Ahmose schrieb:Alle Geheimoperationen werden lange geplant. Ad hoc wird kaum mal was getan.
Da stimme ich zu. Sofern genügend Zeit vorhanden ist, wird eine Operation selbstverständlich so sicher und genau wie irgend möglich geplant. Das steht außer Frage. Aber was ist, wenn diese für genaue und sichere Planung nötige Zeit eben
nicht zur Verfügung steht, es aber dennoch unbedingt irgendwie verhindert werden soll, dass die Ware ihr Ziel erreicht ?
Dann gibt es mMn. genau zwei Möglichkeiten: Entweder man schreibt die Mission gewissermaßen ab und übt sich fortan in Schadensbegrenzung, oder man findet einen Weg, den Verlust der Ware doch noch zu verhindern. Letzteres wäre in der -ich nenne sie mal- "Sprengstofftheorie" umgesetzt worden. Man fand einen Weg.
Ahmose schrieb:Wie soll das auch funktionieren? Es sind doch nicht in jedem Hafen ständig Sprengteams mit geeignetem Sprengstoff auf Abruf bereit, weil man ja mal ein Schiff versenken müsste.
Ich bin und war nie für einen Geheimdienst tätig. Ich habe mein Wissen über Strukturen und Operationen dieser Dienste über Jahre durch Recherchen zu entspr. Fällen, aus Büchern, sonstigen Publikationen und natürlich am Ende auch aus dem Internet angeeignet. Deshalb kann ich Dir selbstverständlich
nicht verbindlich sagen, wie schwer es z.B. für einen Dienst des ehem. Sowjetreiches damals tatsächlich war, Sprengstoff und Zündmechanismen zeitgerecht und unauffälig an Bord der Estonia zu bringen, "scharf" zu machen und dann zu verschwinden.
Was ich aber denke ist, wirklich kompliziert kann Sprengstoffbeschaffung damals nach dem Zerfall des Sowjetreiches nicht einmal für Privatpersonen gewesen sein. Korruption war allgegenwertig. Waffenhändler haben damals z.B. abertausende Waffen, Sprengstoff, Munition, Granaten usw. in die Konfliktzonen nach Afrika geliefert und viel von diesem Material ist davon heute noch dort zu finden bzw. wird munter weiter eingesetzt. Wenn dann ein Dienst versucht, in kurzer Zeit ein paar Sprengladungen nebst entspr. geschulten "Mitarbeitern" an Bord eines Schiffes zu bringen und diese dann unerkannt entkommen zu lassen, sieht diese Aufgabe für mich nicht gerade unlösbar aus.
Ahmose schrieb:Wie sollen die denn da unauffällig an Bord kommen, wenn das Schiff gerade beladen wird und hunderte oder gar tausende Leute da rumwuseln, die keiner jemals effektiv überwachen kann?
Du hast Dir die Frage selbst beantwortet. Dadurch das Leute da herumwuselten und dort keiner wirklich effektiv überwachte, war es doch erst möglich, unauffällig Leute nebst Sprengstoff an Bord und wieder hinunter zu bringen. In einer sehr überschaubaren und streng überwachten Situation z.B. innerhalb eines Militärstützpunktes/Hafens wäre das ziemlich schwierig oder sogar unmöglich gewesen. Nochmal, in dieser Theorie wird das Schiff nicht von den "Eigenen" Leuten oder Verbündeten ins Visier genommen...
Ahmose schrieb:Kosten verursacht das genauso. Wenn das Militär mitmacht wirds ja eher teurer als billiger. Außerdem: Wie groß ist die Verschwörung denn? Wie viele tausend Menschen sind da involviert?
Das Militär ist immer ein großer Kostenfaktor gewesen. In so einem unübersichtlichen Konstrukt lassen sich auch höhere Summen sicher problemlos tarnen. Da sehe ich kein Problem. Darüber hinaus sprechen wir hier nicht über einen Kriegseinsatz mit entsprechender Logistik, Gerät, Waffeneinsatz usw. usf. Es geht hier "nur" um eine Bergung von Material. Also eher eine Fingerübung, für die jetzt nicht die gesamte Flotte und/oder ein Flugzeugträger mobilisiert werden mußten.
Das Personal stand ohnehin bezahlt zur Verfügung, die Ausrüstung auch. Gechartert werden mußte mMn. in dem Falle nichts. Es ging also -wenn- "nur" um die Betriebskosten. Davon mal abgesehen mußten auch nicht tausende Menschen involviert werden. 1-4 Entscheider, eine Crew und das war es dann.
Ahmose schrieb:Gut. Polen oder Deutschland hätten wahrscheinlich auch die Ausrüstung und die Möglichkeiten gehabt da eine Bergeoperation durchzuführen und dabei nicht direkt negativ aufzufallen. Schiffe anderer Staaten hätten sich da aber kaum längere Zeit ungestört aufhalten können.
Es gab auch Bergekapazitäten im "Ostblock". Wenn man sie denn bemerkt oder überhaupt bemerken will. Letzteres klingt absurd. Ist es aber nicht unbedingt. Kommt auf die Situation an. Es geht schließlich manchmal auch um die Sicherheit, Deeskalation, Abwehr eines Konfliktes/einer Krise/eines Skandales.... Es könnte aber auch sein, dass man bei der Bergung nicht bemerkt wurde, weil es eine gute Tarnung gab oder ein U-Boot eingesetzt wurde. Verschiedene Möglichkeiten.
Ahmose schrieb:Das Fähren sinken können, wenn sie Wasser aufs Cardeck bekommen oder eine scharfe Wende einleiten. Bei der Estonia geschah beides. Wozu braucht man denn da noch eine Bombe?
Weil das Bugvisier in dieser Theorie nicht durch den Wellengang abriss. Die Werft und ein unabhängiges Expertenteam haben bis heute keine Erklärung für diesen Abriss nur durch Einwirkung von angeblichem Verschleiß/Wetter/Wellen etc. Außerdem wäre die Fähre bei einem Wassereinbruch ausschließlich auf den Autodeck sicher nicht so schnell gesunken. Sie wäre irgendwann gekentert und hätte noch relativ lange mit dem Kiel oben an der Wasseroberfläche getrieben. Das war nicht der Fall. Es sollte also auch unterhalb der Wasserlinie eine nicht unerhebliche Beschädigung vorgelegen haben, durch die vorhandene Luft entweichen und Wasser eindringen konnte. So etwas ist aber nicht durch Seegang zu erklären...