Apokryphen - Bibel unvollständig
02.08.2006 um 23:53
Evas Erzählung vom Sündenfall.
15Da spricht Eva zu ihnen: Hört, alle meine Kinder undKindeskinder! Ich will euch erzählen, wie uns der Feind verführt hat. Als wir das
Paradies, jedes von uns beiden den von Gott ihm zugewiesenen Teil bewohnten (ichbewachte als meinen Bezirk den Süden und Westen), da
ging der Teufel in Adams Bezirk,in dem die männlichen Tiere waren. Gott hatte nämlich die Tiere auf uns verteilt; allemännlichen hatte er
eurem Vater, mir aber die weiblichen gegeben, und jedes von unshütete das Seine. 16Und der Teufel sprach zur Schlange: Auf, komm her
zu mir; ichwill dir etwas sagen, davon du Nutzen haben wirst! Da kam die Schlange zu ihm, und derTeufel spricht zu ihr: Ich höre, du bist
klüger als alle anderen Tiere; ich kam nun,dich kennen zu lernen, da fand ich dich größer als die anderen Tiere ... Gleichwohlbetest du den
weit Geringeren an! Warum ißt du vom Unkraut Adams und seines Weibesund nicht vielmehr von der Frucht des Paradieses? Auf, wohlan,
wir wollen es dahinbringen, daß er wegen seines Weibes aus dem Paradiese getrieben werde, wie auch wirseinetwegen vertrieben worden
sind. So spricht die Schlange zu ihm: Ich fürchte, derHerr wird über mich in Zorn geraten. Spricht der Teufel zu ihr: Fürchte dich nicht!
Werde nur mein Gefäß, so will ich durch deinen Mund ein Wort reden, womit es dirgelingen soll, ihn zu verführen.
17Und alsbald hing sich die Schlange an die Mauerdes Paradieses. Um die Stunde, da die Engel Gottes hinaufkamen, Gott anzubeten, nahm
der Satan Engelsgestalt an und lobsang Gott wie die Engel. Und >er< bückte sichüber die Mauer, daß ich ihn erblickte gleich einem Engel.
Da spricht er zu mir: Bistdu Eva? Und ich sprach zu ihm: Ja, ich bins. Da spricht er zu mir: Was tust du imParadies? Und ich sprach zu ihm:
Gott hat uns eingesetzt, es zu bewachen und von ihmzu essen. Der Teufel antwortete mir durch den Mund der Schlange: Ihr tut gut daran,
aber ihr eßt nicht von allen Bäumen! Und ich sage zu ihm: Doch, wir essen von allenBäumen, nur einen allein ausgenommen, der inmitten
des Paradieses steht, betreffsdessen Gott uns verboten hat, von ihm zu essen, »sonst werdet ihr Todes sterben! « 18Daspricht die Schlange
zu mir: So wahr Gott lebt, ich bin euretwegen betrübt, weil ihrunvernünftig seid wie Vieh. Ich will euch nämlich nicht in Unkenntnis lassen,
sondern- auf, wohlan, höre auf mich und iß, so wirst du den Wert des Baums wahrnehmen! Ich abersprach zu ihr: Ich fürchte, Gott wird
über mich in Zorn geraten, wie er uns gesagthat. Und er spricht zu mir: Fürchte dich nicht; denn sobald du ißt, werden dir die Augen
aufgetan, und ihr werdet sein wie Götter in der Erkenntnis dessen, was gut und wasböse ist. Gott aber, der dies weiß, daß ihr ihm gleich
werden würdet, hat nur ausNeid zu euch gesagt: Ihr dürft nicht von ihm essen! Du aber betrachte den Baum, so wirstdu große Herrlichkeit
um ihn sehen. Da betrachtete ich den Baum und sah großeHerrlichkeit um ihn. Ich sprach aber zu ihr: Er ist lieblich für die Augen
anzusehen!Doch fürchte ich mich, von seiner Frucht zu nehmen. Da spricht sie zu mir: Wohlan, ichwill dir davon geben, folge mir! 19Ich
öffnete ihr nun, und sie trat hinein insParadies und ging vor mir her. Nachdem sie eine kleine Strecke Wegs gegangen war, wandtesie sich
um und sprach zu mir: Es reut mich wieder, ich will dir lieber nicht davonzu essen geben! Das sagte sie aber nur in der Absicht, mich
vollends zu berücken undins Verderben zu stürzen. Und spricht zu mir: Schwöre mir, daß du auch deinem Manne davongeben willst! Da
sprach ich zu ihr: Ich weiß nicht, mit welchem Eid ich es dirschwören soll, doch was ich weiß, will ich dir sagen: Beim Herrscherthron, bei
denKeruben und dem Baume des Lebens: ich will auch meinem Manne davon zu essen geben! Alssie mir nun den Eid abgenommen hatte,
da kam sie und stieg auf den Baum. Sie tat aberan die Frucht, die sie mir zu essen gab, das Gift ihrer Bosheit, d. i. ihrer Begierde,denn
Begierde ist der Anfang aller Sünde. Und >sie< bog den Zweig zur Erde, danahm ich von der Frucht und aß.
20Und zur selbigen Stunde wurden mir die Augenaufgetan, und ich erkannte, daß ich entblößt war von der Gerechtigkeit, mit der ich
bekleidet war. Da weinte ich und sprach: Warum hast du mir das angetan, daß ichentfremdet ward von meiner Herrlichkeit, mit der ich
bekleidet war? Ich weinte aberauch über den Eid. Da kam jene vom Baum herab und verschwand. Ich aber suchte in meinemBezirke
Blätter, um meine Scham zu verhüllen - doch fand ich keine an den Bäumen desParadieses. Denn sobald ich gegessen hatte, waren die
Blätter von allen Bäumen meinesBezirks abgefallen, den Feigenbaum ausgenommen. 21Da nahm ich Blätter von ihm und machtemir
daraus Gurte. Und gerade von >diesem Baum< hatte ich gegessen. Und ich riefmit lauter Stimme: Adam, Adam, wo bist du? Auf, komm her
zu mir, so will ich dir eingroßes Geheimnis zeigen! Als nun euer Vater kam, redete ich zu ihm die gesetzwidrigenWorte, welche uns von
großer Herrlichkeit entfernt haben. Sobald er nämlichherbeigekommen war, tat ich meinen Mund auf, doch der Teufel redete aus mir; ich
hoban, ihn aufzufordern: Wohlan, Adam, mein Herr, höre auf mich und iß von der Frucht desBaums, von dem zu essen uns Gott verboten
hat, so wirst du sein wie Gott! Daantwortete euer Vater und sprach: Ich fürchte, Gott wird über mich in Zorn geraten. Ichaber sprach zu
ihm: Fürchte dich nicht,- denn sobald du davon ißt, wirst du Gut undBöse erkennen! Da hatte ich ihn nun bald überredet; er aß, und ihm
wurden die Augenaufgetan, daß auch er seine Blöße erkannte. Da spricht er zu mir: Du böses Weib, was hastdu uns da angerichtet?
Entfremdet hast du mich von der Herrlichkeit Gottes!
22Undzur selbigen Stunde hörten wir den Erzengel Michael seine Trompete blasen und die Engelrufen: So spricht der Herr: Kommt mit mir
ins Paradies und hört den Spruch, mit demich Adam richten werde! Als wir nun den Erzengel trompeten hörten, dachten wir: Siehe,Gott
kommt ins Paradies, uns zu richten. Daher fürchteten und verbargen wir uns. Dafuhr Gott zum Paradies auf dem Kerubwagen, und die Engel
lobsangen ihm. In demAugenblick, wo Gott ins Paradies einzog, schlugen alle Bäume sowohl in Adams Bezirk wiein meinem wieder aus,
und Gottes Thron ward beim Baume des Lebens>aufgerichtet<. 23Und Gott rief Adam: Adam, wo hältst du dich verborgen? Meinst du,ich
fände dich nicht? Kann sich denn ein Haus vor seinem Baumeister verbergen? Daraufantwortete euer Vater und sprach: Keineswegs, Herr,
verbergen wir uns in der Meinung,du könntest uns nicht finden; aber ich fürchte mich, weil ich bloß bin, und scheute deineGewalt, du
Herrscher! Spricht Gott zu ihm: Wer hat dir gezeigt, daß du bloß bist? Dumußt von meinem Gebot abgewichen sein, das ich dir gegeben, es
zu halten! Da beriefsich Adam auf das, was ich ihm gesagt hatte, als ich ihn verführen wollte: Ich will dichvor Gott sicherstellen. Und er,
Gott, wandte sich zu mir und sprach: Warum hast dudas getan? Da berief ich mich wieder auf das Wort der Schlange und sprach: Die
Schlange hat mich verführt! 24Spricht Gott zu Adam: Weil du meinem Gebote nichtgehorcht, sondern auf dein Weib gehört hast, so sei die
Erde verflucht bei deinerArbeit! Denn wenn du sie bearbeitest, soll sie dir ihre Kraft nicht geben; Dornen undDisteln soll sie dir tragen, und
im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brotessen. In mancherlei Mühsal sollst du verfallen, sollst müde werden und doch keine Ruhe
finden; bedrückt von der Bitterkeit, sollst du doch keine Süßigkeit schmecken,bedrückt von Hitze und beengt von Kälte; sollst dich viel
plagen und doch nicht reichwerden, sollst fett werden und doch zuletzt nicht mehr leben; und die Tiere, deren duHerr warst, werden wider
dich aufstehen in Unbestand, weil du mein Gebot nichtgehalten hast. 25Und zu mir gewandt spricht der Herr: Weil du auf die Schlange
gehört, meinem Gebot aber nicht gehorcht hast, sollst du in ... und unerträglicheQualen verfallen, sollst Kinder gebären unter vielen
>Schmerzen< und in einerStunde wirst du >zum Gebären< kommen und dein Leben verlieren vor großer Not undWehen. Da wirst du
bekennen und sagen: Herr, Herr, errette mich, so will ich michnicht wieder der Fleischessünde zuwenden! Und darum werde ich auf dein
Wort dichrichten der Feindschaft wegen, die der Feind dir eingegeben hat: denn du wirst dich dochwieder zu deinem Mann wenden, und er
soll dein Herr sein. 26Nachdem er mir diesgesagt hatte, sprach er zur Schlange in großem Zorn also: Weil du das getan hast und ein... Gefäß
geworden bist, da du Arglose betörtest, so sei verflucht vor allem Vieh! Dusollst der Nahrung beraubt sein, die du aßest, und Staub fressen
alle Tage deinesLebens. Auf Brust und Bauch sollst du gehen und deiner Hände und Füße beraubt sein; nichtOhr noch Flügel noch irgend
eines von deinen Gliedern soll dir bleiben, mit denen dusie in deiner Bosheit berückt und es dahin gebracht hast, daß sie aus dem Paradiese
getrieben wurden. Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und zwischen seinemSamen: er wird dir nach dem Kopf und du ihm nach
der Ferse trachten bis zum Tage desGerichts!
27Nachdem er dies gesagt, befiehlt er seinen Engeln, uns aus dem Paradiesezu treiben. Als wir nun unter Wehklagen fortgetrieben wurden,
flehte euer Vater Adamdie Engel also an: Laßt mir ein wenig Zeit, daß ich Gott bitte, und er Mitleid habe undsich meiner erbarme, denn ich
allein habe gesündigt! Und da sie aufhörten, ihnfortzutreiben, schrie Adam weinend also: Verzeih mir, Herr, was ich getan! Da spricht der
Herr zu seinen Engeln: Warum hört ihr auf, Adam aus dem Paradiese fortzutreiben? Habedenn ich mich versündigt oder habe ich falsch gerichtet? Da fielen die Engel zur Erde undbeteten den Herrn an: Gerecht bist du, Herr, und recht sind deine Gerichte! Und zu Adam
gewandt sprach der Herr: Von jetzt an will ich dich nicht länger im Paradiese dulden!Da antwortete Adam und sprach: Herr, gib mir vom
Baume des Lebens zu essen, ehe ichhinausgetrieben werde. Darauf sprach der Herr zu Adam: Jetzt kannst du von ihm nicht mehr
bekommen; denn den Keruben und dem gewundenen Flammenschwert ist der Auftraggeworden, ihn vor dir zu hüten, damit du nicht von
ihm schmeckest und unsterblichseist in Ewigkeit, sondern den Kampf behaltest, den der Feind dir eingegeben hat. Aberwenn du, nachdem
du aus dem Paradiese herausgegangen, dich vor allem Bösen bewahrst,zu sterben bereit (?), will ich dich wieder auferwecken zur Zeit der
Auferstehung,und dann soll dir vom Baume des Lebens gegeben werden, daß du unsterblich seist inEwigkeit!
29Nachdem der Herr dies gesagt, befahl er, uns aus dem Paradiese zutreiben. Euer Vater aber weinte vor den Engeln gegenüber dem
Paradiese. Da sagen dieEngel zu ihm: Was sollen wir für dich tun, Adam? Euer Vater aber antwortete und sprach zuden Engeln: Siehe,
vertreibt mich! Ich bitte euch nur, laßt mich Wohlgerüche aus demParadiese mitnehmen, damit ich, nachdem ich herausgegangen, Gott
Opfer darbringenkann, daß Gott mich erhöre! Da nahten die Engel Gott und sprachen: Jael, ewiger König,befiehl, daß wir Adam
wohlriechendes Räucherwerk aus dem Paradiese geben! Und Gottbefahl Adam zu kommen, damit er wohlriechendes Gewürz aus dem
Paradiese nehme >undSämereien< zu seinem Unterhalt. Da ließen ihn die Engel sammeln beiderlei Arten:Safran, Narde, Kalmus und Zimt
und außerdem Sämereien zu seinem Unterhalt, mit diesenging er aus dem Paradies. Und wir kamen auf die Erde. 30Nunmehr habe ich euch,
Kinder, eröffnet, in welcher Weise wir verführt wurden; ihr aber hütet euch, vomGuten abzuweichen!