Glaube oder Frömmelei?
04.04.2012 um 15:35Glaube oder Frömmelei?
Ich möchte euch hiermit einmal fragen, was für euch „Glaube“ so ganz eigentlich ist, was Glaube für euch bedeutet und was ihr darunter versteht und was diesen ausmacht. Und ich möchte euch fragen, was für euch im Gegenzug dazu Frömmelei ist und was der Unterschied zwischen Glaube und Frömmelei für euch ist. Wo beginnt Glaube und ab wann ist es Frömmelei? Und können Glaube und Frömmelei auch gemeinsame Wege gehen, oder hat Frömmelei gar nichts mit Glaube zutun?
Ich selber halte mich zwar für einen gottgläubigen Menschen aber ich muss gestehen, ich bin nicht gerade besonders fromm. Und mit der Frömmelei kann ich überhaupt nichts anfangen. Ehrfürchtig gegenüber der Schöpfung, meinen Mitwesen und Gott ja, aber nicht fromm.
So nimmt es denn auch nicht Wunder, dass ein Teil meines Freundeskreises auch aus Glaubensgeschwistern besteht. Nun mache ich bei Freunden aber keinen Unterschied zwischen denen, die wie ich, an einen Gott glauben oder denen, die nicht an einen Gott glauben. Freundschaft ist für mich auch durchaus auf rein menschlicher Ebene möglich. Und ich habe so manchesmal in gewissen Nöten erlebt, dass mir ein offenes, einfaches Lächeln eines Mitmenschen oder ein ganz persönliches Wort von jemandem, auch wenn das überhaupt rein gar nichts mit Gott zutun hatte, viel mehr gegeben hatte, als etwa wenn mich einer meiner Glaubensgeschwister mit irgendwelchen Bibelversen zugeschmissen hat, im Glauben, das würde mir Trost geben. Ich meine, die meisten Bibelverse die man mir dann sagt, kenne ich ohnehin meistens selbst, oder kann sie wenn ich will, ja auch selber in der Bibel lesen.
Wieso meinen manche Gläubige, damit auch noch ein gutes Werk der Nächstenliebe getan zu haben, oder glauben gar ihrer Glaubenspflicht im Sinne der Nächstenliebe dadurch schon alleine nachgekommen zu sein, indem sie jemanden lediglich mit Bibelversen zuschmeißen? Ich sag dann oft: Ihr braucht mich nicht zu missionieren oder zu evangelisieren ! Ich glaube doch auch an Gott wie ihr ! Ein einfaches, ganz persönliches Wort aus dem Herzen eines Menschen ist mir da viel wertvoller als das rezitieren von irgendwelchen Bibelversen. Aber dann bekomme ich meist ein Achselzucken und die Erwiderung: Wie kann ein Menschenwort für dich wertvoller sein als etwa das Wort Gottes aus der Bibel? Was soll ich dir kostbareres geben als das Wort Gottes?
Ich bin überhaupt ein mehr in sich gekehrter Glaubender, der seinen Glauben mehr kontemplativ, in der Stille lebt und vollzieht. So bete ich auch lieber im stillen für mich alleine wie es mir halt aus dem Herzen kommt in eigenen Worten, die ich dazu nicht einmal aussprechen möchte, als etwa laut mit anderen zusammen irgendwelche vorgefertigten Gebete zu verrichten. Das verstehen viele meiner Glaubensgeschwister aber nicht und meinen dann, ich würde gar nicht richtig Gläubig sein. Weil Glaube auch in der Gemeinschaft und damit auch Gemeinsam praktiziert werden sollte. Und damit haben sie natürlich irgendwo auch Recht. Das liegt mir aber nun einmal nicht so. Aber diskutieren mit anderen über Glaubensdinge hingegen oder mal über eine Bibelstelle gemeinsam nachdenken und sich auszutauschen, das finde ich wiederum sehr erbaulich.
Es kommt mir bei so manch einem meiner Glaubensgeschwister auch irgendwie so vor, als benötigen Sie diese Bibelverse, mit denen sie mich immerzu so gerne zuschütten, eher selbst. Und im weiteren kommt es mir so vor, als sei all das Fromme mit dem sich so manch einer umgibt, seien es seine vielen frommen Bücher in denen er von Tag zu Tag drin ließt, seine Ikonenbildchen an der Wand oder fromme Bibelsprüche die er sich eingerahmt an die Wand gehängt hat, oder seine Heiligenfigürchen auf dem Tisch, oder diese moderne christliche Lobpreismusik, die der eine oder andere so den lieben langen Tag über von seinem CD-Player abspielen lässt, als sei das alles zu nichts weiter dienlich, als zu seiner eigenen Selbsterbauung. Hieße Glaube dann letztlich nichts anderes als Selbsterbauung?
Da frag ich mich dann: Also wenn so jemand all diese rein äusseren Zeichen so dringend nötig hat, ob er sie wohl nur deswegen so wichtig in seinem Leben findet, eben weil er im inneren vielleicht selber nur einen sehr schwachen Glauben hat? Eine innere Leere die er mit solchen rein äusserlichen Dingen dann zu füllen sucht?
Denn wozu benötigte er ansonsten all diese frommen Dinge um ihn herum, wenn er einen wirklich starken Glauben in seinem Herzen hat? Ist das ganze dann nicht doch mehr eine rein äusserliche Frömmelei als echter Glaube? Und was macht aber denn dann den wirklichen Glauben aus? Ich will hier niemanden persönlich in seinem Glauben angreifen oder kritisieren, daher nenne ich sowieso schon mal keine Namen. Mag aber sein, dass der eine oder andere sich aber angesprochen fühlt oder teilweise in meinen Schilderungen wiederfindet. Dann würde ich gerade von diesen doch mal gerne wissen, wieso manche Christen einen immerzu so gerne mit Bibelsprüchen zuschmeißen müssen und damit meinen, sie hätten das beste für einen getan was man ihm hätte überhaupt bieten können?
Wenn ich mal jemanden um Rat frage, wegen persönlicher Probleme oder Schwierigkeiten und anstatt eines persönlichen Wortes der Ermutigung, der Hilfe oder des Trostes oder eines Rates dann stattdessen eine halbe Stunde lang am Telefon eine Predigt aus der Bibel vorgelesen bekomme, die gar nicht mehr aufhören will, ohne ein persönliches Wort dabei, da frag ich mich halt schon, was das eigentlich soll? Werde ich von meinem Gegenüber eigentlich noch ernst genommen? Ich meine, wenn ich in der Bibel Hilfe, Rat, Trost oder Ermutigung suche, rufe ich keine Freunde an, sondern setz mich hin und lese selber in der Bibel. Dazu brauche ich keine Rezitationen von anderen aus der Schrift.
Wenn ich dann mal bescheiden frage was das soll, dann bekomme ich zur Antwort: Tja, wess des Herz voll ist, dess läuft der Mund über... Was soviel besagt: Wenn mein Herz nun mal voll des Glaubens ist, dann wirst du von mir auch nur Bibelsprüche zu hören bekommen, was erwartest du denn sonst?
Es ist ja nun nichts gegen das Lesen in frommen Büchern oder das rezitieren von Bibelversen an sich zu sagen. Und wer´s braucht kann von mir aus so viel Heiligenbilchen und fromme eingerahmte Sprüche an seinen Wänden hängen haben und so viel christliche Lobpreismusik vom CD-Player hören, wie er mag. Aber hat das überhaupt etwas mit echtem Glauben zutun? Ist all das Verlangen nach irgendwelchen äusseren Zeichen, Bildern, frommer Musik oder auch dem Wort Gottes nicht gar eher ein Zeichen dafür, dass man seine eigene innere Leere lediglich damit füllen will? Hätte man das aber nötig, wenn man durch den Glauben innerlich schon erfüllt wäre? Mir scheint vieles davon zumindest inzwischen nichts anderes zu sein als zur reinen Selbsterbauung dienliches. Aber ist Glaube denn nur dazu da, um sich selbst zu erbauen? Und ist das rezitieren von Bibelversen wirklich auch immer erbaulich für den anderen? Oder ist da nicht doch ein ganz persönliches Wort, das von Herzen kommt, nicht doch so manchesmal erbaulicher als wenn einem immerzu nur Bibelverse an den Kopf geschmissen werden?
Ich sag dann immer mal gerne, wenn es mir zu viel wird: Die Bibel ist nicht dazu da, um damit erschlagen zu werden. Das finden meine Glaubensgeschwister dann allerdings gar nicht sonderlich lustig. Ist es auch nicht, denn ich meine das schon ernst. Ich habe aber den Eindruck, genau das tun sie ganz gerne !
Was meint ihr, was ist Glaube und was ist reine Frömmelei und wo ist die Grenze? Schließt das eine das andere aus, sind das gar zwei völlig verschiedene Paar Schuhe oder geht Glaube und Frömmelei möglicherweise auch Hand in Hand? Und ab wann wird eine fromme Handlung zur Frömmelei? Ich meine, selbst da kann man ja durchaus noch differenzieren. Wenn es jemandem ein besonderes Anliegen ist, aus seinem Glauben heraus zu beten, sich niederzuknien, zu bekreuzigen, ein Kerzchen anzuzünden, ein Stück aus der Bibel vorzulesen oder gar ein frommes Lied zu singen, dann würde ich das noch nicht als Frömmelei bezeichnen, weil eine innere Herzenshaltung dahinter liegt, die wiederum aus seinem Glauben heraus entstanden ist. Ob das einem anderen wirklich hilft ist eine andere Frage. Aber auch das ist meiner Meinung nach wieder nur reine Selbsterbauung.
Bei so einigen Christen hab ich allerdings so manchesmal den Eindruck, dass sich deren Glaube eher im Kopf befindet als im Herzen. Denen es in der Hauptsache eben entweder nur um reine Selbsterbauung geht, oder eben darum, andere zu missionieren oder zu evangelisieren, idem sie eben bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Bibel auspacken und einen mit Sprüchen und Versen daraus zuschütten. Was mich ja viel mehr interessieren würde, wie so jemand diese Bibelverse dann auch versteht und ob er sie überhaupt versteht? Aber durch das reine rezitieren alleine kann doch eigentlich nur mehr Schaden als Nutzen entstehen, was meint ihr? Und macht so etwas überhaupt irgendeinen Sinn? Denken solche Menschen eigentlich auch mal darüber nach, warum sie das überhaupt tun und was das möglicherweise bei anderen für eine Wirkung hervorbringen kann, ja dass das möglicherweise sogar ins Gegenteil umschlagen kann, dass ich dann irgendwann sage: Bitte lass mich in Ruhe mit deinen ewigen Bibelzitaten, ich kann es nicht mehr hören...
Da kommt dann als Antwort schonmal: Wenn du die Bibel nicht mehr hören kannst, bist du nicht wirklich Gläubig, denn einem Gläubigen wäre jedes Wort Gottes das er hören kann eine Labsal und er würde sich darüber freuen ! Bis hin zu solchen Äusserungen: Dann bist du vom Bösen besessen, wenn dich das Wort Gottes sogar nervt und du es nicht mehr ertragen kannst...
Wie gesagt, ich lese selber gerne in der Bibel, ich höre immer gerne bei den Lesungen und Predigten in der Kirche zu, ich diskutiere gerne über Glaubensdinge und tausche mich auch gerne mal mit anderen über verschiedene Bibelstellen aus, aber zu viel ist einfach zu viel, ich kann nicht permanent so aufnahmefähig sein, dass ich nur noch Ohren für Bibelrezitationen habe, nur noch fromme Sprüche an den Wänden hängen habe, nur noch christliche Lobpreismusik höre, ich meine, dann kann ich auch gleich ins Kloster gehen, oder?
Aber auch mal ganz losgelöst von meinen eigenen Erfahrungen mit meinen lieben Glaubensgeschwistern, wie seht ihr das: Was ist der Unterschied zwischen Glaube und Frömmelei? Und was macht für euch Glaube aus und was Frömmelei? Wo geht es auseinander, wo kann man sagen, hat das eine mit dem anderen nichts mehr zutun, wo sind die Grenzen dazwischen, oder gibt es da gar keine, geht beides immer Hand in Hand und kann man das nicht trennen?
Was habt ihr für Erfahrungen mit anderen, mit Glaubensgeschwistern gemacht? Wurde es euch auch schon mal zu viel? Oder bin ich der einzige, der das so sieht, dem es so ergeht?
Ich meine, die Bibel ist ja auch kein Selbstzweck. Es geht doch nicht nur darum, lauter Sprüche daraus zu rezitieren und andere damit zuzuschmeißen, sondern doch wohl eher darum, das gelesene oder gehörte auch zu verstehen, um dadurch neue Erkenntnisse zu gewinnen und diese dann auch im praktischen Leben anwenden zu können um einfach ein besserer Mensch zu werden. Das macht in meinen Augen dann auch Sinn. Was meint ihr?
Ich möchte euch hiermit einmal fragen, was für euch „Glaube“ so ganz eigentlich ist, was Glaube für euch bedeutet und was ihr darunter versteht und was diesen ausmacht. Und ich möchte euch fragen, was für euch im Gegenzug dazu Frömmelei ist und was der Unterschied zwischen Glaube und Frömmelei für euch ist. Wo beginnt Glaube und ab wann ist es Frömmelei? Und können Glaube und Frömmelei auch gemeinsame Wege gehen, oder hat Frömmelei gar nichts mit Glaube zutun?
Ich selber halte mich zwar für einen gottgläubigen Menschen aber ich muss gestehen, ich bin nicht gerade besonders fromm. Und mit der Frömmelei kann ich überhaupt nichts anfangen. Ehrfürchtig gegenüber der Schöpfung, meinen Mitwesen und Gott ja, aber nicht fromm.
So nimmt es denn auch nicht Wunder, dass ein Teil meines Freundeskreises auch aus Glaubensgeschwistern besteht. Nun mache ich bei Freunden aber keinen Unterschied zwischen denen, die wie ich, an einen Gott glauben oder denen, die nicht an einen Gott glauben. Freundschaft ist für mich auch durchaus auf rein menschlicher Ebene möglich. Und ich habe so manchesmal in gewissen Nöten erlebt, dass mir ein offenes, einfaches Lächeln eines Mitmenschen oder ein ganz persönliches Wort von jemandem, auch wenn das überhaupt rein gar nichts mit Gott zutun hatte, viel mehr gegeben hatte, als etwa wenn mich einer meiner Glaubensgeschwister mit irgendwelchen Bibelversen zugeschmissen hat, im Glauben, das würde mir Trost geben. Ich meine, die meisten Bibelverse die man mir dann sagt, kenne ich ohnehin meistens selbst, oder kann sie wenn ich will, ja auch selber in der Bibel lesen.
Wieso meinen manche Gläubige, damit auch noch ein gutes Werk der Nächstenliebe getan zu haben, oder glauben gar ihrer Glaubenspflicht im Sinne der Nächstenliebe dadurch schon alleine nachgekommen zu sein, indem sie jemanden lediglich mit Bibelversen zuschmeißen? Ich sag dann oft: Ihr braucht mich nicht zu missionieren oder zu evangelisieren ! Ich glaube doch auch an Gott wie ihr ! Ein einfaches, ganz persönliches Wort aus dem Herzen eines Menschen ist mir da viel wertvoller als das rezitieren von irgendwelchen Bibelversen. Aber dann bekomme ich meist ein Achselzucken und die Erwiderung: Wie kann ein Menschenwort für dich wertvoller sein als etwa das Wort Gottes aus der Bibel? Was soll ich dir kostbareres geben als das Wort Gottes?
Ich bin überhaupt ein mehr in sich gekehrter Glaubender, der seinen Glauben mehr kontemplativ, in der Stille lebt und vollzieht. So bete ich auch lieber im stillen für mich alleine wie es mir halt aus dem Herzen kommt in eigenen Worten, die ich dazu nicht einmal aussprechen möchte, als etwa laut mit anderen zusammen irgendwelche vorgefertigten Gebete zu verrichten. Das verstehen viele meiner Glaubensgeschwister aber nicht und meinen dann, ich würde gar nicht richtig Gläubig sein. Weil Glaube auch in der Gemeinschaft und damit auch Gemeinsam praktiziert werden sollte. Und damit haben sie natürlich irgendwo auch Recht. Das liegt mir aber nun einmal nicht so. Aber diskutieren mit anderen über Glaubensdinge hingegen oder mal über eine Bibelstelle gemeinsam nachdenken und sich auszutauschen, das finde ich wiederum sehr erbaulich.
Es kommt mir bei so manch einem meiner Glaubensgeschwister auch irgendwie so vor, als benötigen Sie diese Bibelverse, mit denen sie mich immerzu so gerne zuschütten, eher selbst. Und im weiteren kommt es mir so vor, als sei all das Fromme mit dem sich so manch einer umgibt, seien es seine vielen frommen Bücher in denen er von Tag zu Tag drin ließt, seine Ikonenbildchen an der Wand oder fromme Bibelsprüche die er sich eingerahmt an die Wand gehängt hat, oder seine Heiligenfigürchen auf dem Tisch, oder diese moderne christliche Lobpreismusik, die der eine oder andere so den lieben langen Tag über von seinem CD-Player abspielen lässt, als sei das alles zu nichts weiter dienlich, als zu seiner eigenen Selbsterbauung. Hieße Glaube dann letztlich nichts anderes als Selbsterbauung?
Da frag ich mich dann: Also wenn so jemand all diese rein äusseren Zeichen so dringend nötig hat, ob er sie wohl nur deswegen so wichtig in seinem Leben findet, eben weil er im inneren vielleicht selber nur einen sehr schwachen Glauben hat? Eine innere Leere die er mit solchen rein äusserlichen Dingen dann zu füllen sucht?
Denn wozu benötigte er ansonsten all diese frommen Dinge um ihn herum, wenn er einen wirklich starken Glauben in seinem Herzen hat? Ist das ganze dann nicht doch mehr eine rein äusserliche Frömmelei als echter Glaube? Und was macht aber denn dann den wirklichen Glauben aus? Ich will hier niemanden persönlich in seinem Glauben angreifen oder kritisieren, daher nenne ich sowieso schon mal keine Namen. Mag aber sein, dass der eine oder andere sich aber angesprochen fühlt oder teilweise in meinen Schilderungen wiederfindet. Dann würde ich gerade von diesen doch mal gerne wissen, wieso manche Christen einen immerzu so gerne mit Bibelsprüchen zuschmeißen müssen und damit meinen, sie hätten das beste für einen getan was man ihm hätte überhaupt bieten können?
Wenn ich mal jemanden um Rat frage, wegen persönlicher Probleme oder Schwierigkeiten und anstatt eines persönlichen Wortes der Ermutigung, der Hilfe oder des Trostes oder eines Rates dann stattdessen eine halbe Stunde lang am Telefon eine Predigt aus der Bibel vorgelesen bekomme, die gar nicht mehr aufhören will, ohne ein persönliches Wort dabei, da frag ich mich halt schon, was das eigentlich soll? Werde ich von meinem Gegenüber eigentlich noch ernst genommen? Ich meine, wenn ich in der Bibel Hilfe, Rat, Trost oder Ermutigung suche, rufe ich keine Freunde an, sondern setz mich hin und lese selber in der Bibel. Dazu brauche ich keine Rezitationen von anderen aus der Schrift.
Wenn ich dann mal bescheiden frage was das soll, dann bekomme ich zur Antwort: Tja, wess des Herz voll ist, dess läuft der Mund über... Was soviel besagt: Wenn mein Herz nun mal voll des Glaubens ist, dann wirst du von mir auch nur Bibelsprüche zu hören bekommen, was erwartest du denn sonst?
Es ist ja nun nichts gegen das Lesen in frommen Büchern oder das rezitieren von Bibelversen an sich zu sagen. Und wer´s braucht kann von mir aus so viel Heiligenbilchen und fromme eingerahmte Sprüche an seinen Wänden hängen haben und so viel christliche Lobpreismusik vom CD-Player hören, wie er mag. Aber hat das überhaupt etwas mit echtem Glauben zutun? Ist all das Verlangen nach irgendwelchen äusseren Zeichen, Bildern, frommer Musik oder auch dem Wort Gottes nicht gar eher ein Zeichen dafür, dass man seine eigene innere Leere lediglich damit füllen will? Hätte man das aber nötig, wenn man durch den Glauben innerlich schon erfüllt wäre? Mir scheint vieles davon zumindest inzwischen nichts anderes zu sein als zur reinen Selbsterbauung dienliches. Aber ist Glaube denn nur dazu da, um sich selbst zu erbauen? Und ist das rezitieren von Bibelversen wirklich auch immer erbaulich für den anderen? Oder ist da nicht doch ein ganz persönliches Wort, das von Herzen kommt, nicht doch so manchesmal erbaulicher als wenn einem immerzu nur Bibelverse an den Kopf geschmissen werden?
Ich sag dann immer mal gerne, wenn es mir zu viel wird: Die Bibel ist nicht dazu da, um damit erschlagen zu werden. Das finden meine Glaubensgeschwister dann allerdings gar nicht sonderlich lustig. Ist es auch nicht, denn ich meine das schon ernst. Ich habe aber den Eindruck, genau das tun sie ganz gerne !
Was meint ihr, was ist Glaube und was ist reine Frömmelei und wo ist die Grenze? Schließt das eine das andere aus, sind das gar zwei völlig verschiedene Paar Schuhe oder geht Glaube und Frömmelei möglicherweise auch Hand in Hand? Und ab wann wird eine fromme Handlung zur Frömmelei? Ich meine, selbst da kann man ja durchaus noch differenzieren. Wenn es jemandem ein besonderes Anliegen ist, aus seinem Glauben heraus zu beten, sich niederzuknien, zu bekreuzigen, ein Kerzchen anzuzünden, ein Stück aus der Bibel vorzulesen oder gar ein frommes Lied zu singen, dann würde ich das noch nicht als Frömmelei bezeichnen, weil eine innere Herzenshaltung dahinter liegt, die wiederum aus seinem Glauben heraus entstanden ist. Ob das einem anderen wirklich hilft ist eine andere Frage. Aber auch das ist meiner Meinung nach wieder nur reine Selbsterbauung.
Bei so einigen Christen hab ich allerdings so manchesmal den Eindruck, dass sich deren Glaube eher im Kopf befindet als im Herzen. Denen es in der Hauptsache eben entweder nur um reine Selbsterbauung geht, oder eben darum, andere zu missionieren oder zu evangelisieren, idem sie eben bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Bibel auspacken und einen mit Sprüchen und Versen daraus zuschütten. Was mich ja viel mehr interessieren würde, wie so jemand diese Bibelverse dann auch versteht und ob er sie überhaupt versteht? Aber durch das reine rezitieren alleine kann doch eigentlich nur mehr Schaden als Nutzen entstehen, was meint ihr? Und macht so etwas überhaupt irgendeinen Sinn? Denken solche Menschen eigentlich auch mal darüber nach, warum sie das überhaupt tun und was das möglicherweise bei anderen für eine Wirkung hervorbringen kann, ja dass das möglicherweise sogar ins Gegenteil umschlagen kann, dass ich dann irgendwann sage: Bitte lass mich in Ruhe mit deinen ewigen Bibelzitaten, ich kann es nicht mehr hören...
Da kommt dann als Antwort schonmal: Wenn du die Bibel nicht mehr hören kannst, bist du nicht wirklich Gläubig, denn einem Gläubigen wäre jedes Wort Gottes das er hören kann eine Labsal und er würde sich darüber freuen ! Bis hin zu solchen Äusserungen: Dann bist du vom Bösen besessen, wenn dich das Wort Gottes sogar nervt und du es nicht mehr ertragen kannst...
Wie gesagt, ich lese selber gerne in der Bibel, ich höre immer gerne bei den Lesungen und Predigten in der Kirche zu, ich diskutiere gerne über Glaubensdinge und tausche mich auch gerne mal mit anderen über verschiedene Bibelstellen aus, aber zu viel ist einfach zu viel, ich kann nicht permanent so aufnahmefähig sein, dass ich nur noch Ohren für Bibelrezitationen habe, nur noch fromme Sprüche an den Wänden hängen habe, nur noch christliche Lobpreismusik höre, ich meine, dann kann ich auch gleich ins Kloster gehen, oder?
Aber auch mal ganz losgelöst von meinen eigenen Erfahrungen mit meinen lieben Glaubensgeschwistern, wie seht ihr das: Was ist der Unterschied zwischen Glaube und Frömmelei? Und was macht für euch Glaube aus und was Frömmelei? Wo geht es auseinander, wo kann man sagen, hat das eine mit dem anderen nichts mehr zutun, wo sind die Grenzen dazwischen, oder gibt es da gar keine, geht beides immer Hand in Hand und kann man das nicht trennen?
Was habt ihr für Erfahrungen mit anderen, mit Glaubensgeschwistern gemacht? Wurde es euch auch schon mal zu viel? Oder bin ich der einzige, der das so sieht, dem es so ergeht?
Ich meine, die Bibel ist ja auch kein Selbstzweck. Es geht doch nicht nur darum, lauter Sprüche daraus zu rezitieren und andere damit zuzuschmeißen, sondern doch wohl eher darum, das gelesene oder gehörte auch zu verstehen, um dadurch neue Erkenntnisse zu gewinnen und diese dann auch im praktischen Leben anwenden zu können um einfach ein besserer Mensch zu werden. Das macht in meinen Augen dann auch Sinn. Was meint ihr?