Fehlen der Bibel Bücher?
11.04.2007 um 15:06
Vielen Dank für eure Meinungen! Ich weiss das zu schätzen, ich werde jetzt mal meineMeinung und der vielere andere kundtun nun auch auf die gefahr hin das von nun keinermehr mit mir spricht ;) :
zu den apokryphen:
Das griechische Wort apókryphoswird in drei Bibeltexten in seiner ursprünglichen Bedeutung gebraucht. Es bezieht sichdort auf etwas, was „sorgsam verheimlicht“ oder „sorgsam verborgen“ ist (Mar 4:22; Luk8:17; Kol 2:3). Auf Schriften angewandt, bezog sich das Wort ursprünglich auf solche, dienicht öffentlich vorgelesen wurden, somit vor anderen „verborgen“ blieben. Später nahmjedoch der Begriff die Bedeutung von „unecht, unkanonisch“ an, und heute wird er in derHauptsache auf die hinzugefügten Schriften angewandt, die von der römisch-katholischenKirche auf dem Konzil von Trient (1546) zu einem Teil des Bibelkanons erklärt wurden. Imkatholischen Sprachgebrauch bezeichnet man diese Bücher als deuterokanonisch („zumzweiten [oder späteren] Kanon gehörend“) und unterscheidet sie von den protokanonischenBüchern.
Diese hinzugefügten Schriften sind: Tobias (Tobit), Judith (Judit),Weisheit (Weisheit Salomos), Jesus Sirach, Baruch, 1. und 2. Makkabäer, Zusätze zu Esther(Ester) sowie drei Zusätze zu Daniel: „Lobgesang der drei Jünglinge“, „Susanna und dasUrteil Daniels“ und „Bel und der Drache“. Man weiß nicht genau, wann sie verfaßt wurden,aber es scheint nicht vor dem 2. oder 3. Jahrhundert v. u. Z. gewesen zu sein.
Wasgegen ihre Kanonizität spricht.
Wenn diese Schriften auch in manchen Fällen einigenhistorischen Wert haben, so entbehrt doch die Behauptung, sie seien kanonisch, jederGrundlage. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß der hebräische Kanon mit dem Schreibender Bücher Esra, Nehemia und Maleachi im 5. Jahrhundert v. u. Z. abgeschlossen wurde. Zukeiner Zeit gehörten die apokryphen Schriften zum jüdischen Kanon der inspiriertenBibelbücher, auch heute nicht.
Gemäß dem jüdischen Historiker Josephus, der im 1.Jahrhundert lebte, wurden allein diese Bücher (des hebräischen Kanons) anerkannt und alsheilig betrachtet. Er schrieb: „Nicht Zehntausende von Büchern gibt es bei uns, dieuntereinander nicht übereinstimmen und einander widerstreiten, sondern nur 22 Bücher [dieden 39 Büchern der Hebräischen Schriften gemäß der heutigen Einteilung entsprechen], diedie Aufzeichnung des ganzen Zeitraums enthalten und mit Recht für glaubwürdig gehaltenwerden.“ Wie aus seinen weiteren Worten deutlich hervorgeht, wußte er, daß apokrypheBücher existierten, daß sie aber vom hebräischen Kanon ausgeschlossen waren: „SeitArtaxerxes bis auf unsere Zeit ist zwar das einzelne aufgezeichnet worden, aber es wirdnicht der gleichen Glaubwürdigkeit für wertgeachtet wie das Frühere, weil es an dergenauen Aufeinanderfolge der Propheten fehlte“ (Gegen Apion, 1. Buch, Abs. 8; zitiertnach Theologischer Realenzyklopädie, Bd. III, 1978, S. 289).
Aufnahme in die„Septuaginta“. Argumente, die für die Kanonizität der apokryphen Schriften sprechensollen, drehen sich im allgemeinen um die Tatsache, daß diese Schriften in vielen frühenAbschriften der Septuaginta zu finden sind. Diese griechische Übersetzung der HebräischenSchriften wurde etwa von 280 v. u. Z. an in Ägypten angefertigt. Da jedoch keineOriginalmanuskripte der Septuaginta vorhanden sind, kann man nicht kategorisch behaupten,die apokryphen Bücher seien ursprünglich in diesem Werk enthalten gewesen. Viele, javielleicht die meisten der apokryphen Schriften wurden zugegebenermaßen nach dem Beginnder Übersetzungsarbeiten für die Septuaginta verfaßt; offensichtlich standen sie dahernicht auf der ursprünglichen Liste der Bücher, die von den Übersetzern zum Übersetzenausgewählt worden waren. Bestenfalls könnte man also jene Schriften als Zusätze zu diesemWerk betrachten.
Wenn die griechisch sprechenden Juden Alexandrias auch im Laufeder Zeit solche apokryphen Schriften in die Septuaginta einfügten und sie offensichtlichals Teil eines erweiterten Kanons heiliger Schriften ansahen, so läßt doch die bereitszitierte Erklärung des Josephus erkennen, daß sie nie in den Jerusalemer oderpalästinischen Kanon aufgenommen und nur als nebensächlich und nicht als göttlichenUrsprungs betrachtet wurden. Deshalb schloß die jüdische Synode von Jamnia (um 90 u. Z.)alle solche Schriften ausdrücklich vom hebräischen Kanon aus.
Die Worte desApostels Paulus in Römer 3:1, 2 zeigen deutlich, daß es angebracht ist, den jüdischenStandpunkt in dieser Sache gebührend zu berücksichtigen.
Weitere Beweise aus alterZeit.
Einer der wesentlichsten äußeren Beweise, die gegen die Kanonizität derApokryphen sprechen, ist die Tatsache, daß kein einziger christlicher Bibelschreiber ausdiesen Büchern zitierte. Dies an sich ist zwar insofern nicht entscheidend, als sie inihren Schriften auch nicht aus einigen wenigen als kanonisch anerkannten Büchern — zumBeispiel Esther, Prediger und Hoheslied — zitierten. Doch ist die Tatsache, daß nichteine einzige der apokryphen Schriften auch nur einmal zitiert wird, gewißbedeutsam.
Es ist auch nicht ohne Bedeutung, daß führende Bibelgelehrte und„Kirchenväter“ der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung im großen und ganzen denApokryphen nur geringen Wert beimaßen. So unterschied Origenes, der im frühen 3.Jahrhundert u. Z. lebte, aufgrund sorgfältiger Nachforschungen zwischen diesen Schriftenund denen des echten Kanons. Athanasius, Cyrill von Jerusalem, Gregor von Nazianz undAmphilochius, die alle im 4. Jahrhundert u. Z. lebten, verfaßten Kataloge, in denen siedie heiligen Schriften gemäß dem hebräischen Kanon aufführten. Entweder ignorierten siedabei jene hinzugefügten Schriften oder ordneten sie als zweitrangigein.
Hieronymus, der als der beste Hebräischkenner der frühen Kirche gilt und imJahre 405 u. Z. seine lateinische Übersetzung der Bibel, Vulgata genannt, abschloß,sprach sich entschieden gegen die apokryphen Bücher aus. Er war sogar der erste, der dasWort „Apokryphen“ ausschließlich im Sinne von nichtkanonischen Büchern gebrauchte. Soführte Hieronymus in seinem Prolog zu den Büchern Samuel und Könige die inspiriertenBücher der Hebräischen Schriften gemäß dem hebräischen Kanon auf (in dem die 39 Bücher in22 Büchern angeordnet sind) und erklärte dann: „Somit sind es zweiundzwanzig Bücher . . .Dieses Vorwort zu den Schriften kann als verstärkte Annäherung an all die Bücher dienen,die wir aus dem Hebräischen ins Lateinische übersetzen, damit wir wissen mögen, daß, wasimmer über dieses hinausgeht, in die Apokryphen verlegt werden muß.“ Als Hieronymus einerFrau namens Laeta in einem Brief Ratschläge für die Erziehung ihrer Tochter gab, erwähnteer: „Sie hüte sich vor allen apokryphen Schriften! Sollte sie diese gelegentlich lesenwollen, nicht um die Wahrheit des Glaubens in ihnen zu suchen, sondern aus Ehrfurcht vorden Wundererzählungen, dann denke sie stets daran, daß sie nicht auf die angegebenenVerfasser zurückgehen. Vielmehr ist ihnen viel Falsches beigemischt, und es bedarf schongroßer Klugheit, um das Gold aus dem Schmutze herauszufinden“ (Ausgewählte Briefe, 107.Brief, Abs. 12).