@shionoro: Deine Gedankengänge sind ja nicht dumm, ich habe eben nur eine andere Meinung dazu. Ich meine zB. dass nicht jeder Leben so definieren kann, wie er mag. Das kann jemand für sich zwar tun, muss sich aber letztlich doch an die allgemeine Definition halten. Und es muss etwas geben, um für alle Menschen gleichermaßen zu gelten. Daran kann man aber arbeiten.
Abwägen von Leben gegen Leben ist gefährlich. Dein Beispiel mit dem Flugzeug erinnert mich an diese Gewissensfragen die man früher auslegen sollte, wenn man zB. den Wehrdienst verweigern wollte. Ich finde sie sind generell nicht fair, sondern dienen nur als Fangfragen. Wenn ich sage: Abschießen, habe ich Menschen auf dem Gewissen. Wenn ich sage: Nicht abschießen, habe ich auch Menschen auf dem Gewissen. Nur darum geht es, dass man etwas auf dem Gewissen hat.
Ein Arzt ist angehalten Leben zu retten, nicht Leben zu nehmen. Er kann nur Organe verpflanzen die zur Verfügung stehen. Er darf deswegen aber nicht einem ihm weniger Wert erscheinenden deswegen das Leben nehmen um durch dessen Organe einem anderen das Leben zu retten.
Wenn ich von guten oder bösen, sagen wir besser, guten und schlechten Menschen spreche, dann schimmert dabei natürlich mein Glaube etwas durch. Aber wenn es um prinzipielle Fragen geht, dann muss ich meine eigene Wertung, wen ich für gut oder schlecht halte zurück stellen, denn auch schlechte Menschen müssen die gleichen Rechte haben. Unabhängig von meiner Glaubensüberzeugung.
Eine Unterteilung in gute und schlechte Menschen ist genauso wie in weiße und farbige, oder wie in Mann und Frau, nur eben recht subjektiv. Wenn ich lediglich feststelle, dass Menschen recht unterschiedlich sind, dann ist das eine Sache. Das rechtfertigt mich allerdings nicht, sie deswegen auch unterschiedlich zu behandeln. Das ist eine ganz andere Sache.
Der Mensch an der Maschine ist ein heikles Thema. Koma gibt es eigentlich erst, seit es möglich ist, jemanden künstlich durch die Maschinen am Leben zu erhalten. Ich bin da zweigespalten. Denn ohne die Maschinen würden diese Menschen sterben. Wenn es aber möglich ist, sie am Leben zu erhalten und es eine gewisse Wahrscheinlichkeit gibt, dass sie wieder aus dem Koma erwachen, ist es nicht generell abzulehnen. Andererseits kann man sich als Glaubender fragen, ob das so richtig ist. Immerhin ist es ein künstlich verlängertes Leben. Ich frage mich da schon, ob wir dabei Gott nicht schon ins Handwerk pfuschen?
Dann gibt es aber wiederum viele andere künstliche Lebensverlängerungen, die nicht ganz so dramatisch aussehen, ohne die gewisse Menschen aber auch nicht mehr Lebensfähig wären, wie zB. bestimmte Medikamente wie Insulin, oder die Dialysepatienten die wegen Nierenversagen an eine künstliche Niere angeschlossen werden müssen usw. Ohne all diese künstlichen Mittel würden solche Menschen sterben. Auch das kann man nicht verantworten, wenn es denn diese Methoden jetzt nun mal gibt, sie dann nicht auch anzuwenden - ausser natürlich, der Patient will das nicht.
Was mir persönlich ganz wichtig ist, das ist der Wille des Betroffenen ! Dass jemand anderer über das Leben, über fremde Organe einfach bestimmen könne - ohne dass der eigentlich Betroffene überhaupt ein Mitspracherecht dabei hat, nur weil bestimmte Menschen eine andere Ethik haben als der davon betroffene - das lehne ich ab !
Wer seine Organe oder einen Teil seiner Organe spenden will, der soll auch nicht daran gehindert werden - wer es aber nicht will, der darf auch nicht dazu gezwungen werden. Sonst können wir uns von der Menschenwürde verabschieden. In einem totalitären Regime kann ein Staatsoberhaupt über das Leben und über die Organe anderer entscheiden, kann man Leben gegen Leben abwägen, kann über Leben und Tod von oben herab entschieden werden, kann ein Arzt auch gezwungen werden, Leben auszulöschen statt Leben zu retten, aber ob das wünschenswert ist, möchte ich doch stark in Frage stellen.