Terror Sender
05.02.2006 um 15:10WELT 22.11.05
http://www.welt.de/data/2005/11/22/806990.html (Archiv-Version vom 25.11.2005)
"Botschaften des Hasses"
Auch in Europa sind islamistische Sender zu empfangen - Studie
empfiehlt stärkere Kontrolle der EU
von Christiane Buck
Im Hisbollah-Fernsehen Al Manar zeigen sich junge Männer mit
umgeschnallten Sprengstoffpaketen, angeblich zum Selbstmordattentat
bereit
Im Hisbollah-Fernsehen Al Manar zeigen sich junge Männer mit
umgeschnallten Sprengstoffpaketen, angeblich zum Selbstmordattentat
bereit
Foto: dpa
Es sind eingängige Videoclips, mit denen Jugendliche vom Terror
überzeugt werden sollen. Auf dem libanesischen Hisbollah-Sender Al
Manar singt nicht Madonna, sondern ein netter älterer Mann - zu sehen
sind Palästinenserkinder, die Steine gegen israelische Soldaten
werfen. Sie tanzen und singen mit dem Mann im Refrain: "Jerusalem
gehört uns, den Arabern, und das verfluchte Zion wird vernichtet!" In
anderen Clips werden Anschläge verherrlicht und Selbstmordattentäter
als Märtyrer verehrt.
Solche Aufrufe zu Terror und Gewalt erreichen nicht nur die arabische
Welt, sondern via Satellit auch Europa. Das Transatlantische Institut
in Brüssel hat deshalb in einer Studie solche Programme untersuchen
lassen und fordert eine Kontrollbehörde der Europäischen Kommission,
die diese Kanäle beobachtet und gegebenenfalls schnell verbietet. Al
Manar ist mittlerweile von europäischen Satelliten-Systemen verbannt,
aber das habe "ganze 18 Monate gedauert", beklagt Louis Perlmutter,
der Leiter des Instituts. Frankreich hat erst im Dezember 2004 die
Ausstrahlung verboten, gefolgt von Spanien und Holland. . Technisch
ist das kein leichtes Unterfangen, denn außereuropäische
Satellitensender unterliegen eben auch nicht dem europäischen Recht.
Andererseits bringen mittlerweile auch Verbote auf den sieben
europäischen Satellitensystemen wie Astra, Eutelsat, Hotbird, Sky
News oder Hispania wenig in der globalisierten Welt, denn die
arabischen Satellitenanbieter Arabsat und Nilesat haben die
umstrittenen Fernsehsender immer noch im Angebot. Unter den rund 100
Kanälen rangiert Al Manar nach wie vor an exponierter Stelle. Der in
Beirut beheimatete Sender wurde 1991 gegründet und überträgt sein
Programm seit 2001 auch nach Europa. Laut eigenen Angaben soll der
Sender, der den "gewalttätigen Widerstand" zum Programm erklärt,
täglich mehr als zehn Millionen Zuschauer erreichen und zu den fünf
beliebtesten arabischen Sendern gehören.
Aber es ist nicht allein Al Manar, das nach Ansicht des
Transatlantischen Instituts mit seinem Programm Terrorismus fördern
und gegen die europäischen Grundrechte verstoßen könnte. Auf dem
Prüfstand seiner der Untersuchung standen fast alle arabischen
Sender. Medienforscherin Nicole Leibowitz vom Proche Orient-
Infoservice, die für die Studie verantwortlich zeichnet, glaubt, daß
mit Satellitensendern heute ein moderner Krieg geführt wird - mit
unabsehbaren Folgen.
Beispiele bietet die Studie in großer Zahl: Auf dem saudischen Sender
Iqra etwa ruft ein Prediger zu Gewalt auf: "Um nicht von Allah
verdammt zu werden, muß ein Gläubiger nicht nur beten, sondern die
Feinde des Islam bekämpfen - selbst, wenn es sein eigenes Leben
kostet." Und auf praktisch allen Sendern wird bei Attentätern im Irak
nicht von Terroristen gesprochen, sondern von Märtyrern.
Immer wieder steht im Mittelpunkt der Studie der Hass auf die Juden
und den Staat Israel. Zufall ist das nicht, denn das Transatlantische
Institut steht dem Amerikanisch-Jüdischen Komitee nahe. Die
Denkfabrik Proche Orient aus Paris wurde durch ihren Kampf gegen das
Kopftuch bekannt. Gegen die Fakten läßt sich trotz dieser etwas
einseitigen Forschungsrichtung wenig entgegensetzen. Sheikh Aed
Kurani sagt etwa auf Iqra: "Juden stammen, wie wir alle wissen, von
Affen und Schweinen ab. Trotzdem hat Gott uns befohlen, sie zur
wahren Religion zu konvertieren, bevor wir sie schlachten". In einer
Dokumentation auf dem katarschen Sender al-Dschasira wird der
"zionistischen Besatzung" die ökologische Zerstörung von Gaza nach
dem Rückzug vorgeworfen. Das Ziel sei es gewesen, "alle
Palästinenser, die dort leben, zu töten."
In einer religiösen Talk-Show auf Al Manar bezeichnet man den Westen
als Gesellschaft, die "keine Moral hat, in der Männer verwahrlost und
pervers sind, und Frauen Huren sind, die als Spielzeug für sexuelle
Vergnügen benutzt werden."
Alles nur Rhetorik? Daran will die Karine Raihi, nicht glauben. Die
Rechtsberaterin des Transatlantischen Instituts meint: "Es sind
Botschaften des Hasses, die Gewalt und Diskriminierungen ermutigen."
Das beste Beispiel dafür sieht sie in den jüngsten Unruhen in
Frankreich. Raihi beklagt ein "rechtliches Vakuum" in der EU, obwohl
die Richtlinie "Fernsehen ohne Grenzen", die Anstiftung von Hass
aufgrund von Rasse, Religion oder Geschlecht verbietet.
Daß diese Richtlinie offenbar nicht ausreicht, ist offenbar auch der
EU-Kommission inzwischen bewußt geworden. Die zuständige Kommissarin
Viviane Reding hatte in dieser Sache vor einigen Wochen zu einer
Videokonferenz nach Liverpool eingeladen. Ein greifbares Ergebnis gab
es nicht, aber einige Vorschläge. Weltweit sollte sich die
Vereinigung der Rundfunkanstalten auf eine "gemeinsame Ethik"
verständigen. Bislang hat die EU keinen rechtlichen Einfluß auf
Satellitenanbieter wie Arabsat oder Nilesat.
Alarmiert ist auch EU-Justiz-Kommissar Franco Frattini, der sich für
Prävention von Terrorismus einsetzt. "Manche Medien strahlen
Propaganda aus, die zur Radikalisierung beitragen", sagt Frattini. Er
hat Al Manar jetzt als "terroristische Organisation" eingestuft. Von
europäischen Medien erwartet er einen Verhaltenskodex zur
Selbstregulierung: "Journalisten haben die Verantwortung, die
Öffentlichkeit zu informieren, aber nicht zugleich die Ziele der
Terroristen zu fördern."
Die arabischen Satellitensender, von denen die islamistische
Propaganda vor allem ausgeht, wird er damit kaum beeindrucken, selbst
wenn deren Frequenzen in Europa abgeschaltet werden. Das einzige, was
hilft, ist ein politischer Dialog mit den beteiligten Staaten und
Gesellschaften.
Artikel erschienen am Di, 22. November 2005
Unter Wahrung und Pflege der christlich abendländischen Kultur, zu einem freien und unabhängigen Europa !
http://www.welt.de/data/2005/11/22/806990.html (Archiv-Version vom 25.11.2005)
"Botschaften des Hasses"
Auch in Europa sind islamistische Sender zu empfangen - Studie
empfiehlt stärkere Kontrolle der EU
von Christiane Buck
Im Hisbollah-Fernsehen Al Manar zeigen sich junge Männer mit
umgeschnallten Sprengstoffpaketen, angeblich zum Selbstmordattentat
bereit
Im Hisbollah-Fernsehen Al Manar zeigen sich junge Männer mit
umgeschnallten Sprengstoffpaketen, angeblich zum Selbstmordattentat
bereit
Foto: dpa
Es sind eingängige Videoclips, mit denen Jugendliche vom Terror
überzeugt werden sollen. Auf dem libanesischen Hisbollah-Sender Al
Manar singt nicht Madonna, sondern ein netter älterer Mann - zu sehen
sind Palästinenserkinder, die Steine gegen israelische Soldaten
werfen. Sie tanzen und singen mit dem Mann im Refrain: "Jerusalem
gehört uns, den Arabern, und das verfluchte Zion wird vernichtet!" In
anderen Clips werden Anschläge verherrlicht und Selbstmordattentäter
als Märtyrer verehrt.
Solche Aufrufe zu Terror und Gewalt erreichen nicht nur die arabische
Welt, sondern via Satellit auch Europa. Das Transatlantische Institut
in Brüssel hat deshalb in einer Studie solche Programme untersuchen
lassen und fordert eine Kontrollbehörde der Europäischen Kommission,
die diese Kanäle beobachtet und gegebenenfalls schnell verbietet. Al
Manar ist mittlerweile von europäischen Satelliten-Systemen verbannt,
aber das habe "ganze 18 Monate gedauert", beklagt Louis Perlmutter,
der Leiter des Instituts. Frankreich hat erst im Dezember 2004 die
Ausstrahlung verboten, gefolgt von Spanien und Holland. . Technisch
ist das kein leichtes Unterfangen, denn außereuropäische
Satellitensender unterliegen eben auch nicht dem europäischen Recht.
Andererseits bringen mittlerweile auch Verbote auf den sieben
europäischen Satellitensystemen wie Astra, Eutelsat, Hotbird, Sky
News oder Hispania wenig in der globalisierten Welt, denn die
arabischen Satellitenanbieter Arabsat und Nilesat haben die
umstrittenen Fernsehsender immer noch im Angebot. Unter den rund 100
Kanälen rangiert Al Manar nach wie vor an exponierter Stelle. Der in
Beirut beheimatete Sender wurde 1991 gegründet und überträgt sein
Programm seit 2001 auch nach Europa. Laut eigenen Angaben soll der
Sender, der den "gewalttätigen Widerstand" zum Programm erklärt,
täglich mehr als zehn Millionen Zuschauer erreichen und zu den fünf
beliebtesten arabischen Sendern gehören.
Aber es ist nicht allein Al Manar, das nach Ansicht des
Transatlantischen Instituts mit seinem Programm Terrorismus fördern
und gegen die europäischen Grundrechte verstoßen könnte. Auf dem
Prüfstand seiner der Untersuchung standen fast alle arabischen
Sender. Medienforscherin Nicole Leibowitz vom Proche Orient-
Infoservice, die für die Studie verantwortlich zeichnet, glaubt, daß
mit Satellitensendern heute ein moderner Krieg geführt wird - mit
unabsehbaren Folgen.
Beispiele bietet die Studie in großer Zahl: Auf dem saudischen Sender
Iqra etwa ruft ein Prediger zu Gewalt auf: "Um nicht von Allah
verdammt zu werden, muß ein Gläubiger nicht nur beten, sondern die
Feinde des Islam bekämpfen - selbst, wenn es sein eigenes Leben
kostet." Und auf praktisch allen Sendern wird bei Attentätern im Irak
nicht von Terroristen gesprochen, sondern von Märtyrern.
Immer wieder steht im Mittelpunkt der Studie der Hass auf die Juden
und den Staat Israel. Zufall ist das nicht, denn das Transatlantische
Institut steht dem Amerikanisch-Jüdischen Komitee nahe. Die
Denkfabrik Proche Orient aus Paris wurde durch ihren Kampf gegen das
Kopftuch bekannt. Gegen die Fakten läßt sich trotz dieser etwas
einseitigen Forschungsrichtung wenig entgegensetzen. Sheikh Aed
Kurani sagt etwa auf Iqra: "Juden stammen, wie wir alle wissen, von
Affen und Schweinen ab. Trotzdem hat Gott uns befohlen, sie zur
wahren Religion zu konvertieren, bevor wir sie schlachten". In einer
Dokumentation auf dem katarschen Sender al-Dschasira wird der
"zionistischen Besatzung" die ökologische Zerstörung von Gaza nach
dem Rückzug vorgeworfen. Das Ziel sei es gewesen, "alle
Palästinenser, die dort leben, zu töten."
In einer religiösen Talk-Show auf Al Manar bezeichnet man den Westen
als Gesellschaft, die "keine Moral hat, in der Männer verwahrlost und
pervers sind, und Frauen Huren sind, die als Spielzeug für sexuelle
Vergnügen benutzt werden."
Alles nur Rhetorik? Daran will die Karine Raihi, nicht glauben. Die
Rechtsberaterin des Transatlantischen Instituts meint: "Es sind
Botschaften des Hasses, die Gewalt und Diskriminierungen ermutigen."
Das beste Beispiel dafür sieht sie in den jüngsten Unruhen in
Frankreich. Raihi beklagt ein "rechtliches Vakuum" in der EU, obwohl
die Richtlinie "Fernsehen ohne Grenzen", die Anstiftung von Hass
aufgrund von Rasse, Religion oder Geschlecht verbietet.
Daß diese Richtlinie offenbar nicht ausreicht, ist offenbar auch der
EU-Kommission inzwischen bewußt geworden. Die zuständige Kommissarin
Viviane Reding hatte in dieser Sache vor einigen Wochen zu einer
Videokonferenz nach Liverpool eingeladen. Ein greifbares Ergebnis gab
es nicht, aber einige Vorschläge. Weltweit sollte sich die
Vereinigung der Rundfunkanstalten auf eine "gemeinsame Ethik"
verständigen. Bislang hat die EU keinen rechtlichen Einfluß auf
Satellitenanbieter wie Arabsat oder Nilesat.
Alarmiert ist auch EU-Justiz-Kommissar Franco Frattini, der sich für
Prävention von Terrorismus einsetzt. "Manche Medien strahlen
Propaganda aus, die zur Radikalisierung beitragen", sagt Frattini. Er
hat Al Manar jetzt als "terroristische Organisation" eingestuft. Von
europäischen Medien erwartet er einen Verhaltenskodex zur
Selbstregulierung: "Journalisten haben die Verantwortung, die
Öffentlichkeit zu informieren, aber nicht zugleich die Ziele der
Terroristen zu fördern."
Die arabischen Satellitensender, von denen die islamistische
Propaganda vor allem ausgeht, wird er damit kaum beeindrucken, selbst
wenn deren Frequenzen in Europa abgeschaltet werden. Das einzige, was
hilft, ist ein politischer Dialog mit den beteiligten Staaten und
Gesellschaften.
Artikel erschienen am Di, 22. November 2005
Unter Wahrung und Pflege der christlich abendländischen Kultur, zu einem freien und unabhängigen Europa !