Astronomenteam gelingt der direkte Nachweis von Dunkler Materie
20.09.2012 um 00:31Liebe Community,
gerne reitet der ein oder andere Nutzer dieser Plattform auf modernen wissenschaftlichen Konzepten wie etwa der "Dunklen Materie" herum und sieht darin, beispielsweise aufgrund ihrer hypothetischen Natur, eine persönliche Bestätigung für das in seinen Augen lächerliche Treiben der "dummen" und "systemkonformen" Naturwissenschaftler.
Neue Forschungen bringen derartige selbsternannte Experten und ihr häufig unqualifiziertes (und deshalb auch unerhörtes) Geschwafel nun jedoch zurück auf den Boden der Tatsachen: Einem Astronomenteam um Jörg Dietrich gelang es vor nicht allzu langer Zeit durch Gravitationslinsenmessungen zwischen den beiden Galaxienhaufen Abell 222 und 223 in etwa 2,5 Milliarden Lichtjahren ein Filament aus Dunkler Materie nachzuweisen:
http://arxiv.org/abs/1207.0809
Wer mit der Englischen Sprache sowie der Thematik noch nicht allzu sehr vertraut sein sollte: Dietrich et al. beobachteten den Himmelsabschnitt zwischen den beiden Galaxienhaufen. Um nun nachzuweisen, dass sich dort zwischen den beiden Haufen tatsächlich eine große Ansammlung nicht-leuchtender Materie befindet, bedienten sie sich des so genannten Gravitationslinseneffektes: Große Massen sind, ähnlich wie optische Linsen, in der Lage Licht merklich abzulenken. Betrachten wir also eine Galaxie in großer Entfernung und vor uns fliegt (natürlich in gebührendem Sicherheitsabstand) gerade ein supermassives schwarzes Loch vorbei, so verzerrt die hohe Masse dieses Objektes das Licht, welches uns von der beobachteten Galaxie erreicht. Aus der Stärke der optischen Verzerrung kann nun ohne größere Probleme auf die verzerrende Masse im Vordergrund geschlossen werden.
Ganz ähnlich sind auch Dietrich et al. vorgegangen: Sie beobachteten intensiv die Verzerrung von weiter entfernten Objekten (insgesamt etwa 40.000 Galaxien) zwischen Abell 222 und 223 und waren in der Lage aus diesen Daten die Massenverteilung zwischen den beiden Galaxienhaufen zu rekonstruieren. Ergebnis: Der eigentlich, vom dünnen, extrem heißen und im Röntgenbereich gut beobachtbaren Intercluster-Gas abgesehen, so gut wie leere Raum zwischen den Galaxienhaufen wird durchzogen von einem Filament von etwa 65 Billionen Sonnenmassen aus Dunkler Materie, das wie eine Art Brücke die beiden Galaxienhaufen verbindet.
Simulationen, etwa die "Millenium-Simulation", sowie theoretische Argumente legen nahe, dass ein gewaltiges, filamentartiges Netzwerk aus Dunkler Materie unser Universum durchzieht und überhaupt erst die Entstehung der ersten Sterne (in so genannten "Dark Matter Mini-Halos") sowie schließlich auch von Galaxien, Galaxienhaufen und Superclustern (siehe auch "Cold-Dark-Matter-Theory") ermöglichte sowohl deren Bildung maßgeblich strukturierte. Die richtungsweisenden Messungen von Dietrich et al. geben der Dunklen Materie sowie der gesamten Kosmologie und Astrophysik neuen Aufwind und bestätigen die ausgezeichnete Arbeit der Theoretiker.
Quellen: "A filament of dark matter between two clusters of galaxies"; Dietrich et al. (2012): Physik-Journal August/September 2012; "Dark matter’s tendrils revealed", Nature (September 2012)
Gruß,
Marcel
gerne reitet der ein oder andere Nutzer dieser Plattform auf modernen wissenschaftlichen Konzepten wie etwa der "Dunklen Materie" herum und sieht darin, beispielsweise aufgrund ihrer hypothetischen Natur, eine persönliche Bestätigung für das in seinen Augen lächerliche Treiben der "dummen" und "systemkonformen" Naturwissenschaftler.
Neue Forschungen bringen derartige selbsternannte Experten und ihr häufig unqualifiziertes (und deshalb auch unerhörtes) Geschwafel nun jedoch zurück auf den Boden der Tatsachen: Einem Astronomenteam um Jörg Dietrich gelang es vor nicht allzu langer Zeit durch Gravitationslinsenmessungen zwischen den beiden Galaxienhaufen Abell 222 und 223 in etwa 2,5 Milliarden Lichtjahren ein Filament aus Dunkler Materie nachzuweisen:
http://arxiv.org/abs/1207.0809
Wer mit der Englischen Sprache sowie der Thematik noch nicht allzu sehr vertraut sein sollte: Dietrich et al. beobachteten den Himmelsabschnitt zwischen den beiden Galaxienhaufen. Um nun nachzuweisen, dass sich dort zwischen den beiden Haufen tatsächlich eine große Ansammlung nicht-leuchtender Materie befindet, bedienten sie sich des so genannten Gravitationslinseneffektes: Große Massen sind, ähnlich wie optische Linsen, in der Lage Licht merklich abzulenken. Betrachten wir also eine Galaxie in großer Entfernung und vor uns fliegt (natürlich in gebührendem Sicherheitsabstand) gerade ein supermassives schwarzes Loch vorbei, so verzerrt die hohe Masse dieses Objektes das Licht, welches uns von der beobachteten Galaxie erreicht. Aus der Stärke der optischen Verzerrung kann nun ohne größere Probleme auf die verzerrende Masse im Vordergrund geschlossen werden.
Ganz ähnlich sind auch Dietrich et al. vorgegangen: Sie beobachteten intensiv die Verzerrung von weiter entfernten Objekten (insgesamt etwa 40.000 Galaxien) zwischen Abell 222 und 223 und waren in der Lage aus diesen Daten die Massenverteilung zwischen den beiden Galaxienhaufen zu rekonstruieren. Ergebnis: Der eigentlich, vom dünnen, extrem heißen und im Röntgenbereich gut beobachtbaren Intercluster-Gas abgesehen, so gut wie leere Raum zwischen den Galaxienhaufen wird durchzogen von einem Filament von etwa 65 Billionen Sonnenmassen aus Dunkler Materie, das wie eine Art Brücke die beiden Galaxienhaufen verbindet.
Simulationen, etwa die "Millenium-Simulation", sowie theoretische Argumente legen nahe, dass ein gewaltiges, filamentartiges Netzwerk aus Dunkler Materie unser Universum durchzieht und überhaupt erst die Entstehung der ersten Sterne (in so genannten "Dark Matter Mini-Halos") sowie schließlich auch von Galaxien, Galaxienhaufen und Superclustern (siehe auch "Cold-Dark-Matter-Theory") ermöglichte sowohl deren Bildung maßgeblich strukturierte. Die richtungsweisenden Messungen von Dietrich et al. geben der Dunklen Materie sowie der gesamten Kosmologie und Astrophysik neuen Aufwind und bestätigen die ausgezeichnete Arbeit der Theoretiker.
Quellen: "A filament of dark matter between two clusters of galaxies"; Dietrich et al. (2012): Physik-Journal August/September 2012; "Dark matter’s tendrils revealed", Nature (September 2012)
Gruß,
Marcel