten der Familie, insbesondere des Vaters, hat es doch eben massive Konsequenzen für ihn gehabt, dass die Lüge aufgeflogen ist. Er konnte die Wünsche und Anforderungen seines Vaters nicht erfüllen. Der Mann hat nicht davor zurückgeschreckt, seine eigenen Kinder so massiv zu manipulieren, der wird den M. danah kaum in die Arme genommen und ihm "Nicht so schlimm!" ins Ohr geflüstert haben.
Rabunsel schrieb:Es gibt meiner Erfahrung nach schon eine Tendenz Straftätern, auch ohne genauere Diagnostik eine dissoziale PS zu attestieren, da man einige Kriterien ua normabweichendes Verhalten, fehlendes Schuldbewusstsein und Rücksichtslosigkeit gegenüber Gefühlen anderer, allein durch eine Tat schon als gegeben annimmt.Diese Aussage ist an Plattheiten wohl kaum zu überbieten. Zum ersten: Wer ist den "man" in diesem Deinem Satz? Ermittler, StA oder Richter?
Zum zweiten: ein ganz weit überwiegender Teil der schweren Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit werden nicht von psychopathischen Serientätern oder skrupellosen Raubmördern begangen, sondern sind Beziehungstaten, bei denen eine wie auch immer geartete Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer bestand, in der es dann zu einem Konflikt gekommen ist, der in der Tat gegipfelt ist.
Die Täter zeichnen sich in diesem Falle in der Regel weder duch fehlendes Schuldbewusstsein noch Rücksichtslosigkeit gegen über den Gefühlen anderer aus und sehr viele haben zuvor auch kein massives normabweichendes Verhalten gezeigt.
Echt, ich glaube wirklich, Du hast zu viele TruCrime-Podcasts gehört und dadurch ein total verzerrtes Bild davon, womit sich Kriminalpolizei, StA und Gerichte in Deutschland im Alltag ganz überwiegende beschäftigen müssen.
Wir leben zudem in einem Rechtstaat und die Psychiatrie ist durchaus eine anerkannte medizinische Fachrichtung. Leider sind die dort diagnostizierten und behandelten Erkrankungen für Laien sehr viel weniger greifbar als ein Armbruch, ein Bluthochdruck oder eine Schürfwunde. Aber deshalb raten sich StA und Richter nicht einfach irgendwelche psychiatrischen Diagnosen zusammen, die sie den Angeklagten dann willkürlich aufdrücken, weder als Begründung für die Tat noch als eine Entschuldigung dafür.
Sorry, aber diese Argumentation ist einfach nur albern. Es gibt für so etwas Sachverständige, die regelmäßig von Gerichten in Verhandlungen herangezogen werden. Und es gibt Verteidiger, die es auch nicht so einfach hinnehmen würden, wenn der StA oder das Gericht ihrem Mandanten einfach mal so eine dissoziale Persönlichkeitsstörung andichtet, ohne dass er zu dieser Fragestellung von einem qualifizierten Gutachter untersucht wurde und der eine entsprechende Diagnose gestellt hat.