"Ritzen" - Autoaggressives Verhalten

@Konstrukt hmm. Wie gesagt es liegt an jedem selbst. Wenn ich entscheide das mich etwas nicht stört oder angreift dan macht es das auch nicht. Aber das hat ne Weile gedauert.

Konstrukt schrieb:wenn ich verletzt werde versuche ich cool zu bleiben bis ich dann in meinem zimmer bin und anfange mich selbst fertig zu machen.

Mir scheint, du bist keiner, der sowas leicht wegsteckt, weil ihm die Situation egal ist.

Hast du denn schon mal versucht zu reden, mit den Menschen, die diese Situation bei dir verursachen? Also direkt offen angesprochen, ...hört mal, ich habe ein Problem?

Linschko schrieb:Ritzen ist einfach das Flehen nach Aufmerksamkeit und Einnehmung der reinen Opfer position.

Unsinn. :)

Linschko schrieb:Doch, selbstdestruktives verhalten braucht immer Aufmerkamkeit. Ob vom subjekt gewollt oder nicht. Entweder es braucht sie wegen Psychischen Problemen, privaten Problemen oder weil ihm sonst keiner zuhört, um einige Gründe zu nennen.
Beim zweiten Satz hast du mich wohl nicht verstanden. Durch das Ritzen erhofft sich der/die RitzerIn bemitleidet zu werden und in die Opferrolle zu geraten ohne irgendeine Schuld übernehmen zu müssen. Obwohl ich bei diesem Punkt einsehe das es auch von der Person abhängt.

Das stimmt sicherlich auch nicht in allen Fällen. Es gibt andere Ursachen für Autoaggression. Manche möchten sich bestrafen, andere brauchen es um die emotionale Leere zu kompensieren. Aber in einem Punkt hast du wohl recht: Aufmerksamkeit braucht jeder Mensch.

Je nachdem wie die, die ihn verletzen, so drauf sind, läuft man mit so einer "Offenbarung" aber leider auch Gefahr, ihnen damit nur noch mehr Angriffsfläche zu bieten. Kommt natürlich auch an, worum es überhaupt geht, ob es nur Neckereien sind, oder eben schon gezieltes Fertigmachen. Ersteres sollte dann wohl kein Problem sein, bei Letzterem sieht es aber schon wieder anders aus, da bringt es dann vermutlich auch nicht mehr viel, sie darauf anzusprechen, @KillingTime

@KillingTime

das problem ist einfach das ich niemanden zum reden habe.

und nochmal für alle ^-^ ich will keine aufmerksamkeit.
ich schäme mich sogar wenn mir jmd ansieht wie ich mich in dem moment fühle.

Konstrukt schrieb:ich schäme mich sogar wenn mir jmd ansieht wie ich mich in dem moment fühle.

Interessant.

Zunächst mal lass dir gesagt sein, dass du dich nicht schämen musst, wenn man dir deinen Ärger oder deine Wut oder deine Verzweiflung oder Angst ansieht. Gefühle zu zeigen, ist normales menschliches Verhalten. Das darf man nicht unterdrücken.

Und wenn du dich aber trotzdem schämst, weil man dir das ansieht, dann ist das deswegen, weil du vermutlich schlechte Erfahrungen mit diesem "Zeigen" gemacht hast. Was war los, hat man sich über dich belustigt? Oder ist es noch schlimmer geworden?

@KillingTime

ich hatte unterschiedliche erfahrungen mit dem zeigen.
einige haken aus mitleid nach (was mich noch mehr verunsichert da ich mehr von mir preisgeben muss) oder sie haben gesehn was sie wollten und verziehn sich zufrieden zurück.

@Konstrukt

Aber das, was du wolltest, hast du trotzdem nicht bekommen?

@KillingTime

was meinst du?

"Ritzen" - Autoaggressives Verhalten
keine Ahnung, ob man das auch Borderline nennt.

Ich will es mir nur mal von der Seele schreiben
.... hat mich heute wohl auch erwischt.


Ich habe drei Töchter
meine Große ist jetzt 14 Jahre geworden.

Sie hatte einen langärmeligen Pullover an
und die Hände total bemalt

Nachdem sie diese waschen sollte, sah ich immer noch (wenige) Striche von Hand Richtung Unterarm gehend.
Nach meiner Aufforderung, den Ärmel hoch zu ziehen -- boahh

Beide Unterarme waren extrem geritzt
Parallelen und Routenmuster im Doppelpack.
und das mit gerade mal 14 Jahren


Nach ruhigem Gespräch mit ihr, war klar:
Kein Außenstehender hatte sie veranlasst - NEIN - sie hat es selber gemacht aus freien Stücken !
Laut Ihrer Aussage hat sie eine Rasierklinge genommen.


WARUM und WIESO ?? - - ich bekam keine Antwort. Das Kind hat nur noch geweint


Ich habe kurz darauf meinen Hausarzt um einen Termin gebeten und hoffe auf sofortige Überweisung zwecks psychiatrischer Unterstützung.

Als Vater, Elternteil und Erziehungsberechtigter werde ich alles versuchen, meiner Tochter zu helfen.
Mir ist bewusst dass ich ohne o.g. Unterstützung die psychischen Probleme nicht aufdecken kann.

Ich selber kann nur noch mehr Liebe, Aufmerksamkeit und Zuwendung meiner Tochter geben,
nur leider werde ich alleine und ohne fachliche Hilfe nie hinter die Ursache dieser Banalität kommen.

Auch meine Frau ist ziemlich ratlos und ich will gerade nicht wissen,
was meine anderen zwei Töchter (11 u. 13) hiervon miterlebt und gesehen haben



Ich schreibe das hier, wie andere es sich von der Seele reden.
Vielleicht sind hier Mitglieder, die ähnliches erlebt haben und evtl. Tipps geben können.

Ich lese gerne Eure Meinungen hierzu, jedoch werde ich mich nicht an dieser Diskussion beteiligen !!



schelm

@schelm1
ich wünsche euch allen viel Kraft, das Wichtigste ist erst einmal, das Vertrauensverhältnis zum Kind aufrecht zu erhalten, im Gespräch zu bleiben, zuzuhören, nicht zu bewerten.

Tussinelda schrieb:ich wünsche euch allen viel Kraft, das Wichtigste ist erst einmal, das Vertrauensverhältnis zum Kind aufrecht zu erhalten, im Gespräch zu bleiben, zuzuhören, nicht zu bewerten.

Wie soll man etwas nicht bewerten, das für alle Beteiligten eine ziemliche Scheiße ist?
Klar bringt es Nichts die Jugendliche anzufahren und zu verlangen, sie habe jenes einfach mal sein zu lassen.
Wenn man aber all zu neutral bleibt, dann kann das auch ganz gut als Desinteresse der Eltern aufgefasst werden was möglicherweise drastischere Konsequenzen nach sich zieht als "nur" Ritzen.

@schelm1
Selbstverletzung in der Form wirkt verstörend weil wir daran nicht gewöhnt sind.
Die Angelegenheit ist aber verbreiteter als man denkt und Ritzen an sich noch relativ harmlos in dem Bereich.
Das soll nun nicht heissen, alles nicht so tragisch, denn das ist es möglicherweise.

Worauf ich hier raus will, ist:
Möchte dir keine Angst machen, aber ist gut möglich, dass das nur der Auftakt war und man im Laufe der Zeit auch mit gesellschaftlich akzeptierteren Methoden wie Alkohol zerstören will.
Und dann hat man den Salat.
Da ist imo sehr vorsicht geboten, so weit das bei nem Teenager geht und auch nicht zu übergriffig wird, was dann natürlich auch wieder nach hinten los geht.

Weiterführend möchte ich noch anmerken, dass es sicher keine schlechte Idee ist einen Psychiater zu Rate zu ziehen, eine ambulante Behandlung in der Psyhotherapie aber das dringlichere ist.
Auch sollte die Therapie nicht etwas sein, welches sie "alleine" macht.
Damit mein ich nicht, ihr immer das Händchen zu halten wenn sie im Gespräch sitzt, ganz im Gegenteil.
Aber sie hinbringen und wieder abholen, bei Bedarf Eltern/Kind/Therapeut Sitzungen.
Von Kliniken würde ich persönlich zu Beginn Abstand nehmen, weil eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht schädliche Verhaltensweisen anderer Patienten auszuprobieren oder zu übernehmen.

Das Wichtigste ist dann, die Sache nicht als abgehakt zu betrachten so bald das Kind in Therapie ist, denn dann beginnt erst die Arbeit und die Änderung der Lebensumstände die zu dem Verhalten führten.
Diese Änderung ist in dem Alter allein von Gesetzesseite oft nur mit Hilfe der Eltern zu erreichen, je nachdem was schief läuft natürlich.

Abschließend, viel Erfolg.
Und eine psychische Erkrankung ist kein Todesurteil.

@Fenris
Nicht zu bewerten muss nicht unbedingt Desinteresse widerspiegeln. Ich denke auch, dass es zunächst einmal gut ist, sich die Sorgen und Gefühle des Mädchens anzuhören und dabei Fürsorge und Unterstützung zu vermitteln, ohne eindeutig Position zu beziehen. Sagt sie bspw. etwas, das offensichtlich Quatsch ist, wie "Ich bin ein schlechter Mensch und muss mich deshalb bestrafen" und man direkt mit "Das stimmt doch gar nicht, du bist wunderbar" antwortet, kann es auch passieren, dass sie sich nicht ernst genommen fühlt. Vielleicht ist es da besser es vorsichtig anzugehen und ihr langsam zu vermitteln, dass es nicht stimmt, was sie sagt.
Aber ein Fachmann hätte da sicher noch bessere und andere Strategien auf Lager :)

@schelm1
Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft und Geduld. Hoffentlich findet ihr einen guten Therapeuten, mit dem ihr alle klarkommt. Halt die Ohren steif :)

Als Ich noch Jugendlicher war vor 20 Jahren ,hab Ich mich auch ne ganze weile lang geritzt.
Das ging einher mit einer schweren Depression,gepaart mit null Selbstbewusstsein und Suizitgedanken.

Irgendwie und irgendwann in Richtung Erwachsenwerden hat sich das ganze irgendwie von selbst „ausgewachsen“,Gott sei dank.

Das Selbstbewusstsein hat sich von selbst gebildet und auch die Depressionen sind von selbst weggegangen mit der Zeit.

Meine Mutter hatte sich größte Sorgen gemacht das tut mir heute noch leid,und außer ein paar Narben ist nichts zurückgeblieben.

Leider geht das nicht immer so gut aus,so Individuell wie der Mensch ist ,so Individuell ist auch der Verlauf solcher Dinge.
Im Fall der Fälle sollte man sich nicht schämen Hilfe in Anspruch zu nehmen,oder sich jemandem anzuvertrauen....

schelm1 schrieb:nur leider werde ich alleine und ohne fachliche Hilfe nie hinter die Ursache dieser Banalität kommen.

Als ehemals Betroffene (seit sechs Jahren "clean") hat mich dieser Satz schwer getroffen. Siehst du das tatsächlich als Banalität an?

Wichtig wäre jetzt erstmal, möglichst sensibel mit deinen Kindern umzugehen und grade den jüngeren nichts zu verheimlichen oder runterzuspielen, aber auch nicht zu dramatisieren.

Ich fand es immer schlimm, wenn ich wie ein rohes Ei behandelt wurde, das hat mir jedes Mal bewusst gemacht, dass ich nicht "normal" war.

Und noch was: frag bitte nicht ständig nach den Gründen. Wenn sie es erzählen will, wird sies tun.