Dialog der Kulturen zwecklos ? So sieht es der Spiegel
04.03.2006 um 22:05
"-> entweder für dürfen Provokante Aussagen über den Islam machen, in Bezug auffreie Meinungsäuusserung und wenn dies nicht geht, dann ist kein dialog möglich, hallteich im Kern für einen Irrweg."
Das denke ich ebenfalls. Wir sollten nun nichtmimosenhaft reagieren und damit genau das tun, was die Mohammedaner über Jahrhundertekultiviert haben und was sie ins Abseits des Weltgeschehens abdriften lässt - ihrereligiös verbrämte Jammerei im Namen Allahs.
Gesprächstangebote muss esweiterhin geben. Eine wichtige Voraussetzung für ein vernünftiges und für alle Seitenzufriedenstellendes Gespräch ist es, die eigenen Befindlichkeiten auf den Tisch zu legen.Von Seiten der Mohammedaner haben wir nun schon viele Eindrücke ob der gefühlten Werteihrer Kultur erhalten. Und nun? - Ja gut, der Mohammedaner an sich fragt uns nicht nachunseren kleinen Irritationen aufgrund "Mohammeds Bildersturm" - das sollte niemandenabhalten, sich trotzdem zu artikulieren und auf den Tisch des Hauses alle nötigen Faktenzu knallen, um dem "Krampf der Kulturen" eine Rosskur zu ermöglichen.
Hiermal ein Beispiel:
Der Bart des Propheten war nur angeklebt!
Ein Weckruf von Sonia Mikich:
Was nun, ferner Bärtiger?
Wir sindbeleidigt, denn unsere traditionellen Werte werden mit Füßen getreten. Meinungsfreiheitund Vernunft sind uns heilig. Und die Erde ist keine Scheibe mehr, nur zur Erinnerung.
Ich bin beleidigt.
Eiferer nageln den Schleier an die Gesichter meinerSchwestern in Afghanistan und Pakistan fest und hängen fleißig Frauen, Homosexuelle,Ehebrecher und Ungläubige.
Aber Menschen-, Frauen-, Freiheitsrechte sind fürmich das Erhabenste der Menschheitsgeschichte, so ist nun mal die Tradition, in der ichgroß geworden bin. Werte, die die Welt besser und friedlicher machen.
Ichverlange also, dass sich die Regierungen von Saudi-Arabien, Palästina, Indonesien undÄgypten bei mir entschuldigen. Andernfalls muss ich ihre Bürger leider bedrohen,zusammenschlagen, entführen oder enthaupten. Denn ich bin empfindlich, wenn es um meinekulturelle Identität geht.
Ich bin beleidigt.
Fanatiker sprengen die Buddhasvon Bamiyan in die Luft, großartige Kulturdenkmäler.
Aber Kunst drückt für michuniverselle Schönheit und Unschuld aus, sie ist ein Wert, der die Welt besser undfriedlicher macht, so ist nun mal die Tradition, in der ich groß geworden bin.
Ich verlange also, dass sich die Hamas, der Sprecher der französischen Muslime, dieLeitung der Al-Azhar-Universität sich bei mir entschuldigen.
Andernfalls werde ichleider nie meinen Urlaub am Tadsch Mahal verbringen, zum Boykott palästinensischen Obstesaufrufen und die Botschaften von Tunesien, Katar und Bangladesch anzünden.
Denn - soviel Verständnis erwarte ich - meine Gefühle sind absolut und darum global auszudrücken.
Ich bin beleidigt.
Auf Videos wird Journalisten, Lkw-Fahrern oderMitgliedern von Hilfsorganisationen die Kehle durchgeschnitten oder der Kopfabgeschlagen. Juden sehen sich als Kannibalen und Schweine dargestellt, westliche Frauenals dekadente Nutten. Unpolitischen Ingenieuren wird Todesangst gemacht.
Allesim Namen Gottes.
Ich verlange also, dass alle Chefredakteure von Zeitungen undFernsehsendern in der islamischen Welt sich bei mir entschuldigen, weil sie dieseObszönitäten nicht verhindern.
Viele Menschen sind nun besorgt, dass der Kampfder Kulturen bevorsteht. Ach was, er ist längst da. Und er manifestiert sich nicht nurvon Zeit zu Zeit in den oben angeführten Ungeheuerlichkeiten, er erfasst längst denAlltag.
Wie fragil, wie oberflächlich müssen die religiösen Werte von Muslimensein, wenn Karikaturen des Propheten in einer unbekannten Zeitung eines kleineneuropäischen Staates einen Sturm auslösen und eine Handvoll organisierter Hetzer weltweitAbertausende auf die Straße scheuchen können.
Der Witz, dass dem ProphetenMohammed im Paradies die Jungfrauen ausgehen, weil so viele Selbstmordattentäter amEingang Schlange stehen, ist schwarz und gemein. Und angesichts der Realität weltweiterAnschläge unerfreulich bildmächtig - ganz nebenbei.
Aber ich fand es auch nichtbesonders komisch, dass die frauenhassenden Taliban sich routiniert Prostituierterbedienten. Oder Videorekorder und Fernseher öffentlich "hinrichteten", um privat sichganz gern Pornos reinzuziehen.
Zur Erinnerung. Die Erde ist keine Scheibe mehr.Selbstverständlich können Individuen einer säkularen Demokratie Autoritäten karikierenund verspotten, auch religiöse. Sie sollen sich auf Kritik einstellen, aber nicht aufBestrafung.
Die Meinungsfreiheit ist sehr groß zu fassen, und es gibthinreichende Gesetze und Regeln, Missbrauch zu verhindern, wo es nötig wird.
DerFilm "Leben des Brian" regte viele Christen auf und provozierte Leserbriefe,Boykottaufrufe oder Familienstreit. Aber niemand im fernen Neuseeland konstatierte eine"Stimmungsmache" gegen das Christentum, niemand in Malta fühlte sich berufen, den UnionJack zu verbrennen.
Auch politische Autoritäten haben kein Naturrecht aufSchonung. Margaret Thatcher wurde von britischen Journalisten, Komikern undDrehbuchautoren klein gehäckselt und garstig wieder zusammengesetzt, und es war gut fürdie geistige Hygiene jener Zeit und brachte niemanden um.
Man konnte jaabschalten, weggucken oder die Zeitung in die Tonne kloppen. Meinungsfreiheit war dersiamesische Zwilling der Freiheit von Angst.
Dass Fundamentalisten aller Couleurfrei von jeglicher Fähigkeit zur Selbstreflexion, Selbstkritik oder gar Selbstironiesind, wäre weiter nicht erwähnenswert, wenn sie ihre Herzensangelegenheiten nicht mir undmeiner Welt aufdrücken würden. Sie setzen voraus, dass unsereins einen Kotauveranstaltet, weil einer von ihnen bekennt: "Achtung! Religiöse Gefühle! Wir verlassendie Privatsphäre!"
Gefühle werden zunehmend in der selbstreferentiellen Welt derGottes-, Allah- oder Jahwekrieger zur Waffe und zur letzten Instanz geadelt.
Allzeit abrufbar, gnadenlos.
Im Streit um die Cartoons wird behauptet, dassder Bilderverbot ein verbindlicher Glaubensgrundsatz sei. Ubiquitär zu respektieren, auchim Staate Dänemark.
Da macht es nachdenklich, dass die Beleidigten zwareffizient mit Internet und anderen modernen Kommunikationstechnologien umgehen, aberwenig über die eigene Kulturgeschichte wissen.
Ja, in der Blütezeit des Islamwurde der Prophet tatsächlich abgebildet. Zum Beispiel Mohammed, zart verschleiert, zuPferd gen Himmel reitend - eine wunderbare persische Miniatur imChester-Beatty-Museum in Dublin.
Was nun, ferner Bärtiger? Irische Butterboykottieren?
Ich muss mich nicht für die Verkaufszahlen dänischer Joghurteinteressieren. Darum bin ich nicht besonders erpressbar und habe die Freiheit, ImmanuelKants "sapere aude" vielversprechender für das Zusammenleben von Menschen zu finden alseine Fatwa.
Ich gebe es hiermit auf, Zartgefühl für ewig Beleidigte zuempfinden. Ich gebe es auf, höflich zu argumentieren, warum Meinungsfreiheit, Vernunftund Humor hochgehalten werden müssen. Ich will Kreationisten nicht mehr wissenschaftlicheBeweise vorlegen müssen, dass die Erde älter als 10.000 Jahre ist.
Und ich wartenicht mehr darauf, dass es bei al-Dschasira irgendwann einmal heißen wird: Kennen Sie denWitz mit dem Bart des Propheten?
Sonia Mikich, 55, ist TV-Journalistin/EinWeckruf von Sonia Mikich, ersch. in der taz am 06.02.06
Gruß
Das Gute findet immer einen Weg. Wer's nicht glaubt, kann's nicht sehen. Integration und Toleranz ist kein Freibrief für Idioten!