subgenius schrieb:Ich meinte natürlich Namen slavischer Herkunft sind sicher.
Jetzt verwirrst Du mich. "Slawische Herkunft ist nicht auszuschließen" steht eigentlich für "slawische Herkunft ist gesichert"?
Also da sage ich, daß und warum es für Teltow, Treptow und generell die Endung -ow alles andere als gesichert ist, daß es sich um slawische Bildung handeln muß, nenne Gründe usw., und Du "gehst darauf ein", indem Du "doch!" sagst, statt meine Darlegungen zu entkräften?
subgenius schrieb:Wie sicher sind die Zischer im Slawischen vor 1000 Jahren ?
Vor 1000 Jahren? Nanana, bleiben wir mal im 13.Jh.! Na und da sag ich nur "Müritz"! Letztlich alles, was auf -itz endet, nicht nur wenn noch ein W voransteht. Wenn Du unbedingt tausend Jahre weit zurückgehen willst, dann verweise ich auf die Gebiete weiter südlich, also vor allem das heutige Ostthüringen und Sachsen. Chemnitz, Delitzsch, Zschopau, Schkopau, Zschernitz... - ach, schau selbst auf ne Landkarte. es wimmelt da vor Zischlauten. Es muß nun wirklich nicht in jedem Wort ein CZ vorkommen. Aber dennoch sollten Zischlaute mit einer signifikanten Regelmäßigkeit wiederkehren.
Gezischt wird im Polnischen hauptsächlich über die Buchstaben C und Z. Das S ist ein normaler S-Laut, dem "Zischen" dient er eigentlich nur in Verbindung mit einem C und/oder Z. Im Deutschen gibt es eigentlich keinen Zischlaut ohne Beteiligung des Z. Ein altertümelndes C kann zischen wie in Cäsar und circa, letztlich in Latinismen. Das Englische ist praktisch "zischfrei". Das C steht oft für ein K, sonst für ein stimmloses S, und das Z für ein stimmhaftes S. Auch Französisch ist frei von Zischern. Tschechisch zischt, aber längst nicht so viel wie das Polnische. Wenn, dann ist das C beteiligt. Z ergibt ein stimmhaftes S oder ein französisches J.
Wie oft kommt nun im Deutschen das Z vor und das C? Z: 1,21%; C: 3,16%
Englisch; Z: 0,06%; C: 2,73%
Französisch; Z: 0,21%; C: 3,15%
Tschechisch; Z: 3,07%; C: 3,06%
Also im Deutschen dienen vielleicht 1,5% aller Buchstaben eines Textes einem Zischlaut (alle Z und ne Handvoll aller C). Im Tschechischen sinds mit rund 3% schon doppelt so viele. Und im Polnischen? Z: 6,34%; C: 4,49%!!!
Fast elf Prozent aller in einem Text vorkommenden Buchstaben sind Buchstaben für Zischlaute. Sieben mal so viel wie im Deutschen, dreieinhalb mal so viel wie das Tschechische. Also ich nenn das signifikant häufiger!
Die Slawen westlich der Oder stehen jedenfalls den Polen deutlich näher als den Tschechen.
subgenius schrieb:Es gibt mehrer Familienamen aus verscheidenen Teilen Deutschlands die Namensgeber sein könnten..
Ach, Du hast ein paar Weddinge gefunden? Ich nur einen, und das war der
Vorname einer Adligen!
Wedding hingegen findet sich als Familienname in Deutschland für etwas mehr als 500 Personen. Und das einmal mit Schwerpunkt an der Grenze zu den Niederlanden, von wo aus in deutlich abgeschwächter Konzentration sich weitere Menschen dieses Namens in Richtung Südosten und Ostnordosten hin verteilen. Da es auch in Großbritannien gegenwärtige und historische Namensträger gibt (üver 600), hier sogar mit dem Zusatz "van", dürfte es sich um einen niederländischen Familiennamen "(van) Wedding" handeln. Eine zweite "Hochburg" von Wedding-Heißern in Deutschland findet sich immerhin in Alt- und Mittelmark. Da könnte man fast meinen, hier die Verwandten des Herrn Rudolphus de Weddinge zu erkennen. Doch gibt es eben keinen einzigen Wedding
e unter ihnen. Beim einen oder anderen, vielleicht sogar bei dem Gros der de Weddinge mag das Adelsprädikat verloren gegangen sein, ebenso das E. Aber doch nicht bei allen, bei allen identisch in beiden Punkten. Ein paar Mischversionen, also de Wedding, Weddinge, von Wedding(e), sollte es schon geben neben den puren Weddings,
sofern sie von jenen de Weddinge abstammen. Scheint also
nicht der Fall zu sein.
In der niederländischen Wikipedia allerdings findet sich nichts unter Wedding odgl.. Keine berühmten Namensträger, keine Ortschaften, kein Ding und keine Sache dieser Bezeichnung. Als ob es kein Wort und keinen Namen Wedding gibt. Komisch. Dagegen gibt es im Nordwesten Deutschlands, von Schleswig Holstein über Nord-NRW bis Südniedersachsen Ortschaften wie Weddingstedt, Weddinghusen, Weddinghofen und Weddingen. Eine Bedeutung wird nicht mitgeteilt.
Putzigerweise gibt es überall da Orte mit dem Namensteil "Wedding", wo es auch einst zahlreiche Slawen auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik Deutschland gegeben hat (Bayern und Baden-Württemberg mal außen vor gelassen). Ist das wirklich ein deutsches Wort???
subgenius schrieb:Das mit 'de Kare' muss aber nicht für Wedding gelten.
Halten wir uns doch einfach an die Fakten. Und da haben Kare und Weddinge so ziemlich das gleiche Schicksal, die gleiche Entstehungsgeschichte. Zur selben Zeit, unter dem selben Markgrafen. Nenn einen Grund, wieso Du Weddinge und Kare untrschiedlich behandelt wissen willst. Woran machst Du das fest - außer daran, daß Du das gerne so hättest?
Hinzu kommt, daß im Hoch- und Spätmittelalter ein Adelsname mit dem Zusatz "von" stets auf den "Hauptwohnsitz" verwies. Zog ein Adelshaus um, nannte es sich anders. Das macht es den Genealogen oft so schwierig festzustellen, welches Adelsgeschlecht mit welchem direkt verwandt bzw. identisch war. Daß ein adliger Von-X seinen Wohnsitz wechselte und den neuen Wohnsitz mit dem Namen des alten Sitzes belegte, ehrlich, das kommt mir spanisch vor, zumindest gänzlich unbekannt. Kennst Du so einen Fall? (Und bitte, sag jetzt nicht: Weddinge
;) ) Vielmehr zeigt dieser sonst begegnende Wechsel des Namens, daß es sich hier gar nicht um einen wirklichen Namen handelt, den irgendwer mitnehmen könnte. Es ist mehr eine reine Wohnortsangabe, die natürlich auch den Herrschaftsbereich anzeigt. Ebendrum ergibt es auch keinen Sinn zu meinen, da wäre ein Herr von Weddinge hierher gekommen und hätte einen neuen Ort nach "seinem Namen" benannt. Dazu hätte es ja erst einmal ein fester Name sein müssen.
subgenius schrieb:Wie dem auch sei, ich betrachte Wedding als deutsch.. ob als Wäldchen oder Familienname.
Wie Du siehst, ich nehme nicht einfach nur an, daß der eine Ort schon so hieß und der andere Ort neuer wäre, ich berufe mich auf historisch ermittelbare Fakten. Und erkenne weder eine deutsche Begriffsfüllung für Weddinge noch eine Praxis für einen echten von.haltigen Familiennamen, den man bei Stammsitzwechsel mitnehmen könnte.
subgenius schrieb:Gatow.. hmpf.. erst wird man angepflaumt weil zu relativisitsche Aussagen und an anderer Stelle muss alles passen ?
Äh, wie meinstn das jetzt? Was muß da passen? Ich hab nur aufgezeigt, daß es unter den -ow-haltigen Ortsnamen in Berlin und Umgebung einen bretächtlichen Teil von deutschen Gründungen ohne slawische Vorbesiedlung gibt, deutlich im Gegensatz zu dem, was Du behauptet hast. Dein "die meisten OWs sind halt slawisch gegründet" ist nicht zu halten. Und wie Wiktionary schon sagt (und ich vor dieser Verlinkung ebenfalls schon gepostet hatte), OW ist eben auch ein deutscher Ortsnamenszusatz. Da biste auch nur einfach schweigend drüber weggegangen, ohne dazu Stellung zu nehmen.
subgenius schrieb:wat ? - Das Berlin sowas wie 'Ort im Sumpf' heist oder das die Stadtgründer es nicht wussten ?
Na letzteres.
Aber ersteres erscheint mir mittlerweile auch nicht mehr so unumstößlich und gesichert.
Direkt an der Spree, dort, wo Berlin und Cölln gegründet wurden, lebten keine Slawen. Die Heveller siedelten weiter westlich, an der Spreemündung in die Havel, und die Sprewanen siedelten auf der Höhe von Köpenick, von wo aus sie bis Tegel und bis Treptow expandierten. Obwohl die Spreeaue durchaus reichlich Sumpfland auswies, war der Bereich der beiden Stadtgründungen ein trockenes, sandiges Areal. Kein Berl in der Nähe. Wieso sollte ein Ort nach einer weder vorhandenen noch erstrebenswerten Flurerscheinung benannt werden, und das auch noch in der Sprache nicht der Stadtgründer, sondern in der Sprache weiter entfernt lebender Menschengruppen? Ich sehe keine alternative Erklärmöglichkeit für den Namen Berlin. Aber einleuchtend find ich es trotzdem nicht, wieso ausgerechnet diese Bezeichnung aufgegriffen wurde. Gab es dort mal in slawischen Vorzeiten einen Berl, und die Stadtgründer wurden bei Handels- bzw. Markttreffen mit den benachbarten Slawen ständig als "die von dem [ehemaligen] ,Berl" angesprochen, was sie, die Gründer, dann als Ortsnamen übernommen haben? An der Namenspatenschaft des Berls wie an der slawischen Herkunft der Bezeichnung Berl werden wir schwerlich vorbeikönnen. Aber wirklich einleuchtend ist diese Namenswahl nicht gerade.
subgenius schrieb:Ich auch nicht ..
Na wenn Du Dich jetzt also darin zurücknimmst, bin ichs natürlich zufrieden.