Simi96 schrieb:Klar Fehler/Kontamination kann bei DNA immer leicht passieren, sollte aber nicht.
Warum bist du Skeptisch bei DNA-Ergebnissen?? Diese sind doch eigentlich zuverlässig und hat das Kriminalwesen mit einem Schritt um Jahre nach vorne gebracht.
Wenn man sich anschaut wie früher z. B. Haare nur verglichen wurden um zu sehen ob Übereinstimmung oder nicht. Das ist doch heute mit der DNA etc. viel viel viel besser.
Leider hat man, wie
@calligraphie das oben gut beschreibt, zu schnell zu viel dieser "neuen" Technik vertraut, ohne sich genau zu informieren, was da eigentlich passiert. Das betrifft vor allem eben juries, die ohne sich selbst auszukennen nur hören: Aha, DNA-Match, alles klar.
Wohin das führen kann hat man recht gut im Fall von Amanda Knox sehen können, als Raffaele Sollecitos DNA angeblich am BH Clip des Opfers gefunden wurde. Und am berühmten Phantom von Heilbronn in Deutschland, das eine bemerkenswerte kriminelle Karriere machte, bis man endlich bemerkte, dass die Testkits kontaminiert waren. Das Problem der Kontamination in den Laboren und auf dem Weg in die Labore ist bisher nur zu einem kleinen Teil bekannt, ist meine Meinung. Die Spitze des Eisbergs, sozusagen.
Dann haben wir das Problem, dass bei einer forensischen Untersuchung eben nur Teile untersucht werden, sogenannte Loci müssen übereinstimmen. In manchen Ländern werden nur 8-10 untersucht, in manchen, z.B. in Deutschland zwischen 10 und 20 und in den USA in der Regel 20. Dann werden mit Algorythmen Wahrscheinlichkeiten errechnet. Das Ergebnis ist dann, dass es so und so wahrscheinlich ist, dass ein anderer als der im Fokus der Ermittlungen stehende Verdächtige die Spur hinterlassen haben kann. Wer die Gerichtsdokumente im Fall Reed liest wird merken, dass die Gutachter immer von "could be excluded" usw. sprachen, also "konnte ausgeschlossen werden." Sie sagen nie: "der ist ganz klar der Verursacher der Spur" oder so etwas. Das ist wissenschaftlich korrekt.
Dazu kommt dann noch das Problem, dass viele Spuren gar nicht eindeutig sind, sondern sogenannte Mischspuren, partial matches, degraded DNA usw. Also mehrere DNA Spuren in einem Untersuchungsobjekt, durch Zeit und Elemente degradierte Spuren und so weiter. Das muss man auch erst mal verstehen, ich muss zugeben, dass ich bisher nicht viele Gutachter kenne, die das einer Jury aus Laien wirklich klar verständlich erklären können.
Nehmen wir mal so ein Beispiel:
Before modern PCR methods existed it was almost impossible to analyze degraded DNA samples. Methods like restriction fragment length polymorphism or RFLP Restriction fragment length polymorphism, which was the first technique used for DNA analysis in forensic science, required high molecular weight DNA in the sample in order to get reliable data. High molecular weight DNA however is something that is lacking in degraded samples, as the DNA is too fragmented to accurately carry out RFLP. It wasn't until modern day PCR techniques were invented that analysis of degraded DNA samples were able to be carried out Polymerase chain reaction. Multiplex PCR in particular made it possible to isolate and amplify the small fragments of DNA still left in degraded samples. When multiplex PCR methods are compared to the older methods like RFLP a vast difference can be seen. Multiplex PCR can theoretically amplify less than 1 ng of DNA, while RFLP had to have a least 100 ng of DNA in order to carry out an analysis
Butler, John (2001). Forensic DNA Typing. Chapter 7: Academic Press. pp. 99–115.
Die Jury muss am Ende entscheiden, ob der Gutachter Quark erzählt oder ob man ihm vertrauen kann, sie haben das Leben eines Angeklagten in der Hand. Dann kommt ein Gutachter und erzählt dies, und ein Gegengutachter und erzählt das. Und die Jury versteht am Ende kein Wort.
Schliesslich werfen die Gutachter dann eine Wahrscheinlichkeit in den Raum, z.B.: "es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass eine weitere Person in 87 Millionen ebenfalls dieses DNA Profil hat, das auch auf den Angeklagten zutrifft." Und nun soll die Jury entscheiden.
Nun ist das mit Wahrscheinlichkeiten so eine Sache. Mir wird immer erzählt, dass die Wahrscheinlichkeit, im Lotto zu gewinnen so gering ist, dass es reine Geldverschwendung ist. Und dann sehe ich jede Woche strahlende Neu-Millionäre...
Um mich nicht falsch zu verstehen: der DNA Test ist schon ein valides forensisches Untersuchungsmittel, aber ich bin sehr skeptisch, wenn es sonst keine Indizien für oder gegen eine Schuld gibt.
Drittens dann muss man beachten, dass unter Laien ebenso wie bei manchen Juristen eine falsche Erwartung existiert, die ebenfalls durch populäre Unterhaltungssendungen gepusht wird. Man erlebt heute viele juries, die der Meinung sind, wenn ein Täter am Tatort gewesen ist,
muss er seine DNA hinterlassen haben. Allein wenn ich in diesem Forum schon das Stichwort "Hautschuppen" zählen würde, hätte ich einen Beweis, wie verbreitet diese falsche Annahme ist.
Umgekehrt gilt das auch: wenn DNA gefunden wird, dann ist das doch der Beweis.... usw.
Nein. Nehmen wir mal so eine Bierdose in diesem Fall. Nehmen wir einfach mal an, Fennells DNA wäre an der Dose. Sagt das, dass er am Tatort gewesen ist? Dass er der Täter sein muss? Und vor allem: dass Reed nicht der Täter sein kann? Die Antwort zu allen drei Fragen ist ein klares Nein. Die Dose könnte der wahre Täter aus dem Fahrzeug mitgenommen haben und Fennell seine DNA Spur auf der Dose schon lange vorher, z.B. als er die Dosen in seinen Truck gepackt hat, hinterlassen haben. Und Reed muss eben nicht seine DNA an der Dose hinterlassen haben, wenn er sie mitgenommen hat. Usw.
Ich denke, hier wird die Problematik der DNA Analyse im forensischen Zusammenhang deutlich. Aus irgendeinem Grund ist sie im Bewusstsein der Leute inzwischen eine unfehlbare Methode geworden, viel besser als Fingerabdrücke... dabei hat sie genau wie die Fingerabdruckanalyse auch ihre deutlichen Grenzen.
CSI hat nichts mit der echten Welt zu tun. Das wird oft vergessen.