Der Tod von Fritz G. (19) in Trebbin - ein Unfall?
11.06.2024 um 09:13
Von mir hier nur mal zwei/drei Anmerkungen mehr allgemeinerer Art, die vielleicht ein bisschen beim "allgemeinen Verständnis" des Falls all denen helfen könnten, die von der Bahn und/oder Alkoholgenuss nicht wirklich Ahnung haben.
Vorab:
Ich habe diesen Threat erst heute gefunden und gelesen, aber vom Bahnhof und dem Zugverkehr in Trebbin keinerlei Ahnung, melde mich nur daher zu Wort, weil mir diese Aspekte bei den Beiträgen so irgendwo fehlten.
- Alkohol:
Wichtig zu betonen erscheint mir hier noch, dass die Wirkung von Alkohol sehr davon abhängig sein kann, wieviel die Person "verträgt". Das heißt, trinken kann, bevor der Alkohol Sie wirklich "kampfunfähig" macht und man etwas bemerkt.
Trinkt jemand öfter mal Alkohol (ich denke hier keinesfalls an "Säufer", oder rede von "Alkoholabhängigkeit" einer Person), sondern von Leuten, die z. B. nach jedem Trainingsabend (sind Sie in einem Verein) an jedem Wochenden, wenn sie aus gehen, 2 - 3 Bier oder auch mal was schärferes trinken, dann dürfte diese gerade bei einem Grillabend, wo auch dazu gegessen wird, mit Bier kein Problem haben, auch nicht mit 3 - 4 Bier (natürlich abhängig von der Glas- oder Flaschengrösse).
Daher kann die Aussage des Meisters hier nicht wirklich weiter helfen. Er weis vielleicht, da er eventuell den "Neuen" bewusst im Auge behielt, wieviel Fritz an dem Abend trank, aber nach zwei Wochen sicherlich nicht, trinkt sein Lehrling öfter Bier, wenn ja, wieviel. Eine solche Aussage zu "viel" oder "wenig" ist dazu immer sehr subjektiv. Was für den einen noch relativ wenig ist, ist für den anderen schon eine schier unvorstellbare Menge. Wobei ich eigentlich davon ausgehe, dass Fritz als "neuer Lehrling" nach nur zwei Wochen nicht auffallen wollte, sich daher eher bewusst, zumindest einwenig, zurück hielt, anstatt zeigen zu wollen, was er auf dem Gebiet kann. Wer will schon nach so kurzer Zeit "negativ" auffallen, oder strunz besoffen den neuen Kollegen zur Last fallen, Schwierigkeiten machen.
Die bekannt gegebene Angabe "relativ hoher Alkoholwert" ohne Promilleangabe sagt genauso nicht wirklich was dazu aus, was sehr schade ist. Dazu jeglicher Spekulation, auch darüber, was an dem Bahnhof abgegangen sein könnte, Tür und Tor öffnet.
Dazu kommt natürlich, dass es möglich ist, dass der Alkohol erst am Bahnhof richtig wirkte, als der Kollege schon wieder weg war.
Dabei ist es gut möglich, dass die Autofahrt dazu beitrug, dass der Alkohol plötzlich stärker wirkte, bzw. dass es Fritz eventuell plötzlich schlecht wurde. Ist mir als junger Mann, selbst bei geringen Alkoholmengen (2 oder 3 0,4 l Glas Bier von ca 20:00 bis ca 24:00 Uhr) mindestens zweimal passiert. Schuld war dabei wohl die Fahrweise des Fahrers.
Vielleicht reagierte aber auch etwas, was er aß nicht wirklich gut mit dem Alkohol, den er trank. Ist mir auch einmal passiert. Das endete dann auch mit starker Übelkeit und Erbrechen. Somit gibt es auch dadurch mehrere denkbare Varianten.
- Merken des Überfahren:
Prinzipiell (einzelne Ausnahmen gibt es sicher auch hier) bemerken Lokführer fast immer, auch wenn Sie nichts davon sahen, wenn Sie gegen ein Hindernis (Person, Mensch, Gegenstand) fahren, wenn Sie diesen mit dem "Aufbau der Lok" ("Gehäuse") treffen, dieses also im Gleis stand, dort lief, oder auch davor sprang, da dann, trotz der äußerst massiven Bauweise einer Lokomotive wohl immer eine Art dumpfer Knall zu hören ist. Viele Feuerwehren auch in unserer Gegend wurden schon mit dem Stichwort "Personensuche auf dem Gleis" alarmiert, weil der Lokführer "einen dumpfen Schlag" gehört hatte. Gefunden wurde nicht immer etwas. Oft zum Glück "nur" Gegenstände (Fahrräder, Einkaufswagen, Bretter), manchmal tote Tiere (oder auch Teile davon), manchmal eben auch Menschen, bzw was davon übrig bleibt.
Kommt etwas "unter die Lok", wird also von den Fahrgestellen überrollt, merkt man das nur, wenn die Lok dabei ruckelt, das heißt das Drehgestell "etwas hoch springt". Das passiert dann, wenn Steine, Betonteile, Betonplatten, Metallteile oder auch Äste, Bretter auf die Gleise gelegt werden.
Klar das kann leicht zu Entgleisungen führen, Teile können davon fliegen, unter Umständen Umstehende schwer verletzten oder gar töten, doch ist das in unserem Falle unwichtig, lasse ich hier Ausführungen dazu weg.
Kommt aber "nur" ein Körper, der auf den Gleisen liegt, unter die Räder, dürfte das kein Lokführer bemerken. Man darf nicht vergessen, dass Lokomotiven in der Regel von 70 / 80 Tonnen aufwärts wiegen. Da ruckelt nichts, wenn da menschliche oder tierische Knochen überrollt werden. Die Räder "schneiden" das alles auseinander.
Es ist nicht selten so, dass Personen/Tiere die unter Züge geraten richtig gehend "zerschnitten"/"zerteilt" werden, deren Reste dann auf etliche Meter verteilt liegen, praktisch im wahrsten Sinne des Wortes, gesucht und eingesammelt werden müssen.
Wer es nicht kennt, noch nicht sah, kann es sich nicht wirklich vorstellen, was wiederum auch gut so ist. Man muss sowas nicht wirklich "gesehen haben". Das ist alles andere als ein angenehmer Anblick, worauf ich nun auch wirklich nicht weiter eingehen möchte.
Wobei das alles sehr, sehr schnell geht.
Für mich war es daher nicht überraschend, dass die Todesursache damals den Polizisten sofort klar erschien.
Was eben nicht klar war, den Vorwurf muss man Ihnen machen, waren die Todesumstände, das soll heißen, nicht das, "woran ist er gestorben" hätte die Herren Ermittler aufschrecken müssen, sondern eher, wieso kam es soweit, wieso kam er unter die Räder eines Zuges, ganz besonders wegen der verteilt herum liegenden Gegenständen.
Da keine Obduktion anzuordnen, keine Tatortarbeit (Spurensicherung) durchzuführen und keine Sachverständige bei der Klärung mit einzubeziehen, verstehe ich nicht.
- Mitschleifen/Unter den Zug ziehen:
Ich kann es natürlich nicht belegen, aber das ist sehr von der Geschwindigkeit und auch der Länge des Zuges abhängig. Durchfahrene Züge können, je nach Zustand der Gleise, der Bauert eventuell vorhandener Weichen, auch recht schnell durch Bahnhöfe (das sieht ja technisch eher wie eine Art Hamtpunkt nur mit zwei "Durchfahrtgleisen" aus) dieser Art rauschen. Es gibt keine grundlegenden Vorschriften, die dies verbieten würden. Wie schneller ein Zug ist, desto größer ist die Sogwirkung.
Dabei denke ich, ist es auch nicht völlig unmöglich, dass ein neben dem Gleis liegender Körper unter den Zug gezogen wird. Bei einem nahe am Gleis stehenden oder gehenden Körper ist dies natürlich erst recht denkbar und möglich. Dabei dürfte es nicht vorhersehbar sein, ob/wie dieser Körper dann "getroffen wird", wie er unter die Räder gerät, zerteilt/durch die Räder zerschnitten wird.
Wobei hier natürlich auch die Geschwindigkeit und die Länge des Zuges eine Rolle spielen dürfte. Man lehrte uns vor Jshren uns bei einem Feuerwehrlehrgang, dass ein erfassten Körper unter dem gesamten Zug bis zu Seinem Stillstand, mit gerissen werden kann, dabei angeblich wie ein "dotzender Ball" zwischen Gleiskörper und Waggonböden auf und ab gewirbelt werden würde.
Das dürfte hier aber kaum passiert sein, da dann die Leiche bedeutend markantere Verletzungen aufgewiesen haben müsste.
- Sicht des Lokführers:
Die Sicht eines Lokführer ist nachts mehr als begrenzt. Stehen keine externen Lampen zur Verfügung, wie zum Beispiel auf freier Strecke, sieht er vor Seinen Zug (je nach Mondlicht) kaum etwas. Die Lampen der Lokomotive (das Dreilichtspitzensignal) dient in erster Linie dazu, dass man den Zug erkennen kann, sind mit Lampen an einem Auto, selbst einem alten Fahrrad, nicht vergleichbar.
Auch kann es durchaus vorkommen, dass ein Lokführer nicht immer "vor" Seine Lok schaut, sondern Seinen Blick auf die Signale, nach denen er fährt, fixiert. Dazu kommt, dass er auch ab und zu in Seinen "Buchfahrplan" schauen muss, der Ihm unter anderem vorgibt, wie schnell er wo fahren darf, wo (an welchen Stationen) er zu halten hat, wo sich eventuelle Baustellen oder Langsamfahrstellen befinden und und und und.
Man darf nie vergessen, ein Lokführer brauch nicht darauf zu achten, dass er Seine Spur hält, wo er wohin abbiegen muss, wie ein Bus- oder Autofahrer. Dafür muss er immer alle Signale (das sind bedeutend mehr, als Laie denken) im Auge behalten.
- Vermutung zum Ablauf:
Wenn es stimmt, dass Fritz "nur die Beine verlor", sonst keine nennenswerte Verletzungen hatte, dürfte es meines erachtens relativ unwahrscheinlich sein, (mal egal warum) dass er auf/neben dem Gleis lag und dabei unter einen schnell durchfahrenden Zug geraten ist, bzw unter den gezogen wurde.
Ich denke fast, dass er irgendwie eher unter einen anfahrenden Zug kam. Das so unglücklich, dass der Körper geteilt wurde.
Wie das nun 200 m vom Bahnsteigende ebtfernt passieren konnte, lässt natürlich Spekulation raum.
Möglich wäre, mal unabhängig der überall herum liegenden Habseligkeiten, dass er irgendwo, soweit vom Bahnsteigende entfernt austreten war, eventuell um Seinen Stuhlgang zu verrichten. Dann kam Sein Zug ?, ein Zug?, hielt im Bahnhof, er sah diesen, wollte unbedingt mit, merkte er schafft es (in Seinem Zustand) nicht mehr bis zur Abfahrt dahin, wo dieser steht und er wollte nun irgendwie auf den abfahrenden Zug aufspringen, was misslang und er unter den Zug geriet.
Genauso könnte er versucht haben, auf einen signalbedingt haltenden Güterzug (je nach Wagenbauart vielleicht sogar auf einen Waggon mit sogenannten Bremserbühnen ausgestattet) aufzusteigen, vielleicht um mit dem "nach Hause zu fahren", und rutschte bei dieser Aktion unter den dann abfahrenden Zug.
Er wäre nicht der erste, der im Suff auf diese Idee kam. Von solchen Aktionen hört und liest man immer wieder einmal, wobei die meisten dieser Helden, die dabei vergessen, dass Güterzüge eventuell nach so einem Stop auch mal etliche Stunden ohne Stop durch fahren können, allerdings irgendwann auf dem Zug entdeckt und oft nach abenteuerlichen Suchaktionen durch die Bundespolizei, sie dann oft mehrere Güterzüge stoppen lässt, von den Zügen irgendwo wieder mehr oder weniger unversehrt herunter gefischt.
Das wären zumindest zwei weitere vorstellbare, wie ich finde zu den Infos passende Szenarien, wobei es auch dafür natürlich keine Beweise gibt, dazu fehlen auch mir jegliche Erklärungen, warum er Seine Habseligkeiten in der Gegend vor dieser Aktion verteilt haben könnte.
Das Ausziehen des Gürtel könnte eventuell zu meiner Vermutung passen, dass es Ihm schlecht wurde, der Gürtel dann störte, drückte, er Ihn auszog, ablegte, nachdem Austreten/vor der Abfahrt denselben wieder mitnehmen wollte..... Zugegeben eine etwas ungewöhnliche Aktion, aber unter Alkoholeinfluss und vielleicht mit Übelkeit sicher denkbar.
Warum er aber den Tascheninhalt der Hosentaschen verteilte, nicht alles wenigstens an einem Platz ablegete, dafür fehlt auch mir jegliche Erklärung.