fassbinder1925 schrieb:Sagt ja auch keiner dass es klug ist. Aber es wird mehr Menschen geben, die gegen Gegenstände schlagen, aber nie fähig sind es gegen jemand anders anzuwenden, als welche die es sind. Dass es da wiederum eine erhöhtere Wahrscheinlichkeit gibt, das wundert mich jetzt nicht. Aber man würde einfach vielen Menschen unrecht tun, wenn man ihnen gegenüber steht und ins Gesicht sagt, weil sie das gemacht haben, ist es auch gut möglich eine Fremde junge Frau zu töten. Obwohl die das gar nicht beurteilen können, was da vllt in dem Moment in einem Kopf vor sich geht.
Man kann doch schon erahnen, was in seinem Kopf vorging. Man weiß doch, in welchem Zusammenhang sich dieser Vorfall abgespielt hat.
Es war im Anschluss an das Gespräch mit dem Psychiater. Und wir wissen doch aus der Verhandlung was für Themen da so ansprochen worden. Und da ging es natürlich auch um ihn und seine Familie, wie er oder die Familie damit klarkommt.
Um in U-Haft überhaupt leben zu können, muss man diese Themen jedoch verdrängen, sonst wird man krank, begeht evtl. sogar Suizid.
In diesem Gespräch war er jedoch wieder gezwungen sich mit diesen verdrängten Dingen zu befassen. Und wenn ich unschuldig wäre, ich würde danach hinausbrüllen „Sch*ß Welt“. Es ist eben eine unmenschliche Situation. Ob er sich selbst verletzen wollte, das wissen wir auch gar nicht, ein Schlag gegen die Wand ist da eher nicht dazu geeignet, ich glaube eher, dass er ungünstig, z.B. an einer Kante aufgekommen war. Dieser Schlag war sehr wahrscheinlich gegen diese ganze Situation gerichtet, in die er steckte. Mag sein, dass er da auch eine Person gesehen hatte, die stellvertretend für diese war. Ich wahrscheinlich würde in dieser Situation mir die Richterin oder StA vorstellen, weil die mir diesen Sch*ß definitiv auch eingebrockt hätte. Aber es wären nur Stellvertreter der staatlichen Macht.
Ich will hier nochmal auf den Artikel verweisen, wo es um Suizide in der JVA ging:
Durch die abrupte Lebensveränderung nach der Inhaftierung erleiden viele Betroffene einen sogenannten Inhaftierungsschock. Die Menschen erleben Isolation, Verlust der (Bewegungs-)Freiheit und ihrer Autonomie, Einengung des Lebensraums, Trennung von Familie und Freunden, Einschränkung und/oder Verlust der Sozialkontakte, Unsicherheit über die Zukunft, soziale Degradierung, Angst vor Gewalt sowie die Fremdbestimmung in Bezug auf Entscheidungsprozesse und Alltagsgestaltung. Diese Umstände sind vor allem zu Beginn der Haftzeit und bei Untersuchungsgefangenen eine besonders große psychosoziale Belastung. Die Möglichkeiten, negative Gefühle und Stress zu bewältigen, sind durch die Haftbedingungen stark eingeschränkt. Zusätzlich fehlt den Gefangenen die gewohnte Unterstützung durch ein soziales Netzwerk, das häufig nicht durch Mitgefangene oder Bedienstete ersetzt werden kann.
Quelle:
https://tatort-zukunft.org/fakten/suizide-im-gefaengnis/Im Laufe der U-Haft schafft der Mensch das alles wahrscheinlich zu verdrängen bzw. sich damit zu arrangieren (wie ist mir zwar schleierhaft, aber man wird es meist schaffen, der Mensch gewöhnt sich an fast alles). Aber genau solche Gespräche, wo das alles wieder ganz bewusst vom Psychiater angesprochen wird, kann man es nicht mehr verdrängen, das wird unmöglich gemacht.
Und darf man sich dann in dieser teuflischen Situation nicht mal mit einem Schlag gegen die Wand Luft machen? Wir machen es doch in viel harmloseren Situationen auch sehr häufig. Gelten andere Maßstäbe für Verdächtige? Offensichtlich schon. Absurd.
Und wenn man dann zu “brav“ ist, kommt ein anderer dann wieder mit:
LillyLego schrieb:Er erträgt die U-Haft schon fast stoisch so wie etwas, was man sich eben eingebrockt hat und dann auch ausbaden muss. Ein indirektes Schuldeingeständnis?
Fazit: Ein Angeklagter tun und lassen, was er will, er wird es immer verkehrt machen.