Palio schrieb am 31.01.2024:Die unerklärliche Hausnummer 90. Vielleicht stand die Videozeugin auf Höhe Kampenwandstraße 90 oder der Jogger auf ihrem Video befand sich dort.
Die Hausnummer 90 hat anscheinend schon am ersten Prozesstag eine Rolle gespielt. Da sagte nämlich ein mit den Ermittlungen befasster Kriminalbeamter u.a. dazu aus, dass man Hannas Heimweg und den genauen Tatort ermittelt habe. Und nein, der Kripobeamte sagte keineswegs, dass Hanna den Heimweg über den Kampenwandparkplatz genommen hat, obwohl das seltsamerweise danach immer noch durch die Medien geisterte.
@fassbinder 1925 berichtet vom ersten Prozesstag:
fassbinder1925 schrieb am 12.10.2023:Der Kommissar startete auch einen virtuellen Heimweg. Man sah Fotos vom Eingang des Clubs und es wurde die Straße nach Osten gezeigt, den das Mädchen nahm. Die Eltern folgten ruhig den Ausführungen und der Angeklagte verfolgte es teilweise aufmerksam, auch seine Angehörigen schauten gespannt zu. Nun wurde geschildert, wie
sie in die Kampenwandstraße einbog und entlang ging. Dort kam sie direkt an der Straße vorbei wo Sebastian T. wohnhaft ist, diese wurde auch gezeigt. Auch der Tatort wurde dann an die Wand geworfen, wo man am Gras noch sehen konnte wie hoch das Wasser in der Tatnacht war.
Beitrag von fassbinder1925 (Seite 135)Also: Der Beamte schildert (und zeigt anhand von Bildern), dass nach Meinung der Ermittler Hanna von der Schlossbergstraße nach rechts in die Kampenwandstraße abbog und diese Straße enlangging und noch über die Stelle kam, wo der Burgweg (Wohnstraße der Eltern des Angeklagten) auf die Kampenwandstraße einmündet, also da, wo damals die Zeugin des Schreis logierte. Viel weiter kam Hanna dann nicht mehr, an der Nr. 95 der Kampenwandstraße mit der kleinen Brücke lag der Tatort (der von dem Kommissar anscheinend auch gezeigt wurde).
Nun ist die Frage, wie die Polizei auf die Heimwegroute von Hanna und auf den Tatort kam. Allein an der Schreizeugin wird es nicht gelegen haben, der Beamte sagte ja in seiner Vernehmung, dass dieser für die Ermittler mehr zur Eingrenzung der Tatzeit wichtig gewesen sei (wenngleich der Schrei natürlich dem Tatort nicht widerspricht).
Es muss also noch was anderes für die Beamten zur Festlegung von Hannas Heimwegroute und den mutmaßlichen Tatort maßgebend gewesen sein. Und das müsste dann wirklich wohl die Zeugin mit dem Handyvideo gewesen sein, die sich sehr gut in Höhe der Hausnummer 90 an der Kreuzung Kampenwandstraße/Burgweg befunden haben könnte.
Ich denke, die Frage nach dem genauen Tatort wird - trotz entsprechender Bebilderung - am Anfang für die Zuhörer des Prozesses (noch) gar nicht so von Interesse gewesen sein, daher ist auch das Bild vom Tatort offenbar untergegangen. Aufgrund des Medienrummels im Vorfeld des Prozesses war man zuerst wohl auf ganz andere Fragen fixiert, zB auf die, ob überhaupt eine Tat vorliegt oder vielmehr ein Unfall, was die Familie des Angeklagten und seine Freunde als Zeugen wohl sagen werden etc. als dass man am ersten Tag bereits einem Polizisten genau zuhörte, als der von Ermittlungsergebnissen berichtete.