römskaja schrieb:Schießt man denn bei Geländeübungen scharf?
Wir schreiben das Jahr 1945. Da war alles sehr anders als heute bei der Bundeswehr. Bei "Geländeübungen" schiesst man heutezutage natürlich nicht scharf.
Damals lag sowjetisches Militär in der Gegend, Soldaten, die erst vor einem halben Jahr noch in einem verlusstreichen Krieg gewesen waren und nun Besatzer in einem extrem zerstörten Feindesland waren.
1945/46 herrschte weit verbreitet Hunger in Deutschland. Menschen wurden gar wegen einer Kartoffel umgebracht. Man kann die Zustände sich heute kaum vorstellen. Heizmaterial, Essen, Kleidung, alles war Mangelware.
Selbst die sowjetischen Soldaten lebten keinesfalls in Saus und Braus. Es war völlig normal, dass auch Soldaten "auf die Jagd gingen," um ihre Rationen aufzubessern. Schusswaffen durften Deutsche zu der Zeit nicht besitzen, das war bei Todesstrafe verboten. Allerdings gab es in dieser Nachkriegszeit oft mehr Schusswaffen als alles andere. Beim Rückzug der Wehrmacht, nach Kämpfen, blieben oft die Waffen der Geflohenen oder Gefallenen samt Munition zurück. Ob verboten oder nicht, in den ersten Nachkriegsmonaten hatten viele Leute eine Schusswaffe.
Wenn nun also Schüsse im Wald gehört wurden, können diese sowohl von sowjetischen Soldaten als auch von illegalen deutschen "Jägern" abgefeuert worden sein.
Und sollte dabei jemand aus Versehen einen Menschen getroffen haben... angesichts Millionen Toter in den vergangenen 6 Jahren war man auf beiden Seiten auch weitaus abgestumpfter als man sich das heute vorstellen mag: bevor man sich da Scherereien einhandelte hat man den "Jagdunfall" vielleicht einfach verschwiegen.