Kurzgeschichten (nur selbst geschriebene)
29.05.2015 um 22:53Mein 1. Versuch, bitte nicht allzu streng
Der Junge, der nie raus ging
Es war einmal ein Junge. Dieser Junge verließ nie sein Haus. Nicht Früh, nicht Spät. Weder im Sommer, noch im Winter. Weder bei Sonnenschein, noch bei Regen oder Schnee.
Auch als ihn Freunde baten, dass er doch sein Haus verlassen möge, sie hätten gerne mit ihm das Weihnachtsfest gesehen, verließ er sein Haus nicht. Selbst als seine Eltern ihn baten, er möge doch mit ihnen neue Kleider besorgen gehen, verließ er sein Haus nicht. Und so blieb es über viele Jahre.
Der Junge wurde älter und älter. Sein Haar wurde grau und seine Falten tief. Er war nun ein alter Mann. Über all die Jahre hatte er sein Haus nicht verlassen und kannte nur jenes, was darin war. Seine Freunde, die ihn immerzu gefragt hatten, die wollten nicht mehr. Und seine Eltern, die immerzu gefragt hatten, die konnten nicht mehr. Er war nun allein.
Eines Abends durchsuchte er eine Kommode nach einem Kamm, um seine Nachtruhe zu bereiten. Dabei stieß er mit der Hand an etwas Kaltes und Hartes. Er tastete danach und zog es heraus. Es war ein kleiner Handspiegel, den ihm seine Eltern geschenkt hatten, als er noch ein Junge war. Vorsichtig blies er den Staub hinunter und wischte den Rest sanft mit dem Ärmel seines Nachthemdes hinweg.
Er untersuchte sein Gesicht. Die Falten waren noch da, ebenso der traurig-fragende Ausdruck in seinen Augen. Er seufzte leise, weil ihm der Spiegel nichts Neues gezeigt hatte und wollte ihn gerade wieder weglegen, als sein Blick wieder in die Kommode fiel. Dort lag ein kleines Stück Papier, wo vorher noch der Spiegel gelegen hatte. Es musste an ihm befestigt gewesen sein, oder nicht? Vorsichtig hob er es auf und drehte es um. Auf der Rückseite war etwas mit blauer Tinte geschrieben.
Er erkannte die Schrift seines Vaters und schluckte, als er las:
„Mein Sohn, du weißt es. Sieh in den Spiegel.“
Er ließ den Zettel fallen und fing an zu zittern. Er sah wieder in den Spiegel. Er lächelte. Wie er all die Jahre zuvor hätte lächeln sollen. Und immer noch lächelnd, ging er zum Fenster, öffnete es, und sprang.
Ende
Der Junge, der nie raus ging
Es war einmal ein Junge. Dieser Junge verließ nie sein Haus. Nicht Früh, nicht Spät. Weder im Sommer, noch im Winter. Weder bei Sonnenschein, noch bei Regen oder Schnee.
Auch als ihn Freunde baten, dass er doch sein Haus verlassen möge, sie hätten gerne mit ihm das Weihnachtsfest gesehen, verließ er sein Haus nicht. Selbst als seine Eltern ihn baten, er möge doch mit ihnen neue Kleider besorgen gehen, verließ er sein Haus nicht. Und so blieb es über viele Jahre.
Der Junge wurde älter und älter. Sein Haar wurde grau und seine Falten tief. Er war nun ein alter Mann. Über all die Jahre hatte er sein Haus nicht verlassen und kannte nur jenes, was darin war. Seine Freunde, die ihn immerzu gefragt hatten, die wollten nicht mehr. Und seine Eltern, die immerzu gefragt hatten, die konnten nicht mehr. Er war nun allein.
Eines Abends durchsuchte er eine Kommode nach einem Kamm, um seine Nachtruhe zu bereiten. Dabei stieß er mit der Hand an etwas Kaltes und Hartes. Er tastete danach und zog es heraus. Es war ein kleiner Handspiegel, den ihm seine Eltern geschenkt hatten, als er noch ein Junge war. Vorsichtig blies er den Staub hinunter und wischte den Rest sanft mit dem Ärmel seines Nachthemdes hinweg.
Er untersuchte sein Gesicht. Die Falten waren noch da, ebenso der traurig-fragende Ausdruck in seinen Augen. Er seufzte leise, weil ihm der Spiegel nichts Neues gezeigt hatte und wollte ihn gerade wieder weglegen, als sein Blick wieder in die Kommode fiel. Dort lag ein kleines Stück Papier, wo vorher noch der Spiegel gelegen hatte. Es musste an ihm befestigt gewesen sein, oder nicht? Vorsichtig hob er es auf und drehte es um. Auf der Rückseite war etwas mit blauer Tinte geschrieben.
Er erkannte die Schrift seines Vaters und schluckte, als er las:
„Mein Sohn, du weißt es. Sieh in den Spiegel.“
Er ließ den Zettel fallen und fing an zu zittern. Er sah wieder in den Spiegel. Er lächelte. Wie er all die Jahre zuvor hätte lächeln sollen. Und immer noch lächelnd, ging er zum Fenster, öffnete es, und sprang.
Ende