Simi96 schrieb:Kann ich alles absolut nachvollziehen. Wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es aber aufgrund der Auffindeposition und der Spuren keine Zweifel an einer Vergewaltigung. Das ist halt eine der entscheidenden Fragen. Vielleicht kann das ja jemand anderes noch besser aufklären.
Also die Spuren an Stites Körper schließen doch sehr wohl auf Vergewaltigung. Das leugnen ja auch nicht mal die eher "Pro-Reed" Zeitungsartikel heutzutage.
So ist es.
calligraphie schrieb:Eigentlich lese ich aus den Argumenten der Verteidigung heraus: Stacey hatte GV mit dem verurteilten und danach hat sie sich dann weder gewaschen noch Wäsche gewechselt ( sagen wir mal 24 h ) bis zum nächsten gewaltsamen GV mit dem eigentlichen Täter? ...sehr seltsam . Sie soll also zur Arbeit mit befleckter Wäsche und ungewaschen gefahren sein?
Und bitte , ein durch Reed spermabehaftetes Wäscheteil , was incl des leblosen Körpers nicht mehr bewegt wurde .Wie bitte soll da ein " ominöser " anderer Täter vorgegangen sein. Schwebte er ? Berührte er das Opfer nicht ? Hatte er einen Ganzkörper Schutzanzug an beim Akt ?
Ich kann nicht begreifen wie man solche Fakten heute in frage stellen kann. Aber vielleicht fehlt mir auch einfach das Misstrauens gen .
Genau, dieses Szenario ist schon recht unglaubwürdig.
Dazu kommt noch ein Argument: Es gibt, soweit ich das überblicke, keine klaren Zeugenaussagen, dass Reed und Ms. Stites ein sexuelles Verhältnis hatten. Zu Beginn der Ermittlungen hat er komplett abgestritten, dass er sie kannte. Dann überraschte er mit der Behauptung, sie hätten ein solches Verhältnis gehabt. Die Ermittler fanden aber niemanden, der das bestätigte, schon gar nicht die besten Freunde oder die Familie des Opfers. Erst später wurden Zeugenaussagen gemacht, dass sich beide ggf. kannten. Aber zwischen kennen und ein Verhältnis haben ist noch ein gewaltiger Unterschied.
Dieses Verhältnis wird um so unwahrscheinlicher, wenn man die weiteren Umstände betrachtet: Zitat aus den Gerichtsakten:
When Stacey was murdered, the wedding she carefully planned and helped pay for by working the early-morning shift at the H.E.B was only eighteen days away; she and Fennell were in the final stages of preparing for the wedding and their future as a married couple. Stacey devoted every free moment of her time to planning the details of the wedding. Her mother, Carol, suffered from a nervous condition that caused her to get depressed. When Carol's exhaustion and stress from helping Stacey with the planning came to a head the day before Stacey was murdered, Carol asked Stacey if she was certain that she wanted to marry Fennell. Stacey reassured her mother, stating, "I love Jimmy[,] and I'm going to marry him." Stacey also told her mother that her mother needed to get over her anxiety about the wedding.
Ms. Stites wurde 18 Tage vor ihrer geplanten Hochzeit ermordet, einer Hochzeit, auf die sie sich nach Zeugenaussagen gefreut hatte, die sie intensiv geplant hatte und für deren Finanzierung sie den Job im Supermarkt überhaupt angenommen hatte. Schliesslich hat sie am Tag vor ihrer Ermordung ihrer Mutter noch bestätigt, dass sie ihren Verlobten liebt und ihn heiraten will.
Das spricht nicht gerade für jemanden, der bereits mit einem anderen ein Verhältnis hat.
Entgegenstehende Zeugenaussagen hat das Gericht z.T. als sehr unglaubwürdig befunden, z.B. die Aussage eines Freundes von Reed, James Robinson, der nicht nur behauptete, dass Ms. Stites und Reed ein "Paar" gewesen sein, sondern auch, dass er Ms. Stites aus der Schule [in Bastrop] kenne. Ms. Stites ist aber erst nach ihrer Schulzeit nach Bastrop gezogen.
Usw.
https://law.justia.com/cases/texas/court-of-criminal-appeals/2008/17748.htmlPunkt 4b in den Feststellungen des Appellationsgerichtshofs von Texas AP-75-693
Das Hauptargument der Reed-Partei ist, dass zum Zeitpunkt des Prozesses davon ausgegangen wurde, dass Sperma im Körper des Opfers höchstens 24 Stunden überleben konnte und, weil lebendes gefunden wurde, dementsprechend die Tat innerhalb dieses, durch andere Fakten noch weiter eingegrenzten Zeitfensters passiert sein müsse. Dagegen argumentiert Reed, dass er einvernehmlichen Geschlechtsverkehr mit Ms. Stites ausserhalb dieses Zeitfensters hatte.
Nun soll angeblich die Wissenschaft festgestellt haben, dass Sperma sogar bis zu vier oder gar fünf Tage in entsprechender Umgebung überleben kann.
Das könnte also tatsächlich bedeuten, dass die festgestellten Spermaspuren von einem Geschlechtsverkehr ausserhalb des bisher bedeutsamen Zeitfensters stammen und daher Reeds Behauptung nicht widerlegt wird.
Nur, umgekehrt ist das genauso! Die neueren wissenschaftlichen Erkenntnisse schliessen natürlich keineswegs aus, dass die Spermaspuren erst sehr kurz vor dem Tod von Ms. Stites entstanden sind. Das wird in der Diskussion anscheinend oft vergessen, es wird so getan, als ob die Spermaspuren lange vor dem Tod entstanden sein
müssten. Und das stimmt eben nicht.