@Bassmonster Ein schönes Thema, wollte dies vor einiger Zeit selbst mal eröffnen, so im Rahmen "offene Fragen der Naturwissenschaft".
Es stimmt wirklich, dass es nicht eine allumfassende komplette Erklärung für die Narkose gibt.
Aber dies bedeutet nicht, dass die Neurowissenschaftler, Anästhesisten und andere völlig im Trüben fischen.
Eigentlich ist das Grundproblem, dass Bewußtsein, Schlaf, Schmerz etc. auch noch nicht wirklich verstanden sind, diese aber sehr eng mit der Narkose verknüpft sind. Aber vielleicht hilft uns die Narkose dabei das Bewußtsein zu erklären...
Sehr gute Hinweise dazu kamen ja schon von
@1.21Gigawatt, ich ergänze einfach noch ein paar Sachen.
Die Ausführung von Narkosen durch Spezialisten ist sehr weit vorangekommen in den letzten Jahrzehnten, viel weiter als die eigentliche Theorie dahinter. So herum ist es natürlich auch besser.
Das Wissen um die letzten Details würde vermutlich auch nicht viel daran ändern, dass es auch mal Komplikationen dabei gibt.
Ein Beispiel von dir ist ja die intraoperative Wachheit (Awareness). Diese ist selten. Jährlich gibt es in den USA 21 Mio Narkosen und ca. 20.000-40.000 Fälle davon.
Anästhesisten erkennen nämlich sehr oft, ob sie die Narkose vertiefen müssen. Manchmal leider nicht. Und in den restlichen Fällen liegt es wohl an nicht wirklich beeinflussbaren individuellen Gegebenheiten.
Die Narkose ist ein medikamenteninduziertes reversibles Koma, gekennzeichnet durch Analgesie, Akinesie Amnesie und Bewußtlosigkeit.
Solch eine Allgemeinanästhesie wird in der Regel durch eine Kombi aus Inhalationsnarkotika, Opioiden, Hypnotika, Sedativa, Relaxanzien, Katecholaminen, Thermoregulation und Beatmung aufrechterhalten.
Am wenigsten wissen wir über die Funktionsweise der Inhalationsnarkotika. Die Gasmoleküle lagern sich unspezifisch in die Zellmembran ein und führen zu einer nicht selektiven Änderung der Ionenpermeabilität. Betrifft dies genug Zellen, wirkt dies auf die verschiedenen Strukturen im ZNS.
Die Injektionsnarkotika sind deutlich besser charakterisiert in ihrer Wirkung. Viele Hinweise sind in den letzten Jahren durch die funktionelle Bildgebung hinuzgekommen. Diese Narkotika wirken vielmehr über spezifische Rezeptoren.
Man sieht also, dass Narkose nur die gemeinsame Endstrecke verschiedener pharmakologischer Wirkungen ist, es führen eben viele Wege nach Rom.
Diese Wege führen dann meist in eine Unterdrückung der synaptischen Transmission und die neuronale Integration verschiedener Hirnareale, insbesondere im zerebralen Kortex, Hirnstamm und Thalamus wird unterbrochen. Die Details hierzu führen eigentlich schon zu weit. Vielleicht bringe ich mal in den nächsten Tagen ein Beispiel wie Propofol.
Hier ist noch ein sehr empfehlenswerter Artikel zum Thema
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2743249/