Freiwillige Einzelgänger - führen sie das bessere Leben?

Das Leben wäre ziemlich grau ohne die zwischenmenschlichen Beziehungen in vielerlei Hinsicht. Ob es besser oder schlechter wäre vermag ich nicht zu sagen. Das hängt wohl davon ab, ob man es lieber vielfältig oder einfach hat. Beziehungen sind Ursache für die schönsten aber auch für die schrecklichsten Zeiten.

Wir werden geliebt und getröstet, enttäuscht und verraten. Die Liste ist endlos und mit ebenso vielen positiven wie negativen Aspekten auffüllbar. Ich würde die Menschen, mit denen ich mein Leben bisher verbracht habe, nicht missen wollen. Zwar mag ich mich zu Zeiten zurückgezogen haben, aber stets habe ich das Leben wieder in Angriff genommen.

Diese Entscheidung kann jeder für sich treffen. Es existierten genug Bücher, Filme, Serien und Pornographie um ein einfaches und einsames Leben zu führen. Und selbst fernab davon schätzen manche Asketen es einfach nur mit sich selbst zu leben. Wie war der Spruch? Wir können uns selbst nicht loswerden und sollten deswegen versuchen sich wenigstens mit uns selbst zu vertragen und anzufreunden? Es wäre ein Anfang. (Aber auch eine wunderbare Grundlage dann auf andere Menschen zuzugehen, die einem auch helfen sich selbst besser zu verstehen. Wir gehen oftmals durch diesselben Krisen. Immerhin schlagen in uns diesselben Herzen oder?)

Drogan schrieb:Zwar mag ich mich zu Zeiten zurückgezogen haben, aber stets habe ich das Leben wieder in Angriff genommen.

Einzelgänger auf Zeit - weil man z.B. eine Veränderung im Leben schaffen möchte, ohne sich gehindert zu fühlen, oder Rücksicht auf jemanden haben muss.
Als Symbol betrachte ich gerne den Phönix - eine Auszeit - bis man wieder auf der großen Bildfläche erscheint. Wenn man nicht gerade professionell in Askete unterrichtet ist, brauchen wir immer das Feedback und die Nähe von Menschen.

@Drogan
Dein Beitrag hat mich grade irgendwie berührt, schön geschrieben!
Und es ist so wahr:uns selbst müssen wir ein Leben lang ertragen, also wäre es vorteilhaft, wenn wir uns zuerst mit uns selbst anfreunden würden.

Ich springe wohl irgendwo dazwischen rum. Rein von der Arbeit her, befasse ich mich viel mit Menschen (bzw. habe viel Kontakt) und kann auch ganz gut mit denen.

Alle paar Wochen, wenn ich mal Lust auf ein Bier habe, gehe ich in eine Kneipe. Eigentlich nur zum Beobachten aber man wird immer in ein Gespräch verwickelt.

Alleine sein schätze ich sehr, ich bin ja nicht einsam. So kann ich aber alles in meinem Tempo machen.

Kommunikation über Telefon:
- Festnetz - Eltern, bessere Hälfte, Beratungsstelle (1x pro Quartal)
- Privathandy - Termine vereinbaren, wenn überhaupt mal
- Firmenhandy - klingelt ständig aber dürfte trotzdem nicht in die Wertung fallen

Um die Frage des Threads zu beantworten: Einzelgänger führen sicher kein schlechteres Leben, oft aber ein ruhigeres (im positiven Sinne)

Ich bin seit gestern von meiner Lebensgefährtin getrennt. Wir waren einige Jahre zusammen. Nur in unserer Beziehung fühlte ich mich absolut einsam. Mir ging es immer besser, wenn ich alleine war. Alleine und einsam sind definitiv zwei verschiedene paar Schuhe. Ich fühle mich nicht gut nach der Trennung. Ist wahrscheinlich noch zu frisch und noch nicht richtig verarbeitet. Ich hatte vorher schon einige Beziehungen gehabt, wobei ich mich dort nie alleine gefühlt hatte. Ich würde mich auch als Einzelgänger bezeichnen. Habe seit Jahren keinen Freundeskreis mehr und sehne mich auch nicht unbedingt danach. Ich habe nie Langeweile und weis immer etwas mit mir anzufangen. In unserer Beziehung wurde so gut wie gar nichts unternommen und nur nebenher gelebt. Kein Streit , keine Emotionen , keine Gefühle. Ich bin jetzt fast 50 Jahre alt und weis nicht was nun so auf mich zukommt. Ich habe da ein wenig Angst und möchte aber auch nicht immer ungebunden bleiben. Ich hatte früher (in der Kindheit, Jugend und weit darüber hinaus)immer recht viele Freunde und war im Sportverein aktiv. Nach meiner Scheidung vor fast 20 Jahren hatte ich mich total zurückgezogen.Außer meinen Eltern und ab und an meinem Bruder ruft mich Niemand an und Besuch bekomme ich auch nicht. Ich möchte wohl gerne mal wissen was das Umfeld über mich denkt und redet. Ich wohne alleine in einem großen Haus mit ein paar Tieren. Ich denke die halten mich für einen merkwürdigen Einsiedler.

@blackcat12
Warst du mal in speziellen Foren unterwegs? Also welche zu Interessensgebieten oder Hobbies die du hast.
Ich war mal jahrelang, also wirklich fünf Jahre oder so, völlig ohne Gesprächspartner/Freunden, allerdings suchte ich auch nicht aktiv danach und brauch es auch nicht umbedingt, ähnlich wie bei dir. Aber dann fing ich an in einem hobbynahen Forum zu posten, landete da irgendwann im Chat und machte gleich mehrere Freunde. Bis auf einen der in der Nähe wohnte und den ich auch so ab und zu sah, vebrachte ich erstmal Jahre damit alltäglich mit denen zu chatten, halt das typisches Freundesgelaber, aber erstens ist das schonmal etwas und vertreibt ggf. auch Einsamkeit falls man welche haben sollte und zweitens trifft man sich wenn man will dann dennoch irgendwann.
Bestimmte IRC Channels oder Discordsachen sind gut (bei mir wars auch ein IRC), natürlich müssen sich Freundschaften und co. entwickeln aber das merkt man meist, auch übers Internet. Kann natürlich auch sein dass man in einen guten Channel geht und dennoch mit niemandem so 100% auf einer Wellenlinie schwingt, oder es kann sein dass man welche findet die aber am anderen Ende der Welt wohnen. Aber da du ja praktisch niemanden hast wären auch Gesprächspartner bestimmt was Gutes, also wenn du sowas überhaupt willst. 
Gibt ja auch viele die aus Prinzip keine Chatfreunde haben oder wollen.

Ich glaube die größte Einsamkeit auf der Welt ist die, die man dann spürt wenn man unter Leuten (mehreren oder einer/m) ist. 
Also das was do anfangs erwähnt hattest.

Ich bin wohl ein bisschen das Gegenteil der meisten Diskussionsteilnehmer.

Ich habe 2 Kinder und eine liebe Lebensgefährtin, eine aktive Familie und auch noch viele Freunde und viel Ansprache bei meiner Arbeit.

Das ist schön, ich möchte nichts davon missen, das ist aber auch viel. Ich habe so gut wie nie 1 Minute für mich, obwohl ich mir das wünschen würde.

Ich kenne auch andere Zeiten in meinem Leben, in denen ich zwar verheiratet, aber dennoch völlig alleine war.

Im Vergleich gefällt mir das buntere Leben deutlich besser, stressärmer ist es aber sicher nicht. Manchmal hätte ich gerne Zeit für mich, aber dann denke ich an graue Jahre der Vergangenheit zurück uns sage mir: Drauf geschissen.

@sacredheart

Meine Erfahrung als "Familienvater": Jeder schafft sich seine Hölle selbst. Familie ist nun mal leider ein 24/7-Job.
Zeit für mich selbst habe ich dann, wenn ich tot bin. Ewig viel Zeit.

@Doors

Das ist schon so, aber ich erlebe dies keineswegs als Hölle. Ich bin sehr gerne Familienvater und kein Eremitentyp.
AB und zu habe ich aber den Wunsch nach Abgeschiedenheit und Ruhe (für einige Stunden). Man kann halt nicht alles haben.

Ich war jahrelanger Zeit Einzelgänger gewesen.
Aufgrund ich gerne Narzisstisch war / noch bin, jedoch hat es sich in letzten Jahren ein Wandel inn mir gegeben. Was der Ausschlag dazu war, kann ich moment nicht zielsicher sagen.
Bin Grad in meiner Garage und hab mächtig viel durst.

Grüße aus Ostfriesland

@Knallrasen


ah interessant.
Wie war denn dann die Umstellung für dich? Also is ja sone Sache wenn man es schon jahrelang gewohnt ist bzw. man dann auch immer älter wird, ist eine Umstellung meist schwieriger.

Wie war es da bei dir?

@knopper

Hallo.
Darüber müsste ich etwas detaillierter beschreiben..
Werde gegen spät nachmittag auf deiner Frage genauer beantworten..
Kann dir nur soweit schon mal sagen, man muss sehr hart und duldsam an sich arbeiten..

Bin Grad in meiner Garage. .
Aufräumen und paar Charlies trinken..

Ich komme darauf nochmal zurück.

thropmisan schrieb am 29.05.2017:Gibt es hier Leute die sich dazu entschlossen haben - freiwillig als Einzelgänger zu Leben? Seid ihr zufrieden mit eurer Entscheidung? Würde mich gerne austauschen. Was waren eure Beweggründe? Seid ihr Zufrieden? Vorteile? Nachteile?

Seit Jahren führen ich mein Leben alleine. Soziale Kontakte reduziert auf ein Minimum. Hier und da mal eine verzweifelte Frau zum austausch von Zärtlichkeiten, alle paar Monate mal auf ein Bierchen in der tollen Welt mit einem Arbeitskollegen, ab und zu mal Kontakt zu den Eltern, der Rest spielt sich größtenteils alleine ab, abgewandt von allen inkl. der Familie.

Außerdem interessieren mich die Meinungen von Leuten mit Normalen/Großen Sozialen Umfeld die immer Leute für ihre Bespaßung, Probleme, usw im Umkreis haben.

Oftmals wird der Einzelgänger ja belächelt - Aber warum?

Ich denke man führt alleine das bessere Leben.

Grüße an Alle.

Ich denke es hängt vieles von der Persönliche Geschichte ab wie gut man alleine Leben kann. Jedoch sind 80% eher möchte gern Einzelgänger, die eher aus Selbstschutz sich zurückzogen aber insgeheim doch Bindungen sehen. Allgemein ist der Mensch ein soziales Tier. Erst in Gruppen konnte es überleben und weiter entwickeln. Alleine kann ein Mensch schwer sich Hilfe besorgen, Trost finden, Schutz bekommen usw. Ich kann überhaupt nicht allrin, da ich mich leer fühle ohne einen geliebten Menschen, ich brauche jmd um mich um nicht verrückt zu werden.

ich würde mich dazurechnen

@thropmisan

Es gibt Zeiten, da bin ich gern allein,
es gibt Zeiten, da bin ich gern zu Zwein.
Steht mir der Sinn nach ganz viel -
dann auf ins Gewühl.

Schön, wenn man die Wahl hat.

Ich lebe mein ganzes Leben schon mit wenigen Kontakten und bin zufrieden, aber eben auf diese möchte ich nicht verzichten.
Deshalb wäre vollkommene Abgeschiedenheit nicht meins. Außerdem finde ich es spannend neue Leute kennen zu lernen
und ihre Sichtweise zu hören, das mache ich teilweise auch über Internetbekanntschaften, aber reden face to face finde
ich unvergleichlich.
Unmengen an Leuten oft zu treffen fände ich aber auch unangenehm, da Ansammlungen von Leuten und gerade Discos, etc. mir
zu viel Kraft rauben und die Lautstärke finde ich anstrengend. Finde auch, dass in großen Gruppen oft keine Gespräche entstehen,
bei denen man wirklich was von der Person erfährt.
Ist eine schöne Sache mit jemanden seit vielen Jahren befreundet zu sein und sich regelmäßig auszutauschen. Das ist dann
für mich auch eine lohnenswerte Beziehung, oberflächliche Freundschaften interessieren mich nicht und deshalb fallen
schon viele Leute raus.
Ob freiwillige Einzelgänger das bessere Leben führen ist schwer zu sagen, ist ja alles eine subjektive Sache. Aber ich finde es toll,
gewisse Momente mit jemanden geteilt zu haben und sich zusammen an manches erinnern und darüber
reden zu können.

Ich selbst führe auch sehr oft ein Leben als Einzelgänger. Ab und zu gehst du vielleicht mal mit einen Studentenkollegen raus und unternimmst was. Ansonsten habe ich keine echten Freunde, sondern eher nur Bekannte, mit denen du gemeinsame Ziele (Erfolg im Studium, gemeinsame Hilfsrprojekte und Fitness) verfolgst, aber nicht wirklich etwas zwischenmenschliches zusammen machst.

Ich hatte auch bisher noch keine Beziehung, da ich zum einen nichts davon halte, wenn sie zeitlich begrenzt ist und zum anderen aber eher eine Beziehung haben möchte, die für die Ewigkeit gelten soll. Ich bin aber auch erst 25 Jahre alt, weshalb ich denke das ich früher oder später eine Frau an meiner Seite haben werde.

Manchmal hätte ich echt jemanden, der mir mit Rat und Tat zur Seite steht. Man hat zwar die Familie, aber manchmal ist es ermüdend, das man sich dann immer an die Familie wenden muss, wenn man Probleme hat. Manchmal will man seine Probleme nicht mit seiner Familie teilen.

Aber so ein Leben ohne äußerliche Einflüsse habe ich grundsätzlich nicht. Ich denke, das hier jeder nicht von sich behaupten kann, ein "vollkommener" Einzelgänger zu sein. Es gibt immer jemanden, an den man sich wendet oder seine Probleme vielleicht teilt. Das wir
hier jetzt miteinander diskutieren, schätze ich auch als etwas zwischenmenschliches ein.

Grundsätzlich sehnt sich ein Großteil der Menschen nach Beziehungen, sei es im realen Leben oder im social media. Das social Media ist sehr oft ein Ersatz, um doch irgendwie Kontakte zu knüpfen. Bestimmt ist es schon eine Menge User passiert, das hier in Allmy jemand fremdes sie anschreibt und ein bisschen plaudern will.

Senfgurke schrieb:Ich denke, das hier jeder nicht von sich behaupten kann, ein "vollkommener" Einzelgänger zu sein. Es gibt immer jemanden, an den man sich wendet oder seine Probleme vielleicht teilt. Das wir
hier jetzt miteinander diskutieren, schätze ich auch als etwas zwischenmenschliches ein.

Das wäre jemand der einsam in den Bergen wohnt, seine Rüben selber pflückt und sich im Fluss mit Moos wäscht. Keinerlei Kontakt zu irgendwem.
Was es hier aber sicherlich gibt sind Leute die sich die meisten unnötigen zwischenmenschlichen Dinge ersparen weil sie davon genervt sind.

Das Wort Einzelgänger hat auch diesen negativen Beigeschmack, dabei heisst das für mich nichts anderes als dass jemand ohne Schwierigkeiten alleine zurecht kommt.

Manchmal stelle ich mir vor wie es ist in der Arktis stationiert zu sein um irgendwelche Bodenproben zu entnehmen, ob ich mit dieser völligen Einsamkeit zufrieden wäre.

Auch habe ich das Gefühl dass ich zu leicht zu begeistern bin, eine gute Serie, Topf Schokoladeneis und ich bin absolut zufrieden, das Verlangen nach Gesellschaft ist da kaum vorhanden :troll:

Ataraxie schrieb:Auch habe ich das Gefühl dass ich zu leicht zu begeistern bin, eine gute Serie, Topf Schokoladeneis und ich bin absolut zufrieden, das Verlangen nach Gesellschaft ist da kaum vorhanden

Hahahaha :) das denk ich von mir manchmal auch :popcorn:

Ich bin schon immer gerne allein gewesen, war schon als Kind gerne alleine mit meinen Gedanken und meinen kreativen Interessen. Ich schätze aber auch gute Kontakte, nur leider habe ich derzeit keine. Schon seit ca. 8 Jahren nicht mehr.

Früher hatte ich einen kleinen, aber feinen Kreis an Freunden, mit denen ich auf einer Wellenlänge war. Wir konnten sowohl tiefgehende Gespräche über verschiedenste Themen führen als auch gemeinsamen Hobbies nachgehen oder uns so richtig kaputt lachen.

Leider sind diese Kontakte alle irgendwann abgebrochen, und heute kenne ich nur noch Leute, die sich nur für oberflächliche Themen interessieren (oder eigentlich für gar nichts so richtig) und deren Interesse daran sowieso nach spätestens zwei Sätzen erlischt. Darunter leide ich viel mehr als am Alleinsein.

Geselligkeit nur um der äußerlichen Geselligkeit Willen gibt mir gar nichts. Zusammenhocken, hohle Phrasen dreschen und Gespräche ohne echten Inhalt führen laugt mich nur aus.